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WockeMott für Pulskitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: Mittwoch» und Sonnabends, AbonnemnUSpreis: (emschl. des jeder Sonnabend - Nr. beiliegenden Smmtagsblattes) Vierteljährlich tj Mark. Inserate werden mit io Pfennig,» für den li?um einer gespaltenen CorpuS- Zeile berechnet u. sind bis spätesten! Dienstags und Freitags Vormittag- v Uhr hier ««srugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. — s EinuMrcißiMcr Jahrgang. Buchdruckerei von Lr-Swig Forster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Beklag von Maul Weber in Pulsnitz. Geschäftsstellen für Königsbrück: bei Herrn Kaufmann R. Tschersich Dresden: Annoncen Bureau'S Haasenstein L Vogler, In. validendank, W. Saalbach. Leipzig: Rudolph Mosse, Haasenstein L Vogler. Berlin: Eentralannoncenbureau für sämmtliche deutsche Zeitungen. Auswärtige Aluroncen-AuftrUe von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. Wxpsü .M 103. 24. December 1878 Mittwoch. Zeitereignisse. Pulsnitz. Wir machen nochmals darauf aufmerk sam, daß der liturgische Gottesdienst, welcher am 1. Weihnachtsseiertag in hiesiger Kirche abgchalten wird, nicht wie sonst der Nachmittagsgottesdienst ,j2 Uhr, sondern erst nm I Uhr seinen Anfang nehmen wird. Pulsnifz M. S. In der Nacht vom 20. zum 21. d. M- entleibte sich in seiner Wohnung der 34 Jahr alte Vaudweüer Friedrich Wilhelm Hermann Körner, Vater 4 noch unerzogener Kinder, Schwermuth dürste jedenfalls die Veranlassung zu diesem Schritte gewesen sein, Dresden, 23. Decbr. Der Austrieb vom gestrigen Schlachtvichmarklc bezifferte sich mit 350 Stück Rindern, 373 Ungar-, 6 Walachen- und 681 Landschwcinen, 1034 Hammeln und 450 Kälbern. Das Verkaussgeschüft ge staltete sich mit alleiniger Ausnahme in Hammeln, welche auffällig vernachlässigt wurden, in allen Schlachtthicr- forten recht lebhaft, 'da ziemlich viel kauflustige hiesige und auswärtige Fleischer gekommen waren. Wie immer vor Festzeiten, wurden auch diesmal wieder beste Rinder besonders gefragt und zogen im Preise bis auf 69 und 70 M. pro Ctr. Schlachtgewicht an. Leider aber ge nügte das vorhandene Quantum dem vorliegenden Be dürfe nicht ganz und mußte mancher Fleischer schließlich zur stark vertretenen Mittclwaare greifen, die 54 bis 57 M. kostete, während geringe Stücke 42 M. galten. Ein Posten englischer Lämmer wurde pro Paar zu 50 Kilo Fleisch mit 63, jenes der Landhammel in derselben Schwere mit 57 und das Paar Ausschußschöpse mit 30 M. bezahlt. Für den Ctr. Schlachtgewicht von Land- schweinen eugl. Kreuzung wurden 54 und von Schlesiern 48 M. bewilligt, indeß der Ctr. lebendes Gewicht von Mecklenburgern 50 bis 52, von Bakonicrn 47 und 48 und von den wenigen vorhandenen Walachen 45 M. kostete. Bei Mecklenburgern und Bakoniern bewilligten die Händler 40 bis 50 und bei Walachen 40 bis 45 Pfund Tara. Kälber sanden bessere Abnahme als aus allen vorwöchigen Hauptmürkten und bezahlte man das Kilo Fleisch jo nach Qualität der Stücke mit 80 bis 95 Pfennigen. Am Schluß des Marktes zeigten sich nur in geringeren Rindern, sowie in Hammeln Ueberstände. Der nächste Kleinviehmarkt findet erst am Freitag den 2. Januar statt. Beim letzten Kleinviehmarkte, welcher sehr gut besucht war, standen 27 Rinder, 215 Schweine, 77 Hammel und 209 Kälber zum Verkauf. Das Ver- kaussgeschäft verlief mit Ausnahme von dem in Rindern, welche nicht abzusetzen waren, ziemlich flott und wurden Schweine zu Montagspreisen rasch umgesetzt, während Kälber der bevorstehenden Feiertage wegen nicht unbe deutend im Preise stiegen. — Wie das Dr. Jorn. mittheilt, ist das Opfer des Helbig'schen Raubanfalls in Dresden, die verw. Pfand leiherin Jahn, in der Nacht zum 19. Dec. gestorben, ohne daß die arme Frau wieder zum Bewußtsein und demnach zu Aeußerungcn über den Vorgang gekommen ist. — Nach weiterer Kenntnißnahme von dem Um fange des im Brückenbergschachte zu Zwickau stattgefundenen Unglücksfalles und des durch die Zwickauer Behörden konstatirten Nothstandes hat König Albert zur Linderung des letzteren der vom Dresdener Comitce veranstalteten Sammlung einen anderweiten Beitrag von 2000 Mark gewährt. — Anläßlich des gräßlichen Grubenunglücks bei Zwickau wird das Neichshästpflichtgesetz vom 7. Juni 1871 zum ersten Male auf eine ernste Probe gestellt. Das Gesetz, welches gerade früheren Massen-Verunglück ungen beim Bergwerksbetriebe in Westfalen und Sachsen die Entstehung verdankt, setzt in Paragraph 2 die Haft pflicht des Bergwerksbesitzers für den Fall fest, daß, „eins zur Leitung oder Beaufsichtigung des Betriebes oder der Arbeiter angenommene Person durch ein Verschulden in Ausführung der Dienstverrichtnngen den Tod oder die Körperverletzung eines Menschen herbeigesührt hat." In dem Zwickauer Falle ist nach den bisherigen Untersuch ungen das Unglück in Folge der Beschädigung des Wetterscheiders entstanden und dadurch, daß der Be trieb trotzdem nicht sistirt wurde, wofür entweder der Steiger oder die Direktion selbst verantwortlich zu machen sind. Die Steiger würden in diesem Falle im Sinne des Paragraph 2 des Haftgesetzcs „beaufsichtigende Per sonen" sein und würde somit für den Brückenberg-Stein- kolflenbauvcrcin eine haftpflichtgesetzliche Entschädigungs- Verbindlichkeit vorlieqen, bezüglich welcher der Kohlen bauverein bei der Allgemeinen Unfall-Versicherungsbank in Leipzig versichert ist. Es wird sich nun fragen, ob das genannte Versicherungsinstüut seine Verbindlichkeit anerkennt oder der Weg des Prozesses beschritten werden muß. In letzterem Falle wäre der Ausgang nicht leicht abzusehen. Schon im Reichstage wurde bei Berathung des Haftpflichtgesetzes von Sachverständigen des Berg baues bekundet, daß bei jedem erheblichen Unglück der Beweis des Verschuldens der Aufsichtsbeamten in den meisten Fällen unmöglich ist. So sprach sich der Ober bergrath Ulrich im Reichstage geradezu dahin aus, „das Gesetz in seiner jetzigen Fassung bleibe für den Bergbau ein todter Buchstabe und vollkommen unbrauchbar." Hoffentlich verwirklicht sich dieser Mißerfolg des Gesetzes an dem Zwickauer Unglück nicht, andernfalls müßte die Gesetzgebung sich für künftige Eventualitäten durch eine Verschärfung des Haftpflichtgesetzes ins Mittel legen, was den an den Unfallversicherungs-Gesellschaften auf Gegenseitigkeit betheiligte Industriellen sehr unerwünscht sein muß und schon deshalb eine koulante Praxis nahe- legcn sollte. — Die Leipziger Universität zählt laut amtlicher Zusammenstellung der Frequenz zur Zeit 3227 Studirende, also 291 mehr als im Sommer. Unter den 3227 Jmma- triculirten befinden sich 1095 Sachsen und 2132 Nicht sachsen. Aus dem Reiche stammen von Letzteren 1819, darunter wieder 1267 aus Preußen. Die Facultäten haben folgende Frequenzziffera aufznweisen: Theologie studiren 423, Jurisprudenz 1057, Medwin 423, Philo sophie 1324. Außer den wirklich Jnscribirten giebt es noch eine größere Anzahl zum Besuche von Vorlesungen ermächtigter Personen ohne Matrikel, und zwar 118, so daß mit Hinzurechnung derselben die Gesammtsumme der Hörer überhaupt die Ziffer 3345 erreicht. Aus dem Reiche stammen 2914 Studirende, aus dem europäischen Lande 249, aus Außereuropa 64 Studirende. Berlin. DcrAussichtsrath der Kaiser-Wilhelms-Spende macht jetzt die Versicherungsbedingungen bekannt. Die Zinsen des Grundkapitals sollen zur Deckung der Ver- waltungskosten dienen, um die Versicherung möglichst Vor theilhaft zu gestalten. Die Anstalt soll den minder be mittelten Klaffen die Möglichkeit bieten, Fürsorge für die Zeit der Alters und der Arbeitsunfähigkeit zu treffen. Sie faßt namentlich den Arbeiterstand ins Auge, aber auch für Beamte und Geistliche ist sie bestimmt, außer dem auch für Kaufleute, Handwerker, Bürger und Bauern, die sowohl für sich selbst, als auch für ihre Witwen und Kinder sorgen können. Die Anstalt nimmt Einlagen von 5 an; durch jede Einlage wird eine gewisse Rente zugesichert. Die Einlagen können für junge Kinder und Leute bis zum siebzigsten Jahre gemacht werden. Auch können die Einlagen nach fünf Jahren gekündigt und mit 2pCt. zurückgezahlt werden. — Aus Bayern. Aus dem Fichtelgebirge wird ge schrieben: Die Weberei geht jetzt so flau, daß sie gegen früher kaum ein Drittheil Beschäftigung gewährt und sind dazu die Löhne aufs Aeußerste herabgevrückt. Zahl reiche aus 5 bis 8 Personen bestehende Familien sind schon seit Wochen auf weiter nichts als einen Arbeiter verdienst von 50—80 per Tag angewiesen und bei Einigen steht cs noch schlimmer. Was aber die Noth am Meisten erhöht, ist der bedauerliche Umstand, daß seit Jahren der Kartoffelbau — hier die Hauptnahrung der meisten Bewohner — gänzlich mißrathen ist. — Die „Deutsche Ztg." meldet: „Das Kriegsmi nisterium hat die Reorganisation der Gebirgsartillerie angeordnet. Die Gebirgsbatterieen werden von der Festungsartillerie getrennt und mit der Feldartillerie vereinigt. Je eine Gebirgsbatterie wird in den Stand eines Feld - Artillerie - Regiments eingethcilt werden. Danach werden in Zukunft statt drei fünfzehn Gebirgs batterien bestehen. Die Zahl derselben kann im Kriege verdoppelt werden. Die Durchführung dieser Reorgani sation ist für den 1. Januar 1880 angeordnet. Paris, 22. Decbr. Sämmtliche Minister waren gestern bei dem Konseilspräsidenten Waddington ver sammelt, unterzeichneten daselbst ihre Demisionsgesuche und übersandten dieselben dem Präsidenten Grevy. Mit der Bildung des neuen Kabinets ist Freicinet beauftragt worden. Petersburg. Das „Journal de St. Petersbourg" erklärt die Meldung des „Daily Telegraph" von der angeblich geplanten Entsendung einer persischen Gesandt schaft nach Europa, wegen der Atrekgrenze mit dem Hinzufügen für unrichtig, daß die Regierung des Schab nicht daran denke, Rußiand das Recht zu der im letzten Sommer vorgenommenen Expedition in das Atrekgebiet streitig zu machen. — Dem Fürsten Gortschakoff ist es ersichtlich sehr peinlich, gleich mit seinem ersten diplomatischen Debüt nach der Rückkunft einen Mißerfolg gehabt zu haben. Trotzdem es als ein offenkundiges Geheimniß gilt, daß der russische Reichskanzler mit seinem Vor schläge, die Mächte sollten gemeinsam bei der Psorte zu Gunsten Montenegros iuterveniren, Fiasko gemacht hat, sucht heute das Gortschakoff'sche Organ, das „Journal de St. Petersbourg", den Abfall dadurch zu v:rde-keu, daß es meldet, „alle Mächte ät! i bei der Pforte leb hafte Vorstellungen gemacht mmit die Stipulationen des Berliner Vertrages in Bezug auf Gussinje und Plawa nicht länger ein todter Buchstabe blieben." Es ist möglich, daß die Signatar-Mächte diesen Schritt sür sich unternommen haben, jedenfalls geschah es nach allen bisherigen glaubwürdigen Mittheilungen nicht unter Führung Rußlands, wie es Fürst Gortschakoff erhofft hatte. — Es sind Nachrichten aus Petersburg eingetroffen, nach welchen die Turkmenen seit der Niederlage bei Geok Tepe die Offensive ergriffen und mehrere erfolg reiche Einfälle in die russischen Niederlagen am Kas pischen Meere gemacht haben. Kürzlich noch haben sie aus einer Ansiedelung zwanzig Kameele fortgetrieben; auch haben sie die Verbindungen zwischen den vorge schobenen Forts und den Lagern der Russen unterbrochen, so daß der Letzteren Stellung gefährdet wird, da sie nicht hinreichend mit Vorräthen versehen sind. Man er wartet sogar, daß die Turkmenen Tschikislar angreifen werden, da starke Truppen von berittenen Nomaden mehrfach in der Nachbarschaft gesehen worden sind. Nie mand wagt sich weit aus dem Orte heraus. Ein Theil der Garnison machte kürzlich eine Necognoscirung nach Osten, traf aber nur auf Spuren von Verwüstungen nach jeder Seite. — Die Capelle, die zum Andenken an die Errett ung des Kaisers aus drohender Lebensgefahr im Jahre 1867 in der zweiten Straße der Peski erbaut worden ist und am 18. December eingeweiht werden sollte, ist, wie man aus Petersburg meldet, in der Nacht zum 13. in Brand gesteckt worden, London. Die „Morning - Post" meldet aus St. Petersburg: Gen.-Adj. Drentelen habe demisfionirt. Die russische Polizei entdeckte eine nihilistische Geheimdruckerei in St. Petersburg, welche aufrührerische Schriften ver breitete. Ein Attentat auf den Gouverneur von Moskau mittels Petardensprengung mißglückte. London, 19. December. Die heutigen indischen De peschen melden übereinstimmend in Bezug auf die Situa tion auf dem afghanischen Kriegsschauplätze, ein Entsatz des Generals Roberts sei vorerst unthunlich, da die feind lichen Bergstämme massenhaft die Wege versperrten, zu