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Blatt Amts und des StadLrathes Wutsrvih TveiundMu^igsteu Hahvgaug Nr. 64 1». August 19V1 Sonnabend Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. Druck und Verlag von E. L. Förster'- Erden in PulSnitz. Al« Beiblätter: I. JlluftrirteS SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthlchastliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. " Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnqalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube t Eomp. «b ° nnem.nts -Prei« des Aönigl. Umtsgerichts Bierteljährl. 1 Mk. 2d Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu ¬ sendung. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Montag, den 12. August c.: WieHmarkt in Aönigsbrück. Aus dem Leben und Wirken der verewigten Kaiserin Friedrich. Dis allgemeine Theilnahms bei dem Hinscheiden der Kaiserin Friedrich und mehr noch das tragische Geschick, welche« die letzten vierzehn Lebensjahre dieser hohen, mit den glänzendsten Talenten begabten und einst mit großen Plänen und schönen Hoffnungen erfüllten Frau bitter trübte, führen der Gegenwart noch einmal das vergangene Leben und Wir ken der dahingeschiedenen Kaiserin-Mutter vor das geistige Auge. Am 21. November 1840 im Buckinhampalast in London als älteste Tochter der Königin Victoria und des Prinz-Gemahls Albert geboren, hatte sich die jugendliche Prinzessin Royal im Herbst 1855, bei dem Besuche des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen in England, in Balmoral, dem schottischen Lieblingssitze ih^er Mutter, mit dem Prinzen verlobt. Die aus reiner Herzensneigung und nicht aus politischen Motiven entsprungene Verlobung — „es war nicht Politik, eS war nicht Ehrgeiz, es war mein Herz, waS mich leitete," hat damals der Prirz geäußert — die sowohl in England wie auch in Preußen zunächst nicht besonders großen Sympathien begegnete, wurde erst am 16. März >857 officiell proclamirt. Am 25. Januar 1858 wurde im St, JameSpalast in London die Vermählung voll zogen, am 2. Februar überschritten die Neuvermählten bei Herbesthal die preußische Grenze und hielten am 8. Februar ihren Einzug in Berlin. Eine glückliche, von zahlreichen Kindern gesegnete Ehe folgte, in der die Kronprinzessin nie aushörte die hingebende, geistvolle Gattin und die eifrige treusorgende Mutter zu sein. Hoch begabt und außerordent lich gut ausgebildet und unterrichtet hat die verewigte Fürstin erst als Kronprinzessin ihr ganzes Leben hindurch auch stets die lebhafte Theilnahme an allen Fragen der Politik, des öffentlichen Lebens, der Wissenschaft und der Kunst bethätigt. Sehr eifrig thätig hat sich auch die nunmehr Verstorbene aus dem Gebiete humanitärer und sonstiger gemeinnütziger Ziele gezeigt. Großen Antheil hatte sie an der Victoria-National- Jnvalidenstiftung von 1866, sowie an der Pflege der Kran ken und Verwundeten während des großen französischen Krieges. Auch mit dein Victoria-Lyceum, einem HeimathS- hauS für Töchter höherer Stände, dem Lrtteverein, dem Feier abendhaus für Lehrerinnen, dem Pestalozzi-Fröbelverein, dem Berliner Victoriahaus für Krankenpflegerinnen und dem Ver ein für häusliche Gesundheitspflege ist ihr Name eng ver knüpft. Dann nahte sich dem kronprinzlichen Hause im Jahre 1887 das furchtbare Verhängniß in der Gestalt der entsetz lichen Krankheit des Kronprinzen und nachmaligen Kaisers Friedrich, de^ bereits als ein Sterbender am 9. März 1888 auf den Thron gelangte und bereits nach 99 Tagen dahin schied. Für immer entsagte nunmehr die schwergeprüfte Kaiserin-Wittwe allen Lebens in der großen Welt und zog sich nach Schloß Friedrichshof bei Cronberg zurück, nur dort ihren Erinnerungen, ihren Kindern und den Werken der Barmherzigkeit lebend. Dort traf sie dann auch noch neues grausames Geschick in Gestalt einer schweren unheilvollen Krankheit, die sie als eine echte Dulderin in aller Stille er trug, bis sie Gott von ihren Leiden erlöste. Ein leuchtendes Vorbild als Gattin und Mutter, als Gönnerin der Kunst, als Beschützerin der Nothleidenden ist die verewigte Kaiserin immer gewesen, und so bleibe ihr Wirken und Andenken in Segen! Oertliche u«d siichstsche Augeleaeuheiteu. Pulsnitz. Wegen Geisteskrankheit mußte am ver gangenen Mittwoch eine Zimmermannsehefrau aus Obersteina in dem hiesigen Krankenhaus untergebracht werden- Die Bedauernswerthe, welche aus der Irrenanstalt als geheilt entlasten worden war, verfiel wieder in diesen traurigen Zu stand und verirrte sich nach der hiesigen Stadt. — Wieder zur Schule! „Sind die großen Ferien denn wirklich schon vorbei?" So fragen sich wie traumumsangen unsere Kleinen und nicht mehr so ganz Kleinen während sie langsam und zögernd, stets auf's Neue sich besinnend, ihre Sachen in diesen Tagen für de» ersten Unterrichtstag zurecht legten. In dem Schifflein der Frei heit schwamm die Jugend ans einem Wonnemeer, aus Welchem dieser erste Schultag als ein ganz dünner, kaum mit dem schärfsten Auge wahrnehmbarer Nebelstreif heraus- ragte. Aber je länger daS Schifflein unter Segel war, um so deutlicher trat jener hervor. Immer finsterer und drohender erhob er sich, bis er der Fels wurde, an welchem nun jetzt das Schiff der Freiheit zerschellt. Es war eine weite Fahrt und es fehlte nicht an Stürmen und Regen güssen. An Stürmen, weil es im Elternhaus ost genug grollende Schelt- und Zornesworte gab und an Regen — nun! diese Thatsache bedarf wohl keiner näheren Erklärung. Denn war es Heller Sonnenschein während der ganzen Ferienzeit, war doch die einzige von unserer Jugend er kannte und anerkannte Pflicht, sich tüchtig umherzutummeln. Jetzt ist's vorbei mit dieser so gern erfüllten Aufgabe und des Lebens Ernst pocht Wieder an die jugendlichen Herzen. Daß ihm ein wenig zögernd und mit etwas verdrossenem Gesicht Eingang gewährt wird, wer möchte das der jungen Welt verdenken, besonders weil sie die Beobachtung machen kann, daß auch „die Großen" schon seit einigen Tagen von kleinmütiger Stimmung befangen sind. Da ist die Mama, welche mit wehmüthigem Blick die jetzt noch jo frisch ge- rötheten Wangen ihrer Kleinen betrachtet, deren Bleicher werden in der Schullust sie voraussieht. Da sind die Dienstboten, die nun früher wieder auf dem Posten zu sieht« haben und da ist endlich die große Klasse derjenigen, welche den liebgewordenen Sommerausenthali „um der Kinder willen" jählings unterbrechen mußten. Doch giebt es ganz gewiß auch heitere Gesichter; dafür werden schon jene Rangen gesorgt haben, deren Betragen im Elternhaus nur den e.nen Wunsch dort rege erhielt, daß nur erst die Ferien zu Ende wären. Nun wird ja diesem Herzens wunsch Ersüllung, und wenn auch die bei weitem größte Zahl diesen ersten Morgen nicht als einen so goldig schim mernden empfindet: bald ist der drückende Alp von allen Gemütern genommen und mit alter Fiöhlichkeit eilt unsere Kinderwelt wieder zur Schule. — Für die nächste Zeit lautet die Prognose Falb's: 10. bis 17. August. Es treten in den ersten Tagen be deutende und verbreitete Regen ein, die zum Theil von Gewittern stammen. Sie sind einer Versrühung des kri tischen Termins vom 14. (2. Ordnung) zuzuschreiben. Darauf wird es ziemlich trocken. Die Temperatur ist der Jahreszeit entsprechend. — 18. bis 24. August. Es stellen sich neuerdings verbreitete und zum Theil sehr ergiebige Regen ein. Die Gewitter sind spärlich. Im Hochgebirge gehen die Regen in Schnee über. Darauf erfolgt allge meiner Rückgang der Temperatur. — Die Vögel sammeln sich jetzt zu gemeinsamen Flug übungen und abends kann man sie zu Hunderten auf den Bäumen beobachten, von wo aus sie in weiten Bogen ih.e Hebungen unternehmen. Die Maner- und Turmschwalben treten schon wieder ihre Reise nach dem fernen Süden an. Bautzen, 8. August. Am Dienstag mittags gegen '/,1 Uhr ereignete sich auf der Bahnstrecke Löbau-Pommritz ein Unglück dadurch, daß der Schlagzieher aus Posten 22a, Milder, nach Vorüdersahrt eines Güterzugs Richtung Löbau von der im selben Augenblick von Löbau zurückkehrenden, aus dem andern Gleise fahrenden, Bautzener Vorspann- Maschine überfahren und sofort gelötet wurde. — Se. Majestät der König hat auf Vortrag deS Gesammiministeriums und des OrdenSkanzlers die Erwei terung des Albrcchtsordens durch Stiftung eines Ritter kreuzes 1. Klasse mit der K^one beschlossen und deshalb dem nachstehenden anderweiten Nachtrage zu den Statuten des Albrrchtsordens vom 31. Dezember 1850 Genehmi gung ertheilt: „Wir, Albert, von Gottes Gnaden, König von Sachsen pp. pp. pp., haben beschlossen, zwischen das Osfizierskreuz 1. Klasse des AlbrechtsordenS dadurch eine Rangstufe einzuschalten, daß zur Erhöhung der letztgenann ten Auszeichnung derselben eine königliche goldene Krone hinzugefügt wird.' — Se. Majestät der König hat nachstehenden Armee befehl erlassen: „Um das Andenken der verewigten Kaiserin und Königin Friedrich Majestät zu ehren, bestimme Ich, daß die Armee drei Wochen, und zwar in folgender Weise Trauer anzulegen hat: 1. 7 Tage sämmtliche Offiziere Flor um den linken Oberarm. Portepee mit Flor über- zogen, Flor an den Fahnen, sodann 14 Tage sämmtliche Offiziere Flor um den linken Oberarm,- Flor an den Fahnen. 2. Während der ersten 7 Tage — bis zum 14. d. MtS. jabendS — flaggen sämmtliche militärische Dienstgebäude halbmast, auch darf während dieser Zeit außer bei Feuerlärm und Generalmarsch kein Spiel gerührt werden. Die außerhalb Sachsen stehenden Truppentheile haben Trauer in der'für die Königs. Preußische Armee befohlenen Weise anzulegen. Rehefeld, den 7. August 1901. Albert.' — Se. Königliche Hoheit Prinz Georg, der Bruder unseres allverehrten Königs Albert, feierte am 8. August seinen 69. Geburtstag. Am 8. August 1832 zu Dresden geboren, erhielt er in Gemeinschaft mit seinem im Jahre 1847 verstorbenen, ein Jahr älteren Bruder Ernst unter Leitung deS Obersten v. Engel eine sorgfältige wissenschaft liche und militärische Erziehung. Im Jahre 1846 trat er als Leutnant in die aktive Armee und studirte von 1849 bi- 1850 auf der Universität Bonn. Schon 1849 zum Oberleutnant ernannt, erstieg er die militärische Stufen leiter schnell und zog als Generalleutnant und Komman- deur der zweiten sächsischen Infanterie-Division mit nach Oesterreich ins Feld. Im deutsch - französischen Kriege 1870/71 befehligte er zunächst die erste sächsische Division Nr. 23 und wurde bald mit der Führung des 12. (kgl. sächs) Armeecorps betraut, als sein Bruder, der Kronprinz Albert, im August 1870 zum Oberbefehlshaber der vierten deutschen oder Maas - Armee ernannt worden war. Die RuhmeSthaten des sächsischen Armcecorps in diesem Kriege sind bekannt und gehören der Geschichte an. Im Jahre 1888 wurde Prinz Georg von Kaiser Wilhelm II. zum Generalseldmarschall ernannt. Möge Generalfeldmarschall Prinz Georg den Seinen und dem Vaterlande noch lange erhalten bleiben. — Eine anderweite Abgrenzung des Schuljahres Wird neuerdings in Sachsen geplant. An maßgebender Stelle in Dresden wird jetzt, wie die Berliner Blätter zu melden wissen, erwogen, ob eS zweckmäßig sei, den Ab schluß des Schuljahres an den höheren Lehranstalten, wie es schon in Süddeutschland der Fall ist, in den Sommer zu verlegen und diesem Abschlusse die große Ferienpause folgen zu lassen. Der gegenwärtige Zustand ist allerdings sehr unzweckmäßig. — Die Krisis im Baugewerbe scheint sich, wie man aus Dresden schreibt, noch einmal unter dem Einflüsse der Bank-Zusammenbrüche zu verschlimmern. Für die Zeit vom 25. Juli bis 19. September sind nicht weniger als 65 Zwangsversteigerungen vom Amtsgerichte angesetzt wo» den. Der Abschätzungswsrih der Grundstücke beträgt rund 4 995000 Mk. — Auf den königl. sächs. Staatsbahnen sind im Monat Juli d. I. 7930 Doppelladungen Kohlen weniger zu befördern gewesen, als im gleichen Monat des Vo» jahreS. — In welcher Weise die durch den sächsischen Kapi talkrach theilweise geschaffene Ungunst der finanziellen Lage in Sachsen von außersächsischen Firmen auSgenutzt w rd, um dadurch einen Druck aus ihre sächsischen Creditocen auszuüben, dafür führt die „Zeitung für Stadt und Land" nachstehendes Circular, das eine Firma in Treuen erhalten hat, an. ES heißt daselbst: „Berlin 8>V., 1. August 1901. straße 12 bis 13. k. k. Mit Rücksicht auf die momentane finanzielle Lage in Sachsen erklären wir uns bereit, Ihre Fakturen am Schluffe deS Lieserungsmonats zu reguliren, sofern Sie uns '/r Prozent Extra > Sconto pro Monat gewähren wollen Wir sehen Ihrer gefälligen Benachrichtigung entgegen und zeichnen hochachtungsvoll (folgt die Firma)". — Durch die Unsitte der Kinder, sich bei Erwachsenen auf den Tritt des Fahrrades zu stellen zog sich der Knabe Rottka von Niefchütz beiLommatzsch einen bedauerlichen Unfall zu. Von Diera kommend, hatte er den Obstpächter H. gebeten, ein Stückchen mitfahren zu dürfen, was ihm auch gewährt wurde. In der Nähe von Neumühle nun scheint dem Knaben daS Bein ermüdet zu sein, er geriet mit dem rechten Fuß in das Hinterrad, wobei ihm die Hälfte der großen Zehe ab- und ein Theil aus dem Fuße g» rissen wurde. Die Anwohner leisteten dem laut Jammernden die erste Hilse durch Auswaschen und Verbinden der Wunde, Während Herr H. sofort nach seinen Eltern und einem