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Wochenblatt kennspircber Kel eg ?a mm-Messe: ivocsienblaff Pulsnik. tt o. 18 I für Pulsnitz und Umgegend 7 7r Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Jllustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. 50<^., oierteljährlicb ^.25 bei freier Hr l^uung ins 6aus, durch die Post bezogen unter Nr. 8602 t-^o. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags to Uyr aufzugeben. Preis für die einspalt. Jelle oder deren Raum 10 H. Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen -Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amtsblatt -es König!. 8m1sgei»ickks nn- -es 8ta-tnatkes 2» pulsnitL Amtsblatt für den Benrk des Uönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalds, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Lriedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Rlein-Dittmannsdorf. Druck und Verlag von L. e. Förster'» Erben. . Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur Gtto Dorn in Pulsnitz. Mr. 27. Donnerstag, den 5. März 1903. 55. Jahrgang. Wekanntmachung. Mittwoch, den 18. März 1S03 Noß- und Viehmarkt in Nadeburg «ud am darauffolgenden Donnerstag Krammarkt daselbst. Der StadtratZdaselbst. Neueste Ereignisse. Der Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich haben am Sonntag Abend ihre Orientreise angetreten. Ministerpräsident Bülow und Minister Studt be antworteten am Montag im Abgeordnetenhause die Interpellation wegen des Schulstreites in Trier. Der Pariser „Temps" rüffelt den früheren Präsi denten der Deputiertenkammer Deschanel or dentlich ab, weil dieser am Sonntag in einer Ansprache die „Revanche für Sedan" empfohlen hatte. Nach Verabschiedung vom deutschen Konsul in Mailand haben der Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich von dort Dienstag Mittag die Weiter reise angetreten. In der Peterskirche zu Rom wurde am Dienstag Vormittag der 25. Jahrestag der Krönung des Papstes durch einen feierlichen Gottesdienst begangen. Zur parlamentarischen Lage. Die Verabschiedung de» jetzigen Reichstage» wird nun also doch erst nach Ostern erfolgen, obwohl man bislang all gemein geglaubt hatte, er würde wegen der zweifellos bereit» im Juni stattfindenden Wahlen zum neuen Reichstage noch vor dem Ostertermin geschloffen werden. Die nachösterlichen Reichstagsverhandlungen dürften unter dem sich mehrenden Lärm der Vorbereitungen auf den kommenden Wahlkampf auch unstreitig leiden, und von diesem Standpunkt auS be. trachtet, wäre e» wohl besser gewesen, die Regierung hätte den alten Reichstag etwa Anfang April definitiv nach Hause geschickt. Aber alsdann hätte vor Allem die dem Reichstage erst kürzlich zugegangene Novelle zum Kranken« kaffengesetz unerledigt bleiben müssen, und da die verbündeten Regierungen Wert darauf legten, daß dies«, nicht unwichtige sozialpolitische Gesetzentwurf noch vor dem AuSeinandergehen de« Reichstage» zu Stand« komm-, so war schon deshalb ein nachösterlicher Abschnitt seiner Session unvermeidlich. Außer dem sollen in letzterem noch dir Vorlage betr. da» Verbot der PhoSphorzündwaren, und der Gesetzentwurf über di« Neuregelung de« Wahlregelament» für die ReichStagSwahlen, irledigt werden, während man bi» zu den Osterferien neben dem Etat noch da» in zweiter Lesung bereit» angenommene Gesetz über den Schutz der g-werblichen Kinderarbeit fertig zustellen hofft. Freilich ist der Reichstag aber gerade mit s«inen Etatsarbeiten diesmal noch bedeutend zurück, er hat namentlich mit den beispiellos ausgedehnten sozialpolitischen Debatten beim Etat deS Reichsamtes des Innern ungemein viel Zeit vertrödelt, und er wird sich daher tüchtig sputen müssen, wenn der ReichShauShaltSUat für 1S03 bi« zum äußersten verfaffung»g«mäß zulässigen Termin, bi« zum 1. April, unter Dach und Fach gelangen soll. Ob bei der ge drängten Geschäftslage im Reichstage noch viel Zeit für Debatten über Interpellationen und Initiativanträge herau«- springen wird, da« ist recht fraglich; auch an «in« Erledigung d«r Vorlage betreff« der kaufmännischen Schiedsgerichte ist kaum mehr zu denken. Gleich dem Reichstage wird auch der preußisch« Landtag über Ostern hinaus versammelt bleiben müssen, da er mit seinen gesetzgeberischen Arbeiten ebenfalls vielfach noch im Rückstände ist. In Besonderen ist d«8, wie auch schon im Reichsparlamente, mit den Etatsverhandlungcn der Fall, die sich im Abgeordnetenhaus« breitspurig au« einer Woche in die andere hineinziehen. Dann und wann kommt allerdings Abwechslung in diese langstieligen EtatSdebatten. So waren in der Sitzung vom letzten Sonnabend Jnterpellation»- debatten über die Regulierung der Flußläufe der Havel, Spree, Elbe und Oder, sowie über den Ausbau des Schiff. fahrtkanalS vom Rhein zum Dortmund-EmSkanal durch daS Einschertal im Gange, in der darauf folgenden Montags, sitzung aber befaßte sich daS HauS mit der nationalliberalen Interpellation betreffs des Auftretens deS Bischofs Or. Korum in Sachen der paritätischen höheren staatlichen Töch- terschule in Trier. In seiner Beantwortung der vom Ab geordneten Hackenberg vertretenen Interpellation konnte Ministerpräsident Graf Bülow nicht umhin, sein und der Negierung tiefes Bedauern über dies Vorgehen d-L Trierer Bischofs auszusprechen, aber darüber kam der leitende StaatS- mann nicht hinaus. Er sprach allerlei von der Notwendig keit gegenseitiger Verträglichkeit der Konfessionen im Lande, von der Erreichung eines praktischen moäus vivsnäi auf konfessionellem Gebiete u. s. w, aber über ein etwaiges energisches Vorgehen der StaatSregierung wider den streit» baren Bischof schwieg sich der Ministerpräsident klüglich auS. Er begnügte sich mit dem Hinweise darauf, daß der preußische Gesandte beim Vatikan angewiesen worden sei, die Aufmerk samkeit der Kurie auf den Trierer Vorgang hinzulenken, und schloß mit dem Ausdrucke der Erwartung, die Kurie werde in Uebereinstimmung mit der preußischen Regierung dafür sorgen, daß der bedauerliche Zwischenfall von Trier ohne bedenkliche und schädliche Folgen für die Beziehungen zwischen Staat und Kirche und für die Allgemeinheit bleibe. Hoffentlich geht diese Hoffnung des Herrn Ministerpräsidenten in Erfüllung! vertliche rmv sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Auf die beim Stadtrat zu Pulsnitz eingegangene Druckschrift „Was sollstDu vomBier und Branntwein wissen?" wird an dieser Stelle hingewiesen. Exemplare sind zu beziehen von der Geschäftsstelle deS „Sächsischen LandeSverban- deSgegen den Mißbrauch geistigerGe- tränke" in Dresden, Holbeinstraße 105. — Die Schneeglöckchen läuten. DaS erste Kind des kommenden Frühlings grüßt die Menschen. Es wird Früh ling, da« ist die Gewißheit, welche das Blümlein denen bringt, die den Winter unter so mancherlei Beschwerden durchlebten; eS wird Frühling, sagt der Gatte zur Hausfrau und stellt ihr daS GlaS mrt dem ersten Schneeglöckchenstrauß an den gewohnten Platz am Fenster und hört eS gern, wenn die Vorübergehenden freudig aus die weißen Blüten schauen und rufen: Die ersten Schneeglöckchen I Es ist kein weiter Weg mehr vom Schneeglöckchen zum Mär,Veilchen und den ersten FrühlingSpoefien. Vielleicht gab eS zu der Zeit, in welcher noch kein Sport in allen möglichen Schattierungen existierte, noch mehr Frühlings-Poeten, die in gehobener Stimmung Herzen und Schmerzen, Liebe und Triebe reimten, die sich von allen Spöttern in der beseligenden Tätigkeit nicht stören ließen; aber auSgestorben ist die Dichterei nicht, denn da« holde Thema, dem sie huldigen, hat weder unter dem Fahrrad, noch unter dem Benzin de« Auto gelitten. Vielleicht ist sogar daS Gegenteil der Fall, da« Schweifen in« Weite beflügelt auch die Phantasie. Ja, der Frühling ist einzig und da« Schneeglöckchen sagt: Bald ist er da! Hieran anschließend kann man auch den wohl weniger be kannten japanischen Fliederbaum al« Frühlingsverkünder bezeichnen, welcher bereit« seit 8 Tagen im Garten de» Herrn A. Feilgenhauer in voller Blüte steht. — „Gäste willkommen!" liest man ost unter Ein- ladungen zu VereinSversammlungrn. Daraufhin sind in letzter Zeit gegen verschiedene Vereinsvorfitzende gerichtliche Strafverfahren wegen Vergehens gegen da« Vereinsgesetz eingeleitet worden, weil der Zusatz „Gäste willkommen" zum Besuch ohne jede Beschränkung auffordere. Die Aufsichts behörden leiteten auS dieser Unbestimmtheit der Fassung der Einladung die Anschauung her, daß die Versammlungen dann nicht als geschloffene VereinSfitzungen, welche nicht unter das Vereinsgesetz fallen, sondern als öffentliche V«r- sammlungen zu betrachten seien, welche bei der Behörde au gemeldet werden müssen. ES ist daher ratsam, die Ein ladung von Gästen mit einer angemessenen Beschränkung erfolgen zu lassen, etwa in der Form: „Interessenten, welche der Versammlung al« Gäste brizuwohnen wünschen, kann die Erlaubnis hierzu vom Vorsitzenden erteilt werden." — ES wird von neuem darauf aufmerksam gemacht, daß den Landbriefträgern auf ihren Bestellgängen auch Postanweisungen, Nachnahmesendungen, kleinere Pakete, Sendungen mit Wertangabe bi« 800 M. sowie Barbeträge zum Ankäufe von Wertzeichen und zur Bestellung von Zeitungen übergeben werden dürfen. Die Landbriesträger sind verpflichtet, die Sendungen (ausschließlich der gewöhn lichen Briefsendungen) sowie die baren Geldbeträge für Wertzeichen und Zeitungen in ein Annahmebuch einzutra gen, daS nach jedem Bestellgange der Postanstalt vorgelegt wird. Zur Eintragung der Sendungen usw. in daS An nahmebuch ist auch der Auflieferer befugt. E« empfiehlt sich, in jedem Falle von der Befugnis Gebrauch zu machen. Hat der Landbriefträger die Eintra- gung selbst bewirkt, so muß er sie dem Auflieferer auf Ver langen vorzeigen. Ein Einlieferungsschein über die dem Landbriefträger übergebenen Wert- und Einschreibesendun gen, Postanweisungen und Nachnahmesendungen wird erst von der Postanstalt ausgestellt. Der Landbriefträger ist verpflichtet, diesen Schein, wenn möglich, beim nächsten Bestellgange dem Auflieferer zu überbringen- — Nun ist der letzte Monat im Schuljahr angebro chen; die Frist, zu welcher Tausende von jungen Leuten die Schule verlassen, ins Leben treten oder einen Beruf für das Leben erlernen sollen, kommt in Geschwiudschritten heran. Gemeinhin wird schon der letzte Entschluß gefaßt sein, was begonnen werden soll; reifliches Erwägen und Ratschlagen wird das rechte herauSgefunden haben, das der Jugend später zum Segen gereichen soll. Die Augen der jungen Leute glänzen, bald sind sie erwachsen, bald bietet daS Leben auch ihnen seine Freuden. Ja, e- bietet seine Freuden, eS bietet sie auch denen, welche die Kinder schuhe auSgezogen haben und die nun lernen sollen, in den Stiefeln der Erwachsenes zu gehen. Und da- ist nicht immer so leicht, mancher zu Hastige und Fürwitzige fällt auf die Nase, bevor er es sich versieht. Die Jugend soll darum an sich halten, erst sehen und hören lernen, dann mag sie sich äußern! Kein vernünftiger Mensch wird ihr die Freude verwehren. Gott hat unS daS Leben ge- schenkt, daß wir in rechter Weise froh sein und freuen dürfen, aber die rechte Freude soll doch in dem ArbeitSer« folge liegen. Alle Aeußerlichkeitev, aller vorübergehender Genuß mag einmal behagen, aber nie wird er sich messen können mit dem erhebenden, freudtg-stolzen Bewußtsein der Empfindung: „Du kannst etwas, du darfst mit dir