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schen Händen. Ivar Kreuger ist der Leiter des schwe dischen Zündholztrusts. In Ungarn konnte Kreuger nicht leicht Fuß fassen, weil durch gesetzliche Maßnahmen die Ver- kaufspreise für Streichhölzer festgelegt waren. Was tut Kreuger? Er bietet der ungarischen Regierung eine An leihe zur Sanierung der Bodenreform an in Höhe von36MillionenDollarzu52Prozen.t bei 92 Prozent Emissionskurs. Der Schweden- trust darf dafür alte Zündholzfabriken aufkaufen, besonders die „Szirra", und neue dazu gründen. Diese Transaktion ist vielleicht das größte Geschäft, das der schwedische Zünd- Holztrust bisher gemacht hat. Neuerdings scheint auch Rumänien eine Stabm- sierungsanleihe aufnehmcn zu wollen. Der rumänische Lei steht nicht seyr hoch. 100 Lei kosten 2,50—2,55 RM. Da sie politischen Interessen Rumäniens stark nach Frankreich tendieren, hat man sich rumänischerseits auch in finanz- politischer Hinsicht an Paris gewandt. Die Reichsbank scheint an dieser eventuellen Anleihe nicht besonders inter essiert zu sein. Immerhin haben zwischen dem Präsidenten der französischen Notenbank und vr. Schacht Besprechun gen dariiber stattgefunden. Für Deutschland würde die Be teiligung davon abhängig gemacht, daß die Ansprüche der deutschen Inhaber von rumänischen Staatsanleihen in einer befriedigenden Weise aereaelt werden. P- Mtliche mL sächsische ÄWltMheiteii — iFlug des neuen Zeppelin über die Oberlausitz?) Dem Zittauer Verein für Luftschiffahrt hat die Verwaltung der Friedrichshafener Werke auf Anfrage unverbindlich zugcsichert, daß das neue Luftschiff bei der ge planten Deutschland-Rundfahrt, die Ende Juli oder Anfang August stattfinden wird, voraussichtlich die Stadt Zittau überfliegen wird. — (Vorsicht vor Bananenschalen!) Durch den Genuß eines kleinen Stückchens Bananenschale schwer erkrankt ist in Reichenbach der fünfjährige Sohn Günther des Malers Beubler. Das Kind wäre unweigerlich dem Tode geweiht gewesen, wenn die Mutter in ihrer Angst nicht sofort Gegenmaßnahmen getroffen hätte. Sie gab dem Jungen tüchtig Milch zu trinken, und das war — nach der Aussage des behandelnden Arztes — seine Rettung. Die Ursache der Vergiftung — um eine solche handelt es sich nämlich — ist darin zu suchen, daß sich an der Bananen schale meistens kleine unscheinbare Pilze befinden, die Gift stoffe enthalten. Also Vorsicht! ß ß )ster srled-nau putsmherIa-MM Fernsprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz Postscheck-Konto Dresden 2138. Giro-Konto 148 — — — Erscheint a» jedem Werktag — — — Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrichtungen, hat der Bezieher keim» Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück- zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 RM bet freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Commerz, und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzcigen.Grundzahlen in S?/: Die 41 mm breite Zeile (Moffe's Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 ÄH/, in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 SH/; amtlich 1 mm 30 SH/ und 24 SH/; Reklame 25 SH/. Tabellarischer Satz 50«/, Ausschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen zelanat der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis r/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtSgerichtSbezirkS: Pulsnitz, PulSnttz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Ntederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Alb-rtstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Förster « Erben (Inh. I. W Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr inPulsnitz Nummer 146 Montag, den 25 Juni 1928 8«. Jahrgang Das Wichtigste Der Abgeordnete Müller Franken versucht trotz der Absage der Volks. Partei die Bildung einer Regierung. Poincare übergab der französischen Kammer seine Stabilisierungsplane. Am Sonnabend startete der Opclsche Raketenwagen zu seiner Rekord fahrt auf der neuen Bahn bei Hannover. Wirtschaftliche Wochenschau. Von unserem handelspolitischen Mitarbeiter. Die französische Währung. — Keine Revalorisierung. — Keine Erhöhung der Lebensmittelpreise? — Spanische und rumäni sche Währungspolitik. — Ungarn und der Schwcdentrust. Nur wenige Staaten haben noch mit währungspoliti schen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Inflation ist über fast alle Länder hinweggefegt, die direkt nm großen Kriege beteiligt waren. Oesterreich, als Ueberrest der alten Donaumonarchie, hat von den Mittelmächten zuerst seine finanzpolitische Lage in Ordnung gebracht. Als Deutsch land noch tief im Inflationsstadium steckt^ wurde der neue österreichische Schilling geschaffen, der noch heute den gleichen Kursstand hat wie im Jahre 1922. Es ist das alleinige Verdienst Deutschlands, daß es feine neue Währung aus sich selbst heraus erschaffen hat. Ohne eine direkte Stabilisierungs- anleihe — die Dnwesanleihc war erst ein sekundäres Problem — wurde aus der Kraft der deutschen Volkswirtschaft heraus die deutsche Ren- tenmark geschaffen, die später durch die Reichsmark ab gelöst wurde. England allein hat seine Währung revalorisiert, das heißt auf den früheren Wertzustand zuriickgebrncht. Das eng lische Pfund wurde mit großen finanziellen Kosten auf seinen Wert von 20,40 M. gegenüber der Mark stabilisiert. Bel gien führte vor zwei Kahren eine neue Währung mit der Belga ein. Nur Frankreich fehlte noch. Lange Zeit hat es gedauert, bis die Finanzen Frankreichs soweit gefestigt waren, daß man an eine Stabilisierung des Franc Heran gehen konnte. Es ist das unableugbare Verdienst Poincares, den französischen Franc auf seine jetzige Höhe und die Finanzlage Frankreichs auf den heutigen glänzenden Stand gebracht zu haben. Eine französische Stabilisierung begegnete stets im Lande selbst oen allergrößten Schwierigkeiten. Die Industrie und der Handel hatten, als seinerzeit der Franc den ungefähren Standardwert von 120—125 gegenüber dem englischen Pfund besaß, schwere Verluste erlitten, denn bisher war es ihnen möglich gewesen, Länder mit fester Valuta auf dem Welt märkte preismäßig zu unterbieten. Auch heute werden noch immer aus Kreisen der Industrie einer endgültigen Stabili sierung des Franc Schwierigkeiten gemacht. Aber Poincare hatte am Donnerstag in der Kammer die volle Mehrheit für eine definitive Francstabilisierung hinter sich. , Eine Stabilisierung bringt immer eine Preiserhöhung des Lebensstandards mit sich. Es wird sich kaum umgehen lassen, daß bestimmte Kreise eine Stabilisierungsattion spekulativ ausnutzen. Der Traum Frankreichs, den Franc auf seinen alten Stand — 80 Pfennige für Deutschland — zu bringen, ist aussichtslos und liegt auch nicht mehr in währungs- und damit finanzpolitischem Interesse des fran zösischen Staates. Der Kurs des Franc zur deutschen Mark »st heute etwa 1:6, also 600—608 Francs für 100 Reichs mark (amtlich 16 RM. — 100 Francs). Auf dieser Basis wird die „Revalorisierung" durchgesiihrt werden. Don den Ländern, die nicht am Kriege teilgenommen haben, hat vielleicht die s p a ni s che W ähr un g am meisten gelitten. Der Kurs der spanischen Peseta stellt sich heute auf 146 Peseten für 100 RM. gegen früher 120. Spanien beabsichtigt jetzt, eine völlige Revalorisierung durchzuführen, und zwar staffelweise. Da der Kurs der Peseta relativ hoch ist, dürste eine solche Maßnahme von vornherein Aussicht auf Erfolg haben. Zunächst wird in Madrid eine De visenzentrale geschaffen. Ein hoher Devisenfonds ist die Voraussetzung für eine Währungsstabilisierung. Frank reich besitzt z. B. einen enorm Hohen Devisenbetrag. Die spanische Regierung stellt 500 Millionen Goldpesetas zur Verfügung, um den Kurs der Papierpeseta zu stützen. Immerhin wird es lange Zeit dauern, bis die spanische Wäh rung auf ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt ist. Nicht uninteressant ist in diesem Zusammenhangs die Finanzlage Ungarns. Ungarn hat längst seine stabili sierte Währung in dem Pengö (137 Pengö — 100 RM.). Die größte Schwierigkeit für bis ungarische Negierung liegt in der Behandlung der Bodenreformfrage, die seit Beginn der Revolution das Schmerzenskind der Negierung blieb. Fast vier Fünftel der gesamten Streich- holzvroduktion der Welt befindet sich bekanntlich in schwedi- Die neue Aollegnote Hat Stresemann zugcsagt? — Rücktritt der jugoslawischen Regierung — Nobile gerettet — Ein französischer Frank 0,16 Mark Die französische Kammer nimmt das Stabilisierungsgesetz an Ein französischer Franc — 0,l6 Mark. Paris. Die französische Regierung hat den neuen Franc auf 65,5 Milligramm Feingold zu neunhundert Tausendstel Feingehalt festgesetzt, und der Finanzausschuß hat sich mit diesem Kurse einverstanden erklärt. Der Kurs entspricht einem Pfundkurs von 124,21 und einem Dollarkurs von 25,52. Rach deutschem Gelbe würde also ein Franc etwa 16,4 Pfennig kosten. Berlin, 24. Juni. In der neuen, gleichzeitig den Re gierungen von 14 Ländern überreichten Note des amerika Nischen Staatssekretärs Kellogg, die bekanntlich auch am Sonnabend in Berlin überreicht wurde, übermitteln die Ver einigten Staaten einen neuen abgeänderten Kriegsverzichts vertrag und geben zugleich dem Wunsche Ausdruck, daß nun mehr der Kriegsverzichtsvertrag sofort unterzeichnet werden möge. Hierzu erklären sich die Vereinigten Staaten ihrer seits ausdrücklich bereit uno erbitten eine Stellungnahme der Regierungen innerhalb möglichst kurzer Frist. In der um fangreichen, zwölf Schreibmaschinenseilen langen umfassenden Note stellt die amerikanische Regierung zunächst fest, daß die Einwände der französischen Regierung gegen den Abschluß eines Knegsverzichtsvertragcs unzutreffend sind und führt hierfür die bekannten Ausführungen des Staatssekretärs Kellogg vor der amerikanischen Gesellschaft für internationales Recht vom 28. April 1928 an. Hierbei stellt die amerikanische Regierung fest, daß, nachdem nunmehr sämtliche Antworten der Negierungen Vorlagen, alle Regierungen oem amerikani schen Vorschlag zugestimmt hätten, bis auf die französische Regierung. Keine der Antworten der anderen Regierungen haben irgend eine Abänderung des Vertragsentwurfes ver langt, in der Frage der Selbstverteidigung sei die amerika nische Regierung der Ueberzeugung, daß das Recht auf Selbstverteidigung jedem souveränen Staat zustehe, und daß dieser unverzichtbare Grundsatz nicht besonders im Vertrag genannt zu werden brauche. Soweit die Locarnoverträge in Rede stünden, sei die amerikanische Negietung der Ansicht, daß die Teilnahme aller Locarnomächte an dem Kriegsver- zichtsvertrag den Locarnoverlrägen nicht widerspreche, sondern im Gegenteil die Garantien dieses Vertrages verdoppele. Schurman überreicht Kelloggs Antwortnote. Berlin. Der amerikanische Botschafter Schurman hat dem Staatssekretär Schubert die Antwort des Staatssekretärs Kellogg aus die deutsche Stellungnahme zum amerikanischen Antikriegspaktvorschlag überreicht. Eine Note der Verewigten Staaten ist gleichzeitig in Rom, Lon don und Pams übergeben. Vor dem Ausschluß der Öffentlichkeit im Schachty-Prozeß. Woska«. Der Angeklagte Bojarschinow bestritt seine Beteiligung an der gegenrevolutionären Organisation. Der Angeklagte Matow berichtete über seine Verbindung mit den amtlichen polnischen und französischen Stellen. Auf Antrag des Staatsanwatts wird die Verhandlung über die angebuche Beteiligung der ausländischen Missionen unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden. Wie poincarö den Franc stabilisierie. Ausgabe von Franc-Silberstücken. Paris. Am Sonnabend nachmittag legte Ministerpräsi dent Poincare seinen Kabinettskollegen und dem Präsi denten der französischen Republik den Stabilisierungs-Gesetz entwurf vor. Um jede Indiskretion und auch die leiseste Möglichkeit einer Spekulation auszuschalten, hatten die Mi- nister freiwillig darauf verzichtet, von dem Stabilisierungs- kurs vorzeitig in Kenntnis gesetzt zu werden. Erst um )46 Uhr nachmittags, d. h. nach Schluß der New-Porker Börse, hinterlegte der Ministerpräsident seinen Entwurf in der Kammer, die dann die Vorlage an den Finanzausschuß überwies. Der Poincarfche Entwurf besteht aus zwei Teilen: dem eigentlichen Währungsgesetz und der daraus sich ergebenden Abmachung mit der Bank von Frankreich. Der Artikel 1 des Gesetzes setzt den Feingoldgehalt des Franc fest. Der Arti- kel 2 legt die Bestimmungen der Konvertibilität fest. Um keinen Sturm auf die Bank von Frankreich heraufzuoeschwö- ren und das Publikum allmählich an die neue Metallwährung zu gewöhnen, hat man beschlossen, von einer Umwechslung der Banknoten in Gold vorläufig abzusehen. Die französische Kammer nimmt das Stabilisierungsgesetz an" Dre sden, 25. Juni, nochm. 12,35 Ubr (Drahtnachricht) DV. Berlin. Die französische Kammer hat beute morgen, da der^Senat an fdem Stabilisierungsgesetz nichts geändert hat, das*ganze* Gesetz durch Handaufheben in einer Sitzung normalen Charakters im Verlauf von drei Minuten ange nommen. Rücktritt der jugoslawischen Regierung. Belgrad. Die jugoslawische Regierung ist zu der Ueberzeugung gekommen, daß ihr weiteres Verbleiben im Amt unmöglich geworden ist. Infolgedessen wird der Rücktritt des Kabinetts erfolgen. Voraussichtlich wird nunmehr eine Uebergangsregierung der „starken Hand" gebildet «erden.