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Pulsnitz erAlyeb mit S»nsprecher 18. Tei..Adr.: Tageblatt Pulsnitz Postscheck.Konto Dresden 2138. Giro-Konto 146 — — _ Erscheint an jedem Werktag — — - Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinnchtungcn, hat der Bezieher ktluen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 RM bet freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend Bank. 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S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niedcrlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach. Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Nsmmer 181 Druck und Verlag von E. L. Förster? Erben (Inh. I. W Mohr) Donnerstag, den 12 Juli 1N28 Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz !! 8«. Jahrgang Amtlicher Teil. ""'"'7:,'",/-Z'" öffentliche Atzung der WrkMsWffcs im Titzungasaale der Amtshauptmannschaft Kamenz. — Die Tagesordnung hängt im Dienstge- bäude der Amtshauptmannschast und in den Gemeinden mit über 1000 Einwohnern aus. Amtshauptmannschast Kamenz, am 11 Juli 19.8. Zur Erörterung des Vergleichsoorschlags des Fabrikanten Johanne» Gotthelf Burlche in Pulsnitz, alleinigen Inhabers der Firma I. S. Bursche, wird eine Gläubiger. Versammlung auf den 17. Juli 1928, vormittag 11 Ahr vor das Amtsgericht Pulsnitz elnberusen. Amtsgericht Pulsnitz, den 11 Jun 1928 Bekanntmachung In hiesiger Gemeinde ist seit längerer Züt beobachtet worden, daß Abfall« und Wirtschaftsmaffer ohne Genehmigung durch Abjlutzrahre de» öffentlichen Straßen, grabe« zugeführt werden. Auch wird an oerschikd-nen Stellen Abfall- und Wirtschastswasser, sowie Asche und aller sonstiger Unrat in den öffentlichen Straßengraben geschüttet. Da diese Handlungsweise einen unschönen Eindruck hervorruft und auch oom hygienischen Standpunkte au» nicht geduldet werden kann, steht sich der unterzeichnete Gemetnberat ge- zwungrn, die» auf das strengste zu verbiete«. Zuwiderhandlungen werden noch 8 366 Z ff. 8 u. 10 des Reichsstrasgesebbuches bestraft. Obersteina, am 12. Juli 1928 Der Gemeinderat. Prescher, Bürgermeister. Freitag, den 13. Juli 1928, sollln zwangsweise gegen Barzahlung meistbietend öffentlich versteigert werden: 1. oorm. 11 Uhr in Lichtenberg im Oberen Gasthof: 1 Schreibsekretär; 2. nachm. 3 Uhr In Oberlichtenau in dem Gasthof zu den Linden: S0 Hosen, verschiedene Anzugstoffe, Westen, Hemden, Jacke« und Wäschestoff. i Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Pulsnitz. Das Wichtigste Die Regierungsparteien haben einen Gesetzentwurf über die Amnestie eingebracht. Ueber die Wohnungsnot sprach Reichsarbeitsminister Wissest im Woh- nungsausschuß des Reichstages. Der Start des Raketenflugzeuges der Raab Katzensteinwerke auf dem Fluggelände bei Kassel wird bereits in den nächsten Tagen erfolgen. Nach Meldungen aus Kabul ist das deutsche Flugzeuggeschwader am Dienstag dort eingetroffen. Die deutschen Flieger wurden auf dem Flugplatz von Mitgliedern der Regierung und Vertretern der deut schen Kolonie begrüßt. Die Flieger werden heute vom König empfangen werden. Wie die Morgenblätter aus Heidelberg ergänzend melden, hat Haupt mann Köhl über dem Grabe Eberls auf dem Bergfriedhvf noch einen zweiten Kranz mit schwarz-rot-goldener Schleife abgeworfen. Alle Hoffnungen auf Rettung der „Italia". Mannschaft sind aufgegebeu worden. Wie aus Spitzbergen gerüchtweise verlautet, soll einer der russischen Flieger die Malmgrecn-Gruppe etwa 25 Seemeilen vom Eisbrecher entfernt beobachtet haben. Nähere Meldungen stehen noch aus. Nach Meldungen aus Moskau hat der Eisbrecher „Krassin" seine Fahrt zur Malmgreen-Gruppe ausgenommen. Er will unter allen Um ständen versuch m, Malmgrecn und seine beiden Leute zu retten. Die Schwedische Telegraphcnagentur teilt mit, daß im Zusammenhang mit der Entdeckung der Malmgreen.Gruppe der schwedische Kriegs- Minister den Befehl erteilt habe, den Rücktransport des großen Wasserflugzeuges „Uhlaud" aus Spitzbergen einstweilen aufzuschieben. Die Arbeit wurde gestern in Antwerpen allgemein wieder aufgcuom- men Irgendwelche Zwischenfälle warn nicht zu verzeichnen. London hatte am Mittwoch mit 82 Grad Fahrenheit (28 Grad Cel sius) im Schatten den heißesten Tag in diesem Jahre zu verzeichnen. Die Temgeratur in der Sonne betrug gegen Mittag 125 Grad Fahrenheit (51»/, Grad Celsius). > Mi) Nach Meldungen Berliner Blätter aus Santiago sind acht weitere Ueberlebende der Angamokatastrophe, die sich in einem Rettungs boot gerettet hatten, aufgesuuden worden. Ältliche lind sächsische Angelegenheiten Pulsnitz. (Bund der Frauen per eine.) Am vergangenen Montag, den 9. Juli, nachm. 3 Uhr, fand im Fremdenhof Lehmann zu Kamenz die Hauptversammlung des Bundes der Frauenvereine in der Amtshauptmannschast Kamenz statt, die außerordentlich gut besucht war, u. a. auch von den Herren Amtshauptmann Dr. Sievert und Super intendent Dc. Schröder. Die Vorsitzende Frau Pfarrer Schulze-Pulsnitz sprach ein herzliches Begrüßungs- und Dankeswort, dabei betonend, daß der Bund gerade jetzt 10 Jahre besteht. Den Jahresbericht gab der Schriftführer. Ueber die Stellung der Frau in der Hcidenmisston, wie die neue Zeit sie gebieterisch fordert, sprach Herr Oberkirchenrat Michael Dippoldiswalde, dabei die Wichtigkeit der Missions arbeit rn unseren Tagen hervorhebend. Den ganz auf die Frauenvereinsarbeit eingestellten Hauptvortrag hielt Frau Pfarrer v. Funcke Oelsmtz über: „Neue Zeiten — neue j Ziele"; sie ließ sich dabei leiten von dem Wort: „Am guten Alten in Treue halten, am kräftigen Neuen sich stärken und freuen!" In der folgenden Aussprache kam mehrfach das soziale Moment der Frauenvereinsarbeit zur Geltung. Gerade auf diesen Punkt wies am Schluß noch die Leiterin der Versammlung hin, indem sie sehr warm den Wanderkursus für Hauskrankenpflege empfahl und indem sie auf ein Neu land der Frauenvereine hinwies, nämlich auf die Hauspflege, um deren Inangriffnahme sie dringend ersuchte. Mehr in terne Angelegenheiten des Bundes wurden am Schluß er- MI. WM »MklAM-EMM? Einigung im Tteneransschutz des Reichstages Kompromiß in der Amnestiefrage — Bundeskanzler Seipel an die deutschen Sänger — Eine Unterredung Mussolinis über Südtirol — Vor neuen Kämpfen zwischen Nanking und Mulden Berlin. Bor der Sitzung des Steuerausschusses des Reichstages am Mittwoch verhandelte Rcich-finanzminister vr. Hilferding nochmals mit den Parteiführern über die Frage der Einkommensteuersenkung. Das Ergebnis dieser abschließenden Besprechung war, daß Sozialdemokraten, De- mokraken nnd Zentrum dem Steuerausschuß einen gemein samen Antrag vorlegen, wonach der gegenwärtig in Höhe von 15 V.H. bzw. höchstens 2 Mark monatlich erflogende Abzug vom Steuerbetrug auf 25 v.H. bzw. 3 Mark erhöht werde« soll. Unter diese Ermäßigung würden Ein kommen bis zn 15 000 Mark jährlich fallen. Da nken soll eine weitere Ermäßigung der Steuerleistung durch eine Abrundung herbeigeführt werden. Die Neurege lung soll ab 1. Oktober in Kraft treten. Im Steuerausschuß erklärte der Reichsfinanzminister Hilferding, daß er diese Reform der Lohnsteuer für er träglich halte. Er wies darauf hin, daß die Regierung wäh rend der Reichstagspause die finanzielle Lage des Reiches da hin prüfen werde, inwieweit eine Senkung der Steuern bei mittleren Einkommen möglich sei. Hinsichtlich einer Senkung der soge nannten Real st euern verwies der Minister aus das dem Neichsrat vorliegende Steuervcreinheitlichungsgesetz. Für die Deutschnationalen erklärte der Abge ordnete Or. Rademacher, die Frage der Steuersenkung müsse von der Ausgabenscite aus ungefaßt werden. Sonst bestehe die Gefahr der Umlagerung des Ausfalls auf schwächere Schulter. Aus diesem Grunde könne sich seine Fraktion nicht entschließen, den vorliegenden Anträgen zuzustimmen. Zur allgemeinen Ucbcrraschung erklärte in den weiteren Verhandlungen über die Lohnsteuersenkung ein Vertreter des preußischen Finanzministeriums, daß die Finanzminister der acht größeren Länder übereinstimmend zu dem Ergebnis ge kommen seien, daß im gegenwärtigen Augenblick eine Senkung der Lohnsteuer als überstürzt bezeichnet werden müsse, da die Finanzlage der Länder und Gemein den die Senkung der Lohnsteuer nicht gestatte. Nach dieser Erklärung eines Vertreters der preußischen Regierung gegen den sozialdemokratischen Reichsfinanzminister wurden die Verhandlungen des Steuerausschusses zunächst vertagt. Auf eine deutschnationale Anfrage teilte Staatssekretär vr. Popitz mit, es sei beabsichtigt, die gleiche Senkung für die Veranlagten eintreten. zu lassen, also auch für die schwer kämpfenden Schichten der Bauern, der Handwerker und der sonstigen Gewerbetreibenden. Länder und Gemeinden hätten nur mit den ihrem Anteil entsprechenden Teilen an 1,3 Mil liarden Reichsmark zu rechnen. Der Betrag wäre ihnen völlig gesichert. ... Das Kompromiß in der AnmiuOage. Annahme des Antrages der Regierungs parteien. Im Rechtsausschuß des Reichstages wurde bei der Beratung der Amnestie vom Zentrum, der Deutschen Volkspartei, den Demokraten und den Sozialdemokraten ein Gesetzentwurf eingebracht, der als E. . Kom ¬ promiß über die Amnestie dienen soll. Nach dem Entwurf wird Straferlcichterung gewährt für die bei Inkrafttreten des Gesetzes rechtskräf-i tig erkannten und noch nicht verbüßten Strafen, die von Gerichten des eRiches oder der Länder wegen Straftaten- verhängt wurden, die aus politischen Beweggründen began-' gen sind, oder die wegen Zuwiderhandlungen gegen das? Militärstrafgesetz von Militärgerichten bis zum 1. Oktober 1920 rechtskräftig erkannt sind. Anhängige Verfahren wer den eingestellt, wen« die Tat vor dem 1. Januar 1928 bv» gangen ist, neue Verfahren werden nicht eingelcitet. Ausgeschlossen von der S! c u f freihei sind: Landesverrat und Verrat militärischer Geheimnisse, wenn die Tat aus Eigennutz begangen ist, ferner Verbrechen gegen das Leben und solche Straftaten, zu deren Durchfüh rung der Täter ein Verbrechen gegen das Leben begangen , hat. Strafen wegen Verbrechen gegen das Leben werden gemildert. Freiheitsstrafen werden auf die Hälfte herabge setzt. Dabei tritt an die Stelle von Zuchthaus Gefängnis. Lebenslängliches Zuchthaus wird.in Gefäng nis von siebeneinhalb Jahren umgewan- d e I t. Ist bereits ein Gnadenerweis erfolgt, so tritt die Milderung bei der im Gnadenerweis festgesetzten Strafe ein. Untersuchungshaft und Strafhaft werden auf die gemilderte Strafe angerechnet. Enthält eine Gesamtstrafe Einzelstrafen wegen einer Zuwiderhandlung, die unter das Amnestiegesetz fällt, so wird dieser Teil der Gesamtstrafe im Falle des Straferlasses in voller Höhe, im Falle der Strafmilderung zur Hälfte der Gesamtstrafe in Abzug gebracht. Sind we gen des Zusammentreffens mit Zuchthausstrafen wegen der unter das Gesetz fallenden Zuwiderhandlungen in Verbin dung einer Gesamtstrafe Gefängnisstrafen in Zuchthaus strafen umgewandelt, so wird die gekürzte Gesamtstrafe in Gefängnis von gleicher Dauer umgewandelt. Die Aussprache. Für die Deutschnattonalen erklärte vr. Hanemann, der Antrag der Regierungsparteien entspräche ungefähr den früheren Kompromißversuchen. Auf eine Anfrage nach der Tragweite der Anträge antwortete Reichsjustizminister vr. Koch, daß der „politische Beweggrund" für die Amnestie maßgebend sein solle, weil nur damit die politische Beruhi gung eintrete. Im Prozeß gegen die kommuni- stische Zentrale sei bisher ein Delikt noch nicht fest gestellt worden. Deshalb könne dieser Prozeß nickt unter die Amnestie fallen. Ausländische Spione würden nicht durch das Gesetz bettoffen. Die Bayern lehnten durch Or. Pfleger die Amnestie aus staatsrechtlichen und poli- ' tischen Gründen ab. Der Kommunist Stöcker bemerkte, 18 bis 20 proletarische Gefangene, darunter Hölz, würden in den Zuchthäusern verbleiben. Für den Kompromißan trag sprachen sich vr. Wunderlich (D. Vv.) und vr. Zö ressen (Wirtschaftspartei) aus. Für tue Deutsch nationalen brachte vr. Everling einen Anttag seiner Partei ein, der sich für die bestraften Reichsbeamten einsetzt und verlangt, daß entlassene Beamte so behandelt würden, als seien sie in den einstweiligen Ruhestand versetzt, und bei Erreichung der Altersgrenze wie pensionierte Beamte.