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der Dreimiddreitzigstcr Jahrgang 23. In» 1881 Sonnabend Amtsblatt der Königtichen Gerichtsbehörden und städtischen Behörden zu Uulsnitz und Königsbrück. gemein über die definitive Gründung der französischen Republik, über die Eintracht ihrer neuen Nationalhelden und über die Vollendung der Heeresreorganisation, die französische Republik wurde als die solideste und beste Staatsgründung bejubelt und das französische Heer als das erste und beste der Welt gerühmt. In den letzten sechs Monaten erfuhren die Franzosen aber doch, daß in dieser Beziehung Einiges anders sei, wie sie glaubten. Unter den Republikanern der leitenden Parteien zeigte sich eine große Spaltung, und Gambetta, der schon auf dem Wege war, der neue französische Nationalgott zu werden, erlitt in der Kammer zwei empfindliche Nie derlagen und die so ruhmreich wiederhergestellte fran zösische Armee konnte während des tunesischen Feldzuges nicht nur keine Lorbeeren pflücken, nein, sie zeigte sich während desselben und auch hei den nachfolgenden Aus ständen in Algier als eine noch recht unbeholfene Maschine. Doch merkwürdiger Weise haben die Franzosen diese Enttäuschungen ohne große Bitterkeit hingenommen, sie freuten sich an ihrem Nationalfeste fast ebenso wie im vorigen Jahre und es will uns deshalb scheinen, daß die Franzosen jetzt mehr Freude an Ruhe und Frieden als an politischen und militärischen Erfolgen hätten, was offenbar kein Nachtheil für das Völkerglück wäre. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. Zeitereignisse. Pulsnitz, 22. Juli. Am Mittwoch Abend brannte infolge Blitzeinschlages das Wohnhaus des Schankwirthes Guhr in Friedersdorf vollständig nieder und nur der anstrengenden Thätigkeit der Pulsnitzer freiwilligen Feuerwehr, sowie anderer Mannschaften, ist es zu danken, daß die dicht neben dem Hause stehenden Scheunen nicht ebenfalls ein Raub der Flammen wurden. Fast zu gleicher Zeit war ein anderer Feuerschein zu bemerken und soll, wie man hörte, das Haus des Bandwebers Berndt in Gersdors abgebrannt sein. — Am Donnerstag früh wurde die freiwillige Feuerwehr abermals allarmirt, doch war es diesmal glücklicherweise blinder Feuerlärm. Es hatte nämlich ein Gutsbesitzer, welcher am Eierberge Grundstücke besitzt, Quäcken angebrannt und der davon entstehende Rauch gab zu der Annahme Veranlassung, am gedachten Ort sei ein Waldbrand entstanden. Der Stadtrat h. Schubert. Erscheint: Mittwoch» und Sonnabend». Abonnementspreis: leinjchliesilich des jeder Sonnabend-Nummer beilicaenden Sonntagsblattes) Vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. Anscrate werden mit 10 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags » Nhr hwr aufzugeben. Der Stadtrat. Heinze. Die sich zum Zwecke der Legung einer doppelten Nöhrcnlcitung in der Länge von ca. 2Ü0 Meter von dem Scheuncnhos aus bis an die Ohorner Straße nöthig machenden Erdarbeiten, sowie die Legung dieser Röhrenleitung selbst sollen an den Mindestfordernden vergeben werden. Bewerber werden hiermit aufgefordert, sich in dem auf Montag, den 25. dss. Mon., Borm. 11 Uhr, anberaumten Termine im Seffionszimmer des Rathhauses einzufinden. Auswahl unter den Bietern bleibt Vorbehalten. Pulsnitz, am 22. Juli 1881. Ans Antrag der Erben des verstorbenen Gasthofsbesitzers Friedrich Ferdinand Gebler in Großröhrsdorf soll das zu dessen Nachlaß gehörige Grund stück No. 232 6. des Brand-Catasters, Parzelle No. 213 des Flurbuchs, No. 690 des Grundbuchs für Großröhrsdorf erbtheilungshalbey, jedoch freiwiM und unter Vor behalt des Zuschlags von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgericht Freitag, den 5. August 1881, 11 Uhr Bormittags, an Ort »nd Stelle öffentlich versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den Anschlag an der Gerichtstafel andurch bekannt gemacht wird. Erstehungslustige werden ersucht, zum Zwecke näherer Auskunst sich an den Färbermeister Emil Julius Gebler in Großröhrsdorf zu wenden. Pulsnitz, am 19. Juli 1881. Königliches Amtsgericht. vr. Krenkel, A.-R. Geschäftsstellen Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen-Bnreaus Haasen st ein L Vogler u. Jnvalidendank. Leipzig: Rudolph Mosse. Pulsnitz. Neber das bereits in letzter Nummer kurz gemeldete Schadenfeuer in Seligstadt entnehmen wir den „Dr. Nachr." noch Folgendes: Zwei Feuerwehr leute verbrannt. Am Dienstag, den 19. d., Vormittags halb 12 Uhr kam in dem Gemeindehausc zu Seligstadt bei Stolpen Feuer aus, wodurch das Zieschank'sche Erb gericht, 2 Bauergüter und mehrere Häuslerwohnungen total eingeäschert wurden; es werden im Ganzen 7 Brandstellen gezählt. Leider ereignete sich dabei ein schreckliches Unglück, indem der Schlossermeister Kamann aus Stolpen, welcher als Spritzenmeister fungirte, sowie der Feuerwehrmann Haufe aus Großröhrsdorf beim Zu sammenbrechen des,brennenden Erbgerichts unter den Trümmern begraben wurden. Dieselben wurden nach 3 Stunden fast verkohlt in der Brandstätte aufgefunden. Der Feuerwehrmann Haufe hinterläßt eine Frau mit 6 unmündigen Kindern. Wie man hört, ist das Feuer durch Kinder verwahrlost worden. Königsbück, 11. Juli. Heute Nachmittag wurde aus der Cementstein-Waaren-Fabrik des Bauunternehmers Carl Krause hier ein großer Waffertrog von Cementstein, welcher gegen 2500 bis 3000 Liter Wasser faßt, auf einen Wagen geladen und zur Ablieferung durch die Stadt gefahren. Dieser Gegenstand erregte hier und auswärts viel Aufsehen. Alle drückten ihre Besriedigung au dieser Cemeutstein-Masse aus, und man wunderte sich, daß überhaupt solche Gegenstände daraus gefertigt werden können. Königsbrück, 18. Juli. Der „L. Z." schreibt man von hier: Vergangene Woche waren hier zwei Ingenieure aushältlich, welche im Auftrage der Kgl. Regierung die Vermessung der Linie: „Königsbrück, Radeburg, Moritz burg und Radebeul'' bewirkten. Wie glaubwürdig ver lautet, will hierdurch die Kgl. Regierung auch den Petenten (aus Radeburg rc.) für diese Linie gerecht werden, nun nochmals den bez. Sachverhalt zu prüfen. Ob wir nun mit Dresden die kürzeste Eisenbahnverbind ung über Okrilla und Klotscha oder auf Umweg über Radeburg, Moritzburg und Radebeul erhalten werden, bleibt demgemäß noch eine offene Frage. 6r. Kamenz. Das in den Tagen vom 16. bis zum 18. Juli hier abgehaltene 2. Gauturnfest des Turngaues der nördlichen Oberlausttz, verbunden mit dem 8. Jahres- Montag, den 25. Juli e., nachmittags 7 Nhr, sollen im hiesigen Schützenhansc die dicsjähngen Obstnutzungen am Hospital- und Gräfenhainer Wege unter den im Termine bekannt zu machenden Bedinaunaen an den Meistbietenden verpachtet werden. . , ' "" "» Königsbrück, am 18. Juli 1881. / / f - / X Ä von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder 1-1111^^ Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. kxp6lii1l0N l>68 ^lMt8blLtik8. Zum französische» Rationalfeste. Es ist eine eigenartige Sache um das Nationalfest der französischen Republik, zum Andenken an die Erricht ung der ersten großen Republik, die mit dem am 14. Juli 1789 stattgefundenen Bastillensturme eingeleitet wurde, hat man das Fest nun zum zweiten Male unter der neuen französischen Republik begangen, doch ist das "est der Republik deshalb nicht anders als wie die ationalseste der napoleonischen Kaiserreiche und des uli-Königthums. Die Franzosen, vor allen Dingen der die Pariser, sollen amüsirt werden, denn Paris bc- ^eutet ja auch unter der Republik noch ganz Frankreich, .md den Parisern und allen Franzosen, die aus der Provinz nach der Seinestadt kommen, einen großen Freudentaumel zu bereiten, darauf lief auch der Zweck des letzteren am 13. 14. und 15. Juli begangenen fran zösischen KationalfesteS hinaus. Das Programm für das Natwnalfesi lautete: Große Militärparade, unent geltliche Vorstellungen in allen Pariser Theatern, freie Eoncerte, öffentliche Bälle, Illuminationen, Feuerwerk, Blumen- und »ahnensch,nnck. Das Fest war auch dies mal herrlich und einzig in seiner Art und der sprudelnde französische Nationalgeist schäumte förmlich über, was sie Lust und Freude anbetraf, zumal ja die Staatskasse md die Gemeindekassen einen Haupttheil der Unkosten >eS Nationalfestes trugen und Alle. Alle, auch die Aerm- ten, daran Theil nehmen konnten. Sollen wir aber sie politische Bedeutung des letzten französischen National- estes, characterisiren, d. h. die Bedeutung, welche diese feier für das französische Staatswesen hat, so müssen ür nur sagen, daß dieselbe in einem gewissen Gegen- rtze zu dem Festrausche steht. Die Franzosen und die larifer zeigten allerdings an ihrem Nationalseste eine «roße Freude, doch vergebens suchte man in ihnen einen großen erhabenen Gedanken, der ihr Herz bewegte und wegen welchen ste die Freude zeigten, es war eben nur die Freude an der Freude, welche die meisten Franzosen empfanden, denn diejenigen Crrungenschasten, welche beim Nationalfeste im vorigen Jahre de» Franzosen das Herz sehr schwellen machten, erscheinen ihnen gegenwärtig doch nicht so über alle Zweifel erhaben. Am vorigen Nationalseste freuten sich die Franzosen bekanntlich un- MockcnlflM für Pulsnitz, König!,brück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend