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59. Jahrgang Sonnabend, den 28. Dezember 1907. e k n n n t rn n (H rr rr g. Wegen des nach dein Jahresschluß sich reger gestaltenden Verkehrs bei hiesiger Sparkasse, geben wir hiermit bekannt, daß die städtische Sparkasse für Gin- und Wückzahürngen vom 2. bis mit 18. Januar, außer den feststehenden Zeiten, wochentags auck vormittags 8—12 Udr geöffnet ist. Pulsnitz, am 28. Dezember 1907. Vsr StaQtrat. vr. Michael, Bürgermeister. Das Wichtigste vom Hage. Die Stadt Chemnitz verlieh ihrem Oberbürgermeister- Beck, dem künftigen Kultusminister, das Ehren bürgerrecht und beschloß eine Straße nach ihm zu benennen. Die Sächsisch - Böhmische Dampfschifffahrtsgesellschaft stellt von morgen an wegen der Kälte den Per- sonenverkehr ein. Es verlautet, Kaiser Wilhelm und König Eduard würden sich zu Beginn des Frühjahrs auf der Insel Malta treffen. Im Prozeß Harden wurden gestern die Verhandlungen auf Montag vertagt. Heute findet die kommissa rische Vernehmung Schweningers statt, am Mon tag soll das Protokoll über diese Vernehmung ver lesen und mit den Plädoyers begonnen werden. Das Ende des Prozesses wird am Dienstag er wartet. Die Justizabteilung des Herzogtums Sachsen-Altenburg hat ebenfalls die Gerichte angewiesen, in der Mil derung des Zeugniszwangsverfahrens gegen Redak teure die Ausführungen des Reichskanzlers in seinem Briefe zu beachten. Gelegentlich der Anwesenheit des Prinzen Ruprecht von Bayern in Berlin zu Neujahr dürfte eine Aussprache mit dem Kaiser über die Flottenver einskrisis stattfinden. Die Königin von Holland hat das Entlassungsgesuch des Ministeriums de Meester angenommen. An der russisch-persischen Grenze hat ein räuberischer Ueberfall des russisches Gebietes stattgefunden. General Drude ist an der Malaria schwer erkrankt. Nach einer Reuter-Meldung aus Peking vom 25. De zember hat die chinesische Regierung ein Edikt veröffentlicht, in dem die Einführung einer Kon stitution angekündigt wird. Vie Monopol- und Steuorprojekte. Die Finanznot des Deutschen Reiches hat den Bun desrat wie den Reichstag genötigt, mit aller Gründlich keit und Umsicht nach allen nur möglichen neuen Ein nahmequellen zu suchen. Da die bisherigen Steuerarten und Finanzreformen meistens zu wenig neue Einnahmen gebracht haben, so sind drei Monopolprojekte aufgetaucht, um die Steuerreform einmal gründlich durchzusühren und die Einnahmen im großen Stile zu stärken. Tabaks- rnonopol, Branntweinmonopol und Petroleummonopol werden als die wertvollsten Reformprojekte genannt, aber bei näherer Prüfung derselben ist man doch vielfach im Bezug auf die finanziellen Ergebnisse der Monopole in Berücksichtigung ihrer wirtschaftlichen Schattenseiten sehr ernüchtert worden. Dem Tabaksmonopol sagt man nach, daß es eine blühende Tabaksinbustrie vernichten werde; von dem Petroleummonopol befürchtet man eine zu große Belastung der ärmeren Familien, und dem Branntwein monopol legt man zur Last, daß es zu einseitig den In teressen einzelner Kreise zugute kommen werde; außerdem würden die Entschädigungen für diejenigen Gesellschaften und Personen, welche durch die Monopole ihre Existenz verlieren, eine erschreckend hohe Summe ausmachen. Da wird es Zeit, daran zu denken, daß es vielleicht doch das beste sein wird, wenn anstelle der Monopole Reformen der Tabaksteuer, der Branntweinsteuer und des Petroleum zolles treten. Diese Steuerreformen können ja ihrer gan zen Natur nach auch nur Steuererhöhungen sein, aber sicher werden die Steuererhöhungen vom Reich wie vom Volke selbst noch eher in ihren Problemen gelöst als die Monopole, welche im Deutschen Wirtschaftsleben etwas ganz Neues und bisher Unbekanntes bedeuten. Es ist natürlich nicht möglich, das Wesen der Steuerreform für die hauptsächlich in Frage kommenden Steuerarten jetzt schon erschöpfend zu behandeln, aber wenn man die Ver hältnisse der gegenwärtigen Branntweinbesteuerung ins Auge faßt und dabei bedenkt, daß das Reich aus dem rohen Spiritus nur geringe Einnahmen durch die Maischraumsteuer zieht, so wird man wohl erkennen, daß eine Reform der Branntweinsteuer-Gesetzgebung wohl am besten dadurch erzielt werden würde, wenn an die Stelle von sämtlichen Einzelbesteuerungen, die den Konsum mit 90 Mark pro Hektoliter belasten, eine einheitliche Fabrikats steuer im Betrage von 90 Mark gesetzt würde. Dadurch würde aller Spiritus gleichmäßig versteuert, das ganze Steuersystem vereinfacht und wahrscheinlich eine sehr be trächtliche Mehreinnahme erziehlt werden. Es kann auch keinem Zweifel unterliegen, daß man in ähnlicher Weise auch die Tabaksteuer und den Petroleumzoll vereinfachen kann. Von den schwierigen Monopolprojekten könnte des halb wohl ganz abgesehen werden, wenn man nur eine durchgreifende Reform für die betreffenden Steuerarten wirklich durchsetzt und damit die Einnahmen für das Reich dauernd erhöht. OerMckes und Säcksisckss. Pulsnitz. Wie aus den Kirchennachrichten' der Parochie. Pulsnitz zu ersehen ist, wird morgen Abend 5 Uhr Abendmahlsfeier in unsrer Kirche gehalten werden. Es hat gewiß mancher, ehe das Jahr zu Ende geht, das Herzensbedürfnis, an dieser Feier teilzunehmen. Am letzten Tage des scheidenden Jahres findet der Sylvestergottes dienst abends 6 Uhr statt. Noch sei erwähnt, daß in den Weihnachtsgottesdiensten sehr herzlich und warm um Lie besgaben für die äußere Mission gebeten worden ist; die selben > werden bis zum 30. Dezember von den Geistlichen zur Weiterbeförderung entgegengenommen. In der Stadt eines Ziegenbalg gibt es wohl noch manchen Freund und Förderer der Heidenmission, der sein Opfer zu bringen bereit ist. Pulsnitz. Das Weihnachtsfest ist im allgemeinen in froher Stimmung verlaufen. Schöne friedvolle Tage waren es, die es uns bescherte. Während bisher eine milde Witterung herrschte, brachten die Feiertage einen Uebergang zur winterlichen Temperatur, die besonders sich am Donnerstag und gestrigen Freitag bemerkbar machte. — Sonntage sind die Licht- und Höhepunkte der Woche, Festtage die des Jahres und das Christfest bildet die Krone der letzteren. Als solches weiht es den ganzen Jahreskreis und der Segen, der von ihm ausströmt, er streckt sich auf jeden einzelnen Sonn- und Wochentag des folgenden Jahres. Inwiefern? wirst du freundlicher Leser vielleicht fragen. So höre denn! Siehe, das Weih- nachtssest hat dich und die deinen wieder einmal in enge innige Beziehung gebracht. Du hast den Segen einer trauten Häuslichkeit daheim .bei Weib und Kind wieder einmal so recht innig an dir verspürt, und die leuchten den Augen deiner Kinder und der stumme Händedruck deines Weibes sagte dir beredten Dank für deinen Fa miliensinn. So möge es denn auch in den kommenden Wochen und Monden bleiben. Ferner hast du wieder einmal die Wahrheit des Bibelwortes erfahren: Geben ist seliger denn Nehmen! Laß die Seligkeit selbstlosen Gebens all dein Handeln bestimmen. „Almosengeben armet nicht!" lautet ein alter Spruch und die ersten Christen bezeichneten ihre Armen, Kranken und Hilfsbe- 1 dürftigen als ihre kostbarsten Schütze. Siehe, wenn du das beachtest, dann bleibt es für dich und dein Haus das ganze lange Jahr hindurch Weihnachten. Pulsnitz. Im Schützenhaussaale trat am ersten Weihnachtsfeiertag das Cabaret „Troubadour" aus Dres den vor einem zahlreich erschienenen Auditorium auf. Obwohl mehrere Vorträge gut waren und das Auf treten der einzelnen Mitglieder nur als vornehm zu be zeichnen ist, sahen sich doch viele der Anwesenden ent täuscht. Man mochte sich unter „Cabaret" eben etwas ganz anderes vorgestellt haben. Einige gaben sogar ihre Unzufriedenheit am Schluffe der Veranstaltung in grober, sehr unschicklicher Weise kund. Pulsnitz. Am I. Januar wird der Schalterdienst bei dem hiesigen Postamt wie an Sonntagen abgehalten. Die Landposten und Bahnposten verkehren wie an Werk tagen. Die Briesbestellung findet wie an Werktagen statt. Die Geld- und Paketbestellung ruht. In den Landbestell bezirken findet nur am Vormittag eine Bestellung von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen statt. Zur Beschleunigung des Bestellgeschäfts werden die ein gehenden gewöhnlichen Briefe und Postkarten am 31. De zember und 1. Januar mit dem Ankunftsstempel nicht bedruckt. — Eine schlichte, aber schöne Vorfeier zum Weih nachtsfest, das nun hinter uns liegt, sand am 4. Advents sonntag in Schumanns Restauration zu Pulsnitz M. S. statt. Der dortige Frauenverein veranstaltete für 22 Er wachsene und 12 Kinder eine Christbescherung. Die von Herrn Pfarrer Schulze gehaltene Ansprache, eingeschlossen von Weihnachtsliedern der Versammlung, stellte die Feier hin als eine echt deutsche und kindliche und christliche. Die treue Arbeit und Fürsorge des Vereins und seiner Vorsteherinnen sand Lohn, der reichlich lohnet, in den leuchtenden Augen der Kleinen und im dankenden Hände druck der Großen. Liebesarbeit, in opsersreudiger Hin gabe getan, möge sie reichen Segen bringen! Ohorn. DaS vom hiesigen Männergesangverein „Liederkranz" am 1. Feiertage in der „König Albert-Eiche" veranstaltete Konzert hatte den großen Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Programm wies 15 Nummern auf, war geschickt zusammengestellt und äußerst abwechselnd. Es bot Männerchöre, von denen besonders hervorzuheben sind.„Waldkönig"vonDöring, „Landerkennung" vonEduard Grieg und „Heda! Wein her!" von C. Zöllner, zwei gut vorgetragene gemischte Chöre: „Abendlied" von Hering und „Frühlingslied" von demselben Komponisten, weiter ein humoristisches Soloquartett „HarmonischeBlüten", zwei mit Beifall aufgenommene Kouplets, ein komisches Duett, end lich drei Gesamtspiele, von denen besonders gefielen ein ernstes Weihnachtsspiel „Ein Wiedersehen" und ein urko misches „Der grobe Wirt". Besondere Erwähnung verdienen noch die Violinvorträge des Herrn Franz Schöne, eines jungen, talentvollen, strebsamen Künstlers, der sein Können in dankenswerter Weise in den Dienst des Vereins gestellt und spontanen, langanhaltenden Beifall erzielte, der ihn zu einer Zugabe veranlaßte. Alles in allem, der Verein kann auf einen gelungenen Abend zurückblicken. Möchten noch viele sangesfreudige Herren sich ihm anschließen! Sein Streben ist anerkennungswert. — Zusammenschluß der sächsischen Städte mit Revidierter Städteordnung. Anfang dieses Monats hatten sich die Vertreter von etwa 30 sächsischen Städten mit Revidierter Städteordnung zu einer Besprechung der Frage vereinigt, ob und in welcher Weise ein engerer Zusammenschluß der sächsischen Städte mit Revidierter Städteordnung anzustreben sei. Es wurde übereinstim mend anerkannt, daß ein Zusammenschluß dieser Städte zur Lösung gemeinsamer Aufgaben und zur Vertretung gemeinschaftlicher Interessen nötig sei und in Aussicht genommen, zu diesem Zweck zunächst die Gründung einer Pulsnitzer Wochenblatt Fernsprecher: Nr. 18. Bezirks-Anzeiger und Zeitung. Telegr.-Adr.: Wochenblatt Pulsnitz. Kai, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S„ Ballung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberstem«, Nieder- AMlSlUail sUl Urtl A.MlvZLUu)tvvrgll r PUtHltlA steina, Weißbach, Oder-u. Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Grognaundory Lichtenberg, Klem-Dlttmannsdorf. Druck und Verlag von L. k- Förster'» Erben (Inh.: ). lv. Ntohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur H. w. Mohr in Pulsnitz. Erscheint: Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Mil „Jllustr. Sonntagsblatt", „Humoristischen Wochenblatt" und „Für Haus und Herd". — Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich 1.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen 1.26. Amts Blatt des König!. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugcben. Die fünf mal gespaltene Zeile oder deren Raum 12 Pf. Lokalpreis 10 Pf Reklame 25 4. Bei Wiederholungen Rabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungs-Ort ist Pulsnitz.