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Wochenblatt kenn spneclien Kelegeamm - Messe: »o. 18 tvoctienblaitprilsnlk. und Umgegend Erscheint Dienstag, Donners tag »nd Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags- blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. soH., vierteljährlich z.25 bei freier Zustellung ms Hans, durch die Post bezogen unter Nr. sso2 z.-zo. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Jelle oder deren Raum zo H. Reklame 20 I Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen Expeditionen nehmen Inserate entgegen. I für Pulsnitz Amts-Blatt l -es Könsgl. ümtsgenickts un- -es §ta-tpatkes L» pulsnits. Amtsblatt für den Bezirk des ASnigl. Amtsgerichts gulsnih, umfassend die Ortschaften: ' Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Biederstem«, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdotf'Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Rlein-Dittmannsdors Druck und Verlag von L. k. Lörster's Erben. Expedition: putsnih, Bismarckplatz Nr. 2L5. Verantwortlicher Redakteur Gtto vorn in Pulsnitz. Ar. 120. Donnerstag, den 8. Kktoöer IMS SS. Jahrgang. Perlrn tonischer Dichtung. Auf der Flöte bewährte sich Herr Alfred Drescher als prächtiger Virtuos. Geradezu stürmischer Beifall wurde dem Xylophon-Solist bei dem Opern-Potpourri von Seele, sowie zwei weiteren Einlagen gespendet. Er be herrscht sein Instrument in wunderbarer Weise und verfügt über staunenswerte Fingerfertigkeit. Die Reichhaltigkeit des Programm« verbietet selbstverständlich ein spezielleres Ein gehen auf die einzelnen Darbietungen; zu konstatieren aber ist, daß der Totaleffekt der Vorträge des Abends, durch welche ein feiner und eleganter Zug wehte, ein wirklich überraschen der war und die auSzeichnends Würdigung, welche der Familie Drescher durch reichen Applaus zu teil wurde, eine wohlver diente ist. Dem Konzert schloß sich Ball an. — Wenn Falb den höchsten kritischen Tag, den ein Mensch haben kann, nämlich seinen Sterbetag, noch nicht hinter sich hätte, so könnte er sich wiederum eine- Erfolges erfreuen. Er hatte nämlich für vorgestern einen kritischen Tag zweiter Ordnung angesagt; seit vorgestern ist nun die Natur in Aufruhr und kennzeichnete auch den gestrigen noch als einen kritischen. Heftige Winde wehten; heulend und pfeifend brauste der Wind daher und beschwerte im Freien das Fortkommen, schüttelte auch die Bäume, daß sie sich ächzend zur Erde bogen. Das wenige Winterobst, daS der schon im vorigen Monate herrschende heftige Sturm noch auf den Bäumen ließ, ist nun vollends abgeschüttelt, wenigstens wäre eS ein Wunder, wenn sich doch noch Früchte an den Bäumen hätten halten können. Von der Gewalt des Sturmes zeugen auch die in der Nähe unserer Stadt umgelegten Bäume. Von sonstigen Schäden des Sturmes ist nicht« bekannt geworden. — Die verlorene Fahrkarte. Im Z 21, Absatz 2 der Eisenbahnverkehrsordnung heißt es: „Wer ohne gültige Fahrkarte im Zuge Platz nimmt, hat für die ganze von ihm zurückgelegte Strecke, und wenn die Zugangsstation nicht unzweifelhaft nachgewiesen wird, daS Doppelte deS ge wöhnlichen Fahrpreises, mindestens aber den Betrag von 6 Mk. zu entrichten." Wer also eine Fahrkarte verlor, war schlimm dran. Nun abersoll's anders werden. In einem Klage verfahren der Eisenbahndirektton Magdeburg gegen einen ohne Fahrkarte betroffenen Fahrgast, der aber nachgewie senermaßen daS Billet verloren hatte, wurde vom Amtr und Landgericht die obige Bestimmung rechtsungültig er klärt, und eS ist ausdrücklich vom Gericht festgestellt wor den, daß der FiSkuS nicht berechtigt ist, eine nochmalige Zahlung deS Fahrpreises von einem Fahrgaste zu fordern, der ohne gültige Fahrkarte auf einer Eiscnbahnfahrt be troffen wird, der aber nachweisen kann, daß er die Fahrt mit einer genügenden Fahrkarte angetreten hat und d m auch eine Beiseiteschaffung der Karte zu betrügerischen Zwecken nicht nachgewiesen ist. Es braucht heute also keiner mehr, der seine Fahrkarte nachweislich erworben, aber verloren ha', nochmals oder gar daS Doppelte zu zahlen, und wir hoffen, daß dieses Bewußtsein wesentlich dazu beitragen wird, daS Fahrkartenfieber und damit daS Verlieren von Fahrkarten seltener zu machen. — Im Bericht über die Urwahlen zur II. Stände kammer (Hl. Abteilung) ist insofern ein Fehler entstanden, als Herr Ernst Kunath, Oberlichtenau nicht der Sozialdemc» kratie, sondern der Ordnungspartei angehört. — Der Sächsische LandeSverem vom evangelischen Bunde, der am 18. und 19. Oktober seine diesjährige Hauptver sammlung in Chemnitz abhalten wird, hat seinen Bericht auf das Vereinsjahr 1902/1903 herausgegeben und teilt dann u. a. folgendes mit: Der Landesverein zählte am Schluffe deS Berichtsjahres 45 über daS ganze Land verbreitete Zweig vereine und 5 Ortsgruppen mit zusammen 11050 Mitglie dern gegen 8762 im Vorjahre. Hierzu kommen noch eine Anzahl korporative Mitglieder mit 16000 Einzelmitgliedern. Neue Zweigvereine entstanden in Großenhain-Riesa, Wechsel burg, Meißen, Kändler-Limbach, Zwönitzthal, Siebenlehn, Hartenstein i. E., Schwarzenberg und Grüvhain. Die 9 neuen Zweigvereine haben ca. 900 Mitglieder. Die im Landes- verein ausgebrachten Jahresbeiträge belaufen sich auf rund 22000 Mk. gegen 18950 Mk. im vorigen Jahre. Das Or gan deS Evangelischen Bundes, die „Kirchliche Korespondenz", wurde in 4500 Exemplaren bezogen. D e Einnahmen und Ausgaben des sächsischen HilfSausschuffcs für die evangelische Bewegung in Oesterreich betrugen 28843 Mk., was gegen daS Vorjahr ein Mehr von rund 12000 Mk. ist. In dm Zweigvereiven sowohl als auch von feiten des Hauptvor standes, an dessen Spitze Herr Superintendent O. Meyer- Zwickau steht, wurde lebhaft gearbeitet. Der Vorstand be schäftigte sich nicht nur mit der Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten de« Landesvereins, sondern er erörterte auch die Fragen der evangelischen Bewegung in Oesterreich, der Abwehr römischer Uebe-griffe und der Aushebung deS 2 des Jesuitengesetzes. Der Vortrag des Herrn Pastor Blanck meister Dresden über das kirchlich-religiöse Leben der römisch- katholischen Kirche im Königreich Sachsen, gehalten auf der Generalversammlung deS Landesvereins in Pirna am 29. September 1902, wurde an die StaatSminister und Mini sterialräte, an die Mitglieder deS LandeSkonsistoriumS, di« Mitglieder der Landes'ynode, die Landtagsabgeordneten, viele höhere Beamte, die Superintendenten und Geistlichen der Landeskirche versendet. Die größeren Zeitungen würdigten teilweise den Vortrag einer Besprechung. DaS Freiburger DiakoniffenhauS, die GodcSberger Anstalten, daS Wolfer Wai- senheim, das Lutherstist in Thammenhain, die Protestations« kirche in Speyer und di« evangelische Bewegung, alle« In stitutionen, welche der Wahrung protestantischer Interessen dienen, wurden aus Vereinsmitteln unterstützt. Die Zweig vereine hielten zum Teil regelmäßige Versammlungen ab, teils veranstalteten sie Jahresfeste und Familienabende. An gesichts der in Aussicht gestellten Aushebung des tz 2 des Jesuitengesetzes beriefen 22 Zweigvereine Protestversamm lungen ein, was der Grund zu einer Anzahl Resolutionen und Petitionen gegen die geplante Maßnahme an den Bun desrat und die Kgl. sächs. StaatSregierung wurde. Au» dem ganzen Berichte ist ersichtlich, daß sich der Landesverein Sach sen vom Evangelischen Bunde lebhaft weiter ausdehnt und entwickelt. Kamenz, 7. Oktober. Die heute stattgefundenen Urwahlen zur II. Sländekammer Haden im 2. städtischen Wahlkreise die Wahl deS Herrn Kaufmann Richard Hart mann-Bautzen (nationalliberal) bereits vollständig gesichert. Neusalza. Am Sonntag wurde hier der diesjährige Deputiertentag deS Oberlavsitzer Sängerbünde« abgehalte». Der Bund ist bekanntlich in 6 Kreise eingeteilt und diese umfassen 85 Verein', von welchen 129 Vertreter anwesend waren. Nach entsprechender Begrüßung durch den Verein „Eintracht"«Spremberg, sowie durch den Vorsitzenden Werner- Großschönau erklang Mozart« weihevolles Lied: «Brüder, reicht die Hand zum Bunde" in mächtig ergreifendem Vor trage von der ganzen Versammlung. Hierauf kamen di« verschiedenen Jahresberichte zur Verlesung; auS denselben sei nur das Wichtigste hier erwähnt: DaS Vermögen des Deutschen Sängerbundes betrug am 10. Juli 1902 116186 Mark 30 Pf. (Dabei sind schon abgerechnet die an Graz gewährten 50000 Mark). Dieses Vermögen besteht in Höhe von 108500 Mark in Wertpapieren, im übrigen in barer Kaffe. Das gesamte Bundesvermögen beträgt 2604 Mark 44 Pfg. Nach dem Stande vom 31. Juli 1903 zählt der Bund 2783 Sänger, davon 715 erste und 670 zweite Tenöre, sowie 696 erste und 649 zweite Bassisten. — Anlaß zu längerer Debatte gab Punkt 7 der Tagesordnung: Be schlußfassung über Abhaltung eines Oberlausitzer Bundesge sangsfestes im Jahre 1904. Vom Bundesvorstand lag der Antrag vor, dieses Fest in Neugersdorf abzuhalten. Während nun letzterer Ort sozusagen bereits halb und halb die Ausstattung des Festes zugesagt hatte, erklärten die an wesenden Vertreter von Neugersdorf entschieden, ablehnen zu müssen wegen der hohen Kosten, die besonders die Herstel lung einer Sängerhalle verursache u. s. w. Allgemein war man dec Ansicht, daß ein solches Fest ohne Halle nicht mehr abgehalten werden möge, weil der Gesang unter Gottes freiem Himmel zu vielen Störungen ausgesetzt sei und die große aufgewandte Arbeit und Mühe nicht die gebührende Würdigung finden könne Infolgedessen beschloß man nach verschiedenen Vorschlägen : die Bundessteuer von 25 auf 45 Pf. fürs nächste Jahr zu erhöhen rlnd den Festbeitrag um 50 Pf. höher als bisher zu bemessen, wodurch man einen Betrag von 1500 bis 2000 Mark zu erzielen hofft, der dem Festorte als Zuschuß überwiesen werden soll. — Den Kammerherrndienst bei Sr. Majestät dem Könige hat vom 4. bis mit 17. d. M. der Königliche Kammerherr von Bünau auf Bischheim übernommen. Dresden. Der dritte diesjährige Jahrmarkt wird am 19. und 20. Oktober abgehalten. Sonntag, den 18. Ok tober, ist daS Auspacken und der Warenverkauf von 11 Uhr vormittag- an gestattet. An jedem der drei DerkaufStag« ist der Warenverkauf spätestens abends 9 Uhr einzustellen. — Der Heu« und Strohmarkt wird wegen des Jahrmarktes Die Neubildung des englische« Ministeriums. Nach längeren Verhandlungen mit Führern der konser vativen Regierungspartei ist nunmehr am letzten Montag die Neubildung des englischen KabinetS erfolgt. Bekanntlich war vom Hause auS unter den eigentümlichsten politischen Kunst griffen nur eine teilweise Neubildung des englischen Mini sterium» vorgesehen, denn eS galt nur für den Kolonial minister Chamberlain und diejenigen seiner Ministerkollegen, die sich mit ihm in der Schutzzollpolitik etwas zu weit vor gewagt hatten, Ersatz zu schossen. Deshalb ist auch Lord Balfour Ministerpräsident geblieben, und an Stelle der auS- geschiedenen Minister wurde Austen Chanberlain, ein Ver wandter deS ehemaligen Kolonialministers, zum Schatzkanz ler, Alfred Lyttleton zum Kolonialminister, Arnold Forster zum KriegSminister, Brodrik zum Minister für Indien, Gra ham Murray zum Minister für Schottland und Lord Stanley -um Postminister ernannt. Von dem neuen englischen Ka- binet sind große politische Taten wohl schwerlich zu erwarten, denn eS ist in doppelter Hinsicht al« «in UebergangSmini- sterium anzusehen. Zwar hat sich der Ministerpräsident Lord Balfour klar und deutlich als Anhänger einer gemäßigten Schutzzollpolitik bekannt, aber die Entscheidung in dieser für England und den ganzen Welthandel so bedeutenden Frage liegt nicht bei der jetzigen englischen Regierung, sondern bei dem englischen Unterhause und noch mehr bei dem englischen Volle selbst, denn in einigen Monaten, ja vielleicht schon früher müssen die Neuwahlen für da« Unterhaus stattfinden, und erst noch dem Ausfall derselben wird man wissen, welche Aussichten die Schutzzollpolitik in England hat. Gelingt eS der Agitation für die Schutzzollpolitik eine schutzzöllnerische Mehrheit in da« Parlament zu bringen, so wird aber wahr scheinlich der Vater der englischen Schutzzollpläne, nämlich der früher« Minister Joe Chamberlain, wieder in daS Parlament eintreten, und mit ihm auch energische Schutzzollkämpfer. Das englische Ministerium wird daher in seiner soeben vollzogenen Neubildung keinesfalls von langer Dauer sein, denn ent scheidet sich da« englische Volk bei den Parlamentswahlen gegen die Schutzzölle, so kann Balfour samt seinen Kollegen schwerlich am Ruder bleiben. Inzwischen wird man in Eng land für Balfours Worte Propaganda machen, daß eS ine große Torheit für England auf die Dauer sein würde, Frei handel weiterzutreiben, während alle anderen Staaten hohe Schutzzölle «ingesührt haben. Diese Begründung der Ein führung der Schutzzölle in England wäre sehr einleuchtend, wenn sie auf der einen Seite nicht ein große« Loch hätte. England kann nämlich schon lange sein« groß-, meistens in dustrielle Bevölkerung gar nicht mehr ernähren, und außer dem braucht die englische Industrie massenhaft Rohprodukte au» dem Ausland«. Der Besteuerung der Lebensmittel, wie Weizen, Mehl, Vreh und Fleisch, wird deshalb der englische Bürger nicht zustimmen, und die Rohprodukte müssen wieder di« englischen Fabrikanten zollfrei haben, sonst können sie nicht mehr mit der deutschen und amerikanischen Industrie konkurrieren. Da bleiben schließlich für England nur noch Industrie« und Finanzzölle übrig. Jedenfalls beweist das Auftreten der Schutzzollsrage in dem freihändlerischen Eng land, daß alle noch so großen und schönen politischen, wirt schaftlichen und sozialen Theorien doch immer nur so lange ein« praktische Bedeutung haben, so lange sie durch die so zialen und wirtschaftlichen Verhältnisse in einem Volke ge stützt werden. Noch vor fünf Jahren hatte man in England Jeden für politisch unzurechnungsfähig erklärt, der Schutzzölle verlangt hätte, und heute gilt eS al« die Weisheit in der englischen Regierungspartei. Vertliche rmd sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Einen wahrhaft schönen Genuß vermittel ten am Dienstag Abend im Saale des Hotels „Grauer Wols" ihrem erschienenen Auditorium die Familie Carl Drescher au« Leipzig. DaS Programm umfaßte drei Teile und in Summa elf Nummern, dem noch mehrere Einlagen brigefügt wurden. Mit größter Aufmerksamkeit lauschten die Zuhörer den mit sorgsamster Auswahl und musikalischem Feingefühl dargrbotenen Leistungen der Kapelle. Orchester- »ortrSge, darunter einige mit Gesangseinlagen, wechselten ab mit Gesängen für gemischten Chor und SoliS, sodaß unS in den beiden Stunden eine lange Reihe schöner Kompositionen in guter, zum großen Teil sehr guter Ausführung vorgesührt wurden. Von den Gesängen imponierten besonder»: „Ritters Abschied" und „Sehnsucht nach der Heimat", beide» köstlich«