Zwölftes Kapitel. Ihr Freunde, sslatz! weicht einen kleinen Schritt! Seht, wer da kommt und festlich näher tritt. Sie ist es selbst; die Holde fehlt uns nie; wir sind erhört, die Musen senden sie. Ihr kennt sie wohl; sie ist's, die stets gefällt; Als eine Blume zeigt sie sich der Welt: Zum Muster wuchs das schöne Bild empor, vollendet nun, sie ist's und stellt es vor. Ls gönnten ihr die Musen jede Gunst, Und die Natur erschuf in ihr die Kunst. So häuft sie willig jeden Reiz auf sich, Und selbst dein Name ziert — Korona — dich. Sie tritt herbei. Seht sie gefällig stehn! Nur absichtslos, doch wie mit Absicht schön. Und hocherfreut seht ihr in ihr vereint Lin Ideal, das Künstlern nur erscheint. Go et he. Goethe schickte sich an, nach Leipzig zu fahren. Acht vl Jahre lagen zwischen der Zeit, da er, ein unreifer Züngling, krank und mutlos dort seine Studien be schlossen hatte und zu seiner Wiederherstellung in das elterliche Haus nach Frankfurt heimgekehrt war. Unter den zahlreichen Erinnerungen an Leipziger Bekannt schaften blieb vor allen ein anmutiges Mädchenbild in seinem Gedächtnisse bewahrt. Damals war die von ihm in anonymen Gedichten Gefeierte kaum dem Kindes- alter entwachsen, aber als Künstlerin bereits angestaunt und angebetet. Zetzt war sie aus der holden Knospe zur vollentwickelten Blüte, aus der vielversprechenden Anfängerin zur Meisterin in der Kunst des Gesanges