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Wochenblatt KelegdaiM-Messe: (vocsienblaisplllsM. N. 7s Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Jllustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. soH., vierteljährlich t-25 bei freier Zustellung ms Haus, durch die Post bezogen unter Nr. SL02 r-zo. für Pulsnitz und Umgegend Amts Blatt -es Kömgl. ümtsgenickts und -es Sta-tratkes 2» pulsnits. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Seile oder deren Raum zo - Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. : Alle Annoncen Expeditionen j nehmen Inserate entgegen, i 7t Amtsblatt für den Bezirk des Aönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Geschäften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ghorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Vberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdors-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Ulein-Dittmannsdorf. Druck und Verlag von L. L. Förster'» Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. ^ss. '' Verantwortlicher Redakteur wtto vorn in Pulsnitz. Dienstag, den 8. Dezember 1903 55. Jahrgang. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche für Hauswalde Blatt 55 auf den Namen der Heleue Ottilie verehel. Leuthold, geb. Hartmann eingetragene Grundstück, Häuslernahrung, soll am 28. Januar 1904, vormittags 7,10 HtHr an der Gerichtsstelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche — Hektar 17,3 Ar groß und auf 6000 geschätzt. Das Wohngebäude darauf hat 5600 Brandversicherungssumme. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamtes sowie der übrigen das Grundstück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 4. November 1903 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigen falls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Pulsnitz, den 5. Dezember 1903. Königliches Amtsgericht. Persönliches und Unpersönliches von der Etatsberatuug Die Debatte über den Etat ist zu Ende, nachdem vier lange Tage viel lange Reden gehalten waren. Glücklich ist er tn dem mütterlichen Schoße der Finanzdeputation gelandet, und beide haben, wenn sie die Unmenge der vor gebrachten Einzelwünsche einer genauen Beachtung würdi gen, für- erste ein schönes Stück Arbeit vor sich. Die gesamte Beratung des Budgets stand unter dem Einfluß der Etatrede deS Finanzministers vr. Rüger, ja vielleicht kann man sagen, unter dem Einfluß seiner Per sönlichkeit. Erzählte doch der Abgeordnete Or. Spieß unter allgemeiner Heiterkeit deS HauseS, daß er von dem Herrn Ftnanzminister — geträumt habe. Der Minister se ihm aus dem Bahnhofe tn Pirna begegnet, allwo er sich höchst unbefriedigt über die dortigen BahnhosSverhältn sse geäußert hätte. Der Abgeordnete bedauerte, daß sein Traum nicht in die zwölf Nächte gefallen ist. Doch daS nebenbei. Der Finanzmintster hat sich durch die Politik rück haltloser Offenheit einen Erfolg errungen, der ihn mit einem Schlage populär gemacht hat. Ec hat durch die schonungs lose Bloßstellung der gemachten Fehler den Abgeordneten »den Wind aus den Segeln genommen" und sich statt dessen mehr wie ein warme- Vertrauensvotum auS ihren Rethen geholt. Die Rede deS Minister» erweckte allgemein die Ueberzeugung, daß zielbewußt,, beharrliche Arbeit, un beugsamer Wille und strenge Disziplin sortan die Leitsterne unserer Finanzpolitik sein werden. Unser neuer Finanzmi nister besitzt zweifellos nicht allein die Fähigkeit, um unse- rer „Finanznot" zu steuern, sondern er ist auch ein Mann von ausgeprägtem Pflicht- und Verantwortlichkeitsgefühl. Die große Etatrede des Ministers war ein Meister stück, inhaltlich wie formell, vr. Rüger gehört offenbar nicht zu den Anhängern des bekannten Wortes seine- Kolle gen Richelieu, der da meinte, die Sprache sei dazu da, die Gedanken zu verbergen. Er liebt eS nicht, viel zu reden und nicht» zu sagen. Auf den Inhalt seiner Etatrede an dieser Stelle einzugehen, erübrigt sich, da sie al- bekannt Umeste Greigmste. Von Interesse sind die Urteile der Wiener Blätter über die deutsche Thronrede. Fünf französische Kriegsminister haben sich gegen die Revision des Dreyfusprozesses ausgesprochen. In Namslau (Schlesien) entgleiste ein Güterzug, wobei 3 Beamte schwer verletzt und eine Frau getötet wurden. Nach einer 14 Monate andauernden Obstruktion ist in Ungarn ein parlamentarischer Friede zu Stande gekommen. Das Allgemeinbefinden des Zaren soll nicht das beste sein, der Zar sei sehr nervös und sehe abgespannt aus. Eine internationale Ausstellung „Die Kinderwelt" ist am Sonnabend in Petersburg eröffnet worden. China ist plötzlich wieder reformlustig geworden, in einem Edikt wird die Reorganisation aller Truppenkörper angeordnet. vorausgesetzt werden darf. Aber über dte Art de» Vor träge» ließe sich vielleicht einige» sagen. Der Finanzminister spricht im allgemeinen gleichmäßig, leidenschaftslos, selten mit erhobener Stimme, aber niemals trocken. Er unter stützt seine Rede weder durch „bedeutende" Armbewegungen, noch macht er Miene, seinen Bleistift al» Wurfsperr zu benutzen, aber er schattiert seine Sätze in überaus feiner Weise. Jedoch! Al» ein wie ausgezeichneter Parlaments- redner sich der Minister auch immer erwiesen hat — auch er hat eine Achillesferse. Der Abgeordnete vr. Vogel verteidigte sich gegen den ihm vom Minister gemachten Vorwurf, daß der Geist deS Jahre» 1901 noch in ihm le- bendig zu sein scheine, in höchst wirkungsvoller Weise, indem er den Minister gewissermaßen mit seinen eigenen Worten schlug. Auch in einem anderen Punkte versuchte vr. Vo gel, len Minister auss Glatteis zu sühren, allerdings mit weniger Erfolg, vr. Rüger hat bekanntlich den sächsischen Staat mit einem jungen Manne verglichen, der eS, im Vertrauen auf den guten Ruf und dte Kreditfähigkeit seines HauseS verlernt hätte, seine Ausgaben mit seinen Einnah men in Einklang zu bringen, vr. Vogel zog aus diesem Gleichnis einige Konsrquenzen und fragte satirisch, welche Pflicht wohl dem Vater dieses jungen Mann-S (da» wäre in diesem Falle das sächsische Volk) cbgelegen. Der ein sichtige Vater hätte ihn wohl schließlick unter Kuratel stel len sollen usw. ES ist wohl ausgeschlossen, daß vr. Rüger diese Schlußsorderungen nicht selbst gezogen hat, bevor er seine Rede hielt. Begab er sich mit einer gewissen Ab sichtlichkeit doch am Donnerstag wiederum auf daS Gebiet der Gleichnisse, als er von der Einkommensteuersupps sprach. Sieht man sich nach anderen Rednern um, die durch besondere Eigenart in der Debatte hevorgetreten sind, so wäre an erster Stelle der Abgeordnete Enke-Leipzig zu neunen. Seine Ausführungen sind stets lebendig, impulsiv, weil er aus dem praktischen Leden schöpft. Dazu kommt der temperamentvolle, von lebhaften Gesten verschwenderisch begleitete Vortrag, der bisweilen von flammender Begeiste rung durchglüht ist. Der genannte Abgeordnete sprach am Donnerstag unmittelbar nach dem Finanzminister. Das reizte zum Vergleich: Hier die klare, kühl abwägende Ob jektivität deS Staatsmannes, dort die entschiedenste Helvor kehrung subjektiven Empfindens. Viel beobachtet wurden auch die Ausführungen deS Abge ordneten Günther-Plauen, denen damit allerdings, wie Vize präsident Opitz meinte, zu viel Ehre geschehe. Die Haltung deS der freisinnigen Volkspartei angehörenden Abgeordneten Während der Debatte wirkte in mehr wie einer Beziehung be fremdend. DaS unliebsamste Aussehen im ganzen Lande aber erregte der Abgeordnete durch seine „Erklärung" zu der an den König gerichteten Adresse. Wenn er aus dem allge meinen Unwillen seiner Wählerschaft, der bereits in unzwei deutiger Weise zu Tage getreten ist, die einzig mögliche Schlußfolgerung zieht, wird er jedenfalls nicht allzu lange mehr den Platz am Hinteren Fenster zieren. Von den Gegenständen, die am meisten debattiert wurden, beansprucht die ReichSfinanzresorm ein besonderes Interesse. Bei aller Vorsicht, die der Finanzminister bei seinen Aeußerungen über die Berliner Konferenz anwandte, schien doch durchzublicken, daß sich die Herren der staatli chen Finanz über die Erhöhung einer Tabak- und Bier steuer unterhalten hätten. Am Donnerstag erfolgte dann freilich das Dementi; aber, setzte der Minister hinzu, die Ftnanzminister müßten ihr Handwerk schlecht verstehen, wenn sie dem Tabak nicht stets ihre „liebevolle" Sorgfalt zuwendeten. Man wird also immerhin gut tun, sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß Tabak und Bier werden blu ten müssen, um den schloffen ReichSgeldbeutel etwas auf- zubessern. Die Etatsberatung hat gezeigt, daß auf unsere Finanzen zum mindesten der Ausdruck zerrüttet nicht mehr anwendbar ist; sie hat ferner gezeigt, daß an der Spitze unserer Fi nanzverwaltung ein Mann steht, der deS Vertrauens der Kammer und des Landes in vollem Maße würdig erscheint. Mit diesen beiden immerhin erfreulichen Tatsachen müssen wir unS vorläufig zufrieden geben. C. vertliche «ud sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Um wiederholt ausgesprochenen Wünschen unserer Abonnenten, im besonderen der Land-Abonnenten nachzukommen, hat sich die Schristleitung des AmtS>k und Wochenblattes entschlossen, ein in allen Kreisen gern ge lesenes Witzblatt unter dem Namen „Humoristisches Wochen blatt" der Zeitung beizulegen. DaS ..Humoristische Wochen blatt" wird von heute an aller 14 Tage erscheinen. Die bis jetzt monatlich einmal beigefügte landwirtschaftliche Bei lage kommt in Wegfall, dafür wird in den Spalten des Wochenblattes unter der Rubrik „Landwirtschaftliches" den Sonderintsrcffen der Landwirtschaft nachgekommen werden. Möge diese neue Beilage freundliche Aufnahme finden und zu weiterem Abonnement anspornen. — Die Doppelfahrkarten vierter Klasse, die seit einiger Zeit von der preußischen Staatsbahnverwaliung verausgabt werden und die zur Hin- und Rückfahrt am LösungStage gelten, sollen laut „Berl. Tgbl." eine Geltungsdauer von zwei Tagen «hallen, die mit dem Tage der Lösung beginnt und um Mitternacht des nächstfolgenden TageS erlischt. Diese Neuerung tritt bereits in dieser Woche in Kraft. Die alten Karten werden aufgebraucht, gelten aber ohne weiteres aus zwei Tage. — Von der kleinen nützlichen Vogelwelt sind in der kalten Jahreszeit bei unS zurückgeblieben, Finken, Meisen, Amseln, Haubenlerchen rc. Sie alle sind dankbar, wenn sie im Winter, wenn alles vcrschneit und die kleinen Bäche zugefroren sind, etwas Futter finden, wie eS für sie paßt. Lein, Hanf und Glanz sowie Mehlwürmer, schmale Streifen rohen Fleisches und ungesalzenes rohes fettes Schweinefleisch, letzteres an Bäumen ausgehängt, sind Leckerbissen sür die Vögel. Brot und Kartoffeln dagegen sind den Vögeln schädlich; dieses Futter erzeugt Kolik und bringt den Tier chen häufig den Tod. Viel gutes Futter sür die Vögel ist auch im Heusäm g enthalten. — Sternschnuppensälle werden vom 10. bis 12. De zember, so weit der Mondschein nicht stört, zu beobachten sein. Es sind dies die Leoniden, deren scheinbarer Ort des Ausgangspunktes rechts vom Castor in den Zwillingen gelegen ist. — Zur Ausführung deS Gesetzes, die Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben betreffend, verordnet daS Königliche Ministerium deS Innern folgendes: Die Beschäftigung eines Kindes ist nur gestattet, wenn dem Arbeitgeber — nach vorangegangener schriftlicher Anzeige bei den Ortspolizeibe hörden — die vorgeschriebene Arbeitskarte eingehändigt wor den ist. Die Arbeitskarten sind von den Ortspolizeibehörden auszustellen. Die Ausstellung setzt voraus, daß der gesetz liche Vertreter deS KindeS den erforderlichen Antrag stellt oder ihm zustimmt, oder, daß die Gemeindebehörde die Zu-