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S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Mederlichtenau, Friedersdors, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Alberlstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 83 Sonnabend, den 7. April 1828 8». Jahrgang MeMl und WiglMe Die Osterglocken lassen wie der, ihr hoffnungsfreudiges Ge läut ertönen. In Wald und Flur erklingt die Melodie vom neuen Leben und von der Auferstehung nach langer Winternacht. Der obligate Oster-Spaziergang, den schon weiland Dr. Faustus mit seinem getreuen Famulus nach Goethes unsterblicher Schilderung auszufühien nicht unterließ, lockt auch diesmal wieder Alt und Jung, Groß und Klein, Arm und Reich vor die Tore der Städte, sei es nun wie einst auf Schusters Rappen, in drangvoller Enge überfüllter Eisenbahnwagen, auf dem flinken Stahlroß oder seinem neuzeitlicheren Kollegen, dem „Muckepicke",mit oder auch ohne Klammerbraut, oder aber ganz vornehin im Auto zur ei genen Freude und zum Entsetzen und Aerger der mit weniger Glücksgütern gesegneten Mit menschen. Das Osterfest ist so recht dazu angetan, einmal aus zuspannen von den Sorgen des Alltags. Die beiden Feiertage geben auch dem ärgsten Hypo chonder, dem schlimmsten „Mecke rer" Gelegenheit, sich mit seiner Umwelt wieder zu versöhnen, mit der Sonne im Bunde zu lachen, und zu beweisen, daß der von den Dichtern schon seit Olims- zeiten so viel gepriesene Lenz auch die schlimmsten Schwarz seher zu einer optimistischeren Weltanschauung zu bekehren ver mag. Ueberall, wo wir Hin schauen, glauben wir den bereits klassisch gewordenen „Silberstrei fen" einer besseren Zeit am Ho rizont zu erblicken. — Warum auch nicht? — Wir wollen es wirklich einmal mit dem gött lichen Optimismus halten, schon weil uns die ewige Unzufrieden heit letzten Endes doch auch nicht hilft., .Die Tintenfässer- und Spuck- Napfschlacht vor der Neichstags- fftrade, mit der das dem deut schen Volke geweihte Hohe HauS 'urz vor dem Fest und seiner Äenen friedlichen Auflösung die Welt überraschte, gehört hierher, ^uch das klägliche Fiasko der sogenannten Abrüstungskonferenz Genf gäbe Stoff, zahlreiche Satiren zu schreiben. Der mäh lich einsetzende Wahlkampf mit seinen oft so schlimmen Auswüch sen sollte uns zwar gar nicht lächerlich erscheinen, doch kann auch hier derjenige, der wirklich über den Zinnen der Partei steht, manchmal beim besten Willen nicht anders als lächeln, wenn er die oft maßlos blöden, gegen seitigen Verunglimpfungen zwi schen den Parteien beobachten muß, die peinlich an des edlen Ritters von der traurigen Ge stalt, Don Quichote, vergeblichen Kampf mit den Windmühlenflü geln erinnern. — So wollen wir also das befreiende Lachen uns wenigstens während der Oster feiertage zu eigen machen. Wollen uns erfreuen an der lieben Na tur. Den lieben Gott bitten, daß auch die Sonne lächeln möge. Nur zu bald geht es wieder hi nein in die alte Tretmühle des Werktages, wieder hinein in den Wochentagsärger, hinein in den Wahlrummel und das politische Mißvergnügen. — Laßt uns Kräfte sammeln und Licht für dunkle Stunden, die nicht aus bleiben werden. Dann ist schon viel gewonnen. Weg darum mit den mürrischen Gesichtern! Ein recht von Herzen kommendes Oster lachen wünschen wir allen, die noch am Sonnabend mißmutig, kopfhängerisch und „vermeckert" aus Schreibstube oder Werkstatt nach Hause zurückkehrten. Ostern, Fest der Hoffnung, — jetzt geht es wieder aufwärts mit uns, nicht nur in der Natur, sondern auch mit unserem Volke! Daran wol len wir festhalten; dann können uns auch die bevorstehenden Wahl stürme, so toll sie toben mögen in deutschen Landen, nichts an haben. Nach dem Gethsemane unseres Zusammenbruches ist das Osterfest auch für Deutschland wieder angebrochen. Sorge ein jeder an seinem bescheidenen Teile dafür, daß es licht und hell bleibe in unserem Vaterlande und der Dunkelgeist nicht Oberhand ge winne zu einer Zeit, da wir der Wärme und des Lichtes echter Vaterlandsliebe vielleicht mehr denn je in den letzten Jahren benötigen. Oltergelgutx in schwingender Luft, G^nz und Sonne auf allen Bahnen, Himmelschlüsseln und Veilchenduft Und Frühlingsglauben und Frühlingsahnen! Ueber den Fluren ein kosender Hauch, Wie Mutterhand lind, wie Seide so weich, ersten Kätzchen am Weidenstrauch ind schwellende Knospen an Ast und an Strauch! Seliges Wissen: Der Frühling ist nah! In allen Zweigen schwellen die Säfte! Heiliges Osterwunder geschah: Die Erde regt ihre urewigen Kräfte! Im Quellenrauschen, im seligen Klang Der jauchzenden, jubelnden Lerchenlieder Erwacht der urewige Lebensdrang Zu neuem Keimen und Blühen wieder! Menschenherz, fühlst du, was dir geschah? Die dunkelsten Gräber tuen sich aus! Es führt deine Straße von Golgatha Wieder nach Emmaus nun hinaus! Menschenseele, nun schwing dich empor! Gestürzt ist das Kreuz, gesprengt sind die Banden: Die Osterbotschaft jauchzt himmlischer Chor In allen Lüsten: Christ ist erstanden! Christ ist erstanden! Mit ihm auch du! Aus bangender Qual, aus drosselnden Leiden Darfst du der leuchtenden Sonne zu Mit glanzgesegneten Augen schreiten! Schwing dich empor und lausche der Kunde Im Glockengejubel von fern und von nah: Auch deiner Nacht schlug die Erlösungsstunde — Christ ist erstanden! Ostern ist da! Felix Leo Göckeritz, Chemnitz