Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Pulsnitz 7s Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufzugeben. jlreis für die einsxalt. Zeile oder deren Raum »0 Reklame 20 <^. Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amts-Blatt -es König!. ümtsgenclits un- -es sla-tnatttes 2» pulsnits. Telegramm - 6ö?es§e Aociienbla tprilsnilL. Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. 50 H., vierteljährlich z.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen unter Nr. sso2 t-t». Pepnspl'ecbel' ttO. iS. H und Umgegend Amtsblatt für de»» Bezirk des Aönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz Ak. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Zriedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Alein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. L. Förster'» Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Llr. 2L5. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Ar. 117. Donnerstag, den 1. Kktoöer 1903 55. Jahrgang. Auf Blatt 216 des hiesigen Handelsregisters, die Firma Theodor Schiedlich in Pulsnitz betreffend, ist heute eingetragen worden, daß der Stadtrat Herr Richard Bruno Borsdorf in Pulsnitz als Inhaber ausgeschieden und der Kaufmann Herr Oskar Curt Schiedlich daselbst Inhaber ist. Pulsnitz, am 29. September 1903. Königliches Amtsgericht. Neueste Greignisse. Der Reichstag soll, wie es heißt, auf Dienstag, 1. Dezember einberufen werden. Ein staatliches Jmmunisierungsverfahren gegen die Rindertuberkulose stellt das „B.T." für Preußen in Aussicht. Zar Nikolaus ist von gestern ab Gast des Kaisers Franz Josef. Das Wiener Fremdenblatt bringt einen beachtenswerten Empfangsartikel. Die wegen des Rischer Komplotts angeklagten serbischen Offiziere sind vom Kriegsgericht in Belgrad sämtlich zu Kerkerstrafen, teilweise von langer Dauer, verurteilt worden. Die Gestaltung der Getreidepreise. Die Nordamerikaner haben wiedelholt auSposaunt, daß sie einen Ausfall an ihrer letzten Weizenernte hätten und sie halten deshalb seit einigen Wochen ihre Weizenpreise ziem lich hoch. Die Amerikaner rechnen dabei aber auch mit dem Umstande, daß ihr eigener Bedarf an Weizen infolge des riesigen Anwachsen« der amerikanischen Bevölkerung sich in diesem Jahre so vermehren wird, daß sie gar keine großen Weizenmengen wie früher nach Europa verkaufen können. Im internationalen Getreideverkehr wird aber die Meinung über wiege», daß die Vereinigte» Staaten ihren isoliert hohen Preisstand gegenüber der Konkurrenz von Rußland, Indien und den Donautiefländern im Weltmarkt nicht behaupten werden können. Wenn ihr Weizenbedarf auch in riesenhaf ter Progression zugenommen hat, so ist es doch zweifellos, daß die Vereinigten Staaten auch in diesem Jahre «inen größeren Exportüberschuß von Weizen haben werden, der auf dem Weltmarkt Unterkommen suchen muß. Die Hauptfrage wird nun darauf hinaus kommen, ob Rußland, nachdem eS die erste drängende Ausfuhr bewerkstelligt hat, sich dem hohen amerikanischen Preisstand zuwendet oder ob im Gegen teil die Amerikaner Preiskonzessionen machen werden. In Chicago steht Maiweizen jetzt 82—83 o gegen den Durch schnittspreis in den letzten vier Jahren von 74»/^, 72'/», 70^, 71»/, o. Sehr bedeutend überragt die dieSwöchent- liche Anlieferung der Farmer die der beiden Vorwochen. Wenn sie auch nicht ganz so groß ist wie in den beiden Vorjahren, immerhin ist eine Vergrößerung von 75000 t besonders bemerkbar, wenn man bedenkt, daß in letzt« Woche der Farmerkongreß in Chicago stattgesunden hat. Es scheint, daß in den Kreisen der Landwirte die Beschlüsse dieses Kon gresse« nicht allzu ernst genommen werden, und daß man von der günstigen augenblicklichen Lage möglichst Nutzen zieht, indem man jetzt seinen Weizen verkauft. In den letzten Wochen vom 1. Juli bi» 5. September freilich haben die Landzufuhren wenig über die Hälfte des Vorjahre» betragen, nämlich 800000 t gegen 1400000 t. Interessant ist eine Mitteilung au» New-Dark, der zufolge mehrere Firmen der dortigen Börse wegen de» Rückganges de» Getreideexportge schäft» Entlassungen von Angestellten in größerem Maaße vorgenommen haben. Wa» nun Rußland betrifft, so ist die Ausfuhr mit Ausnahme von Roggen eine lebhafte. AuS Ungarn wurde mitgeteilt, daß da» Durchschnittsgewicht des dortigen Weizen« 79 Kg pro Hektoliter ergibt gegen ein Durchschnittsgewicht von 77 kg. Es scheint demnach, daß zumeist ziemlich feine Qualitäten geerntet wurden. In Eng land betrug der Durchschnittspreis der 196 kontrolierten Märkte 27 8 5 a gegen 28 8 6 ä und 30 8 3 ä in den beiden Vorwochen. Nach dem neuesten Erntebericht ist der Weizenertrag in England ein wesentlich größerer gewesen al» man annahm, doch lassen sich zahlenmäßig« Angaben noch nicht machen. An der Pariser Börse sind die Umsätze wie der s«hr gering gewesen, man muß sich wohl oder übel mit dem geringen Preisniveau abfinden. Zum Ueberfluß wurde »och au» Argentinien gemeldet, daß da» mit Weizen bebaute Areal ein« wesentlich« Zunahme erfahren hätte, nämlich von 3.6 aus 4,7 Millionen Hektar. Diese Angabe wurde vom Getreideveikehr einstweilen nicht ernst genommen. Der deutsche liegt ziemlich matt. Zwar wurde die» eigenartigerweise da mit motiviert, daß in Aemerika die Terminpreise in den letz ten Wochen um 3 o gleich 4'/, Mark herabgegangen sind. Als aber die amerikanischen Getreidepreise lebhaft stiegen, nahm der deutsche Markt hiervon keine Notiz, sondern rich tete sich ausschließlich nach den Jnlandofferten. Vertliche ««d sächsische A«gelege«heitev. Pulsnitz, 1. Oktober. Bei der gestern stattgesun» denen Pferdemusterung wurden vorgesührt 61 Pferde, davon wurden auSgehoben: il« Reitpferde 20, al« Zugpferde 20, al« besonders schwere Zugpferde 2, als vorübergehend krieg«, unbrauchbar befunden wurde 1, dauernd kriegsunbrauchbar 18. Kriegsbrauchbare Fahrzeuge wurden 30 vorgefunden. — In PulSnitz M. S. und Böhmisch-Vollung wurden 31 Pferde vorgesührt, 26 wurden davon als kriegsbrauchbar, und 5 als kriegsunbrauchbar befunden. Wagen waren 12 brauchbar. — In Ohorn wurden von 27 vorgesührten Pferden 23 kriegsbrauchbar und 4 kriegsuvbrauchbar befun den. 10 brauchbare Wagen wurden vorgefunden. PulSnitz. Bei der städtischen Sparkasse wurden im vergangenen Monat 49909 Mk. 38 Pf. in 432 Posten ein gezahlt und 36309 Mk. 08 Pf. in 197 Posten zurücker» hoben. Der Gesamtumsatz betrug 195168 Mk. 82 Pf. — Vom 1. Oktober an werden auf sächsischen Stationen MonatSnebenkarten in Verbindung mit Monatskarten nur noch auSgegeben an den HauShaltungSvorstand, dessen Ehe gatte» und die Dienstboten sowie an solche minderjährige Hausstand-angehörige, welche Wohnung und Kost unentgelt lich erhalten. Infolgedessen werden sämtliche Bescheinigungen über HauSstandsanzehörigkeit ungültig; zur Erlangung von Monatsnebenkarten bedarf e« künftig einer neuen solcher Bc- sqeinigung, zu der Vordruck« bei den Fahrkartenausgaben un-nt^ltl-ch zu haben sind. — Vom 1. Oktober an beginnt der Dienst an den Post- schal'ern früh 8 Uhr an, desgleichen ist auch der Tagesdienst der öffentlichen Fernsprechstellen vom genannten Tage ab von früh 8 Uhr an für den allgemeinen Verkehr offen. — Tiefer in den Beutel greifen müssen von heute an fast sämtliche Reisende auf den sächsischen Staatsbahnen, da am 1, Oktober die Erhöhung der Fahrkartenpreise in Kraft tritt. Zum Glück blieben von der Erhöhung ein großer Teil der Fahrkarten verschont. So sind sämtliche Karten vierter Klasse, sowie auch die einfachen Fahrkarten der anderen Klassen zu den bisherigen Preisen weiter zu haben; nur die Rückfahrkarten von einer gewissen Entfer nung an erfuhren eine Preiserhöhung. Dieselbe fit aber schr geringfügig und bei der dritten Klasse nur 5 bis höch stens 30 Pfg., bei der ersten Klasse bis höchstens 80 Pf. WaS aber mehr ins Gewicht sällt, das ist die Bestimmung, daß jedes Fahrrad, ganz gleich auf welche Entfernung be fördert werden soll, durch die Bank 50 Pf. Beförderungs gebühr kostet und daß sich hierdurch die Lösung einer be sonderen Fahrkarte notwendig macht. Die armen Radfahrer müssen auch hier wieder da» „Karnickel" abgeben. Eine wahre Revolution verursacht die mit der Fahrpreiserhöhung verbundene Neuauslegung entsprechend abgeänderter Fahr- karten in den Schalterräumen der Bahnhöfe. Es ist wahrlich keine Kleinigkeit, so und so viel Hundert verschie- Vene Sorten von Fahrkarten auszuwechseln und sich dann im übrigen auch gleich die neuen Preise so fest einzuprägen, daß keine Irrtümer mehr vorkommen. Ohne solche wird eS anfänglich wohl nicht abgehen und zwar zum Schaden der Beamten. Wenn eS umgekehrt wäre, nämlich, daß daß eine PreiSabsttzung stattfände, da würden etwaige Jrr- tümmer seitens der Beamten vom Publikum sofort aufge- stochen, aber so na da wird stchS vielleicht eher noch jemand gefallen lassen, nach dem alten Taris behandelt zu werden. — Für die Vertreter des diensttauglichen Jungdeutschlands gilt eS nun Abschied zu nehmen von Mutter und Vater, Braut und Freunden, um als Rekruten den verschiedenen Regimentern zugeteilt zu werden. Gar vielen ist dabei ein wenig bänglich umS Herz. Zwar singt George Brown, „Ha, welche Lust Soldat zu sein!" aber der hat auch alle Ursache dazu, denn erstens fit er Ossizier und zweitens beurlaubt, und dazu bekommt er noch eine schöne Braut mit etlichen Millionen. Den Rekruten wird eS so gut nicht gleich geboten. Der Drill ist nicht immer schmackhaft, und in den Mußestunden wird wohl so man cher Seufzer aus zwanzigjähriger Brust durch Las Kaser nenfenster hinaus fliegen, der Heimat zu. Aber „es kommt nur auf Gewohnheit an", und wer unverzagt und frisch zugreift, der wird auch bald die Lichtseiten der militärischen Dienstzeit heraurfinden, die zweifellos eine vortreffliche Schule für das ganze fernere Leben darstellt. Ter erste Urlaub bringt dem jungen Soldaten schon baS Bewußtsein seines erhöhten Wertes. Stolz führen Vater und Mutter ihn bei den Verwandten und Freunden umher, mit einer Art von Ehrfurcht nahen sich die früheren Ginvssen dem strammen Vaterlaudsverteidiger, und wenn er dann erst merkt, wie zweierlei Tuch aus die schönere Hälfte des Menschengeschlechts wirkt, dann stimmt er wohl auch ver gnügt ein: „Ha, welche Lust, Soldat zu sein", und dann erscheinen auch ihm die zwei Jahre als eine kurze Spanne Zeit, in welcher daS Licht weitaus den Schatten über wiegt' — Am vorigen Sonntag, den 27. September fand in Königsbrück Vorstellung und Prüfung der vereinigten Krankerträgerkolonnen von Kamenz, Königsbrück und PulSnitz statt, wozu seitens deS Landesvereins vom roten Kreuz Herr Geh. Finanzrat Schreiner und im Auftrage des Herrn Lan desdelegierten der freiwilligen KriegLkrankenpfl^ge Excellenz v. Zeschau, Herr Oberstabsarzt Or. Wagner entsandt worden waren. Von weiteren Ehrengästen seien Herr Bürgermeister Leßmann und Herr B.zirkSvorstcher Leiblin erwähnt. Auch Mitglieder anderer Kolonnen, wie von Groß'öhrSdorf und Schwepnitz waren zugegen. Die Uebung fand auf dem Ar tillerie-Exerzierplatz zwischen Stenz und der Dresdner Bahn statt und wurde eingeleitet durch theoretische Prüfung der bis her noch nicht geprüften Mitglieder, deren es 4 von Königs brück und 11 von PulSnitz waren. Es erstreckte sich Viess Prüfung auf den Bau des menschlichen Körpers, auf das Verhalten an Verunglückten, auf die Verschiedenheit der Lagerung und des Transportes von Verletzten. Die Ant worten erfolgten schnell und richtig, so daß man die Ueber- zeugung gewann, daß tüchtig gearbeitet worden war. Hieran schloß sich die praktische Prüfung derselben Leute im Verbände« anlegen, Aufheben von Verwundeten, Ausführung der künst lichen Atmung u. a. Handgriffe. Auch dieser Teil wurde zur vollsten Zufriedenheit ausgesührt. — Nun folgte die große Uebung sämtlicher Kolonnenmitglieder — es waren ihrer 60 —, durch welche sie ihre Betätigung im Transport aus Leiterwagen und in der Eisenbahn zeigen sollten, ein Teil der Ausbildung, in dem eine Plüfung noch nicht er folgt war und der so eigentlich derjenige im Ernstfalls ist, zu welchem die Krankenträger am meisten dürften herangezogen werden. Diese Uebung war in großem Stile angelegt, so daß alle in Frage kommenden Methoden zur Darstellung ge langten und wobei sich herausstellte, daß die Mannschaften mit Allem vertraut waren und die gestellten Aufgaben mit Ruhe und Sicherheit lösten. Nach dem die Verwundeten in die bereitstehenden Güterwagen verladen worden waren, hatte di« Uebung ihre Ende, und eS hielt nun zunächst der Herr Oberstabsarzt Or. Wagner die Kritik. Mit warmen und anerkennenden Worten lobte er, wa» er während der Uebung gesehen hatte, dankte sämtlichen Mitgliedern für die aufgewendet« Mühe und Arbeit, welcher aber auch nicht der Erfolg versagt geblieben sei und mahnte zu fernerer Treue und Ausdauer in der Betätigung an diesem edlen Werke und nahm somit die Geprüften im Namen deS Herrn Lan desdelegierten in die Gemeinschaft der freiwilligen Kriegs krankenpflege auf. Sein besonderer Dank galt den Kolonnen- Aerzten und -Führern. Diesen Worten schloß sich voll und ganz der Herr Geh. Finanzrat Schreiner an und betonte ganz besonder«, daß di« Angehörigen der Krankerträgerkolonnen nach Verwirklichung zweier Ideale strebten, als da sind: Die Betätigung der Nächstenliebe auf dem Boden echten Patrio- tiSmuffes. Seine Worte klangen in einen Hochruf auf den