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Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck uud Verlag von E L. Förster» Erben (Inh. I. W Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Mofse's Zeilenmesser 14) I mm Höhe 10 SA/, in der Amtshauptmannschast Kamenz 8 O/; amtlich 1 mm 30 und 24 SH/; Reklame 25 Tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkurssällen zelan it der volle Rechnungsbetrag unter Weg'all von Preisnachlaß in Anrechnung. 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S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober» und Niederltchtenau, FriedrrSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf puismherFageblatt Fernsprecher 18. Tel.-Adr.: Ta^blatt Pulsnitz Bank» Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Postscheck-Konto Dresden 2138. Giro-Konto 146 " TAD " IIV H» Commerz« und Privat Bank, Zweigstelle Pulsnitz Nummer 128 Montag, den 4» Juni 1928 8«. Jahrgang Amtlicher Teil. Oeffentliche Mahnung. Vorauszahlungen ans Einkommen-, Körperschaft- und Vermögensteuer. Bis zum 16. 5. 1928 waren zu entrichten: s) Einkommen- und Köeprrschaftfteneroorauszahlungen von Steuerpflichtigen, die hauptsächlich Einkünfte aus Landwirtschaft beziehen, in Löhe von einem Viertel der zuletzt sestgcstelllen Steuerschuld. d) Bermöaenftenerooraustahlungen von allen Vermögen steuerpflichtigen nach Maßgabe des letzten Vermögensteuerbescheides zu einem Viertel der Jahressteuerschuld. e) Sömtliche seit der letzten öffentlichen Mahnung söllig gewordenen Abschlutzzahlnngen. Auf Grund von 8 314 der Reichsabgabenordnung wird hiermit öffentlich an die vor stehenden Zahlungen erinnert. Weitere Mahnung findet nicht statt- Kalls die Betrüge nicht innerhalb einer Woche entrichtet find, werden sie bis 1000 ÄH durch Postnachnahme eingezogen; Betrüge über 1000 ÄH ohne weiteres durch Zwangsvollstreckung deigetrieben, desgleichen auch die nicht eingelöften Nachnahmen. Finanzamt Kamenz am 31. Mai 1928. Wm WW KW Das Wichtigste Dis „Bremer'-Flieger werden am 20. Juni in Berlin empfangen. Nach den Feststellungen der Wahlausschüsse haben am 20. Mai 10 Mil lionen ihr Wahlrecht nicht ausgeübt. In der Nacht zum Sonntag fuhr bei Absdorf an der Franz-Josef- Bahnstrecke (Oesterreich) ein Personenzug in eine Rotte Strecken arbeiter, wobei drei Arbeiter den Tod fanden. Bei Ede (Holland) find am Sonnabend 3 01 Hektar Heideland durch Brand vernichtet worden. Das Feuer wurde wahrscheinlich vom entlassenen Personal al« Racheakt angelegt. Wie die Pressestelle des 9. Reichsfrontsoidatcntages mitteilt, haben an der gestrige» Kundgebung im Hamburger Stadlpart rund 138 000 Mann teilgknommen. Diese Zahl wird Reichsbahnamtlich bestätigt und steht mit den Berechnungen auf Grnna des Aufmarsches im Einklang. Den Mitgliedern des Völkcrbnndsratcs ist am Sonntag ein Schreiben einer Anzahl chinesischer Verbände nnd Wirtschaftsorganisationen zugegangen, indem gegen das Eingreifen Japans in China Protest erhoben wird. Der Vorsitzende des Zentral Exetutivausschuffes in Moskau hat zum Donez-Prozeß eine bedeutsame Erklärung abgegeben. Oie S0. Ratstagung. Die bisherigen Ratstagungen brachten eine Enttäuschung Nach der anderen, und heute sind Briand und Poincare eine Einheit geworden: Hundertprozentiger Poincare! Briand und Stresemann sind beide krank und fehlen daher bei dieser Ratstagung; beide fehlen^ obwohl Briand seine Amtsgeschäfte wieder ausgenommen hat. Sehr bezeichnend scheinen Briands Vertreter: Einerseits der militaristische Imperialist -Paul-Boncour, andererseits der wirtschaftliche Imperialist Loucheur. Man weiß also, woran man sich mit Frankreich zu halten hat. Deutscherseits gibt es diesnml keine Illusion-. Der große deutsch-französische Ausgleich ist jetzt auf Septeniber vertagt, auf die Bundesversammlung, an der Hymans, Benesch, Politis oder vielleicht gar Venizelos teilnehmen können, die Nicht, oder wenigstens jetzt nicht, dem Völkerbundrat an gehören. Ohne Stresemann und Briand fehlt der jetzigen bO. Ratstagung die Pointe. Die Völkerbiindler freuen sich deshalb doppelt über Chamberlains Erscheinen-, womit die Kontinuität der Anwesenheit der Außenminister, seit vier Jahren der Stolz von Senf, wenigstens formell gerettet wird. Mussolinis Fernbleiben wirkt ohnehin immer wieder sehr peinlich. -"^^^shPs^nngsprogrcnnm der 50. Ratstagung ist mit Punkten besetzt, und es bringt trotz Fehlens der großen deutschen Belange doch noch Wichtiges genug. Wir würden sehr irren, wollten wir diese Tagung gering schätzen. Eine lange Reihe deutscher Schulbeschwerden gegen Polen steht zur Verhandlung. Unsere liebenswürdigen östlichen Nachbarn verweigern die Durchführung -es Haager Urteils, wie es schon so ihre Gewohnheit ist und wie es in Polen mit der sonnenklaren ostoberschlesischen Schulkonven tion schon seit langem macht. Bedauerlicherweise ist deut- scherseits im Vorjahre durch die provisorische Einführung Lines Schulinspektors eine Konzession gemacht worden, die, wie jedes deutsche Entgegenkommen iiber Diktate hinaus, von unseren Gegnern nun gegen uns ausgenützt wird. Die Polen haben den Uebermut soweit getrieben, eine sogenannte Retourkutsche einzulegen und sich selbst über Bedrückungen ihrer Minderheiten zu beklagen! Der ungarisch-rumänische Optantenstreit erlebt eine Neuauflage. Rumänien beharrt auf Zerstörung des Schiedsgerichtsverfahrens und lehnt auch alle privaten Verhandlungen ab, während Ungarn auf dem Standpunkt des Dölkerbundrates steht. Die Entscheidung Chamberlains ist nicht vorauszusehen, wenngleich Optimisten glauben, Sir Austen werde sich in Abwesenheit Briands freier fühlen! Mit der Erledigung der Schnüffelaffäre von St. Gotthard scheinen die Ungarn zufrieden, und die über die gewöhnlichen In diskretionen verfügende Pariser Presse äußert die ent- NO iil Wl WA UMOW »kl A1MWM Der 9. Reichsfrontsoldatentag in Hamburg — Ein Funksprnch Nobiles? — Ein Aufruf Tschangtsolins an das chinesische Volk wendigen Osträum ab. Er lehnt ferner die zu einer Kriegs entschädigung gewordenen Reparationen ab und ist gegen die Umwandlung derselben in bürgerlich-rechtliche Schuldver pflichtungen. Der Stahlhelm wendet sich schließlich gegen die Ueberfremdung der deutschen Wirtschaft. Ueber 100 000 Stahlhelmer in Hamburg. Berlin. Die in der letzten Zeit vielumstrittene Frage der Erhöhung der Eisenbahntarife wird, wie verlautet, ver mutlich in Kurze einer Entscheidung zugeführt werden, und zwar vermutlich auf dem Wege einer Kompromißlösung. Die Antwort der Reichsbahngesellschaft auf die Rückfrage des Reichsverkehrsministers ist vor einigen Tagen erfolgt. Frage und Antwort werden selbstverständlich vertraulich behandelt. Aber es ist nicht zu verkennen, daß die gesamten Verhandlungen über die Angelegenheit, die inzwischen dauernd weitergeführt worden sind, stark unter dem Einfluß der Rücksichten stehen, die sowohl die Reichsregierung wie die Reichsbahngesellschaft auf die Reparationsverpflichtungen der Reichsbahn nehmen. Die Reichsbahn hält eine Tariferhöhung nach wie vor für erforderlich. In einem Kompromiß wird vielleicht eine Erhöhung der Gütertarife zugestanden werden, eine Veränderung der Personentarife soll vermieden werden. Der 9. Neichssronisol-aieniag. Hamburg. Mit Sonderzügen und Dampfern sind die Stahlhelmkameraden aus dem ganzen Reich nach Hamburg zusammengekommen, viele Zehntausende von Teilnehmern, die vor ihren Führern vorbeimarschierten. Der Erste Bundesführer Seldte eröffnete die öffent liche Kundgebung mit einer Rede, in der er darauf hinwies, daß der Stahlhelm Hamburg als Tagungsort deswegen ge wählt habe, damit das Ausland an diesem Fenster Deutsch lands das Gesicht des Stahlhelms erkennen könne. Die Kraft und der Aufmarsch der Stahlhelmer in Hamburg und zu gleicher Zeit in Ostpreußen und Schlesien beruhten auf dem freiwilligen Sich-zur-Verfügung stellen der Kameradschaft. Der Stahlhelm wolle sich sein Vaterland erarbeiten und erkämpfen. Bundesführer Seldte ging dann auf das Wahlergebnis ein und erklärte, daß die Parteien, die zwar den Kampf für die deutsche Freiheit ver- kündeten, sich aber unfähig erwiesen hätten, ihn durchzufüh- ren, abtreten sollten. Der Zweite Bundesführer, Oberstleutnant Duester- berg, sprach über Bismarcks politisches Werk. Bismarck würde heute wie einst eine nationale Macht schaffen, und wie er damals die Umorganisation der preußischen Armee erfolgreich durchgesetzt habe, so würde er heute die Reichs- wehr nicht nur bis zur Vollendung steigern, sondern ihre Vermehrung auch diplomatisch erkämpfen. Er würde es fertig bringen, das große Deutsche Reich zu verwirklichen. Duesterberg schloß mit den Sätzen: „Nicht weg von Bismarck, sondern zurück zu Bismarck. Wir sind nicht die Ewiggestrigen, und zwar schöpfen wir Kraft und Glauben aus der Ver gangenheit. Wir sind die Träger der nationalen Zukunft unserer Nation." Zum 9. Reichsfrontsoldatentag hat der Reichspräsident einen Gruß gesandr, in dem er den Wunsch ausdrückt, daß diese Zusammenkunft dazu mithelfen möge, den Gedanken einer wahren Volksgemeinschaft zu vertiefen. — Auch Graf Westarp hat im Namen der Deutschnationalen Volksparter ein Telegramm gesandt. Die zweite Botschaft des Stahlhelms. Die Stahlhelmbotschaft, die anläßlich des Frontsoldaten, appells in Hamburg veröffentlicht wurde, besagt u. a. fol- gendes: Der Stahlhelm kennt den Krieg und wünscht des halb den Frieden. Nur Wille und Kraft zur Verteidigung sowie Gleichberechtigung in der Wehrstärk« aller Nationen, sichern den Frieden. Eine erfolgreiche deutsche Außenpolitik müsse ihre Anstrengungen zunächst nach innen richten. Der Stahlhelm fordert den Widerruf der Krirgsschuldlüge und lehnt einen machtpolitisch beherrschten Völkerbund ab. Er lehnt den Verzicht auf den für Deutschlands Wirtschaft not Hamburg. Als am Sonntag um 1 Uhr die Bundes führer des Stahlhelms ankamen, standen etwa Hundert- zwanzigtausenb in langen Reihen zu 400 Mann, Stahl helmer hinter Stahlhelmer, auf dem neuen Hamburger Stadtpark. Die Botschaft des Stahlhelms wird noch ein mal verlesen. Dann beginnt der Vorbeimarsch. Seldte sieht die Magdeburger Kameraden, die Stahlhelmer aus Groß-Berlin, Brandenburg, von der Ostsee und aus dem Süden, aus Hannover und vom Harz. Vor Duesterberg marschieren die Rheinländer, Bayern, die Mitteldeutschen, Westfalen und die Atmärker vorbei. Um 5 Uhr abends standen Seldte und Duesterberg noch immer und nahmen den Vorbeimarsch entgegen. Durch Hamburg marschierten bis in die späten Abendstunden die Kolonnen zurück. Die Kommunisten hatten trotz der Parolen ihren Skandal ver- sucht, sie wurden abgeschlagen. Dem Reichsbanner war so- gar verboten, die schwarzrotgoldene Fahne zu zeigen. Alle Abzeichen mußten abgelegt werden. Der große Stahlhelmaufmarsch in Hamburg. Hamburg. Die ziffernmäßige Beteiligung im Großen Vorbeimarsch des Stahlhelm am Sonntag war trotz der diesmaligen Sonderveranstaltung in Ostpreußen nicht gerin- ger als im vorigen Jahre in Berlin. Die Stahlhelmleute hatten strenge Anweisung, sich wegen der drohenden Haltung der Kommunisten aus der Straße nur in größeren Gruppen zu zeigen. Ein Funksprnch Nobiles? BerU«, 4. Juni. Wie der »Montag' aus London meldet, wurde von der drahtlosen Station Eopora in Japan rin Funk- spruck ausgesangen, der sehr schwer entzifferbar war. Ein S.O. S. sei aber deutlich zu erkennen gewesen, ebenso die Unterschrift Nord- polexpedition. Die Zeichen seien sehr schwach gewesen. Man halte es aber für möglich, daß Nobile dauernd versuchte, mit seinem Re serveapparat mit der Welt in Verbindung zu treten und daß die japanische Station einen der Funksprllche der verschollenen »Italia' ausgenommen habe. IEin Aufruf Tschangtsolins an das chinesische Volk London, 3. Juni. Nach Melkungen aus Peking veröffentlichte Tschangljolin vor seiner Abreise aus der Hauptstadt einen Aufruf an das chinesische Volk, indem er u. a. betont, daß sein Gewissen vor der Welk und den kommenden Geschlechtern rein sei. Der Bürgerkrieg habe die wirtschaftliche Lage -es Landes in große Gefahr gebracht. Große Teile des Volles seien ohne Unterkunst und dem Hunger ausgesetzt. Diese Folgen seien weder beabsichtigt noch von ihm erwartet worden, als er den Feldzug gegen die Roten begann. Or habe den Staat schützen wollen. — In einer Unterredung mit Vertretern der Handels kammern erklärte Tschangtsolin er habe seine Truppen im Anteresse des Friedens zurückgezogen. Wang, einer der ältesten Staatsmänner Tschangtsolins, der in Peking die Ordnung aufrecht erhält, hat sich mit dem Befehlshaber der Schansiprovinz, General Mn, der mit dem Sü den zusammenarbeitet, in Verbindung gesetzt. Mn erwiderte, daß keine Südtruppen die Hautstadt betreten würden. Der Sohn Tschangsolin» verbleibt mit starken Schutzwachen in Peking, um mit den Schanfibe« sehlshabern die Ucbergabe in Peking zu vereinbaren. Die Lahnhöfe in Peking waren am Sonnabend nachmittag völlig verstopft. Alle Scitengleist waren mit langen Zügen angefüllt, die mit Truppen voll gestopft waren.