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R'lubcMntt für Pulsnitz, KSnigsvrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Crschemt: rortttwo-Ä« und Sonnabend« früh S Uhr. AbonnementSpreiS: Vierteljährlich Ij Mark. Anferate werden mit 10 Pfennigen für den Roum einer gespaltenen Corpus- Zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstag» und Freitags Vormittag« 9 Uhr hier auf,»geben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und.der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück, Dreißigster Jahrgang. Buchdruckerei von VrnM Ludwig AörKer in PulSnttz. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Paul Weber in PulSnitz. «efchäft«steNea für Königsbrück: bei Herrn Kaufmann R. Tschersich. Dresden: Annoncen- Bureau'S Haasenstein L Vogler, Jn- validendank, W. Saalbach. Leipzig Rudolph Moste, Haasenfiein L Vogler. Berlin: Tentralannoncenbureau für s ämmtltche deutsche Zeitunzen. von vns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonhme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. Sonnabend. 68.24. August 1878. Bekanntmachung, Hundesperre betreffend'. In Lichtenberg ist am 17. d. Mts. rin Hund — schwarzer, langhaariger, männlicher Schosshund, ca. 3 Jahre alt — erschossen worden, welcher bei der vorge nommenen Section als mit der Tollwuth behaftet dringend verdächtig befunden worden ist. Da dieser Hund auch in Mittelbach aufgetreten, so werden die Herren Ge meindevorstände von Lichtenberg und Mittelbach, sowie diejenigen der in einem Umkreis von zwei Stunden von diesen Ortschaften entfernt gelegenen Dörfern unter Hin weis auf 8 33 les Leidfadens veranlaßt, in ihren Gemeinden die Hundesperre 12 Wochen lang anzuordnen, auch dafür zu sorgen, daß alle von dem fraglichen Hunde etwa gebissenen Hunde und andere Thiere ungesäumt getödtet werden. Kamenz, am 20. August 1878. Königliche Amtshauptmannschaft. i. v. Comm.-Rath Bachmann, Bez.-Ass. Zur Politische« Lagei» Deutschland. Die letzten Tage haben Wichtiges gebracht. Der Entwurf des Socialistengesetzes ist bekannt geworden. — Ferner äußerte sich die offiziöse „Prov. Corr." auch über die bisher durchaus heimlich gehaltenen Resultate der Verhandlungen mit Rom, sowie der Ministerkonfercnz in Heidelberg. Was das Socialistengcsetz betrifft, so besagt das selbe im Allgemeinen so viel, als daß die Socialdemo- cratie überhaupt bei Strafe verboten wird. Ob sich das so wird durchführen lassen, wird die Erfahrung allerdings lehren. Es dürfte unter allen Umständm ein Jrrthum sein, wenn man annimmt, die Socialdemocratie von heute sei nur ein künstliches Produkt agitatorischer Verhetz ung der Massen und werde verschiedener, sobald diese Verhetzung aufhöre. Allem Anscheine rach geht der Gesetzentwurs jedoch von dieser Annahme aus. Ist man dagegen der Ansicht, daß die heutige So cialdemokratie in erster Linie durch thatsächliche Ucbel- stände der bestehenden Verhältnisse erzeugt sei, und daß die Agitation der socialdemocratischen Führer auf einer an und für sich vorhandenen unzufriedenen Stimmung der Massen fußen, um die dann weiterhin allerdings ebenso zu steigern, als zu verwirren, so wird man von der Ge setzvorlage um so weniger befriedigt sein, als bis jetzt nirgendwo Anstalten gemacht zu werden scheinen, um die wirklichen Wurzeln der Socialdemocratie vollständig ab zugraben. In Betreff der von dem Reichskanzler in Kissingen persönlich geführten Verhandlungen mit der römischen Kurie stellt sich heraus, daß bis jetzt ein greifbares Re sultat überhaupt noch nicht erzielt ist, sondern daß vorerst nur eine beiderseitige Geneigtheit zur Herstellung eines moäu8 vivouäi konstatirt ist. Eine wesentliche Acnder- ung in der Haltung des Zentrums dürfte im bevorstehen den Reichstage noch kaum zu erwarten sein. Es ent steht die Frage, ob der sich abzweigende rechte Flügel der nationallibcralen Partei zahlreich genug sein wiro, um der konservativen in entscheidenden Fragen die Ma jorität zu sichern, oder ob das Zentrum eine ausschlagge benbe Stellung im nächsten Reichstage annchmcn wird. lieber das Resultat der Heidelberger Ministerkvn- serenz hat sich die „Prov. Corr." nur in sehr allgemein gehaltenen Ausdrücken geäußert. Es soll das System der indirecten Steuern für das Reich eine systematische Ausbildung erfahren. Was damit gemeint sei, läßt sich noch nicht beurtheilen. Vielleicht — und das ist nicht unwahrscheinlich — haben die bezüglichen Finanzpro- jecte überhaupt uoch nicht hinreichend feste Gestalt ange nommen. Zeitereignisse. PulSnitz. Wir machen auf eine bei Herrn Apo theker Herb zum Verkauf liegende neue patentirte Ein machebüchse ausmerksam. Dieselbe hat einen vollkommen hermetischen Verschluß und ergiebt in jeder Hinsicht Vorzüge über die bisher meist gebräuchlichen Blechbüchsen. Ein dicker Gummiring wird auf den Rand des Glases gelegt, der gepreßte Glasdeckel, dessen unterer Rand ge reist ist, aufgestülpt, den bez. Schraubring gerade aus's Gewinde gesetzt, ausgeschraubt und fest angezogen. Hier durch wird der Glasdeckel mit seinem gereiften Ende fest in den Gummiring gedrückt und der hermetische Verschluß ist vollzogen. Der Schraubgang im Glase kann, damit es glatter geht, mit etwas Oel oder Fett bestrichen wer den. Die weiteren Vorzüge, außer dieser einfachen Ma nipulation, sind: 1) Es ist jedes Löthen, welches theuer und beschwerlich ist, unnöthig und kann ein Jeder die Büchse leicht selbst verschließen; 2) Glas ist reinlicher und appetitlicher, zeigt auch die eingemachten Früchte recht einladend. Am Glase ist nie eine der Gesundheit schädliche Veränderung zu befürchten, während fast jede geöffnete Blechbüchse durch das Einkochen verursachte Crystallisation der inneren Ziimoberfläche zeigt und Ver bindungen der schädlichen Zinnsalze befürchten läßt; 3) Geöffnete Büchsen können jederzeit wieder sogleich her metisch verschlossen und aus's neue eingekocht werden, Während der Inhalt geöffneter Blechbüchsen rasch verzehrt werden muß; 4) Da die Büchse immer wieder gebraucht werden kann, ist sie auch billiger. Behufs Auskochen der Conserven müssen die Glasbüchsen in kaltes Wasser eingesetzt werden und mit diesem sich erwärmen; auch kann man die Büchsen zur weiteren Sicherheit mit etwas Stroh umwinden. Kamenz,, 21. August. Am Montag Abend '/z12 Uhr ist in dem Schafstalle des Rittergutes Biehla Feuer ausgebrochen und der Dachstuhl desselben nebst den auf dem Bodcnramü des gewölbten Gebäudes befindlich ge wesenen Futtervorräthen vernichtet worden. Die Ent stehungsursache ist noch nicht ermittelt. (K. W.) Dresden, 19. August. (Dr. I.) Für die Neichs- enquete über die Tabaksindustrie und den Tabakshandel tritt demnächst in Dresden eine Bezirkscommission für das Königreich Sachsen zusammen, für welche die Dres dener Handels- lind Gewerbekammer Herrn Einil Ad. Mörbe, Mitglied der Kammer und Inhaber der gleich namigen Tabaksirma in Dresden, für Tabak-(Groß-) Handel und Tabakfabrication, Herrn F. A. Collenbusch, Dircctor der sächsischen Tabakfabriken (vorm. A. Collen busch) in Dresden, sür Cigarrcnfabrication und Herrn Commcrzienrath SpieS, Dircctor der Actiengesellschast Lafcrme, Tabak- und Cigarreltenjabrik in Dresden, für letztgenannte Branche dem königlichen Ministerium des Innern als Sachverständige vorgcschlagcn hat. Bei diesen Vorschlägen ist der beachtlichen Ausdehnung ge dacht worden, welche die einzelnen Zweige der Tabak industrie im Dresdener Kreise neuerlich gewonnen haben, während bezüglich der Spccialität der Fabrication von Cigaretten der Platz Dresden z. B. unbestrittenermaßen die erste Stelle in Deutschland einnimmt. — Der Hebung der Pferdezucht im Königreiche Sachsen stand als ein hauptsächliches Hinderniß der Umstand entgegen, daß die zu einein rationellen Betriebe der Pferdezucht erforderlichen Kenntnisse nicht allgemein genug verbreitet sind. Das königliche Ministerium des Innern hat daher auf Antrag des Landes-Culturrathes den königlichen Landstallmeister Grasen zu Münster in Moritzburg zur Bearbeitung einer Schrift veranlaßt, welche unter dem Titel: „Anleitung zur rationellen Pfer dezucht für die Landwirthc des Königreichs Sachsen" soeben erschienen und an die landwirthschaftlichen Ver eine des Landes versendet worden ist. Weitere Exemplare können von Solchen, welche Interesse sür die Pferdezucht haben, unentgeldlich bezogen werden; es bedarf nur eines Gesuches an das königliche Landstallamt zu Moritzburg. — Am I. September beginnt in Sachsen die Jagd auf weibliches Edel- und Damwild, auf Kanin-, Auer-, Birk- und Haselwild, auf Schnepfen, Wachteln, Wild tauben, Trappen und Dachse. Hasen und Fasanen dürfen erst vom 1. October an und weibliches Rehwild darf erst vom 16. October an geschossen und verkauft werden. — Der 82jährige Förster Gastel erklärt in der Leipziger Zeitung: Ich will mein vielbewährtes Mittel gegen den „Biß toller Hunde" nicht mit in das Grab nehmen, sondern es veröffentlichen; es ist der letzte Dienst, den ich der Welt thun kann. „Man nehme warmen Weinessig und laues Wasser, wasche damit die Wunden rein aus und trockne sie. Dann gieße man einigeTropfen Chlorwasserstosfsäure auf die Wunde, weil Mineralsäuren das Gift des Speichels zerstören." — In den Verhandlungen des Gewerbevereinskon- gresies, der am 19. d. in Pirna im Saale des Forst hauses zusammengetreten und denen der Vorstand des Dresdner Gewerbevereins, Herr August Walther, präfi- dirte, ward die von der Hamburger Gewerkekammer aus gearbeitete Denkschrift: „Ueber prinzipielle Reform der deutschen Gewerbeordnung" von Dr. Roscher-Zittau warm empfohlen; sie soll den einzelnen Vereinen zur Abgabe von darauf bezüglichen Erklärungen übergeben werden. Ihr Hauptziel ist: gewerbliche Korporationen mit staatlichen Funktionen ausgerüstet zu schaffen. Ein Antrag, dir Wiedereinführung von Arbeitsbüchern für Gewerbsgehülfen aller Altersklassen, ward ange nommen, ebenso der: beim Reichstag die möglichste Be schränkung der Wanderlager und des Hausirhandels zu befürworten, mit Ausnahme des Hausirhandels, welcher Heimathserzeugnissen des Hausirers Absatz verschafft, und dahin zu wirken, daß die Besteuerung dieser Wander lagerhalter den Gemeinden selbst überlassen werde. Auch erklärte sich der Congreß damit einverstanden, daß im ganzen Lande Lehrlingsstellen - Vermittelungs - Bureaux eingerichtet und die Fortbildungsschulen in gewerbliche Fortbildungsschulen umgcwandelt werden. Neben mehreren weniger allgemein wichtigen Anträgen, unter denen sich einer auf Einführung der obligatorischen Trichinenschau befand, wurde auch der angenommen: „Der Kongreß wolle die k. s Regierung ersuchen, ihren Einfluß geltend zu machen, daß in: deutsi/en Reiche die unleugbaren verschiedenen Härten bezüglich der Elsenbahn-Differential- Fracht-Tarife thunlichst beseitigt werden." — Nach dieser Sitzung, in der 47 Vereine durch 63 auswärtige Depu- tirte vertreten waren (es bestehen in Sachsen 112 Hand werker- und Gewerbevereine), fand ein durch schwung volle Toaste gewürztes Festmahl statt. Der nächste Con greß soll in Oederan abgehalten werden. Als Vorort hatte man wiederum Dresden vorgeschlagen, allein der Vorsitzende, Herr Walther, erklärte, daß der VerwaltungS- rath des Gewerbevereins zu Dresden wegen der unlieb samen Vorkommnisse bei der letzten Reichstagswahl be schlossen habe, die Wahl zum Vorort abzulehnen. Es ward demnach Zittau zum Vorort gewählt. Herr Walther ist demnach von seiner Würde als Vorstand des Ver bandes zurückgetreten, was allgemeines und aufrichtiges Bedauern hervorrief da er lange Jahre hindurch niit be kanntem Eifer seine Kraft der Sache der Gewerbever eine gewidmet hat. Zittau, 21. August. Heute findet in Köln eine Ausschußsitzung des Verbandes deutscher Leinen-Indu strieller statt, welche für eine sachgemäße und wahrheits getreue Beantwortung der jetzt ausgegebenen Fragebogen der Reichsenquete für die Leinenindustrie einheitliche Ge«