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Wochenblatt kelegeailim- giesse: (Voc!ienblcl:lfiri!snil2. keenspl'ecliei' No. iS. Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. 50 H., vierteljährlich ;.25 bei freier Zustellung ms Haus, durch die Host bezogen unter Nr. SS02 ;.qo. für Pulsnitz und Umgegend Amts Blatt -es Kömgl. Nmtsgepiclils und -es §ta-tpatkes pulsnitL. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags ;o Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo H. Reklame 20 H. Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amtsblatt für de« Bezirk des Rönigl. Amtsgerichts gulsnih, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thieölendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, RIein-Dittmannsdorf. Druck und Verlag von L. L. Förster's Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2L5. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Ur. 134. Donnerstag, den 12. Wovemöer 1903 55. Jahrgang. Auf Blatt 287 des hiesigen Handelsregisters ist heute die Firma Paul Jvhue in Pulsnitz und als deren Inhaber der Baumeister Herr Franz Paul Johne daselbst einge tragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Betrieb eines Baugeschäfts verbunden mit Baumaterialienhandel Pulsnitz, den 10. November 1903 Königliches Amtsgericht. Auf Blatt 2 des hiesigen Genossenschastsregisters, den Cvnsuvl - Verein für Pulsnitz und Umgegend, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht in Pulsnitz betreffend, ist heute eingetragen worden, daß Herr Julius August Berndt in Böhmisch - Vollung nicht mehr Mitglied des Vorstandes und der Färbereiarbeiter Herr Robert Paul Oskar Müller in Pulsnitz Mitglied des Vorstandes ist. P u l s n i tz , am I I. November 1903. Königliches Amtsgericht. Neueste Ereignisse. Das Befinden des Kaisers ist auch weiter durch aus zufriedenstellend. Der neuernannte italienische Finauzminister Rosauo hat sich in Neapel erschossen. Papst Pius X. hat sich über die Lage der Kalho- likeu in den wichtigsten Kulturstaateu, sowie insbesondere über die religiös-politische Haltung Kaiser Wilhelms ausgesprochen. Wie aus guter Quelle verlautet, ist l^raf Lambs dorff, der russische Minister des Aeußeren, sciues Amtes enthoben worden. König Viktor Emanuel III. von Italien vollendete am gestrigen Mittwoch sein 34. Lebensjahr. Eine Errungenschaft der modernen land wirtschaftlichen Betriebslehre. Das vielbesprochene Versuchsgut ist soeben von Professor Qr. Backhaus, nachdem die vorgestrecktcn Ziele im wesentlichen erreicht und durch die im Frühjahr erlassene Publikation „Das Versuchsgut Quednau, ein Beispiel der angewandten modernen Betriebslehre", ein gewisser Abschluß erzielt wurde, in Privatbesitz übergsgangen. Bei der Uebernahme deS Gutes im Frühjahr 1900 stellte sich Professor vr. Backhaus die Ausgabe, alle Fortschritte der Technik und Wissenschaft in Quednau zur Anwendung zu bringen, darüber hauptsächlich wirtschaftliche Beobachtungen anzustellen und so neue Grund sätze für die Betriebslehre zu sammeln. Trotz größter Schwie rigkeiten ist der erzielte Erfolg sehr beachtenswert. In den drei Jahren der neuen Bewirtschaftung hat sich d'r Rohertrag des Gutes mehr als verdoppelt; anstatt deS früheren Ver lustes ist eine mäßige Verzinsung eingetrcten und der beim Verkauf erzielte günstige Erlös hat auch bestätigt, daß die Einwendungen richtig waren. Allerdings hat sich anderseits auch gezeigt, daß trotz aller Mühe und Arbeit in der Land wirtschaft zur Zeit nur allmähliche und nur mäßige Erfolge erzielt werden konnten. Der Erntewert des Gutes hat sich in runden Zahlen wie folgt gehoben: 1900 40000 Mark, 1901 55000 Mark, 1902 63000 Mark, 1903 75000 Mark. In ähnlicher Weise haben sich auch die Erträge der Viehhal tung und deS NebengewerbeS erhöht (Molkerei). Schon diese Zahlen, die in der Verallgemeinerung bedeuten, daß in Deutsch land die Milliarde Mark, die eS zur Zeit für landwirtschaft liche Produkte an das Ausland zahlt, zum Teil sehr wohl von der heimischen Landwirtschaft selbst verdient werden könnte, lehren, wie bedeutungsvoll die Quednauer Versuche sind. In Bezug auf Fcldbearbeitung, Düngung, Anwendung der Elek trizität, Maschinenverwendung, Handhabung der Viehhaltung, der technischen Gewerbe sind eine Menge von Einzelergebnifsen erzielt worden. Etwa 6000 Fremde haben in den drei Jah ren Quednau besucht, und daS genannte im Frühjahr von Professor vr. Backhaus herausgegebene Werk über Quednau hat'^in weiten Kreisen lebhaftes Aussehen erregt. Um so be dauerlicher ist eS, daß cS nicht möglich war, ein derartiges modernes Versuchsgut, das ohne die geringste Unterstützung durch den Staat oder landwirtschaftliche Korporationen ledig lich durch private Unterstützung geschaffen wurde, als staat liche Landwirtschaftliche Lehranstalt weiter zu führen. vertliche uuv sächsische Augelegeuhetteu. PulSnitz, 12. November. Wer wogt eS unseren Einwohnern nachzusagen, sie hätten keinen Sinn für Musik? Obwohl nach den obwaltenden Verhältnissen zu urteilen, Wenig Aussicht aus guten Besuch des gestrigen, von der Kapelle deS Königlich Sächsischen 1. Ulanen - NegimentS Nr. 17 im Saale deS Sütels „Grauer Wols" gegebenen Konzertes war, mochten doch ca. 200 Personen anwesend sein, die den Verlauf des Programms, das in feinsinniger Weise zusammengestellt war, mit großer Aufmerksamkeit verfolgten. Die Kapelle unter der Leitung des Königlichen Musttdirigenten Otto Linke eröffnete daS Konzert mit einer exc lleitten Wiedergabe d«S Marsches: „Sounäg ok?sac:s" von Blon und bot im weiteren Verlaufe des Abends die Ouvertüre zur Oper „Tell" von Rossini. Als Solist be tätigte sich Herr Weihbusch, der in „Fantasie und Varia tionen über den Karneval von Venedig" G.legenheit hatte, feine Virtuosität aus dem Piston bewundern zu lassen. Die Fantasie auS der Oper: „Hoffmanns Erzählungen", Selektion aus der Oper „Tcovatore" wurden ganz vor züglich wiedergegeben. Dasselbe ist zu konstatieren von dem amerikanischen Tonstück: „Dort unten im Süden" von M yddleton. Durch den Walzer „Liebeswerbm", die Ouvertüre zur Oper: „Das süße Mädel" und das Pot- pourri: „Perlen vom Donaustrans" trug Herr Linke auch der heiteren Muse Rechnung. Die in dem Potpourri vorkommenden, mit echt „Wiener" Leben vorgeführten Walzer lüßen viele Köpfchen deS vertretenen DamenflorS sich im Takte wiegen und leuchtenden Auges seliger Ball- freuden gedenken. Mit zwei Parademärschen für Feld trompeten, an dessen Stelle der größte Teil der Anwesenden sich wohl lieber ein anderes schönes Orchesterstück gewünscht hätte, schloß das Programm ob. Dem Konzert folgte Ball, der rege Teilnahme fand. PulSnitz. Herr Pastor Rietschel wird zu Ostern unsere Parochie verlassen, um einem Rufe nach Sachsendorf bei Wurzen zu folgen. Diese Nachricht wird die Gemeinde mit allgemeinem Bedauern entgegennehmen. PulSnitz. In der am Sonnabend, den 7. Novem ber im Ratskeller abgehaltenen außerordentlichen Hauptver sammlung des KrankenunterstützungSvereins wurde unter anderen über daS von den vereinigten UnterstützungSvereinen aller zwei Jahre abzuhaltene VerbandSfest, für welches PulSnitz in Vorschlag gebracht worden ist, beraten. Die Versammlung beschloß gegen eine Stimme das Fest anzu- nehmen. Selbiges soll voraussichtlich den 10. Juli nächsten JahreS abgehalten werden. Nach Fassung deS zuerst nötigen Beschlusses wurde alles weitere der nächsten Ver- sammlung Überwiesen. PulSnitz. Zu dem gestern hier abgehaltenen Viehmarkte waren 128 Rinder und 120 Schweine aufge- trieben. Im Vorverkauf waren 18 Kühe in den Ställen uotergebracht. Lichtenberg. In einer zahlreich besuchten Ver- sammlung deS landwirtschaftlichen Vereins für Lichtenberg und Umgebung hielt Herr Otto E. Heuschkel-DreSden am 10. d. M. in Kunath'S Restaurant einen Vortrag über die Kolikarten dcS Pferdes. In fast dreistündigem Vor trag- schilderte der Vortragende in leicht faßlicher und verständlicher Weise die Kolik in Folge von Verwundung der VerdauungSorgane, die Kolik in Folge anderweitiger Erkrankungen (Bauchfellentzündung, Typhus, Ruhr rc.), die Erkältungskolik, die Kolik der Krippensetzer, die Wurm- kollk, die Kolik in Folge unverdaulicher Stoffe im Ver- dauungSkanale, die UebersütterungS- und AusblähungSkolik (Verstopfungs-Windkolik) und entwickelte über die Ursachen, Kennzeichen und Vorbeugungsmittel der Kolik ein klares Bild. Der Vortragende streifte die dem Pferde angewohnten Futterarttn, das Füttern von Hülsenfrüchten und grünem Getreide, das Füttern stark ölhaltiger Futtersorten, sowie deren Rückstände: Oel-, Erdnuß-, Sesam-Kuchen rc. SaureS GraS und Heu von sumpfigen Wiesen, den schädlichen Einfluß von Schachtelhalm, Riedgras, Herbstzeitlose, Hah nenfuß, Schierling, Taumellolch, Wolfsmilch und Bilsenkraut auf den Organismus unterzog der Vortragende ebenfalls einer eingehenderen Betrachtung. Auch die verschiedenen angewandten Mittel gegen Kolik, wie aromatische Pflanzen aufgüsse, die drastischen Abführmittel, wie Rhabarber, Bitter- und Glaubersalz, R cinuSöl, Ab ö, Quecksilberchlorür, Asa-Foetida, Brechweinstein, Croton, Bilsenkraut xtrcct, Bilsenkraulöl, Opium, Belladonna, Chloroform, Bergöl, Aconit, die subcutanen Jnfictionen mit sosrin sulluriouva, Morphiumeinspritzungen verstand der Redner verständlich zu beleuchten. Zum Schluffe des VortragcS kam der Vortragende noch auf die schwarze Hornwinde zu sprechen, die als eine gefürchtete Pferdekrankheit mit me-st tätlichem Verlaufe anzusrhen sei. Sie trete plötzlich auf und ver laufe mit auffälliger Veränderung des Harns und lähmungs artigen Zuständen deS Hinterteils und seien ihr vorwiegend die bestgenährten Pferde un'erworfen, wenn diese mehrere Tage hindurch keine Arbeit verrichten. Zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung für den umfangreichen, be lehrenden und interissani-n Vortrag erhoben sich die er- schirneren Mitglieder aus Ersuchen des VereinSvorsitzenden, Herrn Lauterbach, von ihren Mätzen. Gegen 12 Uhr nachts wurde die Sitzung geschlossen. — Eine große Gruppe von Sonnenflccken passiert nach Beobachtungen der Göttinger Sternwarte in diesen Tagen auf der anderen Hemisphäre der Sonne den Mittelmeridian. Wahrscheinlich treten wieder elektrische Wirkungen auf, des gleichen Polarlichterschcinungen. — In den Nächten des 12. und 13. November haben wir reichlichere Sternschnuppenfälle zu erwarten, weil zu dieser Zeit die Erde die Bahn eines großen Meteorschwarmes kreuzt, der eine Umlaufszeit von 3U/« Jahren hat. — Nachdem sich Fortuna während der ersten sieben Ziehun-stage der Sächsischen Landeslotterie sehr zurückhal tend gezeigt hatte, indem sie keinen der vier großen Haupt- treffsr verteilte, langte sie am Dienstag gleich etwas derb ins Volle. Denn nicht nur der 200000, sondern auch der 150000 Mark-Gewinn kam am Dienstag heraus. Ersterer je zur Hälfte in einer Freiberger und eine Dresdner Kollek tion, letzterer nach Leipzig. Es verbleiben nun noch Ge winne in Höhe von 500000, 100000 und die Prämie von 300000 Mark. — Im laufenden Vierteljahre vollzieht sich ein bemerkens werter Akt im staatlichen Versicherungswesen. Hat eS sich nicht schon ereigne', so ereignet eS sich demnächst, daß die erste Million an bewilligten Invalidenrenten voll wird. Man wird sich erinnern, daß daS letzte der großen Ver- sicherungsgesetze zuerst die Bezeichnung „Alters- und Jn- validenversicherungSgesetz" trug. Man hat die Bezeichnung später mit Recht in „JnvalidenversicherungSgesetz" nmge- ändert, denn die damit bezeichnete BersicherungSart ist fitzt schon bei weitem die bedeutendere geworden und wird eS noch mehr werden. Am 1. Januar 1904 wird das Gesetz 13 Jahre in Kraft sein. In noch nicht dem gleichen Zeit raums hat eine M llion Deutscher auf Grund deS Besitzes Invalidenrente erhalten. Altersrente wurde nahezu an die Hälfte gezahlt, so daß insgesamt in der genannten Zeitspanne etwa 1'/, M'llionen Deutscher auf Grund des l tzten der großen VersicherungSgesche Renten erhielten. Herr Bebel bemüht sich, seiner Anhängerschaft den Glauben beizubringen, daß die Besitze in Deutschland und in den Einzelstaaten bloß für die Reichen gemacht seien. Hoffentlich unterschlägt er das nächste Mal, wenn er über das gleiche Thema redet, nicht die obigen Zahlen; dann könnten seine Zuhörer ja sofort die Wahrheitsliebe dieses Weltverb ssererS im richtigen Lichte sehen. — Der Deutsche Patriotenbund, welcher die Errichtung des Völkerschlachtdenkmales zu seiner Aufgabe gemacht hat, sammelte während seines 9jährigen Bestehen über 700000 Mk. Dazu trugen die deutschen Städte 50000 Mk. die Gemeinden 20000 Mk. bei. In den Schulen SachsenS wurden 31000 Mk. in den verschiedensten Vereinen 100000 Mk. gesammelt. Durch Mitglieds- und andere Beiträge kamen 250 000 Mk.