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Wochenblatt hekqramm - Messe: Pepnspl »cber (voclieüblaff MsM. r-r lio. ?8 Li und Umgegend für Pulsnitz Amts-Blatt 7 Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Jllustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: INonatl. so A., vierteljährlich s.25 bei freier Zi- .t^inng ins ifaus, durch die Post bezogen unter Nr. 8602 Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uvr Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen -Expeditionen nehmen Inserate entgegen. -es König!. Nmlsgepickts und -es §ta-tpatkes L» Pu1snit2. 55. Jaljrqang Sonnabend, den 21. Kebruar 1903. M. 22. Amtsblatt für den Venrk des ASnigl. Amtsgerichts pnlsnch, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Gberlich^näu, Niederlichtenau, Zriedersdorf-Thieinendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Rlein-Dittmannsdorf. Druck und Verlag von L. L. Lörster's Erben. Expedition: Pulsnitz. Bismarckplatz Nr. 2»5. Verantwortlicher Redakteur Otto Vorn in Pulsnitz. Neueste Greigniste. Deutschland hat sich dem in einer österreichisch russischen Note an den Sultan enthaltenen Reformprogramm betreffend Mazedonien ange schlossen. Im englischen Unterhause verteidigte Premiermi nister Balfour das deutsch-englische Zusammen gehen gegen Venezuela. Chamberlain ist in Kapstadt eingetroffen und wur den ihm mehrere Adressen überreicht Die Lage in Marokko hat sich nach den neuesten Meldungen für den Sultan, sehr bedenklich ge staltet. Unter dem Titel „Babel und Bibel" veröffent lichen die „Grenzboten" ein langes Hand schreiben des Kaisers an das zweite Vorstands mitglied der deutschen Orientgesellschast Admiral Hollmann. Der Prinzregent von Bayern hat den Staats minister Grafen v. Crailsheim, seinem An suchen entsprechend, von der Leitung des könig lichen Staatsministeriums des königlichen Hauses und des Aeußern enthoben. In der Donnerstag-Sitzung des Reichstags bekämpfte der Abgeordnete Di. Müller Meiningen in schärfsten Worten die Censur; er wünscht ein Reichs-Theatergesetz. Der berühmte russische Schriftsteller Tolstoi hat, weil förmlich herausgefordert, über die Affäre der ehemaligen Kronprinzessin von Sachsen ein Urteil abgegeben. Bei einer großen Feuersbrunst im russischen Gou vernement Podolien kamen 12 Personen in den Flammen um. Eine bittere Wahrheit. Der Streitfall, der in erster Linie Deutschland mit der südamerikanischen Republik Venezuela, die sich lange Zeit in der Rolle eines böswilligen Schuldners gefiel, hatte, ist glücklich zu Ende, aber die Lehre daraus zeigt nicht nur, daß man im Handelsverkehre mit überseeischen Staaten zweiten und dritten Ranges nicht blind vertrauensselig sein darf, sondern auS dem Konflikt mit Venezuela leuchtet in häßlichen, grellen Mißfarben auch die bittere Wahrheit, daß di« öffentliche Meinung und selbst die Parlamente der meisten fremden Länder Deutschlands notgedrungenes Vor gehen gegen Venezuela in schändlicher Weise verdächtigt und begeifert haben. Da das deutsche Reich über dreißig Jahre lang Frieden gehalten und den Weltfrieden ehrlich gehütet hat, eine Tatsache, die dereinst in den Annalen der Welt geschichte verzeichnet stehen wird, und da ferner Deutschland nie daran gedacht hat, Venezuela zu erobern, so können die wegen des Vorgehens Deutschlands gegen Venezuela in Amerika, in England, in Frankreich und in anderen fremden entstandenen leidenschaftüchen Erregungen und schmählichen Angriffe nur dem Neide und dem Haffe ent sprungen sein! Ja, wir gehen sogar im Einzelsalle selbst noch werter und behaupten, daß hinter dieser Hetze sogar «mr verwegene Ränkesucht steckte, die darauf hinauSging, Deutschland rn Verwickelungen mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu bringen. Die öffentliche Meinung in Amerika, England und Frankreich ist mehrere Monate lang von Seiten gewißer Zeitungen derartig mit Hetz- und Lügenartikeln in Bezug auf Deutschland bearbeitet worden, daß man dabei den Gedanken nicht los werden kann, daß «S planvolle und bezahlte Agitation gegen Deutschland war. Und wie kamen die Vereinigten Staaten von Nordamerika, denen im Kriege mit Spanien die FriedenSmaSke doch längst vom Gesichte gefallen ist, dazu, sich darüber aufzuregen, daß Deutschland in Venezuela sein Recht durchzusetzen suchte? Und wie konnten die öffentliche Meinung in England und Frankreich derartig Pech und Schwefel über Deutschlands Haltung speien? Die Völker dieser genannten drei braven Großmächte suchten nämlich Deutschland genau hinter dem selben Agitationsbusche, hinter welchem sie seit Jahrzehnten Tag und Nacht auf der Lauer liegen. Wo haben denn die Vereinigten Staaten, wo England, wo Frankreich ihren großen überseeischen Länderbesitz her als durch Länderraub? Freilich da wird immer geltend gemacht, daß die betreffen den Länder im Interesse einer höheren Kultur anneltirt worden wären. Nun Deutschland hat das BtsitzergreisungS- recht fremder Großstaaten in Bezug auf unkultivirte Länder niemals bekämpft. Wie kommt man da aber in Amerika, in England und Frankreich dazu, Deutschland anzuseindcn, wo es in Bezug aus Venezuela par kein Land erwerben wollte! Deutschland hat eben viel mehr Neider, Neben buhler und Feinde auf der Welt als Freunde, und daS große, mächtige, blühende deutsche Reich mit seinem riesigen Handel und seiner gewaltig emmrstrebenden Industrie ist vielen Ländern und Völkern ein Dorn im Auge. Nun so kann Deutschland nur weiter schaffen und streben friedlich, rechtlich, ehrlich, aber zugleich unter dem Schutze eines be sonders starken HeereS und einer mehr und mehr zu er starkenden Kriegsflotte, denn nur dasjenige Volk gilt etwas in der Welt, daß auch seine ganze Kraft in trefflicher zeit gemäßer Organisation einsetzen kann für seine Freiheit, für sein Recht und seine Ehre. Zur Liebe kann Deutschland keinen fremden Staat zwingen, aber zur Achtung der deutschen Interessen, und dies muß immer daS Ziel der deutschen Politik in ihrer Leitung wie in ihrer Stütze durch den Reichstag und durch die öffentliche Meinung sein. vertliche ««V sächsische Augeleaeuheiteu. Pulsnitz. Die hiesige freiwillige Feuerwehr sah bei der Feier ihres am Donnerstag stattgefundenen 36. Stif tungsfestes dir Mitglieder und deren Angehörige in recht erfreulicher Zahl vereinigt. Auch schenkten viel, eingeladene Gäste dem Feste ihre Teilnahme, wodurch man aufs Neue die Ueberzeugung gewann, daß der Veranstaltung der Wehr lebhaftes Interesse zugewendet wird. Der SchützenhauS- Saal war sehr hübsch mit Enblemen geschmückt und eS fielen vor Allem der Feuerwehr-Wahlspruch: .Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr!", sowie die Zahl des Grün- dungSjahreS „1867'* in die Augen. Eröffnet wurde die Feier mit dem Pulsnitzer Feuerwehrmarsch, worauf nach einem weiteren Musikstück daS schöne, ergreifende Hand lungen in sich bürgende Familienbild: „Die döse Stief mutter" in Szene ging. Dieses Spiel war eine Leistung von gemütvollem Erfassen, konsequenter Durchführung und wirklich harmonischer Gesamtwirkung. Im zweiten Teile des Programm« gelangte der Schwank: „Der verhängnis volle Brieskasten" gleichfalls mit bestem Gelingen zur Auf führung. Zu einem feierlichen Akte gestaltete sich alsdann die Auszeichnung langgedienter Mitglieder. Vor aufgestell tem Korp« überreichte Herr Bürgermeister Or. Michael nach einem interessanten Rückblick auf die Entstehung und Ent wickelung der Pflicht-, sowie freiwilligen Feuerwehren und mit den herzlichsten Glückwünschen dem Spritzenzugsührer Herrn Emil Kart« für 25jährige treue Dienstzrit daS von Sr. Majestät dem König verliehene Ehrenzeichen nebst Ur kunde. Geschenke der Stadt Pulsnitz, schöne Regulatoren erhielten der Obersignalist Herr Friedrich Müller, der Pionier- sektionSführer Herr Emil Hensel, und der Schlauchwagen- sektionSsührer Herr Heinrich Wehner, welche dem KorpS 30 Jahre ununterbrochen angehören. Die Uebergabe war begleitet von innigen Glückwünschen, die auch das KorpS in einem kräftigen „Hurrah!* zum Ausdruck brachte. Hierauf gedachte der Hauptmann Herr Reinhold Gude eines nicht genannt sein wollenden Gebers, der seine Stiftung von 100 auf 200 Mark erhöbt hat und des verstorbenen früheren Hauptmanns Emil Lehmann, welcher 3000 Mark testamen tarisch für die Wehr festgelegt hat. Ein frohbelebter Ball, der später durch eine gemeinschaftliche, in vorzüglichster Weis« arrangierte Tafel unterbrochen wurde, gaben dem schön verlaufenen Feste einen willkommenen Abschluß. PulSnitz. In der Nacht vam 7. zum 8. d. M. war von einer der an der Bank „Gottliebs Ruhe" (Eier- bergstraße) angepflanzten, schon ziemlich starken Linden die Kron« angeschnitten und abgebrochen worden. Diese Linden sollten die vom hiesigen GebirgS- und Verschönerungsverein ausgestellte Bank beschatten und müden Wanderern und Er holungsbedürftigen ein hübsche« Ruheplätzchen bieten. Gestern ist eS nun unserem GenSdarm gelungen, diesen Frevler in einer jugendlichen, früher in Pulsnitz M. S., jetzt aber in Lichtenberg bediensteten Person aus Ohorn zu ermitteln. Den rohen Burschen wird eine nicht geringe Strafe treffen. Pulsnitz. Bei der hiesigen Polizeistelle ist vor acht Tagen ein Sack Mehl als gefunden abgegeben worden. Pulsnitz. Wie uns mitgeteilt wird, hat sich ein hier in Arbeit befundener Schornsteinfegergehilfe mehrerer Diebstähle schuldig gemacht. Von der Polizei überführt, wurde er gestern ans hiesige AmtSgerichtsgesängniS ab- geliefert. — Zur Jagd auf Krähen, Raben und Dohlen ist jetzt die beste Zeit. Die Bäume sind kahl und die Krähennester auf den Wipfeln der Eichen unserer Waldungen daher drut- lich sichtbar. Auch sind die Schwarzröcke jetzt regelmäßig in ihrer Behausung anzutreffen, da sie nun mit dem Bau oder der Ausbesserung der Nester beschäftigt sind, denn bereits gegen Ende des Monats beginnt das Brutgeschäft. Welch arge Räuber die Krähen unter den Singvögeln unter dem Wildstande, besonders unter den jungen Häschen nnd Feld geflügel sind, ist schon oft erörtert worden, so daß zum Ab schuß dieser schwarzen Gesellen allen Ernste« geraten wer den kann. — Zeitungsmarder. Ost genug kommt e« vor, daß Zeitungsnummern von der Tür weg, wo sie der Austräger hingelegt hat, gestohlen werden, und viele Reklamationen von Abonnenten sind auf solchen „Diebstahl geistigen Eigen tums" zurückzusühren. Daß ein solches Vergehen sehr bart bestraft wird, geht aus - einem in Dresden gefällten Urteil hervor. Die Auiwärterin Franzisko Bitterlich hatte einem Feuermann fünf ZeitungSnuwmern gestohlen. — Sie erhielt fünf Monate Gefängnis und drei Jahre Ehrverlust. — Der Deutsche Werkmeister-Verband (Sitz Düssel dorf) wurde soeben bei dem Reichstage vorstellig, daS Ge- werbegerichtsgesetz ähnlich der Vorlage „KausmannSgerichte" dahin zu ändern, daß dasselbe auch bei den Werkmeistern, Betriebsbeamten rc. zuständig sein soll, falls das Jahres verdienst dieser Mark 3000 nicht übersteigt, wogegen heute 2000 Mark die Grenze bilden. Ebenfalls wird eS als wünschenSwerth bezeichnet, die BerusungSsumme genau in der gleichen Hohe festzulegen wie bei dem Gesetze „Kauf- mannSgerichte". Dresden. Heute früh wurde folgendes Bulletin auSgegeben : Im Befinden Sr. König!. Hoheit des Prinzen Friedrich Christian ist seit zwei Tagen eine Besserung in sofern einqetreten, als die Körperwärme in den Morgen stunden eine beträchtliche Ermäßigung zeigt. Der Kranke hat noch geringes NahrungSbedürsnis und eine ausgespro chene Neigung zum Schlattn. Allgemeinbefinden zufrieden stellend vr. Fiedler, vr. Unruh. Dresden Dis Ministerium deS Kgl. HauseS gibt dem „DreSd. Journ " eine Mitteilung, daß in der Prozeßsache Sr. König!. Hoheit des Kronprinzen gegen seine Frau Gemahlin wegen Scheidung der Ehe in diesen Tagen das Urteil dem Vertreter der früheren Kronprin zessin übergeben worden ist. Eine Veröffentlichung der Begründung dieses Urteils wird sicherem Vernehmen nach aus dem Grunde unterbleiben, weil daS Verfahren kein öffentliches war und der Vertreter der vormaligen Frau Kronprinzessin ausdrücklich Widerspruch gegen die Veröffent lichung erhoben hat. — Vom I. April 1903 ab werden im gesamten Ver waltungsbereiche der Königli Sächsischen StaatSeisenbahnen die zur Benachrichtiaung vom Eingänge tur Güter dienenden Aviskarten den Empfängern nicht mehr portofrei, sondern als portopflichtige Dienstsache zugefertigt. Dieses Verfahren ist jetzt schon bei den Eilgut- und Güterverwaltungen in Dresden, Leipzig und Zittau versuchsweise eingeführt und hat sich gut bewährt. — Sicherem Vernehmen nach ist daS Kartell zwischen den staatSerhaltenden Parteien in Sachsen in allen Kreisen nunmehr abgeschlossen. — Vergangene Sonntag Nacht kam ein Artillerie- Unteroffizier aus Wurzen mit einem Kameraden und zwei Mädchen von Bennewitz, um nach Wurzen zurück zukehren. Auf der Muldenbrücke vor dem Gasthause „Tivoli" eilte er seiner Begleitung einige Schritte voraus,