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Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltig« puSzeile (oder deren R< ,e Cor. iaum) «latt Amts und des Stadtrathes des Königt. Amtsgerichts Uulsnitz Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. 10 Pennige. KefcHästsstetlen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnqalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Als Beiblätter: l. JlluürirteS Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirtschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements -Preis Vierteljährl. 1 Mk. 28 Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zu sendung. für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Umgegend. si„d bis N^und Freitag --d.» Ti-eiundMuhiB«ir Jahrgang. PuL' °"° Sonnabend. Ux. Ztz. 13. Juli 1801 Zu Von Gerüchte» über die angebliche Heeresverstärkung. Noch immer erhalten sich hie und da in der Tagespresse die Gerüchte über eine neue große Heeresforderung, welche die deutsche Militärverwaltung planen solle und die, wie man behauptet, in der Einführung der dritten Bataillone bei den 41 Infanterie-Regimentern, welche zur Zeit nur je zwei Bataillone zählen, bestehen würde. Es mag dies wohl mit daran liegen, daß diesen in ihrem eigentlichen Ursprung nicht mehr nachweisbaren Nachrichten bis jetzt noch kein bestimmtes Dementi von der zuständigen Berliner Seite entgegengesetzt worden ist, während, sie allerdings auf halboffiziösem Wege bereits als unbegründet bezeichnet worden sind. Und in der That scheint es, daß die Reichsregierung durchaus nicht da ran denkt, etwa schon im kommenden Winter dem Parla mente wiederum eine große Heeresvorlage zu machen, da eben die Verhältnisse für ein derartiges P oject so ungünstig wie möglich liegen würden. Vielmehr dürste das ganze Ge rede von der behaupteten Heeresoerstärkung darauf zurückzu- führen sein, daß die Regierung in der nächsten Tagung des Reichstages wahrscheinlich die 7000 Mann nachfordern wird, die von ihm in der Militairvorlage 1898/99 mit Zustim mung der Regierung einstweilen gestrichen wurden. Aber die Negierung hatte die Bewilligung auch dieser 7000 Mann eigentlich schon damals so gut wie in der Tasche, und wenn sie trotzdem in den Abstrich einwilligte, so geschah dies ledig lich aus tactischen Erwägungen. Wenn nun nächstens die Regierung es für angezeigt halten sollte, die am jetzigen Friedenssollbestand der deutschen Armee noch fehlenden 7000 Mann nachzufordern, so wird zweifellos eine große Mehr heit des Reichstages bereit sein, diese Nachbewilligung zuzu gestehen, ohne daß es hierüber erst noch zu hitzigen parlamen tarischen Kämpfen kommen dürfte. Dagegen muß es, wie schon angedeut-t, als absolut ausgeschlossen gelten, daß man regierungsseitig der deutschen Volksvertretung demnächst wieder mit einer so beträchtlichen militärischen Neuforderung, als welche sich die Bildung der dritten Bataillone bei den 41 Infanterie-Regimentern mit nur zwei Bataillonen darstellen würde, kommen sollte. Schon die Erwägung, daß die Ergebnisse des Heeresergän- zungsgeschästes von 1899 keine sehr befriedigenden sind, in sofern, als nur die bedingt Tauglichen einen starken Pro- ccntsatz gegenüber den anderen Kategorien der Heerespflich- tigen aufwcisen, muß da bedeutend ins Gewicht fallen, sie legt die Wahrscheinlichkeit nahe, daß vielleicht nicht genügend wirklich taugliches Menschenmaterial zur Formirung der 41 dritten Bataillone vorhanden sein würden. Dann aber sprechen noch andere Momente gegen eine abermalige er hebliche Verstärkung des deutschen Heeres. In erster Linie wäre gerade der jetzige Zeitpunkt mit seinen bedenklichen Crisen in Deutschlands Industrie, Handel und Wandel wahrlich schlecht genug gewählt, um eine solche kostspielige Maßnahme zu gerechtsertigen, die dazu nichts weniger als nothwendig wäre; die wirthschaftliche Lage ist in unserem Vaterlande zur Zeit eben eine derartige, daß sich große Sonderausgaben für militärische Zwecke mit ihr nicht würben in Einklang bringen lassen. Ferner würde speziell die be vorstehende Tagung des Reichstages keineswegs für eine neue große Militärvorlage geeignet sein, denn sie wird ja fast ganz und gar im Zeichen derZolltarifrevision stehen ; neben einer solchen wichtigen Vorlage wirthschastspolitischer Natur ist aber kein Platz für eine umfassende militärische Vorlage, eS sei denn, daß man deren Berathung auf Kosten derjenigen des ZolltarisentwursS fördern wollte. Ob weiter überhaupt im Reichstage jetzt irgendwie Stimmung für eine abermalige Heeresvorlage vorhanden wäre, das möchte entschieden zu bezweifeln sein; selbst in nationalliberalen Kreisen, wo man doch sonst immer freudig für die Stärkung der Wehrkraft des Reiches eintrat, hat der aufgctauchte Gedanke einer Bildung der dritten Bataillone bei den jetzigen Rumpfregi mentern fast nirgends Befürworter gefunden. Daß es aber dem Reichskanzler Grasen Bülow gelüsten sollte, ohne zwin genden Grund einen Militärconslict mit dem Reichstage her aufzubeschwören, das darf gewiß als ausgeschlossen gelten, man kann demnach das Gerücht über die angeblich projec- tirte Heeresverstärkung getrost auf sich beruhen lassen, oie Regierung wird in der nächsten Zeit nichts als die bewußten 7000 Mann fordern. Oertltche und sächsische Augelegeuheiteu. Pulsnitz, 12. Juli. Jeden Tag wächst mehr und mehr in unsrer Stadt die Stimmung und thätige Vorberei tung für das bevorstehende große Bundes-Gesangs-Fest. Jeder, der ein Herz hat für Ideale, muß sich dessen freuen. Schon seit Mittwoch ist ein reges Leben auf dem Festplatz zu bemerken. Das große Sänger-Podium und die Sänger- Festhalle gelangen zum Aufbau; Masten für elektrisches Bogenlicht sind ausgestellt worden und heute wird mit dem Bau einer großen Ehrenpforte vor dem Schützenhause be gonnen., Die Quartiere für die fremden Sänger sind längst gesichert und der Preßausichuß hat eine werthvolle, umfang reiche Festschrift ausgearbeitet und in Druck gegeben. All' diese und noch viele andere Arbeiten lassen erkennen, daß die Ausschüsse schon ein gutes Stück Arbeit hinter sich haben. Nun gilt es aber auch von Seiten unsrer Einwohner, der Bitte des Festausschusses, welche im Jnscratentheil dieser Nummer aut gesprochen wird, allseitig nachzukommen. Die Bitte wird hoffentlich au h nicht vergebens sein, denn stets hat unsere Stadt es als wahre Ehrenpflicht betrachtet, freudig und herzlich Alles auszubieten, um abzuhaltende, größere Feste so würdig und erhebend als möglich zu gestalten und damit eine Erinnerung zu schaffen, die noch lange als eine schöne That der Stadt und ihrer Einwohner im Gedächtniß aller Festtheilnehmer fortleben wird. — Vorsicht bei handschriftlichen Testamenten! Eine für die weitesten Kreise sehr wichtige Entscheidung hat das Berliner Kammergericht gesollt. Em in Breslau verstor bener Spediteur hinterließ ein eigenhändig geschriebenes und unterschriebenes Pnvattestament, durch welches er Frau und Kinder zu Erben einsetzte. Die Erben waren mit dem Testament einverstanden, doch verweigerte ihnen die Behörde den Erbschein, da das Testament aus folgen den Gründen ungiltig sei: Es trage nämlich am Kopse in Druckschrift den Vermerk: Breslau, den .. . L-Straße I. Hinter Breslau habe der Erblasser handschnstlich das Datum hinzugefügt, da das Wort Breslau aber nur ge druckt sei, so entspreche es nicht der Bestimmung, daß alle Theile des Testaments geschrieben sein müßten. Auch das Kammergericht hat sich der Auffassung der untern Instanz angeschlnssen. — Ob dies Unheil, das unzweifelhaft dem Buchstaben des Gesetzes entspricht, große Anerkennung finden wird, ist sehr zweifelhaft. Hier hat wirklich der Buchstabe über den Sinn des Gesetzes gesiegt. — Die stillen Tage sind da, in welchen die saure Gurke uns anlächelt und das Rollen der Kegelkugeln mit weit größerem Interesse betrachtet wird, als das Ausrollen einer politischen Frage. Ein gemächliches Abendbrot im Freien ist stets amüsanter, als die ganzen neuesten China berichte, und einem feinen Concert der heimischen Kapelle lauscht man viel lieber, als den Weisen des internationalen politischen Concerls. Mancher ist verreist oder thut das noch; ober noch mehr sind daheim geblieben. Und wenn die ersteren Postkarten schreiben mit Ausdrücken wie: „Großartig, kaum glaublich!" so ärgern sich die letzteren zwar anfangs ein bischen, nehmen sich aber bald vor, sich zu rächen, indem sie später bei der Heimkehr des Welt reisenden recht gleichgiltig thun. Uebrtgens Weltreisende! die wird es ja in diesen Hundstagen, wo eine große Zahl unserer Chin ikämpfer heimkehrt, genug geben; das ist eine Exlraunterhaltung in der stillen Zeit. Hat der Städter m der stillen Zeit seine beschaulichen Freuden, so hat der Landwirth mit der jetzt beginnenden Ernte seine recht- tchaffene, heiße Arbeit; da zeigt es sich, was geleistet werden kann und geleistet werden muß. Ein gutes Brot bleibt stets das Ersehnteste im Haushalte; aber bis es vom Bäcker in den Ofen geschoben wird, muß der Schweiß von der Stirne rinnen. — Speise und Trank in den heißen Tagen ist der besonderen Beachtung werth, wenn man sich immer wohl uud gesund fühlen will. Den» der Körper ist den beider seitigen Wirkungen ausgesetzt, denen der Witterung und der Speise. Die Sommerhitze erhöht die Leibeswärme folglich vermeide man Speise und Getränke, die dasselbe in hohem Maße thun, damit der Körper seinen Normalzustand be halte. D e Folge erhöhter Leibeswärme ist des Sommers Plagegeist, der Durst. Dieser ist aber wieder mehr die Folge heißer reizender Speisen und Getränke, ^die vereint mit Hitze und Arbeit Schweiß erzeugen. Daher kommt es, daß mancher Feldbesitzer bet dem Mähen, das ist der schwersten Arbeit in den heißesten Tagen nicht weiß, was er seinen Leuten ^zur Durststillung soll zu trinken geben. Alkoholhaltige Getränke, wie schwere Biere beschleunigen an und sür sich schon den Pulsschlag kaltes Wasser täuscht für den Augenblick, um durch das eintretende Extrem nach her gerade schweißtreibend, erschlaffend und abmattend zu wirken. Beim Militär hat man längst die Erfahrung ge macht, am niederschlagendsten bei Hitze wirkt kalter, schwar zer Kaffee, Essig, Fruchsäuren rc. nach Limonadenart. Am besten löschen den Durst alle Früchte und das beste Mit tel gegen Schwitzen ist „wenig trinken" d. h. vorzubeugen, daß der Durst wenig eintrete. DaS geschieht durch Ge wöhnung an trockene und kalte Speise, besonders des Mor gens und des Mittags, mit Vermeidung aller Flüssigkeiten und von viel Gewürzen. Die warme gewürzte Mahlzeit hebe man sich zur heißen Jahreszeit bis zur Abendkühle auf. Viel wirkt schon die Weglassung des heißen Kaffees als Frühgetränk in den leeren Magen. Je trockener und reizloser man ißt, desto weniger Durst tritt ein; je weniger man trinkt, desto weniger schwitzt man. — Bei der gegenwärtig herrschenden anhaltenden Trockenheit ist es besonders nöthrg, mit Vorsicht im Walde zu verkehren und weder glimmende Zündhölzer wegzu werfen, noch mittelst sogenannter Reisekocher sich Getränke zu wärmen. — Gegen die Ferienaufgaben! Es wird in der Heu- < tigen Zeit viel von Ueberbürdung der Jugend durch die Schulen geredet, und die pädagogischen wie nichtpädagogischen Blätter lassen manches Wort über diesen Uebelstand fallen. Vor Allem gegen eine Form der Ueberbürdung muß aber das Elternhaus protestiren: gegen die Ferienaufgaben! Es mag ja Vorkommen, daß manche Lehrer die Kinder mit keiner Ferienarbeit belasten, aber viele andere geben wieder viele r und saure Aufgaben mit auf den Ferienweg. Mir richten daher an alle Lehrer die Bitte um Beschränkung der Ferien arbeiten oder um gänzliche Abschaffung derselben. Sie habe» ja einen sehr zweifelhaften Nutzen und einen durchaus nicht zu unterschätzenden Schaden. Erstens gerathen sie in der Regel nicht zum besten (das wissen ja alle Lehrer), oft wer den sie auch bis rauf den letzten Ferientag verschoben und dann mit Unlust schnell.zusammengeschleudert. Nicht selten verlocken sie auch zu Unredlichkeiten, indem ein Zögling, der die Arbeit versäumt oder gar vergessen hat, von einem an deren abschreibt und also den Lehrer betrügt. Der Haupts schaden dieser Ferienaufgaben beruht aber darin, daß den Kindern die Ferien gehörig versalzen werden, und daß daS Gehirn in dem kleinen Kopfe nicht zur Ruhe kommt. Diese Arbeiten schweben immer wie ein Damoklesschwert über dem - Ferienparadies, und der Zweck der Ferien, die Erfrischung.^ des Leibes und Geistes, geht dabei fast vollständig verloren. Es wird vielleicht eingewendet: Die Kinder kommen dann aus dem Gelernten ganz heraus. Es wäre schlimm, wenn es so wäre, denn dann müßte der Unterricht nicht sehr ein flußreich und nachhaltig gewesen sein. Hat der Unterricht Wurzel gefaßt, so geht sein Angelegtes nicht so schnell zu Grunde; im Gegentheil, der Unterricht gedeiht nach reinen Erholungstagen viel besser und schreitet glücklicher fort, als wenn er auch noch mit Ferienaufgaben den Kindesgeist um strickt. Aber, wirft man ein, was sollen dann die Kinder anfangen den lieben, langen Tag? Wir antworten: Spielen, Turnen, Baden, Schwimmen, Spazierengehen, Handarbeiten treiben, Botanisiren, Sammeln für den Anschauungsunter richt rc. Dann werden die Kinder leiblichen und geistigen Gewinn von den Ferien haben. — Die tropische Hitze an sonnigen Tagen — Ver ursacht dem Zng'hier gar lästige Plagen, — Der Hund an der Kette, der Vogel im Käfig erschlafft; — Indessen nur wenig dedarfs, daß man Lind'rung ihm schafft: — Die nöihige Ruhe, wenn möglich im Schatten — Befeuch tung und Tränkung, sie stärken die Matten! — Für die nächste Zeit lautet die Falb'iche Prognose: 8.—-12. Juli: Es bleibt zunächst trocken. Doch in Oester reich sind die Gewitter namentlich um den 11. ausgebreitet. Die Temperatur ist verhältnißmäßig niedrig. 13.—25. Juli: Mit dem Heranrücken des kritischen Termins vom 15. (2. Ordnung) nehmen die Regen zu und erreichen um den 17. ein mäßiges Maximum. Am bedeutendsten sind die Niederschläge und ihre Ausbreitung um den 23. Die Ge witter sind nicht zahlreich. Die Temperatur hält sich niedrig.