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Wochenblatt bennspi »clier lio. iS. r-: I für Pulsnitz und Umgegend 7 Erscheint Dienstag, Donners tag »nd Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. 50 H., vierteljährlicb >.25 bei freier Zi.träung ins Kaus, durch die Post bezogen unter Nr. SS02 Inserate für denselben Tag sind bis vormittags >o Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum >0 Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen -Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amts-Blatt -es König!. Nmtsgepickts und -es Zka-tpatkes Lu pulsnits ^elegpamm -^ösesse: Aocßenblalt prilsmk. Amtsblatt ifür den Bezirk des Asnigl. Amtsgerichts» gulsnih, umfassend die Ortschaften : Pulsnitz, Pulsnitz rn. s., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Frieders dort-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Rlein-Dittmannsdorf. Druck und Verlag von L. L. Försters Erben. ' Expedition: pulsniq, Bismarckplatz Nr. 2S5. Verantwortlicher Redakteur Dtto Dorn in Pulsnitz. ' Sonnaöend, den 7. März 1903. 55. Jahrgang. Ar. 28. Witte! Mit Allerhöchster Erlaubnis^Seiner Majestät des Königs. Unauslöschlich ruht in jedem Sachsenherzen die dankbar« Erinnerung an König Albert! Tief eingegrabrn für all« Zeiten steht Sein Name auf den Tafeln der deutschen und sächsischen Geschichte alit der hervorragende Heerführer, der Mitbegründer deutscher Einheit und als einer der besten, edelsten, gütigsten Fürsten unsere« Sachsenlandc«. Denk male in Erz und Stein werden der Nachwelt von der Liebe Seine» Volke« Zeugni» geben. Aber vielen ist e» ein Herzen«bedürfni«, do« Gedächtni« de« Heimgegangenen Herrscher» noch in besonderer Weise zu ehren durch Errichtung einer Stiftung, die den Kranken und Bedürftigen unsere» Volke« Heilung und Hilf« in ihrer Not und Brdrängni« gewähren soll. Di« zu solchem Zwecke zu sammelnden Beiträge sollen mit Allerhöchster Genehmigung zu einer König Alkeri-chedächtnis-Ktiftung vereinigt und Ihrer Majestät der Königin-Witw« am Iv. Juni 1S03, ein Jahr nach dem Tode unsere« unvergeßlichen König«, zur freien Verfügung zu Gunsten der von Aller- höchstihr begründeten LiebeSwerke überreicht werden. Indem wir auf diese Weise da« Gedächtnis König Al bert» ehren, helfen wir die Erfüllung der Lebensaufgabe Seiner hohen Gemahlin, werktätige Menschenliebe zu pflegen, fördern und für die Zukunft sicherstellen. Auch der Erfüllung de» vielfach kundgegebenen Wunsche» in diesen für unser Land so schweren Tagen der Treue und Anhänglichkeit an unser Königshaus einen sichtbaren Ausdruck geben zu können, zeigt sich hier rin Weg. Mögen sich, da« erbitten wir, in allen Teilen unsere« Lande« freundliche Mithelfer finden, die da« Werk deS Sammeln« soweit nötig unter Bildung von Ortsausschüssen in di« Hand nehmen, und möchten dann in treuem, dank barem Gedenken an den über alle« geliebten König der „König Albert-GedächtniS-Stiftung" namhafte und zahlreiche Gaben für die Armen und HilfSbedürftigten zufließen! Di« Sächsisch« Bank mit ihren Filialen hat sich bereit erklärt, al« Haupt-Sammelstelle tätig zu sein. Der engere Ausschuß: Beutler Gras vo« Köuneritz-Loffa Oberbürgermeister. Wirkt. Geheimer Rat. vr. Mehnert do« Metzsch Geheimer Hofrat. StaatSminister. Müller von Verveck von Treitschke Generalleutnant z. D. General d. Inf. Etwaige Anfragen an Generalleutnant z. D. Müller von Berneck, Dresden, ComeniuSstraße 3 l- Neueste Kreigniffe. Das Vorgehen des Bischofs Korum hat im Vatikan unliebsames Aufsehen erregt. Der Bischof findet mit seinem Schritte gar keinen Beifall und noch weniger Anerkennung. Neuerdings ist man bemüht, den Venezuela-Konflikt ohne Anrufung des Haager Schiedsgerichts bei zulegen. Der Sultan hat in einem Telegramm an Kaiser Wilhelm seiner Freude über die Orientreise der ältesten kaiserlichen Prinzen Ausdruck ge- gegeben. Der Brief Kaiser Wilhelms an Admiral Hollmann ist im österreichischen Abgeordnetenhause durch die Tschechen zur Sprache gebracht. Der sächsische Gesandte in München hat in Lindau mit der Großherzogin von Toskana und der Prinzessin Luise eine Unterredung gehabt. Das Befinden des Papstes ist nach einer am Don nerstag abgegebenen Erklärung des Leibarztes verhältnismäßig wieder normal. Die amerikanische Einwanderungsvorlage, wonach von jedem in den Vereinigten Staaten landen den Reisenden eine Kopfsteuer zu erheben ist, wurde vom Kongreß in Washington gutgeheißen. Zur Reform des Eisenbahnwesens in Deutschland. Die Beratung de« Etat« des ReichSeisenbahnamte« im brutschen Reichstage am Mittwoch hat dem preußischen Eisen bahnminister Budde Gelegenheit gegeben, sich über die dringend sten Reformfragen im deutschen Eisenbahnwrsen grundsätzlich und programmmäßig zu äußern. Zwar hat der Minister Budde ausdrücklich vermieden, von einem fertigen Reform programm schon zu reden, denn er meinte, wenn er das schon jetzt täte, wo er erst acht Monate im Amte sei, so müsse er alles Vertrauen als Staatsmann verlieren. Experimente zu machen und nach Popularität zu Haschen, liege ihm fern, und wa« sein Vorgänger in Bezug auf eine gründliche Eisen bahnreform in elf Jahren nicht zu Stande gebracht, das könne er in wenigen Monaten auch nicht vollenden. Aber die Tatsache konnte man au« der Rede de« Minister« Budde entnehmen, daß bei ihm die Absicht besteht, Reformen des Eisenbahnwesens energisch und nach vorheriger gründlicher Prüfung der Verhältnisse zu erstreben. Der Minister Budde ist auch zu einer Tarifreform bereit, deren Wesen aber in keinen Experimenten mit neuen Fahrpreisen, sondern vielmehr in der Hauptsache in weiteren Verkehrserleichterungen bestehen soll. Damit hat Minister Budd« offenbar die Hauptbedingung für jeve Verkehrshebung, die dann zugleich eine allgemeine WohlfohrtSmaßregel wird, richtig gekennzeichnet und in der Eisenbahnreformsrage den Nagel auf den Kopf getroffen. Ungemein wichtig ist eS auch, daß der preußische Eisenbahn minister erklärt hat, ein« solche Reform müßte einheitlich sein für da« gesamte deutsche Eisenbahnwesen. E« ist die« tatsäälich unbedingt notwendig, vaß für die Reise- und Wa- renbeförderungszwccke da« ganze deutsche Reich nur ein all gemeine« gleiche« Interesse hat, und der Bun^rSrat in Ver bindung mit den verschiedenen deutschen Eisenbahnverwaltungen auch die Organe in der Hand hat, um im Eisenbahnverkehrs wesen gemeinsame Reformen du chzuführen. E« geht ja auch in der Praxis der ganzen Eisenbahnbenutzung und de« Eisen bahndienste» gar nicht ander«, als daß man gemeinsame Reformarbeit macht. Da« Gebiet de» Heereswesen« und der postalischen Angelegenheiten haben ja auch längst die Richtig keit gemeinsamer Reformen erwiesen, ohne daß dabei der be rechtigten Selbständigkeit der Bundesstaaten Abbruch geschehen wäre. Ganz besonder« sind die Eisenbahnen mit ihrer enor men Bedeutung für den Personen- und Warenverkehr «nd mit ihrem hohen Wert« für die Mobilmachung de« Heeres in jeder Hinsicht intakt zu halten und auf der Stufe höchster Leistungsfähigkeit zu erhalten und so weit al« möglich auch noch mehr zu bringen. Dies gilt auch den von sozialistischer Seite her gemachten Versuchen gegenüber, Einfluß aus die Eisenbahnarbeiter und Unterb amten zu gewinnen und einen großen Eisenbahnstreik, der zu einem allgemeinen Not stand führen könnte, zu organisieren. Gegenmaßregeln dieser Art haben mit oem Koalitionsrecht der Arbeiter gar nicht« zu tun, denn die Eisenbahnverwaltung hat eben die Aufgabe, unter allen Umständen den Eisenbahnverkehr unge stört und in bester Leistungsfähigkeit zu erhalten und Eisin- bahnbeamt« und Eisenbahnarteiter, die geneigt sind, ohne Kündigung plötzlich ihren Dienst zu verlassen, müssen recht zeitig gemaßregelt werden, denn gerade da« VerlehrSleben zeigt, daß die Interessen eine« Kulturvolkes in allen seinen Teilen solidarisch mit einander verbunden sind. vertliche «uv sächsische Augelegeuhetteu. Pulsnitz. Ein seltener Genuß wurde uns am Donnerstag im Saale de« Hotel- „Grauer Wolf" geboten in Gestalt eine« Konzerte« von der Kapelle de« 2, Jäger- Bataillon« Nr. 13 au« Dresden. Die Kapelle ist un« nicht unbekannt, sie konzertirte im Sommer vorigen Jahre« im Garten d«« Schützenhause« und konnten mir un» über den Erfolg damals nicht recht zufrieden auSsprechen; waren in folgedessen am Donnerstag auf ihre Leistungen sehr ge spannt. Unter der sicheren Leitung ihres Dirigenten Herrn G. Hellriegel brachten die gut geschulten Musiker die einzelnen Nummern de« Programm« durchaus stilgerecht zum Vortrag. Sie beherrschten ihre Instrumente mit großer technischer Fertigkeit und offenbarten in der Wiedergabe der gewählten Vortragsstücke die rechte Auffassung. Ein abermalige« Gastieren in unserem Orte wirdstct« mit Freuden begrüßt werden. Pulsnitz. Der heutigen Nummer ist ein Flugblatt, betitelt: „Ein Wort für die innere Mission an die Gemein den de« Lande« zur Kirchenkollekte am 1. Bußtag 1903" bei- gegeben, worauf wir unsere Leser besonders Hinweisen. — Den Kirchennachrichten vom Bußtag ist noch nachzutragen: 8 Uhr abends Jungfrauenverein. Pulsnitz. Bei der am Freitag, den 6. dsS. MtS. stattgefundenen Musterung wurden von 5S Gestellungspflich tigen auS hiesiger Stadt 12 al« tauglich auSgehoben, die üb rigen zurückgestellt und dem Ersatz zuerteilt. Als dauernd untauglich wurden nur 2 erklärt. Pulsnitz, 7. März. Eine heute Vormittag von der hiesigen Polizei auf dem Wochenmarkte vorgenommene Butter-Revision ergab bei zwei Butterverkäuferinnen ein Mindergewicht. Pulsnitz, 7, März. Die Stare, die liebsten Früh lingsboten, haben ihre Quartiermacher entsandt; schon hier und da wurden welche beobachtet. Gestern Nachmittag wer den sie sich freilich recht über da« lustige Schneetreiben ge wundert haben. Oberlichtenau. Am vergangenen Sonnabend hielt der Gutsbesitzer Herr Wilhelm Philipp, «in Vtteran der Feldzüge 1866 und 1870/71 einen Vortag über seine Erlebnisse. Redner schilderte dieselben wahrheitsgetreu von feiner Einberufung an, so daß man im Geiste förmlich an den Märschen, Strapazen und Gefechten mit Teil zu nehmen glaubte. Er hat mehrere Schlachten mit schlagen helfen, ist aber mit Gottes Hilfe unversehrt wieder zurückge kehrt. Der Militärverein zollt gewiß d«m Vortragenden Dank für seine Schilderungen, da sich die jüngeren Kameraden einen Begriff von den gewaltigen Kämpfen und von den Leistungen unserer Veteranen, deren der Verein noch 23 be sitzt, machen können. Die zahlreichen Zuhörer, der Posandt'sche Saal war bi« auf den letzten Platz gefüllt, dankten dem Redner für seine interessanten Ausführungen. — HOX. Von der Handels- und Gewerbekammer zu Zittau wi»d uns mitgeteilt, daß vom 1. April 1903 ab va« bei verschiedenen Eil- und Güterverwaltungen bisher versuchsweise eingesührte Verfahren der llebermittelung der Aviskarten, die zur Benachrichtigung vom Eingänge der Gü ter dienen, al« Portopflichtige Dienstsache, im ganzen Ver waltungsbereiche der Königlichen Generaldirektion der sächsi schen Staatsbahnen eingesührt werden soll. Dem Empfänger steht e« aber nach wie vor frei, die Art der Benachrichtigung zu bestimmen. Die bei den Güterverwaltungen hinterlegten An träge auf Benachrichtigung durch Fernsprecher behalten daher auch ferner Gültigkeit. Die Benachrichtigung durch unfran- kierte Postkarte tritt daher nur da ein, wo eine andere Art der Benachrichtigung nicht beantragt ist. — Nächsten Mittwoch feiern wir den ersten diesjäh rigen Bußtag. Die Feier erstreckt sich nur auf Sachsen. An diesem Tage wie am Vorabend dürfen Konzerte und öffentliche Aufführungen — abgesehen von geistlichen Musiken und ernsten Theaierstücken — nicht stattfinden. Großröhrsdorf. Bei der diesjährigen Stellung, die für hirsigen Ort am Donnerstag stattfand, wurden von 116 Gestellungspflichtigen 22 zum Militär auSgehoben, 12 kamen zum Ersatz, 70 wurden zurückgestcllt uud 12 zum Landsturm geschrieben resp. für untauglich befunden. — Von dem Kgl. Sächs. Landgendameriekorp« wur den nach einer Zusammenstellung im Jahre 1902 insge samt 7293 Personen verhaftet und 42 327 Personen an gezeigt, sowie 3102 Anzeigen über sonst vorgekommene Verbrechen und Vergehen und 45 282 Anzeigen über Po lizei und Dienstsachen erstattet. An dieser Tätigkeit sind beteiligt 27 Obergendarme und 383 Gendarme. — Eine Zählung der Veteranen findet zur Zeit im ganzen Deutschen Reiche statt. Veteranen, welche keinem Militärverein angehören, wollen sich selbst bei der Behörde in der Stadt der Polizei, aus dem Lande der Gendarmerie melden, da die Zählung sehr wichtig ist.