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JahrWM Plllsuitz (E n l l a > 1 u n g s> l e I e r 1 n d c' r istl n d er- ab'tellunq des T u rn cb u n d c s DI.) Wie alljähr lich, so veisammelten sich auch dieses Jahr die abgehenden Konfirmanden der Kinderabtcilung im Turnerkmnd OT Puls nitz zum fröhlichen Kuchenschmause im Waldhause, um dabei gleichzeitig Abschied zu nehmen von der Kinderabteilung, welcher der größte Teil der Kinder seit fünf Jahren ange hört haben. Der Ehrenvorsitzende des Vereins, Herr Stadt rat Köhler, sowie die beiden rührigen Kinderturnwarte, Turn- brüdcr Leffler und Brückner, gaben den Kindern noch manch gutes Wort mit auf den Lcoensweg, besonders möchte in den Kinderherzen der Nus ihres Turnwartes Leffler „Treibt Leibesübunq ganz gleich welcher Art" nicht verhallen. Turn bruder Leffler ermahnte in seinen Ausführungen die Kinder der deutschen Turnerschaft nun erst recht die Treue zu hal ten und dem Turnvereine nicht den Rücken zu kehren son dern sich auch weiterhin als Jugendturner und später als Mitglieder Körper und Geist durch Leibesübungen zu stäh len und gesund zu erhalten. Mögen diese Worte nicht auf unfruchtbaren Boden gefallen sein. Die Eltern der nunmehr entlassenen Kinderturncr bitten wir aber, ihre Kinder anzu zuhalten, daß sie auch fernerhin die Turnstunden recht fleißig besuchen, denn dort ist unsere Jugend am besten aufgehoben. Gelegenheit zum Besuche der regelmäßigen Turnstunden bie tet sich für Jugendturner Mittwochs und Sonnabends von 8—10 Uhr, für die Jugenturnerinnen Donnerstags von 8—10 Uhr. Den beiden Kinderturnwarten Leffler und Brück ner und ihrer wackeren Helferschar ein herzlichens „Gut Heil" zur weiteren Arbeit lm Dienste der deutschen Turnsache. V7kr. Pulsnitz. (Kirchenkonzert.) Die Besucher des Kirchenkonzertes am Karfreitag seien darauf hingewiesen, daß in der heutigen Nummer ein Artikel über „Eine Passions musik" erschienen ist, der Verständnis für ein solches Werk geben will. Die Aufführung erfolgt vom Altar- Platz aus! ' — (Kein Geld in Briefen!) Wir nähern uns dem Osterfeste und damit der Zeit der Konfirmation und Kommunion, in der mancher einem lieben Anverwandten oder Freunde ein Geschenk zugedacht hat, häufig in Gestalt eines Geldbetrages. Leider werden noch immer Geld und geld- werte Gegenstände in gewöhnlichen Briefen verschickt. Mit Das Wichtigste Die Eowjetbchördeu verweigern den verhafteten deutschen Ingenieu ren einen deutschen Verteidiger. Bei einem Etsenbahnunsall in Hessen wurden 21 Personen verletzt. Die Regierungsparteien forderten gestern im Thüringische Landtage die en dloc Annahme der Bejoldungsvorlage in ihrer dritten Lesung. Daraus entstand aus der Linken, besonders bei den Kommunisten, ein solcher Lärm, daß die Sitzung vertagt wer den mußte Wie die Abendblätter au« Mexiko melden, hat im Staate Guana juato eine zweitägige Schlacht mit aufständischen Katholiken stattgesundrn, die 82 Tote, darunter 2 Priester, vorloren haben sollen. Aus der Seite der Regierungstruppcn wurden 6 Gefal lene gezählt. Im tschechoslowakischen Senat wurde gestern das Reistpaßgesetz angenommen und da« Haus bis nach Ostern vertagt. Die Massendemonstrationen der Sozialisten und Kommunisten in Prag gegen dir Sozialpolitik der Regierung auf dem Altftädter- Platz in Prag konnten erst in vorgerückter Abendstunde ver streut werden. Dir mit aufgepflanzten Bajonett vorgehende Po lizei nahm zahlreiche Derhostungen vor. gütliche und sächsische Angtlegenheiltn Der ersehnte Frühlingsregen. Da augenblicklich kein Hochdruckgebiet über Europa lagert, das in der nahen Zukunft ein Vordringen von Stö rungen abhalten kann, so dürste auch in den nächsten Tagen mit trübem Wetter zu rechnen sein. Die Temperatur wird im allgemeinen in dieser Woche über zehn Grad liegen, da wir uns im Bereich eines milden Südweststromes befinden. Ein Kälterückfall ist nach Ansicht der Wetterdienststelle nicht mehr zu befürchten, da die eigentliche Winter periode mit diesem warmen Frühlingsreaen ihren Abschluß gefunden hat. Es ist auch anzunehmen, daß -die Vegetation, die in diesem Jahre noch ziemlich zurück ist, durch den Früh- lingsregen beeinflußt, endlich zur Entwicklung kommen wird. Desgleichen ist der Regen für die Landwirtschaft zur Zeit sehr günstig. Ile MWM MlWl IMrWW Vorläufig etwa 5 Prozent — Die Schraube ohne Ende Die Berliner Presse zur gestrigen Reichetogssitzung — Neuer deut-cher Schritt in Moskau — Russische Genugtuung über die Stresemannrede — Kommunistische Sabotage im Reichstag — Das Pariser Stresemann-Echo — Japanische Flotten demonstration vor chinesischen Hasen Die Reichsbahngesellschaft gibt bekannt, daß sie mit der Rekchsregiernng Verhandlungen über eine Tariferhöhung begonnen hat, für die sie vorläufig ganz allgemein 5 Prozent nennt. Die Reichsbahn behauptet, sie müsse 250 Millionen im Jahre mehr einnehmen, weil sie im letzten Jahre 575 Millio nen Mehrausgaben gehabt habe. Die Reichsbahn beabsichtigt, die durchschnittliche Tarif erhöhung von 5 Prozent so zu verteilen, daß etwa zwei Drittel der Belastung auf de« Güterverkehr und ein Drittel auf den Personenverkehr entfallen. In einer Denkschrift wird betont, daß die Ein nahmen für das Personenkilometer heute nur 123 Prozent, für das Gütertonnenkilometer 132 Prozent gegenüber 1913 bei einem Preisindex von 150 Prozent betrügen. Es wird ferner auf die Steigerung der Ausgaben und insbesondere auf die Belastung durch die Ruhegehälter hingewiesen, die im Jahre 1913 114 Millionen und heute angeblich 500 Milli onen ausmachen. Weiter erklärt die Re ich-bahn, daß ohne eine Mehreinnahme von 250 Millionen Mark im Jahre eine dauernde Schädigung des Zustandes der Unternehmungen der Reichsbahn zu erwarten sei. Angeblich muffen im Jahre 3100 Kilometer Schienen erneuert werden, während nur 1400 Kilometer tatsächlich in den letzten Jahren erneuert worden sind. Die Reichsbahn stellt weiter fest, daß sie laufende Bestellungen an die Industrie trotz der Einnahme von 200 Millionen aus den Vorzugsaktien im Februar nicht habe durchführen können, und daß sie etwa die Hälfte von 200 großen Neubauten beim Fehlen neuer Einnahmen still legen müsse. Was sagt die Regierung dazu? Vorläufig stößt der Beschluß des Verwaltungsrates der Reichsbahngesellschaft für eine Tariferhöhung beim Reichs kabinett und Reichsverkehrsministerium auf Widerspruch. Die Reichsbahngesellschaft wird sich zum mindesten darauf ge faßt machen müssen, daß Kabinett und Neichsverkehrsministe- rium ihre Angaben sehr genau prüfen, zumal das Reichskabinett von der finanziellen Auswirkung einer Tariferhöhung zugunsten der Reichsbahn keines wegs überzeugt ist. Man hat außerdem die Befürchtung, daß nach den Er fahrungen der letzten Jahre eine Tariferhöhung bei der Reichsbahn sofort eine neue Teuerungswelle nach sich zieht. Voraussichtlich wird das Neichskabinett zu nächst das Reichsverkehrsministerium beauftragen, mit der Reichsbahngesellschaft in eingehende Verhandlungen darüber einzutreten, ob nicht durch Einschränkungen auf einigen Ge bieten der Betätigung der Reichsbahngesellschaft und auf anderen finanzpolitischen Wegen Mittel zu beschaffen sind. Die Tarifverhandlungen bei der Deutschen Reichspost sind durch eine Vereinbarung beendet worden. Die Lohn erhöhungen betragen im Durchschnitt zehn Prozent. Die Arbeitszeit ist im allgemeinen unverändert geblieben. Im Telegraphenbaudienst wird in drei Wintermonaten 48 Stun den, in den übrigen Monaten 52 Stunden wöchentlich ge arbeitet. Die Vereinbarungen gelten bis zum 31. De zember 1928. Die Berliner Presse zur gestrigen Weichstagssitzung Berlin, 30. März. Die Berliner Biälter sind der Auffassung, daß die Nähe der Wahlen der gestrigen Reichstagsdebatte das Gepräge gegeben habe. Es habe sich eine Art Aufmarsch für die kommenden Wahlen gezeigt. Dabet wird auch aus das unrümliche Ende hinge- wlesen, das die gestrige Sitzung durch die Prügelei von Sozialisten und Kommunisten gesunden hat. Die „Germania" sagt, wenn morgen die Auflösung des Reichstages erfolge, so sei dies lediglich ein formaler, staaisrechllicher Akt. Die Notwendigkeit der baldigen Auf. lösung des Reichstags habe sich am Donnerstag so deutlich wie nur irgend möglich offenbart. — Die „D e u ts ch e A l l g e m ein e Z ei - tung" stellt fest, daß der nahezu absolut regierende Reichstag Vor dem Eigensinn de« Herrn Jadasch kapituliert habe, der zwar ausgeschloffen wurde, aber nicht zu bewegen war, den Saal wirklich zu verlassen. Die „Täglich- Rundschau" sagt, die Ansichten seien geteilt, ob diese Nachgiebigkeit aus Rücksicht auf die Geschäftslage oeS Hauses an gebracht gewesen sei, oder ob cs nicht besser gewesen sei, die Autoritär des Präsidiums bis zum letzten Tag zu wahren. — Die „Börsen» zeitun g" hofft, daß die Lücke in der Geschäftsordnung bald ausge« füllt wird und dem Reichstagsprästdium die Möglichkeit gegeben wird, zu einer seinerzeit im Preußischen Landtag mit Erfolg angewandten Entfernung eines widersetzlichen Abgeordneten durch die staatlichen Ord« nungsorgaie zu schreiten. — Der „Vorwärts" gibt folgende Schil- derung des Kampfes: Als Abg. Landsberg auf Beschimpfungen der Kommunisten entgegnet habe, diese Beschimpfungen seien eine angenehme Abwechslung gegenüber Umschmeichelungen, denen er und seine Fraktion in den letzten Tagen von kommunistischer Seite ausgesetzt gewesen sei, sei der Sturm auf die Rednertribüne tos gebrochen. Der Oberschlcfier Jadasch habe geführt. Im Nu prasselten die Schläge hageldicht auf die Genossen, die mit ihren Leibern den Aufgang zur Rednertribüne deckten. Der Ansturm s-i zurückgeschlazen worden. Die Angreifer hätten sich zurückziehen müssen, zwei von ihnen mit blutigen Schram men Einer v.n ihnen hätte dem Genossen Ludwig durch eimn wohl» gezielten Fausthieb die Brille zerschmettert, sodaß nur wie durch ein Wunder die Augen unverletzt blieben. Inmitten dieses Getümmels habe der Kommunist Deugel einen in der Ecke stehenden Spucknapf ergriffen und als Wurfgeschoß benutzt. Der Inhalt habe sich auf die Stenographen ergossen; die Scherben seien auf dem Tisch des Hause- liegen geblieben. — Die „Tägliche Rundschau" weiß als dezeich- r.eod für die Stimmung zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten zu berichten, daß ein verletzter kommunistischer Abgeordneter die ärzt liche Hilfe des sozialdemokratischen Arztes Moses abgclehnt und sich bei einem deutschnationalen Kollegen in ärztliche Behandlung begeben habe. Neuer deutscher Schritt in Moskau Berlin, 30. März. Nach einer Meldung Berliner Blätter aus Moskau, werden seitens der deutschen Botschaft beim Volkskommissariat de» Aeußercn Schritte unternommen weiden, um zu erreichen, daß die Verhafteten deutschen Ingenieure über die Art der Unterbringung und ihr Befinden Auskunft geben und mit ihren Angehörigen in briefliche Verbindung treten können. Russische Genugtuung über die Strese mannrede Kow»0, 29. März. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist die gestrige Rede des Reichsaußenministers Dr. Stresemann in russischen diplomatischen Kreisen warm ausgenommen worden. Die Reden Strese manns und PvincarLS werden als politische Ereignisse bezeichnet. Die Enttäuschung Stresemanns über die Abrüstung findet in Sowjetkreisen vollstes Verständnis. Besonders schwer müsse die Enttäuschung sür Deutschland sein, das entwaffnet noch Locarno gegangen sei. Die Rede Stresemanüs müsse dem Völkerbund sagen, daß der hohe Gedanke der Abrüstung nicht zu einer Komödie herabgewürdrat werden dürfe. Die Sowjetpresse macht aus ihrer Freude über die Rede Stresemanns keinen Hehl- Das Pariser Stresemann-Echo Die vorgestrige Rede Stresemanns findet in Paris i?i allgemeinen ein günstiges Echo. Der „Jntransigeant" stellt fest, daß Stresemann Poincaree entgegenkommend geantwortet habe. Nach dem „Temps" unterscheidet sich die Stres mannrcde wohltuend von der Bernstorffrede in Genf. Trotzdem diese einen Sturm der Unzufriedenheit in Deutsch land heraufieschworen habe, hätte Stresemann seine Kaltblütigkeit nicht verloren. Leider vermisse man in Deutschland immer noch die moralische Abrüstung. Das „Journal de Debats" erklärt, wenn die Deutschen erneut die Russen rn Genf unterstützen sollten, würde für die Folgen dieser Politik nicht der Völkerbund, sondern Deutschland allein ver antwortlich sein. Englands Vorschläge zur Koiienabrüstung. London. Die neuen britischen Vorschläge an die führen den Seemächte, die Größe der Schlachtkreuzer und der Geschützkaliber zu reduzieren und das Lebensalter der Schiffe heraufzusetzen, waren Gegenstand einer Betrachtung des Ersten Lord der englischen Admiralität, Bridgeman, im Institut der Marinearchitekten. Bridgeman wies darauf hin, daß die englischen Vorschläge auf der vorjährigen Genfer Ab« rüstungskonferenz günstig ausgenommen worden seien, wenn auch letzten Endes eine Uebereinkunst nicht erzielt werden konnte. Bridgeman widersprach den Andeutungen, daß di« Vorschläge darmrf abzielen, einen Vorteil für England zu sichern. Allerdings mußte eine Anpassung zur Wahrung des Gleichgewichtes unter den drei Staaten erfolgen, doch hab« England nicht die Absicht, das aus der Washingtoner Kon- ferenz aufgestellte Verhältnis abzuändern. England wolle nur ein gewisses Maß der Abrüstung und Sparsamkeit ermöglichen, das für alle drei Staaten als si»r gelten kann. Freitag, den 3V. Marz 1928