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Verlegenheiten auch noch einen Konflikt mit Italien auf den Hals zu laden, das wegen eines Raubzuges arabischer Piraten an der Küste der Kolonie Massauah plötzlich mit überraschender Schärfe gegen die Türkei auftrat und derselben ein geharnischtes Ultimatum stellte. Die Pforte beeilte sich denn auch, den italienischen Genugtuungsforderungen gegen über klein beizugeben, so datz der italienisch-türkische Zwischen fall vielleicht als beigelegt erachtet werden darf. Inwieweit der Verdacht etwa begründet war, Italien habe diese Piraten affäre auSnutzen wollen, sich als maritime Kontrollmacht im Roten Meere aufzuspielen, daS muß noch dahingestellt bleiben, da hätten vor Allem die Engländer gewiß auch noch ein Wort hineinzureden. Die letzteren sind denn nun allerdings gerade jetzt auch am Roten Meere in Anspruch genommen, an dem durch da» Somaliland gebildeten Winkel, wo eS in den Großen Ozean übergeht. Der tolle „Mullah" im Hinterlanve von Berbers macht als ein neuer Mahdi den Engländern gehörig zu schaffen, obwohl jetzt von London auS die Hiobsposten über den bisherigen Feldzug im Somali land als unbegründet hingestellt werden. Die englische Streitmacht unter Oberst Swagne hat eben nichts gegen den fanatischen Mollah und dessen Schaaren auSrichten können, so daß sich ein ganz neuer Feldzug gegen ihn not wendig macht. Auch tue verwickelten Mittelmeerfragen ziehen zur Zeit leise wieder ihre Kreise, speziell das marokkanische Problem regt sich erneut. Marokko hat Frankreich einen von den französischen Truppen besetzten GebictSstrich an der algerischen Grenze überlassen müssen, und eS wäre gar nicht so ver wunderlich, wenn andere in Nordafrika interessirte Mächte infolgedessen mit „Kompensationsforderungen" an die ma-ok- kanische Regierung herantreten würden. Vielfach wird be hauptet, Spanien spiele in den marokkanischen Angelegen heiten unter einer Decke mit Frankreich, indessen gehören die namentlich in der Pariser Presse kolportirten Behaup tungen über französisch-spanische Verständigungen wegen Marokkos sicher in daS Gebiet politischer Phantastereien. DaS Nämliche gilt gewiß auch von den Gerüchten, welche die angetretene Reise des Königs von Portugal nach London, mit einer angeblich geplanten Abtretungen der portugiesischen Besitzungen in Südafrika an England in Verbindung bringen. Die portugiesische Negierung würde mit einem solchen Vorhaben einen schönen Entrüstungssturm im Lande entfesseln. England aber kann die Sache ruhig abwarten, ihm wird Portugiesisch-Afrika schon von selber einmal in den Schoß fallen ! WaS die neuen Zuckungen in der afgha nischen Frage anbelangt, so sind sie nicht weiter tragisch zu nehmen, weder Rußland noch England denken offenbar im gegenwärtigen Moment daran, sich in Centralasien in die Haare zu fahren. Abzuwarten bleibt, wie sich die zwischen England, Frankreich, Deutschland und China spielende An- gelegenheit der Räumung Shanghais feiten« der fremdlän dischen Truppen lösen wird, das Verhalten Englands in dieser Angelegenheit ist jedenfalls ein etwas verdächtiges. vertliche ««d sächsische Angelegenheiten. — Die Gewinnliste der 4. Geld-Lotterie zur Wieder herstellung der Liebfrauenkirche in Königsberg in Franken ist eingetroffen und kann in der Expedition dieses Blattes eingesehen werden. — Nach einer Verordnung des Königlichen Kriegs ministeriums werden die König!. Sächs. Proviantämter auch in diesem Jahre ihren Bedarf an Hafer, Heu, Roggen- stroh und Roggen aus erster Hand von Produzenten decken. Sammellieferungen durch landwirtschaftliche Vereine, deren Vertrauensmänner sich legitimiren müssen, sind gestattet. — Benutzung der Annahmebücher der Posthülfstellen durch da» Publikum. Nach Z S9 der Postordnung dürfen bei den Posthülfstellen gewöhnliche Briefs.ndungen und bei denjenigen Posthülfstellen, welche zur Annahme von Packeten ermächtigt sind, auch gewöhnliche Packete eingeliefert werden. Die Annahme von Einschreib« und Wertsendungen sowie von Postanweisungen gehört zwar nicht zu den dienstlichen Verpflichtungen der Posthülfstellen, doch können im Einver ständnis mit den Inhabern derselben auch solche Sendungen, im Einzelnen bis zum Wertbetrags von 800 Mark, bei den Posthülfstellen zur Weitergabe an die Landbriefträger nieder« gelegt werden. In ähnlicher Weise wie dies für die Land briefträger hinsichtlich der auf ihrem Bcstellgange angenom menen Sendungen vorgeschrieben ist, haben auch die In haber der Posthülfstellen die bei ihnen eingelieferten Packete, Wert- und Einschreibsendungen, sowie Postanweisungen in ihr Annahmebuch einzutragen. Davon, daß dies geschieht, kann sich der Einlieferer selbst überzeugen; er ist indessen auch befugt, die Eintragung in das Annahmebuch selbst zu bewirken. Die gleiche Berechtigung steht ihm hinsichtlich der dem Landbriefträger mitzugebenden Sendungen zu. Im allseitigen Interesse empfiehlt eS sich von dieser Befugnis regelmäßig Gebrauch zu machen. Dabei ist jedoch besonder» zu bemerken, daß die Landbriesträger Geldbeträge, welch« durch Postanweisung übermittelt werden sollen, nur dann vom Publikum annehmen dürfen, wenn ihnen zugleich die ausgesüllte Postanweisung übergeben wird. — Die kürzlich erwähnte Notiz wegen einer „Neuerung in bezug auf Ehrenbezeugungen der Wachen" ist nicht ganz zutreffend. Nach den neuen Garnisondienst - Vorschriften treten vielmehr die Wachen wie seither bei Tageslicht vor den Generalen, dem Garnison-Aeltesten, dem Kommandeur des wachthabenden Regiments und dem Offizier vom Ort»- dienst heraus und präsentiren. Haben jedoch die Wachen Mäntel angezogen, so treten sie nur vor Sr. Majestät dem Könige, Sr. Majestät dem Kaiser und dem Offizier vom Ortsdienst in» Gewehr. ArnSdorf. Gegenwärtig wird wieder eine Strecke deS DorfwegeS verbreitert und mit einem besonderen Fuß weg versehen. Man hofft, daß bis Anfang November dieser Ausbau beendet sein wird. — Auch die Straßenbe leuchtung wird in den nächsten Tagen eine wesentliche Ver mehrung erfahren. Der hiesige Gemeinderat hat beschlossen, auch an der Nebenstraße deS Nieder- und Oberdorfes La ternen anzubringen, sodaß dann daS ganze Dorf mit genügen der Beleuchtung versehen ist. Die Laternen werden bereits in den nächsten Tagen aufgestellt. So wird ArnSdorf mancher Dorfgemeinde im Lande inbezug auf Beschaffenheit der Straßen und inbezug auf Straßenbeleuchtung mit als Mustergemeinde voranstehen. Wochenblatt keensf-reebee H -r- 0s. iS -t; und Umgegend für Pulsnitz Amts-Blatt 7t Druck und Verlag von L. t. Förster's Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2S5. « Verantwortlicher Redakteur Gtto Vorn in Pulsnitz. Dienstag, den 28. Kktoöer 1902. 54. Jahrgang turzegasse. diesem ein Glück- otheke« kerei d- Kassel, wird bei nach Deutschland Ii-Ic. u kt. iO eh. 297. ässe), Stist- und Zahn- Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufzugcben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo H. Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Nlle Annoncen-Expeditionen nehmen Inserate entgegen. zrWebiße :n unter Va- ie nach der ten Methode rzlos empe- hohle Zähne mbnt und .. Auf Seite 10 des hiesigen Güterrechtsregisters ist heute eingetragen worden, daß die Eheleute Pfarrer Wilhelm Philipp Otto Polster und Clara Meta geb. Flügel b'de in Oberlichtenau, durch Vertrag vom 16. Oktober 1902 die Verwaltung und Nutznießung des Mannes am Vermögen seiner Frau ausgeschlossen haben. PulSnitz, den 25. Oktober 1902. KöniglichesAmtsgericht. lp zum Besuche des Kaisers Kassel besuchen. Burengeneräle wollen Chamberlain bezüglich sMer Aenderung der Friedensbedingungm interpellieren. Münster fand am Sonnabend die Feier der ^Hebung der Akademie Münster zur Uni- . versität statt. h Sonnabend hat in London als Nachfeier der Krönung ein glänzender Umzug des Königs- ^paares stattgefunden. -es Hömgl. Nmtsgepickts rin- -es §ta-ti*atlie§ xri Pulsntt«. Amtsblatt für den Bezirk des Aonigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz Al. 5., Böhmisch. Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf - Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Al.-Dittmannsdorf, Neueste Ereignisse. ^ktvr und Senat der Universität Bonn haben Donnerstag, den 30. Hktoöev, nnGrnittngs 4 HlHr im Gasthaus zum Kronprinz in Pulsnitz, als Auktionsort, 1 Arbeitspferd (schwarze Stute) und 1 starker Lastwagen gegen Baarzahlung versteigert werden. Pulsnitz, den 25. Oktober 1902. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. tü wirb dss.^^ r«- her mit mitteln gen ge- > sich vor wer sein tsräume tten und n nichts !N schäd« r Heiß« virkende, >e Mittel hr „SS posraum ,efressen. >ße tote ich noch ist der . K. in ieugnlsse das für r Nage- öerall zu l Mark. Werden Juulngsvtrßkigklllng. DaS im Grundbuche für Bretnig, Blatt 115 auf den Namen Julius Franz Wolf eingetragene Grundstück soll am 13. Dezember 1902, vormittags 10 Uhr an der Gerichtsstelle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche — Hektar 2,gAr groß und auf 5179 Mark — Pf. geschätzt. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts, sowie der übrigen das Grundstück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 22. August 1902 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grund- "uche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu suchen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche deS Gläubigers und M übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. . Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung Verfahren« herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten, würde. PulSnitz, den 22. Oktober 1902. KöniglichesAmtsgericht. eilen lewciscn sicherem rsitn, Hei" nullst U" . ick! Hcrbcrsb g. AngO- Wunschtelegramm gesandt. Kronprinz von Dänemark, seit 1888 Chef des Husaren-Regiments in seiner bevorstehenden Reise anläßlich der 25. Wiederkehr des Tages der Immatrikulation des Kaisers Aus der Weltpolitik. Hj^bwohl nun die meisten Parlamente ihre gesetzgeberische Arbeit ausgenommen haben und hiermit die eigenen Eigenheiten der wichtigeren Kulturstaaten für dieselben wehr in den Vordergrund deS öffentlichen Interesses A sind, so macht sich daneben doch auch der Gang i^^weinen politischen Weltbegebenheiten immer wieder bemerkbar. Zwar ist derselbe fortgesetzt «in der- Min« - menschlicher Voraussicht auch bi« aus A kine ernstliche Störung in den Beziehungen der "^meinen Frieden maßgebenden Mächte nicht zu mindesten« bietet aber der augenblickliche °«r Welthandel immerhin gar Manche« de« Bemer- Interessanten dar. So sind die neuesten der Balkanhalbinsel in Gestalt der mazedonischen immer nicht abgeschlossen, wenngleich di« tür- , allmählich di« Oberhand über die Rebellen- Wiiib» gewinnen scheinen. Aber die Haltung Bulgariens revolutionären Bewegung in der türkischen b bleibt nach wie vor «ine recht zweideutige, U immer reichlich vorhandenen politischen Zünd- Ms Balkanhalbinsel wird die europäische Diplomatie M ^"ter her sein müssen, daß di« bulgarischen Wühle- Machenschaften in den mazedonischen Wirren aus V' zMwt schließlich einen großen Brand entstehen bi« grgrnwärtigen Vorgänge in Serbien ^«Nbar di« Aufmerksamkeit der europäischen den in Serbien sich bekämpfenden Einflüssen Österreich-Ungarn« unter Umständen die serbischen Dinge eine bedenkliche Reibung»- wesen beiden Großmächten z«itigen kann. k IM droht« sich die Pforte zu ihren mazedonischen Telegramm - göressr: Aoclienblall sirilsmk. Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags blatt und landm. Beilage. Abonnement: Monatl. 50 H., vierteljährlich z.25, bei rreier Zustellung ins Haus sowie durch die Post unter No. S059