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kennspiecliei' r-: »o. 18. Wochenblatt Telegramm - Messe: Aoclienblatl Pulsnik. Erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend. Beiblätter: Jllustr. Sonntags blatt und landN». Beilage. Abonnement: Monatl. so , vierteljährlich z.25, be, freier Zustellung ins Haus sowie durch die Post unter No. 805) z.-zo. für Pulsnitz und Umgegend Amtsblatt des König!, klmksgepidrts und des Stadtnatttes Lu Pulsnitz. kL Inserate für denselben Tag sind bis vormittags so Uhr aufzugeben. Preis für die einsxalt. Zeile oder deren Raum so H. Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen-Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amtsblatt für den Bezirk des Rönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch - Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niederstem«, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf - Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Ul.-Dittmannsdorf, Druck und Verlag von E. < Förster'» Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2L5. Verantwortlicher Redakteur Gtto vorn in Pulsnitz. Ur. 14. Sonnabend, den 1. Jebruar 1902. 54. Jahrgang. Bekanntmachung. Am l. März dieses Jahres ist bei dem unterzeichneten Stadtrath die Stelle eines Hilfsexpedienten mit 720 Mt. jährlich AnfangSgehalt zu besetzen. Bewerber wollen ihre Gesuche unter Beifügung von Zeugnissen und selbstgeschriebenem Lebenslauf spätestens bis 20. Februar d. I. bei dem unterzeichneten Stadtrath einreichen. Pulsnitz, am 31. Januar 1902. Der Stadtrat. Or. Michael, Bürgermeister. Die Schwierigkeiten in Oesterreich. Der österreichische ReichSrat soll endlich in der ersten Februarhälfte wieder zusammentreten, um seine im vorigen Dezember vertagte Session fortzusetzen. Aber noch erscheint eS einigermaßen fraglich, ob nunmehr die österreichische Volks vertretung sich zu der notwendigen und positiven parlamen tarischen Arbeit aufraffen wird, hat sie doch infolge der Ver schleppungstaktik der Tschechen noch nicht einmal das Budget zu erledigen vermocht, und dabei ist erst noch an weit wich tigere Aufgaben, vornehmlich an die Erneuerung deS Aus gleiches mit Ungarn und der Handelsverträge mit dem AuS- landr heranzugehen l Vor der Weihnachtsvertagung deS ReichSrateü hat der Ministerpräsident v. Körber das Abge ordnetenhaus allerdings nochmal« mit aller Deullichkeit daraus hingewiesen, wie unerläßlich eS sei, daß die Parteien sich endlich entschlössen, ihre gegenseitigen unfruchtbaren Zän kereien zu Unterlasten und dafür zu positiven polit scheu Leistungen zu schreiten, wenn ander« die Regierung nickt zu ernsten Schritten gezwungen werden solle. Indessen bleibt noch sehr abzuwarten, ob diese letztere verblümte Drohung mit einer VerfafsungssuSpension den ReichSrat zu der so wünschenswerten positiven Leistungsfähigkeit ansporen wird, der wieder stärker aufgelebte nationale Gegensatz zwischen Deutschen und Tschechen droht auch fernerhin jegliche ersprieß liche parlamentarische Wirksamkeit zu verhindern. Die Tschechen haben schon längst keinen Zweifel gekästen, daß sie nur unter einer bestimmten Voraussetzung im Parlamente noch weiter mitarbeiten wollen, nämlich wenn sie die innere tschechische Amtssprache und die tschechische Universität für Mähren in Brünn oder Olmütz erhalten. Die Deutschen sind selbstverständlich die entschiedensten Gegner dieser neuen einschneidenden tschechischen Forderungen, und da vorerst nichts darauf hindeutet, daß die Körber'sche Regierung ge willt ist, dieselben zuzugestehen, so stehen bei der Fortsetzung der Reichsratssession abermalige befuge parlamentarische Kämpfe mit schließlicher fernerer Obstruktion der Tschechen in Aussicht. Diese kritische Lage ersährt jedoch noch eine Verschärfung durch die neuerdings aufgetauchten Zwistigkeiten auf Seiten der deutschen Linken, wie sie sich namentlich in der Streitaffäre Wolf-Schönerer zeigen. Wie kann denn die Regierung mit Zuversicht und Entschlossenheit den auf sie hereinstürmenden neuen Ansprücken der Tschechen entgegentreten, wenn sich die Deutschen selber untereinander zanken, während sie doch eine geschloffene Phalanx darstellen müßten, mit deren Hilfe die Regierung im Stande wäre, die tschechischen Forderungen energisch zurückzuwcisen ! Wohl haben seinerzeit die deutschen Parteien mst Inbegriff der Christlich-Sozialen eine Gemein- bürgschast zur gemeinsamen Wahrung aller nationalen Jn- teceffen deS Deutschtums in Oesterreich geschloffen, in diesem Bunde hat e» jedoch seither immer einmal gekracht, und ge rade die Extravaganzen der alldeutschen Gruppe, deren Eifer süchteleien und Ausfälle gegenüber den anderen deutschen Parteien, gefährdeten immer wieder die vereinbarte Gemein bürgschaft. Ein festes Zusammenhalten der deutschen Par teien ist aber angesichts der bevorstehenden neuen Vorstöße der Tschechen, die doch nur auf Kosten des Deutschtums in Böhmen und Mähren erfolgen können, erforderlicher denn je, und schon deshalb ist es tiefbedauerlich, daß das Wolf-Schö« nerer'sche Zwischenspiel aufgesührt worden ist, eS kann wahr lich nicht zur Kräftigung des Ansehen« und der Stellung deS Deutschtums beitragen. Jedensall« sind die Schwierigkeiten, welche sich derzeit in Oesterreich aus dem wachsenden Uebermut der Tschechen, au» dem hierdurch bedingten schärfer werdenden Gegensatz zwischen den Tschechen und den Deutschen, und dann auch au» dem Hader im Lager der deutschen Parteien ergeben, nicht geringe, ihre Ueberwindung wird möglicherweise die staatsmännischen Kräfte des jetzigen österreichischen KabinetS- ches» übersteigen, trotz seines bislang bewiesenen unleugbaren Geschicks. Sollte aber wirklich der jetzige leitende Staats mann Oesterreichs von seinem Amte zurücktreten, so würde die» der österreichische ReichSrat zweifellos zunächst am eigenen Leibe spüren, denn eS kann sckon jetzt als ziemlich sicher gelten, daß dem eventuellen Nachfolger des Herrn v. Körber, kaum etwa« anderes übrig bliebe, als die Aus lösung de« immer wieder versagenden Parlaments. Mit der abermaligen Auflösung deS Reichsrats würden jedoch dann in Oesterreich sicherlich jene parlamentslose Periode anheben, die während der letzten Jahre bereit« wiederholt bevorzustehen schien und in welcher nachher der Absolutismus den Parlamentarismus in Oesterreich vielleicht auf längere Zeit hinaus ablösen würde. Noch sind die Dinge nicht bis zu dieser hochkritischen Wendung gediehen, aber e« muß da hin kommen, wenn die bisherigen nutzlosen Klovfsechtereien im Abgeordneten Hause, und die öden Parteizänkereien noch fernerhin über die politischen Notwendigkeiten triumphieren sollten. vertliche und süchstsche Angelegenheiten. Pulsnitz. Da« Auftreten deS Dresdner Äastspiel- EnsembieS im Hotel „G auer Wolf" am morgigen Sonn- tag wird durch die Inserate und Zettel hinlänglich bekannt sein. ES liegt nun an unserem theaterliebenden Publikum, diese in Bezug auf Stück und Spiel aufs Beste zu empfehlende Vorstellung recht zahlreich zu besuchen, damit da« auS ersten Kräften bestehende Ensemble sich emeS vollen SaaleS erfreuen kann und diefen hier nur seltenen Genuß recht bald wieder zu bieten im Stande ist. PulSnitz. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Januar 1312 Einzahlungen im Betrage van 117049 Mark 86 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 774 Rück zahlungen im Betrage von 68 676 Mark 35 Pfg. Der Gesamtumsatz betrug 318 900 Mark 45 Pfg. Großnaundorf. Sein 22. Stiftungsfest beging am Sonntag, den 26. Januar der hiesige Kgl. Sachs. Mili tärverein, nach alter Gepflogenheit die Feier des Geburts tages Sr. Majestät deS Kaisers damit verbindend. Alle Kameraden, sowie viele Schaulustige au« den benachbarten Ortschaften hatten sich eingestellt, in der Hoffnung, einen genußreichen Abend verleben zu können. Ihre Erwartungen wurden auch sicher in jeder Weise befriedigt. Der Vorsitzende de« Verein», Herr Gutsbesitzer und OrtSrichter Karl Traugott Gärtner, eröffnete die Feier durch den Vortrag eine« selbst- verfaßten, sinnreichen Gedichtes, „Der Kaisertag", in welchem er unsern obersten Reichsfeldherrn als einen Hüter de« gold- nen Frieden« feierte. Danach gelangte der heiter und ebenso ergreifend wirkende Einakter „Am Christabend" oder „Heim kehr aus Afrika" zur Darstellung. Dann folgten einige gediegene Soloszenen und Duette nebst zwei weiteren Gesamt- spielen, welche überaus große Heiterkeit hervorriefen, nämlich: „Das Erkennungszeichen" und „Rekrutenaushebung auf dem Dorfe". Sämtliche Darsteller führten mit Eifer ihre Rollen durch und zeigten aus'« neue, daß der Verein über vortreff liche Kräfte verfügt. Besonder« hervorzuheben war die musi kalische Leitung unsere« Ehrenmitgliedes Herrn Kantor Stübner, welcher sehr viel dazu beigetragen und weder Arbeit noch Mühe gescheut hat, dies Fest zu verherrlichen. Nach all den wohlgelungenen Darbietungen begann der Ball. Der Vor stand de» Vereins unterbrach denselben auf kurze Zeit, in dem er im Namen des letzteren den Gästen ein herzliche« Willkommen zurief. In seiner Ansprache gedachte er auch mit Wehmut eine« geschiedenen Kameraden und Mitbegrün der« de« Verein«, Kamerad Grünig, dem der Verein vor etlichen Monaten da« letzte Geleit geben mußte. Ferner forderte er die Kameraden auf zur unentwegten Treue zu Kaiser und Reich, König und Vaterland und zur ernsten Mitarbeit de« Bande«, welche« die deutschen Stämme mit ihren Herrschern umschlingt. Seine markigen Worte klangen au« in einem Hoch auf Kaiser und Reich und unser sächsisches Herrscherhaus, in welches alle Festteilnehmer begeistert mit einstimmten. Dem wackeren Vorstand, der seinem Vereine so treffliche Dienste leistet und durch seine aufopfernde Thä- tigkeit und wahr« Begeisterung dem Verein jederzeit vorsteht, sowie allen anderen, die zum Gelingen dieses Festes, welches zu den schönsten zählt, die je in unsrer stillen, schlichten Ge meinde gefeiert wurden, mit beigetragen haben, sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt. — Die zweite Kammer der Ständeversammlung hat in ihrer vorgestrigen Sitzung die Gesetzesvorlage betreffend die Einführung einer Vermögenssteuer, gegen die 7 Stimmen der Abg. Gräfe, Grumbt, MattheS, Neidhardt, Preibisch, Reinecker und Schneider angenommen. — Beschwerden über Eisenhahnverwaltungen. Gegen deutsche Eisenbahnverwaltungen sind im Jahre 1901 beim Reichseisenbahnamt 87 Beschwerden eingeloufen. Davon beziehen sich 39 auf die Eisenbahr-VerkehrSordnung, 6 auf daS internationale Uebereinkommen über den Eisenbahn- Frochiverkehr, 20 auf die Tarife und 16 auf andere Ge genstände. Dos ReichSeisendahnamt hat von diesen Be schwerden für begründet erachtet 11, als unbegründet ab- qelehnt 24, aus den Rechtsweg verwiesen 6. 46 Beschwerden sind an die zuständigen LandeSaussichtSbehörden oder an die Eisenbahn-Verwaltungen zur Erledigung abgegeben worden. — Ende Januar sind die kürzesten Tage nunmehr überwunden. Die Zeit, in der die Sonne am meisten mit dem Lichte kargte, liegt wieder hinter unS. Von Tag zu Tag steigt unser Zentralgestirn höher am Himmel empor und verweilt immer länger über dem Horizonte. In unserer Stube Einsamkeit dringt wieder goldener Sonnen strahl, und mit dem Lichte zieht wieder Lebenslust in unsere Brust und erfüllt unS mit seligem Frühlingshoffen. Wir Haden jetzt schon wieder neun Stunden Tag und die Mittagshöhe der Sonne ist wieder auf mehr als 20 Grad gewachsen, aus 6 Grad mehr als bei Beginn des JahreS. — Im Herbst 1902 wird eine größere Anzahl tropen dienstfähiger Dreijährig-Freiwilliger für die Besatzung von Kwutschau zur Einstellung gelangen. Ausreise: Frühjahr 1903. — Heimreise: Frühjahr 1905. Bauhandwerker (Maurer, Zimmerleute, Dachdecker, Tischler, Glaser, Töpfer, Mal-r, Klempner usw.) und andere Handwerker (Schuh macher, Schneider usw.) werden bei der Einstellung bevor zugt. Die dienstpflichtigen Mannschaften erhalten in Kiautschau neben der Löhnung und Verpflegung eine Teuerungszulage von 0,50 Mark täglich, die Kapitulanten eine Ortszulage von 1,50 Mark täglich. Militärdienst, pflichtige Bewerber, von kräftigem und mindestens 1,67 Me ter großem Körperbau, welche vor dem 1, Oktober 1883 geboren sind, haben ihr Einstellungsgesuch mit einem auf dreijährigen Dienst lautenden Meldeschein entweder dem 2. Seebataillon in Wilhelmshaven: zum 3. Seebataillon und die Marinefeldbatterie, oder der 3. Matrosenartülerie- Abteilung in Lehe: zum Dienstantritt für die Matrosenar tillerie Kiautschau (Küstenartillerie) möglichst bis Ende Februar 1902, spätestens bis zum 1. August 1902 ein zusenden. Kamenz, 30. Januar. An der am 4. und 5. Fe bruar innerhalb der 3. Division Nr. 32 stattfindenden Win terfelddienstübung wird auch daS 13. Infanterie-Regiment Nr. 178 teilnehmen. Gutem Vernehmen nach rückt das selbe, zu zwei kriegsstarken Kompagnien formiert, bereits am 3. Februar hier ab, um sich zunächst in die Gegend von Bischofswerda, später nach Stolpen zu begeben. In der Nacht vom 4. zum 5. Februar ist ein größerer Teil deS Regiment« in Bischofswerda in engen Quartieren unterzu bringen. Die Divisionsübung wird sich voraussichtlich haupt sächlich auf die Umgegend Pirna'S, und zwar daS Gelände rechts der Elbe, erstrecken. Bei einer gestern abgehaltenen Felddienst übung zweier Kompagnien de» Regiment« Nr. 178 kamen beim Orte Nebelschütz zwei feindliche Patrouillen in derartig nahe Berührung, daß bei dem daraus entstehenden kleinen Ren- kontre sich die Platzpatronen-Ladung de« Gewehres eine« Soldaten entlud. Der Schuß traf den Gegner desselben leider so unglücklich in die Hand, daß die dadurch verur sachten Verletzungen anscheinend schwere find.