p: 5. Jahrgang * Dresden, den 1. Sept. 1930 » Nummer 8 Monatsbeilage zum Sächstschen Gärtnerblatt 8 dem Amtsblatt der Fachkammer für Gartenbau ° Jür unsere Lehrlinge' Wom Kalk (Fortsetzung von Seite 30) Zur Gewinnung von einem Doppelzentner Zucker sind 30 bis 35 ÜA Kalkstein erforderlich. Im Verlauf des Fabrikationsganges schei det der Kalk mit dem sogenannten Scheideschlamm wieder aus; eine ähnliche Nolle spielt er bei der Gewinnung von Essigsäure und anderen organischen Säuren. Zahnpasten werden aus gefälltem kohlensauren Kalk oder Schlämmkreide in feinster Verteilung hergestellt. Für die Erzeugung von Soda werden jährlich große Mengen Kalk verbraucht, ebenso zur Bereitung der Pottasche. Ein Hauptbe standteil des keimtötenden, vielgebrauchten Chlorkalkes ist, wie schon der Name sagt, Kalk. Die bleichende Wirkung des Chlorkalkes wird in hohem Maße in der Textil- und in der Papierindustrie aus genutzt. Auch an der Färberei ist der Kalk nicht ganz unbeteiligt, wie er überhaupt in der Farbstosfindustrie und weiter in der gesamten chemischen Industrie als billigste Base (d. h. Säurebinder) eine wichtige Rolle spielt; wegen dieser letzten Eigenschaft wird er auch in den Drahtziehereien (nach dem Säurebad) und in vielen anderen Fällen gebraucht. Glyzerin, dessen wohltätige Wirkung auf die Haut jeder kennt, entsteht bei der sogenannten Kalkverseifung. Zur Kerzenbeleuchtung, die früher weit verbreitet war, greift man auch heute noch, wenn eine Störung in der Gas- oder Elektrizitätsversorgung eintritt: auch zur Gewinnung des Stearins der Kerzen bedurfte es des Kalkes. Als in den ersten Nachkriegsjahren die Stromversorgung häufiger aussetzte, wurden in den Wohnungen oft Azetylenlampen gebrannt, wie man sie heute noch bei Straßenhändlern und auf Straßenbaustellen sieht und wie sie bisweilen auch noch von Radfahrern und an Kraft wagen verwendet werden. Das leuchtend brennende Azetylen wird in diesen Lampen durch Benetzen von Kalziumkarbid (oft kurz Karbid genannt) mit Wasser erzeugt. 100 KZ Kalziumkarbid erfordern fast vO ÜA Branntkalk; es wird auch noch zu anderen Zwecken in der Industrie in großen Mengen verbraucht, so zur Herstellung des Kalk stickstoffes, der ein sehr wichtiges Stickstoffdüngemittel ist. Wer kennt nicht die hohe Bedeutung des Kalkes für das Bau wesen! Hier hat der Kalk von den ältesten Zeiten bis in die Neuzeit