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puisnitzerMcheildlail Fernsprecher: Nr. 18. Vezirks-Nnzelger Zeitraubender und labeliarischer Satz noch be- mLerem larik. Erfüllungsort ist P anitz. UN^> Teilung l'elegr.-i^dr.: Wochenblatt Pulsnitz Inserats für denselben lag sind bis vormittags I V M 10 Uhr aukzugsben. Vie fünf mal gespalten«, v 8 RA U I ZsileoderderenNauml5pf.,Lokalpreis12pf. v V V Reklame 30 Pf. Sei Wiederholungen Nabott. Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich des König,. Amtsgerichts und des Stndtrates zu Pulsnitz r> cheint: Dienstag, Donnerstag ».Sonnabend. Mit „Illustriertem Sonnlagsblatt', .Landwirt. H göttlicher Beilage" und .Mode kür Nlle". M I IR R j^rnicrblatt 6nil-c:Ll^rirbic;bv?1>lr Nulcrnitt umfassend die Ortschatten: Pulsnitz, Pulsnitz m. s., Vollung, öroßröhvsüon, tlMldvlUll lUt oeu NMId^OllUAVV^lll^ ^/Ulvllll), steina, Weißbach, Ober-u.MederIichienau,§riedersdork-7hiemendork, Mittel! « 7>! uck und Verlag von S. L. Förster s Erben (Inh.: 7- vv. Mohr). Expedition: Pulsnitz, lZismarckplatz vr. 265. Verantwort! reinig, kauswaide, Ohorn, Obersteina, Nieder- Zroßnaundorf, Lichtenberg, Klein-vittmannsdorf. r Redakteur: I. W. Mohr in Pulsnitz. Nr. 141. Donnerstag, 28. November 1912. 64. Jahrgang. Pas Wichtigste. Die Zweite sächsische Kammer hat am Dienste, q mit der Beratung des Volksschulgesetzentwurfs begonnen. Die Zweite sächsische Kammer beriet am Mittwoch den VolkSschulgesetzentwurf bis H 7 s. tz 2, Abs. 3, der den Religionsunterricht betrifft, und vom Kultusminister als unannehmbar bezeichnet wor den war, wurde in namentlicher Abstimmung mit 60 gegen 27 Stimmen angenommen. Die Generalversammlung des Konservativen Lan- deSvereinS im Königreich Sachsen wird am 9. De zember in Dresden stattfinden, wobei der Führer der Reichstagsfraktion, v. Heydebrand und der Lasa, sprechen wird. Ter Reichstag wählte in seiner gestrigen Sitzung wieder den Abgeordneten Dr. Kämpf zum Präsi denten. Ter Reichstag hat am Dienstag seine erste Sitzung nach den Ferien ab gehalten und sich mit Petitio nen beschäftigt. Im Reichstage beantwortete am Mittwoch der Reichs kanzler die sozialdemokratische Interpellation we gen der Fleischteuerung. Ein sozialdemokratischer Antrag enthält ein Mißtrauensvotum für den Reichskanzler. Ter Meinungsaustausch über die Balkanfragen zwischen Berlin und London ist ein äußerst freundschaftlicher. Der deutsche Kriegsberichterstatter vr. Bumillec ist in San Stefano an der Cholera gestorben. Der österreichische Konsul Prochaska ist in UeSküb eingetroffcn. In Adrianopel brennt nach Zeitungsberichten ein Häuserviertel; man erwartet den Fall der Festung. Der Witwe und den Kindern des ermordeten Cana- lejaS ist der Herzogstitel verliehen worden. Bei der amerikanischen Präsidentenwahl wurden für Wilson 6157000, für Roosevelt 3928 000 und für Taft 3376000 Stimmen abgegeben. Wie aas Konstantinopel gemeldet wird, werden auch in den neuen bulgarischen Waffenstillstandsbedin gungen die Uebergabe von Skutari und Janina, sowie die Verpflichtung, keine neuen Truppen aus Anatolien heranzuführen, von der Türkei verlangt. KOone LWs und VtMWgunMtlWt. Die allgemeine Verwirrung in den Angelegenhei »en der Balkanstaaten im Streite mit der Türket, un> ^ie hartnäckigen Ansprüche Serbien« aus einen lange Küsten streifen und Hafen am Adriatischen Meere habe: in Verbin ung mit den Maßregeln Österreich-Ungarn^ und auch Rußland« zur Erhöhung ihrer KriegSbereii fchaft eine Spannung für die politische Lage erzeug', oie man nicht ander« al« eine schwere Krist« bezeichne kann. Nicht nur jeder Diplomat und StaatSmanr sondern auch jeder verständige Mann muß aber dock wahrhaftig erkennen, daß, wenn nicht etwa ein schliu we« Ränkespiel hinter den Kulissen im Werke ist, di Streitgegenstände wahrhaftig nicht dazu astgetan stnl, »'n einen Weltkrieg zu rechtfertigen und hunderttar 'enden von blühenden Menschenleben und ungezähl, Milliarden zu opfern. Um wa« wird Üenn eigentlick gestritten? — Serbien will durchaus einen Haken ar Adriatischen Me-re und einen Küstenstrich von Albanie haben. Diese Forderung kann unmöglich die Lebens interrssen Oesterreichs und Italien« derartig berühre- , daß diese Mächte darüber einen großen Krieg führe: müßten, denn wieviel kleine Staaten besitzen nichtprää tige Häfen, und e« ist de«halb noch keiner Großmaü eingefallen, sich dadurch in ihren Lebensinteressen bc droht zu fühlen. Man denke nur an die großen und schönen Häfen, welche Holland, Belgien und Dänemark besitzen. Haben sich dieserhalb England, Frankreich und Deutschland 'n ihrer wirtschaftlichen Entwickelung be- droht gefühlt?! — Man hat bi« jPt darüber noch nicht« gehört. Wie kommt denn da Oesterreich dazu, die Forderung eine« Hasen« von Serbien am Adrtati. schen Meere sür so sehr bedrohlich für die österreich'» schen Interessen zu halten? — Viel bedrohlicher sür Oesterreich könnte ein zu große« Anwachsen de« künf. tigen serbischen Reiche« auf der Balkanhalbinsel durch die Eroberung weiterer Gebiete erscheinen, und um diese Gefahr zu beseitigen, hätte Oesterreich gleich bei Be ginn de« Balkankriege« die nördliche Hälfte de« Sand- schak« Novibasar besetzen und al« Faustpfand für seine Forderungen in der Hand behalten sollen. An dieser einfachen Maßregel hätte keine Macht der Welt Oester- reich hindern können. Wenn man die ganze Streit sache übersteht, so ist e« wichtig, daß Serbien Albanien nicht annektieren darf, denn dadurch würde Serbien nicht nur unverhältni«mäßia vergrößert, sondern auch ein neuer Zankapfel im Orient geschaffen werden, da die Albanesen mit den Serben nicht stammverwandi sind, und nach den nationalen Grundsätzen, welcke di- Balkanstaaten für sich in Anspruch nehmen, doch wahr hastig selbst auch Anspruch aus ein eigene« Staat«- wesen haben. Dieser Standpunkt würde aber auch vor allen Großmächten geteilt, und dürfte bei einer euro päischen Konferenz den Serben nie und nimmer Alba nien zugesprochen werden. Wo bleibt denn nun da noch der große Streitgegenstand und die Ursache sü' eine alle Kultu Völker Europa» schwer schädigende Auf regung? — Man sagt allerdings, daß Serbien ein Vorposten Rußland« im südöstlichen Europa sei. Ruß land grenzt aber gar nicht an Serbien, und neber Oesterreich liegt auch da« al« ziemlich stark zu schützendr Rumänien zwischen Rußland und Serbien. Da« Zu sammentreffen zwischen Rußland und Serbien lieg, also in territorialer Hinsicht nicht günstig, auch iß nicht anzunehmeo, daß ein vergrößerte« Serbien stä al« Drahtpuppe Rußland« gebrauchen läßt. E« iß auch von Fachmännern erklärt worden, daß die Häfer von Durazzo und Alessio an der albanestschen Küst nahezu wertlos für die Einrichtung großer Handels und Krieythäfen sind, weil ste to al versandet uni durch Felsenklippen für den Schiffsverkehr unsiche: sind. E« sind auch inzwischen au« Wien, Berlin, Petersburg und London offiziöse Kundgebungen er folgt, welche bekunden, daß die ganze Streitaffäie noä lange nicht auf der Schneide de« Schwerte« angekom men ist, und de«halb muß man hoffen, daß eine ver nünflige Lösung in der Krist» noch gefunden wird. OerMckss unv Sücbsrsckes Pulsnitz. (Unsere Kirche) hat in letzter Zeit ein« erfreuliche, wertvolle Verschönerung erfahren durch eine elel Irische Lichtanlage, wie sie auch in der weiteren Umgebung nicht zu finden ist, und soll eine weitere Bereicherung nächsten Sonntag erhallen durch eine vollständig erneuerte und bedeu tend vergrößerte Orgel. Ueber die neue Beleuchtung haben sich schon in den letzten Abendgottesdiensten viele gefreut. Acht Ampeln an der Decke, jede zu 400 Kerzen Lichtstärke, und zwölf kleinere an den Seiten, jede zu 100 Kerzen Lichtstärke, geben einen 4400 kerzigen, also sehr Hellen, aber dabei dem Auge angenehmen Schein. Außerdem wird der Altarplatz durch eine beson-ere, ganz unauffällige Anlage (Leuchtröhre, mit 600 Kerzen Lichtstärke) von der Seite her beleuchte und im Treppenhaus, wie vor den Haupteingängen sind geschmackvolle Leuchtkmper angebracht. Alle diese Beleuch tungslörper sind künstlerisch ausgeführt und verz ert nac. Entwürfen des Herrn König!. Baurat Gräbner in Dresden und eigens sür unsre Kirche in Anpassung an ihre Bai!- formen entworfen Besonders die an der Decke findet man auch in Großstadtktrchen, z. B. in Dresden, nicht schöner und praktischer. Sie repräsentieren allein einen Wert von ungefäh . 3000 Mark und sind der Kirche in sehr dankenswerter Weis gestiftet von der hiesigen Rittergutsherrschaft. — Die neu« Orgel, deren Teile schon seil einem Jahre fertig in Dresden lagen, aber vor Vollendung der Beleuchtungsanlage wegen des entstehenden Staubes nicht aufgestellt werden konnten, wird nun seit sechs Wochen aufgebaut. Unsere frühere Orgel, die vor 60 Jahren bei der Prüfung und Weihe von dem damals berühmten „Orgelkönig" Schneider, Hoforganist in Dresden, als ein vorzügliches Werk bezeichnet wurde, hat das traurige Schicksal ereilt, in ihrem Innern vom Holzwurm zerstört z i werden, so daß der Ton immer schlechter wurde, und man auch, um das schöne und wertvolle Gehäuse noch zu erhalten, on eine Beseitigung und Erneuerung der schadhaften Teile gehen mußte. Man hat natürlich alles noch brauchbare Material, insbesondere die Zinnpfeifen, von denen ein großer Teil durch die Kollekten am Erntedankfest und eine Stiftung der Geschwister Bursche im letzten Jahrzehnt neu geschafft wurden, wieder verwendet, aber auch viel Neues und Schönes hinzugefügt, so daß unsre neue Orgel jedenfalls sich als ein sehr gutes Werk des Herrn Hoforgelbauer Jahn in Dresden erweisen wird. Das frühere Werk hatte 28 Register (d. h. Stimmen von ver schiedener Klangfarbe und -Stärke), jedes zu 53 Pfeifen, das neue hat 35 Register je zu 56 Pfeifen und dazu 17 Züge, um die einzelnen Register zu verbinden (Koppeln), auch einen erst vor einigen Jahren von Herrn Jahn erfundenen patentierten Schaltapparat, der blitzschnell alle möglichen Register Verbindungen besorgt, dazu zwei Vorrichtungen, um den Ton vom leisesten Pianissimo bis zum stärksten Fortissimo anschwellen und wieder abnehmen zu lassen. Die 2214 Pfeifen sind in drei Etagen aufgebaut nnd werden auf drei Manualen (Klaviaturen) und dem Pedal «Fußklaviatur) zum Ertönen gebracht. So ist die neue Orgel ausgestattst mit allen den bedeutenden Erfin dungen der modernen Orgelbaukunst. Von ihnen ist die wichtigste, daß die Bewegung der mehrere Tausend zählenden Ventile zu den Registern und Pfeifen nicht mehr durch Hebel und Stäbchen von Holz, sondern durch Luftdruck (pneumatisch) erfolgt. Diese Luftzufuhr geschieht durch dünn« Bleiröhren, die in den letzten Wochen gelegt wurden. Ueber 2000 Meter Bleirohr (also vom Markt bis hinter das „Waldschlößchen" reichend, wollte man es auf die Straße legen) wurde zer schnitten in fingerlange bis einige Meter lange Stücke, die dann gebogen und luftdicht in die Holzkanäle eingesetzt wurden — eine langwierige Arbeit. Dazu kommt das genaue luftdichte Einpassen und Stimmen der 2200 Pfeifen, die Herstellung der großen Luftkanäle, Aufstellung der Windgebläse (Bälge) und dessen Anschluß an einen Elektro-Motor, der den Bälgetreter ersetzt, und vieles andere. Drei Leute sind damit seit 1'/, Mo naten in unsrer Kirche beschäftigt, feit Donnerstag schon 5 Tage von früh 7 Uhr bis nachts 12 Uhr, um das Werk, wie versprochen, bis zum 1 Advent fertig zu stillen Es ist sehr erfreulich, daß, nachdem sich die Kirche einhalb Jahr lang mit einem Harmoniunr begnügen mußte, nun zu Anfang des neuen Kirchenjahres wieder die Orgel, die „Königin der In strumente" (allerdings auch das teuerste; denn unsre.Orgel z. B. wird mit den von früher bleibenden Teilen sicher einen Wert von über 18 080 M haben) ihre ergreifende Stimme erklingen lassen wird. Die Weibe soll am nächsten Sonntag zu Anfang des Frühgottesdienstes statlfinden. Nachmittag 5 Uhr wird das neue Werk in seiner ganzen Schönheit vor- gesührt werden m einen, Kirchenkonzert durch Herrn vr. Schnorr von Caiolsfeld, -Organist an der Dreikönigskirche, einem der bet eutendsten Orgelmeister Dresdens und des Landes, der als Orgelrevisor den Bau in Dresden beaufsichtigte, auch die genaue Prüfung vor der Einweihung vornehmen wird und freundlichst sieben Orgelvorträge zum Konzert zugesagt hat. Außerdem werden zwischen den Orgelsätzen Gesänge vom frei- willigen Kirchenchor, ein Duett für zwei Tenöre und ein Violinsolo unssrs Herrn Musikdirektors Frenzel geboten werden. Man darf wohl annehmen, daß zu dieser musikalischen Feier stunde, die der Weihe unsrer neuen Kirchenbeleuchtung und Orgel gilt, cin großer Teil der Gemeinde sich einfindet, zumal kein Eintrittspreis erhoben wird. 8. Pulsnitz (WiewirddaSWeHeramSonn- tag sein? Wo steckt der WtnNr? Eigentlich west lich nur über Island, dort ist «S sehr kalt, da liegt auch ein „Hoch". Ein andere» in der Richtung West. Oft sehr ausgedehnte» „Hoch" nimmt den südlichen Teil Zentraleuropa» ein. Da» Gebiet »wischen diesen beioen „Hoch" ist der Tummelplatz vieler, tiefer De- pressionen. Da für Deutschland dadurch meist südliche bi« westliche Winde wehen, so herrscht daselbst milde«, meist trübes, zu Regen neigende« Wetter. Bisweilen können demnächst die Rückseiten der Störungen, die vorüberziehen nördlich von un», kältere« Wetter, ge- legentltch auch Schnceschauer bringen, im Allgemeinen wird aber noch veränderliches, durchschnittlich nur wenig kalte», vielfach windiges Wetter mit Niederschlägen in wechselnder Form fortdauern, cine Witterung, die nuch am Sonntag anhalten wiro. — Nicht allzu oft haben wir vor Weihnachten schon strenge Kält — Interessant war Dien»tag die Tatsache, daß Hoparanda im hohen Norden und Florenz im Süden die gleiche Tempera- tur (2 Grad Wärme) verzeichneten. >V. Pulsuitz. (Kaninchen.Ausstellung.) Der rührige Kaninchenzüchter-Verein zu Pulsnitz, dessen Bestrebungen dahin gehen, der wirtschaftlichen Bedeu tung der Kaninchenzucht die Anerkennung zu verschaf fen, die ihr gebührt, läßt nichts unversucht, sich immer neue Freunde zu werben. Nach jahrelangen Kämpfen gegen Unwissenheit und Vorurteil haben die Verfechter der Kaninchenzucht endlich festen Boden gefaßt, überall im deutschen Lande. Wenn man bedenkt, daß Kanin chenfleisch an Wohlgeschmack und Nährwert kaum von anderem Fleische übertroffen wird, muß man sich ver- wundert fragen, warum ein so prächtige« BolkSnah- rungsmittel so lange um seine Anerkennung hat kämpfen