F 8 z Jür unsere Lehrlinge 8 Monatsbeilage zum Sächsischen Gärtnerblatt 8 8 dem Amtsblatt der Fachkammer für Gartenbau 8 Z - H § 4. Jahrgang * Dresden, den I.Nov. 1929 » Nummer 11 § Won den Ilechten In verwahrlosten Obstanlagen fallen Euch jetzt, nachdem der Herbstwind die Blätter zum Fallen gebracht hat, Obstbäume und Beerenobststräucher auf, deren Stämme und Neste von Flechtenüber zügen ost vollkommen überwuchert sind. Auch bei Wanderungen im Erzgebirge werdet Ihr an den Straßen- und Waldbäumen ein ähnliches Bild sehen; oft sind diese mit den langen Bartflechten so stark be hangen, daß sie einen gespenstigen Anblick gewähren. Die Flechten brauchen zu ihrer Entwicklung Feuchtigkeit; sie siedeln sich deshalb hauptsächlich aus der Nord- und Ostseite an und meiden die Südseite mit den heißen Mittagstrahlen. Der Flechtenkörper, der uns als einheitliches Gebilde erscheint, besteht aus einer eigentümlichen Vereinigung von Pilzen und Algen, die sich gegenseitig Nutzen bringen. Der Pilz bezieht von den assimi lierenden Algen fertig gebildete Baustoffe, insbesondere Eiweißstoffe und Kohlehydrate, er stellt dafür den Algen Wasser und Rohstoffe zur Verfügung und speichert sie für den Bedarf der Algenzellen. Pilz und Alge haben ihre Selbständigkeit aufgegeben und kommen nur noch in diesem Zusammenleben vor, das mit dem Fremdwort als Symbiose bezeichnet wird. Die Flechten an den Bäumen sind keine Schmarotzer oder Parasiten. Mit ihren Heftorganen dringen sie nur in die tote Borke ein. Aber sie schädigen die Bäume dadurch, daß sie die Atmung be hindern. Da sie auch viel Wasser speichern, bildet sich an den Bäumen im Winter leicht Glatteis, das schädlich ist. Schädliche Insekten finden unter den Flechten eine schützende Winterherberge. Der Obstgärtner kratzt deshalb während des Spätherbstes die Stämme und Neste ab und sam melt das Abgekratzte in untergelegten Tüchern, um es zu verbrennen. Im Gebirge steigen die Flechten am höchsten von allen Pflanzen. Als unscheinbare Schuppen, die sich enge an das Gestein anschmiegen und oft erst beim genauen Hinsehen entdeckt werden, sind fie un ablässig tätig, das harte, unfruchtbare Gestein in fruchtbaren Erd boden zu verwandeln. Sie scheiden Flechtensäuren aus, die ebenso, wie die beim Atmen gebildete Kohlensäure, die Mineralien zersetzen. All mählich zerfällt der Flechtenkörper und bietet mit der dünnen, zersetzten Steinschicht Moosen die Möglichkeit, sich anzusiedeln. Zwischen den Moosen sammeln sich allerlei staubige und erdige Teilchen; die Erd-