Volltext Seite (XML)
Pernsirpeckep X-l)S. ,8. I I » Telegramm. Messe: ?l Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Jllustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. soH., vierteljährlich f.25 bei freier Zustellung ms Haus, durch die Post bezogen unter Nr. 8602 s.-zo. für Pulsnitz und Umgegend Amts-Blatt -es Kömgl. ümtsgepickls und -es Sta-tnatkes Zru pulsnik». 7t Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amtsblatt für den Bezirk des Aönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Alein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. k Förster'» Erben. ' Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2S-. Verantwortlicher Redakteur Mtto vorn in Pulsnitz. Ar. 89. Dienstag, den 28. Juli 19V3 55. Jahrgang. WekanntmaGung. Nachdem der Stadt- und Sparkassenkassierer Herr Karl Ernst Töllner von der Königlichen Kreishauptmannschast zu Bautzen als stellvertretender Standesbeamter für den Slandesamlsbezirk Pulsuitz bestellt und hierauf von dem unterzeichneten Stadtrat in Pflicht genommen worden ist, wird solches hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Pulsnitz, den 37. Juli 1903. Der Stadtrat. vr. Michael, Bürgermeister. " Rö. Neueste Ereignisse. Das Staatsministerium beschäftigte sich am Frei tag mit Hochwasserschäden in Schlesien; man erachtet außerordentliche Mittel für dringend notwendig. Die Meldung, daß die Reise des Fürsten Ferdi nand von Bulgarien ins Ausland durch eine Militärverschwörung veranlaßt worden, wird als tendenziös und unwahr bezeichnet. Im englischen Unterhause hat man sich wieder ein mal und zwar in einer bis in die Nacht hinein währenden Sitzung mit der Politik Englands gegenüber Deutschland beschäftigt. Das diplomatische Korps, das beim päpstlichen Stuhle beglaubigt ist, wurde am Sonnabend vom Kardinalkollegium in feierlicher Audienz empfangen, uni sein Beileid auszudrücken. In der Peterskirche zu Rom erfolgte am Sonn abend die vorläufige Beisetzung des Papstes Leo. Zur Linderung des durch die Ueberschwemmungen in Schlesien hervorgerufenen Notstandes hat das Staatsministerium 10 Millionen Mark bewilligt. Im Kreise Glogau sind, wahrscheinlich infolge des Hochwassers, Typhuserkrankungen vorgekommen. Der fehlerhafte Zinssatz der deutschen Reichs- und Staatsanleihen. Von den deutschen Reichs- und Staatsschulden muß man nunmehr resigniert sagen «auch die deutschen Staats anleihen haben ihr Schicksal, welches deren Besitzer mit sehr gemischten Gefühlen ertragen müssen". Die Tatsache, daß die 3 proz. deutschen ReichSanleihen schon jetzt wieder unter dem SupskriptionSkourse der letzten Reichsanleihe stehen und für den Fall, daß Industrie und Handel bet mehr aufblühendem Geschäftsgänge großen Geldbedarf haben, noch weiter im Kourse zurückgehen werden, muß doch jeden Wirtschaft-Politiker und Geschäftsmann zu der Kardinal- frage drängen: ist denn überhaupt in Deutschland für Staatsanleihen der 3 proz. Zinsfuß am Platze? — Wir glauben, daß man den Erfahrungen und Verhältnissen in Deutschland entsprechend, auf diese Frage energisch mit ,'Nein" antworten kann. Deutschland ist für seine verhält. niSmäßig hoch entwickelte Industrie und deren riesige AuS- suhrbestrebungen offenbar noch nicht reich genug, um gleich, zeitig auch in verhältnismäßig kurzen Zwischenräumen Hun- derte von Millionen in Reichs- und Staatsanleihen zu einem doch recht niedrigen Zinsfüße aufnehmen zu können. Auch glauben wir daß der mittlere und kleinere Kapitalist und Sparer an den 3 proz. Staatsanleihen in Deutsch- land keine rechte Freude hat. Er findet nicht nur diesen Zinsfuß zu niedrig, sondern er lebt auch in der Furcht, daß die 3 proz. Staatspapiere in Zeiten einer Geldkrisis stark fallen müssen. Bekanntlich hat ja auch die Erfahrung gelehrt, daß in den Zeiten von Geldkrisen naturgemäß die niedrig verzinslichen Papiere am meisten vertäust wer den und am schnellsten sinken. Da kommen nun viele weise Männer mit dem schlauen Rate, man solle in sol- chen Fällen nur ruhig die Zeit abwarten, btS das 3 proz. StaatSpapier wieder steigt. Ja, den guten Rat können nur leider viele Inhaber von Staatspapieren deshalb nicht befolgen, weil sie inzwischen ost viel Geld brauchen. Auch die jetzt wieder mehreren großen Zeitungen ertönenden Ruse nach mehr Hilfe und Stütze für die deutschen Staat»« Papiere durch die Finanzverwaltungen halten wir für ziem« lich vergeblich, denn die Finanzverwaltungen können doch nur mit verhältnismäßig kleinen Mitteln, den Kurs der einmal ausgegebenen Staatsanleihen stützen, und sind den großen elementaren Bewegungen aus dem Weltmärkte und Geldmärkte gegenüber so gut'wie ohnmächtig. Oder will unS vielleicht jemand ein Mittel angeben, wie die Finanz verwaltung und selbst die gesamten Bankinstitute bei einem inS ungemessene steigenden Geldbedarf? daS Steigen des Wechsel- und LombarbzinSfuß-S verhindern wollen? Um daS verdrießliche Sinken der Reichs- und Staatsanleihen in Deutschland zu verhindern, giebt eS eben nur ein wirk sames den gesamten wirtschaftlichen Verhältnissen entspre chendes Mittel und da- heißt allmähliche Aufhebung der 3 proz. Anleihen und deren Umwandlung in 3'/, Prozentige. VerMche «»S fächfifche U«gelege»heite». Pulsnitz, 28. Juli. Begünstigt vom schönsten Wet ter haben die ersten beiden Festtags des Marienschießens den besten Verlauf genommen. Wenn auch der Beuch demjeni gen früherer Jahre etwas zurückstand, so fehlte e« nicht an dem gewohnten lustigen Treiben auf dem Festhlatz. Der heutige Dienstag bildet noch einen Haupttag, indem mittags das Festmahl des uniformierten Schützen-Jägerkorp» statt- sand und abends daS große Kunstfeuerwerk abgebrannt wird. Zu letzterem dürfte sich wieder ein zahlreiches Publikum ein finden. Ein voraussichtlich prächtiger Sommerabend wird den Aufenthalt auf dem Festplatze gewiß zu einem recht an genehmen gestalten. — 1903 ist oder wird doch ein gutes Obst-, Wein- und Bie-jahr zugleich. Die Obstbäume haben einen sehr reichen Fruchtansatz. Von einer eigentlichen Raupenplage kann man in diesem Jahre nicht reden, die schädlichsten In sekten find zumeist d°m kalten April- und Maiwetter zum Opfer gefallen. Man sieht denn auch nicht so viel Schmet terlinge wie sonst. Die Jugend, die ihre Freude an den in schönen Farben schillernden hat, mag das bedauern, Gärtner und Landwirte aber freuen sich — was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall. Die Nachrichten aus den Weingegenden lauten andauernd erfreulich, die Herbstaussichten sind sowohl hinsichtlich der Menge wie der Güte überaus günstig. 1903 dürfte «ins der reichsten Weinjahre werden. Von günstigem Wetter unterstützt — heiß mit häufigen Niederschlägen — entwickeln sich die Trauben in ihrem Wachs tum ungemein rasch. An der Mosel >st der Traubenbehang so reich wie selten zuvor. Auch den Biertrinkern wird gute Kunde. Der Hopfen steht fast überall sehr gut und verspricht eine schöne Ernte. — Weshalb der Monat August wie der Monat Juli 31 Tage hat, ist vielen unbekannt. Der Monat August, nach der jetzigen Zeitrechnung der achte Monat im Jahre, war bri den alten Römern, bei denen daS Jahr mit dem März anfing, der sechste Monat, er hieß daher SexiMus. Diese Bezeichnung, behielt der Monat indes nur so lange, biS Kaffer Augustus zum Andenken an mehrere glückliche Ereignisse, die ihm in diesem Monat widerfahren waren, demselben seinen eigenen Namen beilegte oder vielmehr vom Senat beilegen ließ. Schon früher war dem Julius Cäsar zu Ehren dem Mont QuintiliuS der Name Julius (Juli) beigelegt worden. Da aber der SextiliuS, unser August, nur 30, der Julius aber 31 Tage zählte, so verordnete der Senat, um Augustus nicht zurückstehen zu lassen, daß auch sein Monat 31 Tage haben solle, wosür man einen Tag dem Februar wegnahm. Diese Anordnung hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten. — Achtung auf den Komet l Gleichzeitig mit der Ab nahme de» Monde- hat der neue Komet seine Helligkeit erreicht und wird noch wenigsten» eine Woche lang mit bloßem Auge in seiner schnellen Bahn über den nördlichen Himmel versolgt werden können. Obgleich nicht zu er warten steht, daß der Himmelskörper einen großen Glanz gewinnt, dürsten seine Beobachtungen doch soviel Interesse finden, daß nähere Angaben über die vermutliche Bahn de» Kometen willkommen sein werden. Zur Zeit ist der Komet im Sternbild des Schwan» angelangt und wird sich durch dessen Ausdehnung in einer Bahn bewegen, die den auSgebrcitcten Flügeln dieses Vogel», wie man ihn sich durch daS Sternbild dargestellt denkt und wie sie durch eine schwachgebogene Linie von Hellen Sternen über die Milchstraße hinweg bezeichnet werden, annähernd parallel geht. Nach dem Austritt auS diesem Sternbild wird sich der Komet nach dem des Drach n hinbegeben und dicht an dem Pol der Ekliptik vorübergehen, sich dann ziemlich plötz lich nach Süden wenden und in daS Sternbild deS Gro ßen Bären gelangen. Nach den Berechnungen mußte die größte Helligkeit des Gestirns bereit» am 17. Juli erreicht sein, sodaß jetzt schon eine Abnahme deS Glanzes entspre chend der zunehmenden Entfernung von de: Sonne zu er warten steht. — Vom 1. Oktober d. I. ab wird für die Beamten bei den Unterbehörden der Königlich Sächsischen Zoll- und Steuerverwaltung ein neue» Uniform-Regulativ in Kraft treten, da» mehrfache wesentliche Aenderungen der zur Zett giltigen Vorschriften über die Uniform- und Rangverhält nisse dieser Beamten in sich schließt. — Die staatliche Schlachtviehversicherung im Königreich Sach sen, die im Jahre 1902 an Versicherungsbeiträgen 2 Mark SO Pf. für ein männlicher Rind, 7 Mark für ein weibliches Rind und 40 Pf. für ein Schwein erhob, hat nach einem soeben erschienenen Bericht über daS verflossene Geschäftsjahr zu verzeichnen gehabt 33431 versicherungspflichtige männliche Rinder, 116 688 versiche- versicherungSpflichtige weibliche Rinder 697 371 versicherung-pflich tige Schweine, 25810 angemeldete Entschädigungsansprüche, 26156 zur Entschädigung angemeldete Tiere und 25 771 entschädigte Tiere. Die angemeldeten Entschädigungsansprüche waren bis zum 14. März 1903 sämtlich erledigt und zwar 25 433 durch Bewilligung, 371 durch Ablehnung und 6 in anderer Weise. Von den mit Entschä digung bedachten Tieren waren ordnungsmäßig geschlachtet 10275, nämlich 537 männliche und 4503 weibliche Rinder sowie 5235 Schweine, und notgeschlachtet 15496, nämlich 443 männliche und 8101 weibliche Rinder sowie 6952 Schweine. Tie Beanstandung wurde bei allen Schlachttiergattungen am häufigsten durch Tuber kulose veranlaßt, nächstdem gab bei männlichen Rindern daS Vor handensein von Finnen und bei Schweinen daS Auftreten deS Rot laufes am häufigsten Veranlassung zur Entschädigung. Von den 25771 Entschädigungsfällen wurden bei der Fleischbeschau in 6332 Fällen (----- 0,76 "/„ der versicherten Tieres das Fleisch und Fett für völlig ungenießbar, in 652 Fällen (0,08 der versicherten Tiere) nur daS Fett in ausgeschmolzenem Zustande für genußsähig, in 5189 Fällen ( 0,46 "/» der versicherten Tiere) Fleisch und Fett nur im durchgekühlten, gepökelten oder gelochten beziehungs weise ausgeschmolzenen Zustande für genußsähig, und in 13598 Fällen (-----1,64"/» der versicheren Tiere) Fleisch und Fett in rohem Zustande für genußsähig, jedoch nicht bankwürdig, befunden. In 73 Fällen waren nur einzelne größer« Fleischteile zu beanstan den und zu entschädigen. ES wurden für männliche Rinder an Versicherungsbeiträgen vereinnahmt 83572 Mk., verausgabt an Entschädigungen 106464 Mark, für weibliche Rinder an Versiche rungsbeiträgen vereinnahmt 816822 Mark, verausgabt an Ent schädigungen 1110484 Mark und für Schweine vereinnahmt an Versicherungsbeiträgen 271784 Mark, verausgabt 458462 Mark. Die Entschädigungen überstiegen also die Versicherungsbeiträge ganz erheblich, sodaß trotz eines Staats,uschuffes von 418569 Mk. bei einer Gesamteinnahme von 1708436 Marl und einer Gesamt ausgabe von 1895572 Marl ein Kasscnvorschuß von 187135 Mark nötig wurde. Dresden, 24. Juli. Auf einer Touristenfahrt kam vor einigen Tagen ein Seminaroberlehrer aus Koschmin mit seiner Klaffe nach Dresden. Im Hotel kam e» plötzlich in der Nacht zwischen dem Lehrer und seinen gesamten Schülern zu einem argen Skandal, während dessen der Pädagog au» dem Hotel verschwand. Er ist auch nachher nicht wiederge kommen, doch hat jetzt, wie der „Franks. Ztg." geschrieben wird, die Staatsanwaltschaft, auf Anzeige der Schüler, ein Verfahren gegen ihn eingeleitet. — Der dierjährige und zwar 36. Sänger tag de» „Sächsischen Elbgau-SängerbundeS" wird zu Sonntag, den 23. August, vormittag» 9 Uhr nach dem „Eldorado", Stein-