Keckstes Kapitel. Ist das Lhaos doch, beim Himmel! Wie ein Maskenball zu achten. welch ein wunderlich Getümmel Allerlei verschiedner Trachten! Goethe. V^en nächsten Tag brachte Goethe größtenteils bei dem KI Herzoge im Fürstenhause zu; es drängte ihn, der Herzogin Luise seine Aufwartung zu machen, deren Bild ihm im Glanz idealer Reinheit und edelster Weiblich keit vorschwebte. In einem hübsch ausgestatteten Salon des ersten Stocks im Fürstenhause saß um die Mittagsstunde Luise von Hessen-Darmstadt mit ihren beiden Hofdamen Hen riette von Wöllwarth und Adelaide von Waldner. Die Herzogin war eine schlanke, fast magere Gestalt und achtzehn Jahre alt; ihr ernstes blaues Auge, ihre matte Gesichtsfarbe, die stille Gleichmäßigkeit ihrer Züge und ihres Benehmens gaben ihr etwas knospenhaft Unent wickeltes. Sie trug nach dem Zeitgeschmack ein weißes Batistkleid, einen goldenen Gürtel, lange Filethand schuhe ohne Finger und ein umgestecktes Spitzentuch, ihr hellbraunes Haar war mit einem goldenen Kamm ausgenommen. Die blühende, lachende Adelaide von Waldner sah neben der Fürstin wie eine Rose neben einer Lilie aus.