M unsere Keeunüe. Vom Präsidenten der Deutschen Gladiolen-Gesellschaft I. Raecke, Hemsdorf. Seit jeher liebe ich die Blumen. In srüheren Jahren habe ich mich als Liebhaber mit der Pflege und Züchtung der schönsten Nelken beschäftigt, dann mit Rosen, später mit Dahlien, und seitdem ich Gladiolen anbaue, hat mich die Leidenschaft für diese Kinder der Flora erfaßt. Am 5. August 1929 war ich gelegentlich der „Gruga" in Essen bei der Gründung unsrer Gesellschaft tätig, und nun trete ich, aus der Überzeugung, für eine hehre Sache zu werben, für die Förderung des Anbaues dieser schönen und eigenartigen Pflanzenart ein. Welche Eigenschaften machen die Gladiole angenehm? Zunächst die Einfachheit ihres Anbaues? Sie ist in ihrer ursprünglichen Herkunft ein Kind der Steppen des südlichen Afrikas nnd wächst deshalb ohne Beanspruchung besonderer Pflege in jedem Garten; sie will nur Licht und Sonne haben. Die abgeblühten Knollen sind ohne Schwierigkeit frostfrei und luftig aufzubewahren und für das kommende Jahr wieder zum Aus pflanzen zu benutzen. Hat man also erst einmal einige schöne Sorten in der Hand, so kann man sie auf lange Jahre ausnutzen. Außerdem setzt die alte Knolle eine größere oder kleinere Menge Brutzwiebelchen ab, die sich ebenfalls wieder zu neuen Pflanzen heranziehen lassen, so daß auch eine Vermehrung nicht schwer ist. Wir ersehen, die Kultur unsrer Gladiole ist äußerst einfach. Das xobuste Wachstum, die Widerstandsfähigkeit gegen Wetter und tierische und pflanzliche Feinde, die Schönheit der Blüte wird der Gladiole mehr und mehr zu einer Volkstümlichkeit verhelfen. Sie ist eine farben prächtige Schnittblume mit größter Haltbarkeit und einem Nachleben in der Vase, das einzigartig ist. Auch die gute Versendbarkeit der Blüten stiele auf weite Entfernungen ist eine hervorragende Eigentümlichkeit. Die neuesten Schlager unsrer deutschen Gladiolenzüchter zeigen eine Erlesenheit und Entfaltung der Erscheinung, die den Höhepunkt aller Schönheit erreicht. Man soll als empfindender Mensch diese wunderbaren Schöpfungen unsrer Pflanzenkünstler erwerben, um bei Entfaltung der Blüte eine göttliche Freude im Garten oder im Zimmer genießen zu können. Nun kann man einwenden, daß den herrlichen Blumen jeder Duft fehlt. Viele wünschen ihn zum vollkommenen Genuß. Es bleibt deshalb Aufgabe der Züchter, auch den Anforderungen nach dieser Richtung ent gegenzukommen, denn die Möglichkeit liegt vor, mit wohlriechenden botanischen Arten eine Bastardierung vorzunehmen und den Faktor „Wohl geruch" in der aufspaltenden Generation herauszulesen. Diese Aufgabe wird zunächst schwer erscheinen, aber die Vererbungslehre zeigt uns, daß dieses Ziel unbedingt zu erreichen ist. Wir brauchen nur zu bedenken, welche Umwandlung der wildwachsenden und unscheinbaren Ureltern in die jetzigen wunderbaren Kulturformen der züchterischen Arbeit gelungen ist. Deshalb muß sich auch zu der Schönheit der Duft paaren lassen. Man findet auch in der Literatur den Hinweis, daß es früher gefüllte Blüten bei den Gladiolen gegeben hat. Man hat die Gefülltblütigkeit bei 76