8 8 » E 8 8 y 6. Jahrgang * Dresden, den I.Mai 1930 * Nummer 5 Jür unsere Lehrlinge Monatsbeilage zum Sächsischen Gärtnerblatt dem Amtsblatt der Fachkammer für Gartenbau Erwandert die Keimst! Wenn sich die Leute einmal an all dem Fahren und Reiten und Gleiten und Fliegen sattgetummelt haben, dann werden sie wieder an fangen zu Fuß zu gehen. Man setzt ein Bein vor das andere, einmal das rechte, dann das linke, und immer so fort, bis man an Ort und Stelle ist — das ist das einfachste, verläßlichste und vornehmste Weiter kommen. Und auch das angenehmste. Aber noch weit mehr, es ist das gesündeste, das ergötzlichste und das lehrreichste. Ich habe meiner Lebe lage viele Reisen gemacht, und die schönsten Erinnerungen habe ich von den Fußwanderungen her. Alle Landschaften und andere Dinge, an denen ich vorübergefahren bin, sind fast vergessen, nur die Gegen den und Menschen, zu denen mich die Füße geführt, habe ich noch als Eigentum in meinem Kopf. Peter Rosegger Süddeutsche Hemüsetreiöerei iu Mistbeeten Für viele sächsische Junggärtner dürfte es von Interesse sein, Einblick in einen Gemüsebaubetrieb der Augsburger Gegend zu bekommen. Es ist da manches anders, denn die Marktverhältnisse sind nicht die gleichen wie in Sachsen. Aber die durch Erfahrung und Ueberlieferung ganz besonders ausgebauten Fruchtfolgen bringen wirtschaftliche Erfolge, so daß mancher Junggärtner für die spätere Berufsausübung hieraus etwas lernen dürfte. In mittleren Gärtnereien, in denen es noch keine Blocks und Gemüsetreibhäuser gibt, wird die gesamte Treiberei und Pflanzenan zucht für die Freilandpflanzung in Mistbeeten gehandhabt. Mancher für Sachsen nicht geläufige Fachausdruck wird erst zu erläutern sein. Ein Mistbeet in üblicher Größe, welches 6 Fenster (1mX1,45m groß) hat, wird als „Länge" bezeichnet. Der Name „Länge" rührt von den Deckbrettern her, die etwas länger als 6 m und durchschnitt lich 30 ein breit sind. Demzufolge ist eine Doppellänge 12 in lang und faßt 12 Fenster. Mit 5 Deckbrettern wird parallel zu den Wegen flach gedeckt. Bei Regen und Schnee wird mit 6 Brettern dachziegelartig gedeckt, damit das Regen- und Schneewasser ablaufen kann. Dies nennt man „dächeln". Das Decken geschieht zu zweien; bei einer Doppelläuge wird in der Mitte ein Quer-, Zwischen- oder Ueberlegbrett aufgelegt, welches dem zweiten Manne beim Decken die Auftrittsmöglichkeit gibt.