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Wochenblatt Velegeamm - Messe kepnspnrcber lbocliendlatt Pulsnik sto. 18 und Umgegend für Pulsnitz Amts-Blatt Erscheint Dienstag, Donners tag n»d Sonnabend, Beiblätter: Illnstr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. so^., Viertelsährlicb x.25 bei freier Zu a^uung ins Kaus, durch die Post bezogen unter Nr. SL02 .M z.-xo. Inserate für denselben Tag find bis vormittags zo Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen-Expeditionen nehmen Inserate entgegen. -t des König!, ümtsgepicltts rind des Stadtratkes »u Pulsnit». Amtsblatt für den Bezirk des Aönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, yauswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Rlein-Dittmannsdorf. Vrn» und Verlag von L. L. Förster'» Erben. . Expedition: pnlsnih, Bismarckplatz Nr. 2S-. Verantwortlicher Redakteur Vtto vorn in Pulsnitz. Mr. 38. 'Donnerstag, dm 26. März 1963. 5S. Jahrgang. Neueste Ereignisse. Die endgiltigen Bestimmungen für die Reise des Kaisers nach Kopenhagen sind nunmehr bekannt gegeben worden. Der Gesetzentwurf zur Sicherung des Wahlgeheim nisses ist am Montag dem Reichstage zuge- gangen, nachdem man ihm im Bundesrat ge schlossen zugestimmt hatte. Vizeadmiral v. Tirpitz, welcher bekanntlch in Pe tersburg weilt, war am Dienstag bei dem Zaren und der Zarin zum Frühstück geladen worden. Die schwedische Regierung hat endgiltig auf die Wiedereinlösung der Stadt Wismar verzichtet. Der schlau angelegte Rücktritt des Präsidenten Castro scheint darauf hinauszulaufen, den im Venezuela-Streit beteiligt gewesenen Mächten neue Schwierigkeiten zu bereiten. Der Reichstag ist am Dienstag bis zum 21. April in die Ferien gegangen. In Berlin hat am Dienstag das deutsche National komitee zur Bekämpfung des Mädchenhandels eine Versammlung abgehalten. Das französische Mittelmeergeschwader hat Befehl erhalten, bereit zu sein, um den Präsidenten Loubet auf seiner Reise nach Algier und Tunis zu begleiten. Der Rücktritt des Präsidenten Castro. Ueberraschend für weitere Kreise kommt di« Nachricht de» transatlantischen Kabel« vom Amt»rücktritte de» Präsi denten Castro von Venezuela. Allerdings heißt e«, Castro hab« düsen seinen Schritt schon längst geplant gehabt und ihn jetzt auf die Borstrllungen venezuelanischer Parteiführer hin, daß sein« Demission dem Lande den auswärtigen Mäch- t«n gegenüber zum Vorteil gereichen würde, endlich in» Werk gesetzt. Aber bei den bekannten Ehrgeize diese« süd amerikanischen Staatsmann«» und in Anbetracht der Zähig keit, mit welcher er sich inmitten wachsender Schwierigkeiten bislang auf seinem Posten behauptete, war kaum anzunehmen, daß er nun mit einem Male die fast diktatorische AmtSge- walt, welche er über vier Jahre bekleidet, freiwillig nieder legen würde, Selbst in den politischen Kreisen Washing- ton«, wo man über die Dinge in Venezuela einigermaßen informirt sein sollte, ist man durch di« Amtsniederlegung Castro« völlig überrascht worden. Im Kongreß zu Caracas verla« Castro eine Botschaft, in der er die offizielle Mit teilung von seinem Rücktritt macht, doch enthält die Kund gebung kein« nähere Aufklärung über die Beweggründe der Demission. Vielfach wird denn auch die Vermutung ge äußert, e« sei lediglich eine neue Komödie, welche Castro dem Auslande durch seinen Verzicht auf die Präsidenten- würde vorspiele, nun, die nächsten Tag« werden ja zeigen, ob der ehemalige Maultiertreiber, der eS zum Präsidenten von Venezuela brachte, in der Tat entschlossen ist, diese gewiß glänzend« Carrivre nunmehr zum Abschluß zu bringen. Sollt« abrr wirklich S«nor Castro auf s«in«m Rücktritt virharren, wie «« doch den Anschein besitzt, so dürfte diese« Crrigni« seine Wirkungen sowohl auf die Lage in Venezuela selbst al» auch auf die auswärtigen Beziehungen de» Landes, namentlich zu den al» Gläubiger Venezuela» auftretenden Staaten, baldigst äußern. In letzterer Hinsicht steht zu be fürchten, daß die leitenden Politckrr in Caracas durch den Präfidentenwrchfel versuchen werden, di« Erfüllung der weit««« Verbindlichk«it«n V«n«zutla» gegenüber dem Au»« land« zu v«rschl«pprn und womöglich ganz vrrsumpfen zu lass««. Ein derartiges Unterfang«« würde wenigsten» ganz dem ursprünglichen Verhalten Castro» und seiner Sippschaft in den finanziell«» Streitigkeit«» mit den fremde» Macht«» entsprechen, die edlen Senor« sucht«« sich ja durch allerhand Winkelzüge und Ausflüchte der Genugtuungsleistung an Deutschland u. s. w. zu entziehen, bis dann Deutschland und seine Verbündeten aä doo die bekannten straffen Saiten aufzogen und dem störrischen Venezuela ihre Kriegsschiffe über den Hals schickten. Dü Annahme liegt nahe genug, daß der eventuelle neue Präsident von Venezuela kalt er klärt, die Abmachungen deS bisherigen Staatsoberhaupt«« mit dem Ausland« gingen ihn nicht» an und versage er denselben daher die Anerkennung. Dann müßte abermals eine europäische Schiffsdemonstration in den venezuelanischen Gewässern in« Werk gesetzt werden, die diplomatische Maschinerie müßte auf» neue spi len und wiederum würde nachher die Möglichkeit einer Verwickelung der großen nord amerikanischen Union mit den europäischen Mächten wegen der venezuelanischen Dinge Heraufziehen. Jed«nfallS kann man der weiteren Entwickelung der venezuelanischen Ange legenheit nach dem etwaigen faktischen Rücktritte Castro« mit Interesse entgegensetze«, zumal e« keineswegs ausgeschlossen ist, daß di« Neubesetzung des Präsidentenstuhles in Caracas zu ferneren blutigen Wirren im Lande führt. Es wäre wenigsten« merkwürdig, wenn unter den heutigen Verhält nissen in Venezuela und in Hinblick auf den Umstand, daß die lange revolutionäre Erhebung gegen di« Castro'sche Ge waltherrschaft auch jetzt noch nicht niedergeschlagen ist, die Einsetzung des Nachfolgers des Präsidenten Castro ohne weitere Schwierigkeiten vor sich gehen würde. Eher ist an- zunehmen, daß mehrere Bewerber um die Präsidentschaft auftreten und daß sie hierbei einander schließlich in die Haar« geraten werden. vertliche u«V sächsische ««gelegeuheiteu. Pulsnitz. Unter Teilnahme der Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, sowie sonstiger zahlreicher Angehörigen der hiesigen Kaufmannschaft fand am ver gangenen Mittwoch die öffentliche Prüfung der hiesig«« Handelsschule, über deren Verlauf wir in der nächsten Num mer genaueren Bericht folgen kaffen, statt. Die staatlichen und städtischen Behörden war«« vertrrten durch Herrn Re- gierungSrat Enke, Herrn Bezirktschulinspektor Or. Hartmann und Herrn Bürgermeister l)r. Michael. Pulsnitz. Vom Stadtrat PulSnitz sind vom 27- zum 28. dieses Monat« vom I. Feldartillerie-Regiment Nr. 12, I. Abteilung anläßlich eines UebungSritte» in hiesiger Stadt zu verquartieren: 1 Stabsoffizier, 1 Haupt- mann, 3 Leutnants, 15 Unteroffiziere, 5 Gemeine, 5 Offi ziersburschen und 20 Pferde. PulSnitz. Große Plakate verkünden das Kommen de« au« 9 Personen bestehenden Original-Farinelli-Ensem« ble«, dessen Auftreten Donnerstag, 2. April im Schützen- hauS-Saale auf musikalischem Gebiete sowohl, als auch in gediegenem Humor und vorzüglichem Gesang ganz Groß artige« verspricht. Die durch Vielseitigkeit und hervorragende Leistungen zu den besten Gesellschaften gehörenden „Fari nellis" besitzen in Herrn Fraa« einen Charakterkomiker, der zu den originellsten unserer Zeit gehört, in Herrn Willy Cortum einen Soubretten-Jmitator, der nicht übertroffen wurde. Außerdem besitzt das Ensemble nur erstklassige Kräfte, wahre Universalkünstler, z. B. vielseitige Musiker, Sänger, Salonhumoristen, Schauspieler, Verwandlung« - künstler rc., vielfach in einer P«rson vereinigt. — Ueber ein im Oktober vorigen Jahre« in Kamenz gegebene« Konzert berichtete da« dortig« „Tageblatt" s. Z. Folgende«: „Da« am Dienstag von dem berühmten Original-Farinelli-En- semble gebotene Konzert fand trotz de« gerade nicht über- mäßigen Besuche« doch den denkbar größten Beifall des Publikums. Kamenz hat Bessere« in diesem Genre noch nicht kennen gelernt. Die musikalischen Vorträge, welche wirklich künstlerisch auSgesührt wurden, waren allein da» Entrve schon wert. Ob der großen Vielseitigkeit und staunrn»werten Abwechselung sowohl m musikalischer, gesang licher und humoristischer Beziehung war jeder Besucher der Bewunderung voll und alle erwünschten ein baldige» Wieder sehen der Künstler. Al» Einzelnummern hervorzuheben sind die mit allen Finessen vorgetragene „Raymund"-Ouverture, di« unhrimlich langen Posaunen von Jericho, der großartig« Soubrrtt«nimitator und Verwandlungskünstler Herr Cortum, Herr Fraa» al« Schützenkönig Knattermann und da« durch seine Komik überwältigende Gesamtspiel „Der falsche Baron." Wer sich bei diesen Darbietungen nicht köstlich amüfirt hat, der hat sich in seinem ganzen Leben noch nicht amüsirt und deshalb rufen wir: „Kommt, Farinelli'«, und verschafft un« recht bald wieder so herrliche und angenehme Stund««!" — Da« für da« hiesig« Auftreten festgesetzte Programm ent hält u. A. zwei Original-Komödien: „So kouriert man Frauen" und „Die neuen Mieter". DeS wirklich feinen Humors wegen, abwechselnd mit drastischen Intermezzo«, sowie musikalischen Effekten wurden diese Komödien besonder« anerkennend hervorgehoben, und verspricht auch dieser Abend ein wirklich genußreicher zu werden, zumal auch viele andere Neuheiten auf dem Programm verzeichnet sind. PulSnitz. Vom 1. April ab werden die Schalter deS hiesigen Kaiserlichen Postamt«« bereit« um 7 Uhr morgen« geöffnet sein, auch der Dienst bei der Fernsprech-Virmitte- lungSanstalt wird zu dieser Stunde beginnen. — Märzenblüte ist ohn« Güte — sagt eine alte Bauern-Regel, aber trotzdem ist e« ein herzerfrischender, schöne Hoffnungen weckender Anblick, die ersten zarten Blätt chen der Blutenknospen zu beobachten. Der grüne März schimmer am Baum und Strauch wird von Tag zu Tag intensiver. Hält die Witterung an, so dürfte sich auch die Baumblut bald entfalten. Es ist übrigen« schon öfter vor« gekommen, daß Ende März die Bäum« im Blütenschmuck« prangten. Ebenso oft ist aber die Blüte wieder erfroren, sodaß sich bewahrheitete: Märzenblüte ist ohne Güt«! — Frühlingsleben. In unseren Wäldern und Feldern beginnt e« jetzt bei der milden Witterung sich zu regen. Di« Bäume de« Walde» kleiden sich in jene» bräunlich« Grün, das dem Erwachen deS Frühlings stets vorangeht, und e« flüstert und rauscht geheimnisvoll in den Zweigen, wie in den Häusern der Menschen vor frohen Festen, die freudige Ueberraschungen bringen. Schon blinken die Kätzchen der Weiden und de» Haselnuhstrauche« durch da» kahle Ge zweig, wenn auch der rauhe Nord über sie noch dahinbraust. Da» zierliche Reh und der leichtfüßige Hase freuen sich ihrer jetzigen Sicherheit vor dem tötlichen Blei de» Jäger» und Lenze«- und Liebe«lust bewegen ihre Brust. Da wollen auch di« liebedurstigen und IiebenSw«rt«n kleinen gefiederten Sänger unserer Wälder nicht zurückbleiben. Die fröhlichen Waldmusikanten suchen Stecken, Hälmchen und Moo« zum Neste und richten e« behaglich «in. An dies«m herzerquick«»- den und anmutigen Leben und Treiben erfreuen sich di« Mrnschen, und die Frühlingtluft und da- erwachende Leben in d«r Natur locken jetzt Sonn- wie Wochentag» die Stadt kinder hinau» inS Frei». — Einen wunderhübschen und zugleich recht praktische« Schmuck besonders für kleinere Gärten bilden Johannis- oder Stachelbeerbäumchen, deren Kronen, wenn di« Früchte reisen, ganz dicht besetzt zu sein pflegen und besonder» große und wohlgeformte Früchte hervorbringen. Diese Bäumchen erzielt man, indem man «i«jährige Ruten de» bekannten Zierstrauches „Goldtraube" (ribss sursrun) in 1 Meter Höhe mit Stachel^eerreisern oder Johannisbeer« reisern veredelt. ES ist die« eine ganz einfache, leichte Ar beit, die jeder ausführen kann. In der neusten Nummer de« praktischen Ratgeber» im Obst- uno Gartenbau beschreibt der Obergärtner der mit der Gartenzeitschrift verbundenen 50 Morgen großen Versuchsstation, wie solche Veredlungen gemacht werden, und die ganz ausgezeichneten Abbildungen setzen jeden nur einigermaßen geschickten Gartenfreund in den Stand, sie auSzuführen. Wie viele Gartenbesitzer wisse« nicht, wie sie ihr« Vorplätze schmücken sollen — durch JohanniSbeer- oder Stachelbeerbäumchen verbinden sie da» Anmutige mit dem Nützlichen. Lichtenberg, 26. März. Unter zahlreicher Be teiligung der Bewohner der Parochie Lichtenberg hielt gestern der neugewählte Herr Pfarrer Zruner seinen Einzug i« unseren Ort. Schon auf dem Wege vom Bahnhofe Rade- berg wurde derselbe von einer Anzahl berittener Militär« ve«in»mitglied«r empfangen. Am Ort»auSgange hatten unter Führung der Lehrerschaft die Schulkinder der Ge meinden Lichtenberg, Kleindittmannsdorf und Mittelbach, sowie di« Gemeind«räte, Kirchen- und Schulvorstände und di« Vereine Ausstellung genommen. Al» der Wagen ein- kuhr begrüßte Choralgesang die Ankommenden. Nach einer längeren Ansprache de« Herrn Kantor Schaffrath dankte Herr Pastor Zeuner für den freundlichen Empfang und hofft«, daß d«r Segen de» Herrn auch in seinem neuen Wirkungskreise bei seiner Arbeit bleibin möge. Nach noch-