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U'ackrnblrüt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radebnrg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: V4tt«wo<t« und tkonnavead« stüh 8 Uhr. Uboimementspreis: Biecleljährlich ij Mark. Inserate » erden mit 10 Pfennigen für den Ncup, einer gespaltenen CorpuS- 8«ilt berechnet u. sind bis spätestens D «nstagS und Freitag- Vormittage U Ahr hier aus,ugeden. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Drrißigstrr Jahrgang. Buchdrucker« von Venft Lu-wi- AörMer in Pul-nitz. Berantwortliche Redactton, Druck und »erlag von Paul Weber in Pul-nitz. Geschäftsstellen für Königsbrück: bei Herrn Kaufmann M. Tschersich. Dresden: Annoncen. Bureau'S Haasenstein L Bögler, Jn- validendank, W. Saalbach. Leipzig. Rudolph Mosse, Haasenstein L Bögler. Berlin: Eentralannoncenbureau für sämintliche deutsche Zeitungen. Auswiirtige Annoncen-Aufttäge von uns unbekannten Firmenlund Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. Llxpsck <I«8 Sonnabend. »HZ 12. si.Februar 1878. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der amtsbauptmannschaftliche» Canzleilocalitäten wird M»«tag und Dienstag, den 18...4knd 19. dieses Monats, nicht erpedirt. ' Kamenz, am 5. Februar 1878. Königliche A m t s ü a u p t m a u n s ch a f t. Schäffer. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die Aufforderung des Unterzeichneten vom 9. October 1877 werden die Schulvorstände nochmals veranlaßt, soweit dies bis jetzt unter blieben, über die Einführung des religiösen Memorirstoffes in den evangelischen Schulen Beschluß zu fassen und bis Ende dieses Monats Bericht zu erstatten. Kamenz, am ü. Februar 1877. Der Königliche Be^irks-Schulinspector. Bekanntmachung. Erledigt hat sich die öffentliche Vorladung des Zimmermanns Friedrich Wilhelm Grast Gestellung. Königsbrück, den 31. Januar 1878. Königliches Gerichtsamt daselbst. X Leikring. S. Riemer au vom 18. Januar 1878 durch dessen Arientatischer Kriegsschauplatz. Der Waffenstillstand ist in Adrianopel endlich unter zeichnet und die offizielle Nachricht von diesem Ereig nisse der Welt kundgegeben worden. Die telegraphische Verbindung mit Adrianopel muß allerdings schwere Stör ungen erlitten haben, denn während am 31. Januar Avends sich der wichtige Akt in Adrianopel vollzog, kam die Mittheilung davon erst am 3. Februar Morgens nach Petersburg. DaS offizielle Telegramm lautet wörtlich: „Petersburg, Sonntag, 3. Februar. Offizielles Telegramm aus Adrianopel vom 31. Januar, Abends 0 Uhr: Dir Friedcnsbasen sind von der Pforte ange nommen und soeben von dem Großfürsten Nikolaus und den Bevollmächtigten des Sultans unterzeichnet worden, ebenso der Waffenstillstand. Der Befehl zur Einstellung der militärischen Operationen wird sogleich an alle Detachements der bulgarischen wie der kaukasischen Armee entsendet werden. Sämmtliche Donaufestungen sowie auch Erzerum werden von den lürtischen Truppen geräumt." Zum endgültigen Abschlusse des Friedens ist da mit der erste wichtigste Schritt nach vorwärts gethan; die Friedensbasen sind vorhanden, Rußland hat gleich zeitig materielle Sicherheiten in der Hand und kann mit einer gewissen GemüthSruhc "dem europäischen Kongresse entgegensehen,der zur definitiven Feststellung des FriedmS- zusammenberufen werden soll. Dem Vernehmen nach ist die formelle Einladung zum Zusammentritt der Kon ferenz in Wien am Sonntag vom Wiener Kabinctc an die Mächte, welche den Pariser Vertrag vom Jahre 1836 unterzeichnet Haven, abgegangen. Die „europäischen Kongresse" sind etwas in Verruf gerathen und man thut wohl, keine allzu bedeutenden Hoffnungen an derartige Diplomatenzusammenkünfte zu knüpfe». Kaiser Alexander, welcher am Sonntag i» Petersburg das 85. Viborgsche Regiment besichtigte, sagte in einer Ansprache an die ver sammelten Generale und Offiziere: „Ich beglückwünsche die Herren zu dem Waffenstill stände, dessen Bedingungen so befriedigend sind. Wir verdanken ihn unseren braven Truppen, welche bewiesen haben, daß ihnen nichts unmöglich ist. Aber es ist dies noch nicht das Ende. Wir müssen uns in Bereitschaft halten, bis wir einen dauerhaften und Rußland würdigen Frieden erreicht haben, wozu Gott helfe." Tirnowa, 4. Februar. (Pr.) Die Uebergabe der bulgarischen Festungen muß bedingungslos erfolgen und in Gegenwart fremder Militairattachees bis Mitte Februar beendet sein. Die beiderseitigen Kriegsschiffe müssen während des Waffenstillstandes in den Häfen bleiben, wo sie sich eben befinden. Die Truppen in Ru- melien verlassen die taktischen Positionen und beziehen Cantonnements. Athen, 6. Feb. (H. T. B.) Wegen der Androhung eines Bombardements der griechischen Küstenstädte hat die griechische Negierung dem Heere Befehl gegeben sich aus Thessalien zurückzuziehcn. London, 5. Februar. Nach einem Telegramm der „Daily Views" aus Kars vom 4. d. wurde daselbst die Uebergabe von Kars amtlich gemeldet; die Russen sollten die Festung besetzen. politischer Weil. Wien, 5. Feb. Die „Polit. Corr." meldet, daß in Rumänien eine große Concentrirung russischer Truppen stattfinde. In Bukarest befürchte man, daß sich Rußland zu Kraftanstrengungen für einen neuen Krieg präparire. Man begreife nicht, gegen wen diese Vorbereitungen in's Werk gesetzt würde»; aber es fei doch unzweifel haft, daß eine Concentrirung für defensive Zwecke gemacht werde. Rom, 5. Februar. Wie der „Osservatore Romano" wissen will, würde die italienische Regierung die Einlad ung Oesterreichs zur Konferenz in Wien ebenfalls an- nebmen, wie dies demselben Blatte zufolge auch von den Cabineten in Paris und London (sowie Berlin) be reits geschehe» sei. London, 5. Februar. Das Unterhaus setzte die Berathung über die Creditforderung fort und vertagte selbe schließlich bis Donnerstag. Im Verlaufe der De batte bekämpfte Harcourt die Creditvorlage und die gest rige kriegerische Rede des Kriegsministers, indem er her vorhob, daß die Entsendung der britischen Flotte Miß trauen hervoracrufe» habe. Der Beschluß des Waffen stillstandes habe alle Besorgnisse beseitigt; man solle Rußland und die Türkei ihre Sonderinteressen allein regeln lassen, und auf der Konferenz die europäischen Fragen behandeln. Harcourt verengte Aufschluß über die Ziele der Negierungspolitik und erklärte: wenn die Regierung vor Schluß der Debatten erkläre, daß sie eine friedliche Politik befolge, werde das Votum des Hauses einstimmig sein. London, 7. Fabruar. „Moming-Post" glaubt, die Nachricht von dem Einzuge der Russen in Konstan tinopel sei via Bombay und Alexandria nach London gekommen, und basire aus amtlichen Mittheilungen. Die Morgenblätter sprechen bereits ihre Ansicht über die Nachricht des Einzuges in Konstantinopel aus. „Dayli Telegraph" und „Morning Post" publiciren geharnischte Artikel, die Reparation der gekränkten Ebre Englands fordernd. Die „Times" dagegen glaubt, die Besetzung Konstantinopels durch die Russen habe nur denselben Character, wie seiner Zeit der Einzug der Deutschen in Paris; sie warnt vor Aufregung und setzt das größte Vertrauen in die freundlichen Versicherungen der Thron rede des deutschen Kaisers. Zeitereignisse. Berlin, 6. Februar. Die bei der heute im köngl. Schlosse stattgcsundenen Eröffnung des deutschen Reichs tages vorgelesene Thronrede hebt u. A. hervor: Der Entwurf des Reichshaushaltetats liefere aufs Neue den Beweis, daß die unabweislichen finanziellen Bedürfnisse des Reichshaushalts in stärkeren: Maße zunehmen, als die Erträgnisse der Einnahmequellen des Reiches. Die Deckung des Mehrbedarfs durch Erhöhung der Beiträge der einzelnen Staaten erscheine den verbündeten Regier ungen nicht rathsam, vielmehr weise die finanzielle Ge- sammtlage Deutschlands auf die Nothwendigkeit der Verstärkung der eigenen Einnahmen des Reiches hin. Die Thronrede kündigt in dieser Richtung Gesetzent würfe an, betr. die Erhebung von Reichsstempelabgaben und höhere Besteuerung des Tabaks. Ferner werden angekündigt der Entwurf eines Anleihegesetzes; ein Ge setzentwurf, betr. die Vertretung des Reichskanzlers; ein Entwurf, betr. die Rechtsanwaltsordnung und das Ge richtskostengesetz; Gesetzentwürfe zur Abhilfe der Ver fälschung der Lebensmittel und Einsetzung von Ge werbegerichten zur Regelung des Verhältnisses der Ar beitgeber und Arbeitnehmer. Die Thronrede hofft, es werde bis zu», 30. Juni d. I. gelingen, eine Vereinbar ung mit Oesterreich Ungarn zu Stande zu bringen, die den handelspolitischen Interessen entspricht — Die Er wartung, daß die türkische Negierung aus eigener Ent schließung zur Ausführung von Reformen schreiten werde, sei nicht in Erfüllung gegangen; der Kaiser hofft jedoch, daß ein baldiger Friede die Grundsätze der Konstantinopeler Konferenz zur Anwendung bringen und dauernd sicher feststellen werde. Die verhältnißmäßig geringe Betheil igung der Interessen Deutschlands im Orient gestatte der Politik des Reiches eine uneigennützige Mitwirkung an der Verständigung der betheiligten Mächte über künf tige Garantieen gegen die Wiederkehr der Wirren im Orient. Inzwischen habe die von: Kaiser vorgezeichnete Politik ihr Ziel soweit erreiche» können, als sie wesent lich dazu mitgewirkt habe, daß der Friede zwischen den übrigen europäischen Mächten erhalten worden sei und Deutschlands Beziehungen zu den andern Mächte» nicht nur friedliche, sondern durchaus freundschaftliche geblieben sind und mit Gottes Hülfe bleiben werden.