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Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstratze N». » Druck und Verlag von E. L. Förster» Erben (Inh. I. W. Moyr) Schriftleiter: I. W. Mohr inBulSnttz Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der. Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt hauptblatt uni Slteste Zeitung in den Orych.ften de» Pnlrnitzer «wl-gertcht-b-zirks: PulSnitz, Pulsnitz M. G., Großröhrsdorf, Breinig, HouSwalde, Ohorn, Oberstein,, Niederstein«, Weikdsa, Over, und Riederlichten«u, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelb«ch, Großnaundorf, Lichtenberg, Slein-DittmannSdors «nzeigen.Grundzahlen in RM: Die 42 mm breite Petitzeile (Mofie'SZeilenmeffer 14) RM 0.25, in der AmtShsuptmannschaft Kamenz RM OLO. Amtliche Zeile RM 0.75 und RM 0.6V. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Catz 50 °/, Austchlag. 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Im Haushaltausschuß des Reichstages wurden die Vorschüsse auf die Beamtenbesoldung festgesetzt Der Deutschnationale Parteitag in Königsberg wurde am Donnerstag geschlossen. Die Lotterieschwindlcr stehen vor Gericht. Bei Blankenburg (Thüringen) stürzte ein Verkehrsflugzeug ab Die Zahl der an Paratyphus Erkrankten in Osnabrück hat sich aus 160 erhöht. Eine Frau ist an den Folgen deS Typhus bereits gestorben, während ein großer (Teil der Erkrankten sich auf dem Wege der Besserung befindet. Wie die Berliner Morgenblätter aus Schanghai berichten, haben infolge eines Zwischenfalles in der japanischen Konzession in Hankau die Japaner 200 Matrosen gelandet und den Zerstörer Urakaze, der nach Schanghai unterwegs war, zurückgerufen. In dem holländischen Ort Blerik ist eine sehr arme Familie, bestehend aus Eltern und sieben Kindern, verhaftet worden, weil sie mit sehr primitiven Mitteln holländische Gulden und kleinere holländische Geldstücke gefälscht hatten. Mylornakulönsie statt Abröstung. Die achte Dölkerbundversammlung ist immer noch in Dens am Werk. Nachdem über die bisherige Ergebnislosig keit der Verhandlungen die Spatzen das Nötige von den Dächern gepfiffen haben, hat man sich jetzt bemüht, wenig stens einen Erfolg buchen zu können. Man hat eine Formel üt«r Weg und Ziel der Abrüstungspolitik gefunden, die allerdings reichlich verzwickt gehalten ist, so daß man un willkürlich an das lieblose Urteil des alten Blücher über die Künste der Federfuchser erinnert wird. Man kann ungefähr ahnen, was für diplomatische Künste nötig waren, um eine Entschließung, eine Resolution zu formulieren, die einiger- Maßen wenigstens die Meinungen des deutschen und des französischen Abgesandten, des Grafen Bernstorff und des Herrn Paul-Boncour, vereint. Man wird das Verdienst des Grafen Bernstorff immerhin das eine anerkennen können, daß er den Abgesandten in Eens einige Erörterungen machte, die besonders den Fran zosen nicht gerade lieblich in die Ohren geklungen sein wer den. Nicht witzlos schloß Gr Bernstorff seine Ausführungen damit, daß er zwei der den ^rutschen angedotenen Maximen iurückweisen müsse, nämlich das Warten und dasH offen. Annehmbar sei für Deutschland nur der dritte Leitspruch, nämlich Handeln, — gewiß e.ne verständliche Meinung Nach jahrelangen Vertröstungen. Nun haben zur Abrüstungsfrage die Mitglieder des in Ems zusammengetretenen Versammlungsausschusses eine Entschließung gefaßt, die von allen Ausschußmitgliedern an genommen wurde, der Deutschland, Frankreich und Groß britannien zustimmten, die zweifellos auch die Zustimmung der Genfer Vollversammlung und des Dölkerbundrates fin den wird. Die Fassung dieser Resolution ist außerordentlich gewunden und zeigt, daß man alle diplomatischen Künste hat springen lassen. Folgendes wurde vorgeschla gen: Der schon bisher in Tätigkeit befindlichen vor bereitenden AbrüstungskImmission soll der Lölkerbundrat neue Instruktionen erteilen, die auf Ein berufung eines neuen Komitees hinauslaufen, das aus ollen in der vorbereitenden Kommission vertretenen Dölkerbundstaaten bestehen und zur Aufgabe haben soll, das Studium der Maßregeln zu verfolgen, die geeignet sind, allen Staaten die nötigen Garan- tien des Schiedsgerichts und der Sicherheit zu geben, damit sie dcs Niveau ihrer Rüstungen in einem internationalen Rüstungsabkommen auf die möglichst niedrigen Ziffern fest- stßen können. Fürwahr, ein Meisterwerk der Diplomatensprache und Diplomatenart. Man beachte: vorbereitende Kommission — Komitee — Studium der „Maßregeln". Diese Formulie rung — die im übrigen mit den erforderten Garantien des Schiedsgerichts und der Sicherheit dem französischen Stand punkt ausdrücklich gerecht wird — könnte das Fortschreiten "er Sache selbst erfolgreich auf die lange Bank schieben, wenn nicht auch in die vom Ausschuß angenommene Entschließung °or deutsche Antrag ausgenommen worden wäre, daß zunächst die begonnenen Vorarbeiten für die Abrüstungskonferenz beschleunigen sind und daß bei diesen Vor- ocheiten die Arbeiten in der Sicherheitsfrage nicht mit der eigentlichen Abriistungsfrage verquickt, sondern einem dafür besonders zu bildenden Komitee zugewiesen werden. — ^ian hofft, daß der Vorbereitungsausschuß für die Ab- Estungskonferenz bereits im November seine Arbeiten wird kufnehmen können. — , , Wird sich die Erwartung verwirklichen, daß die Staaten f Am Austrag von Konflikten nicht so sehr der eigenen i ^Ästung vertrauen, sondern daß die schlichtende Wirksamkeit ' WWS IkS IkMMWltt MeWkS Der polnische Schulterrvr in Ostoberschlesien Dr. Köhler über die Besoldungsvorlage — Die sächsische Industrie zum Handelsvertrag mit Frankreich — Die Lage in China -^Königsberg. Bei der Aussprache über die Referate erklärte Neichsinnenminister v. Keudell zur Flaggcnfrage, Reichswehrminister vr. Geßler habe ihm in eingehenden Be- sprechungen mitgeteilt, daß er die Absicht gehabt habe, den Flaggenerlaß für die Reichswehr im Kabinett zur Sprache zu bringen und beraten zu lassen. Unsere po litischen Gegner aber haben durch Indiskretion erreicht, den Erlaß vorher in die Oeffentlichkeit zu bringen. Dadurch wurde verhindert, daß der RLichsWehrminister den Flaggen erlaß dem Kabinett vorlegen konnte, und erreicht, daß ins besondere auch die deutschnationalen Mitglieder des Reichs kabinetts nicht vor der Veröffentlichung zu den Anordnun gen des Reichswehrministers Stellung nehmen konnten. Staatsminister a. D. Wallraf überbrachte einen Gruß aus dem Westen. Noch immer, so betonte er, seien wesent liche Erleichterungen in der Rheinlandbesetzung nicht einge treten. Mr haben in Genf ein vor aller Oeffentlichkeit und in aller Deutlichkeit erwartetes Wort vermißt von der allge meinen schweren Enttäuschung, die in Deutschland über diese Entwicklung der Dinge herrscht. Unter voller Aufrechterhal tung unseres ernsten Verständigungswillens scheinen mir für die Außenpolitik besonders geboten: die aktive und zähe Be kämpfung der Kriegsschuldlüge, die Forderung auf Abrüstung der anderen, und schließlich müssen wir verlangen, daß uns endlich die Schlußsumme unserer Entschädigung bekanntge- geben wird. Die neueste Methode der Linken und vor allem auch amtlicher Stellen, durch behördlichen oder wirtschaftlichen Druck die schwarzweißroten Farben zu ächten, zwinge zu scharfem Widerstand. Zu dem Thema „Preußen und der Osten" führte der Bevollmächtigte Ostpreußens im Reichsrat und Vorsitzen der der Arbeitsgemeinschaft im Preußischen Staatsrat, Frei herr v. Gayl, u. a. aus: „Ostpreußen verlange mit Recht, daß die deutsche Politik endlich mehr als bisher ihre Auf- merksamkeit nach Osten wende. Der Redner wies auf die wirtschaftliche und kulturelle Not Ostpreußens hin und er klärte, in dem Gegensatz zwischen Reich und Preußen liege eine der schwersten Hemmungen planmäßiger Arbeit für die Führung und Erhaltung des preußischen Ostens. Dieser Gegensatz müsse, je früher, desto besser, beseitigt werden. Das könne nur durch eine Revision der Neichsverfassung erreicht werden. Die Verhandlungen am Donnerstag wurden mit der Verlesung eines Danktelegramms des Reichspräsidenten auf das Huldigungstelegramm durch den Parteivorsitzenden, Graf Westarp, eingeleitet. Graf Westarp fügte der Verlesung hin zu, daß Gruß und Gegengruß der Partei die Verpflichtung auferlegte, alles zu tun, um das deutsche Volk von der Schmach der Schuldlüge zu befreien und, dem Vorbilde des Generalfeldmarschalls folgend, unbedingte Hingabe im Dienste des Staates zu üben. Darauf wurden die sachlichen Beratungen fortgesetzt. Gewerkschaftssekretär D u d e y - Duisburg sprach über „Leutschnationale Sozial politik". Zur Erringung der Freiheit für die gesunde Fort entwicklung des deutschen Arbeiterstandes sei die Befreiung des gesamten deutschen Volkes aus fremdländischer Knecht schaft erforderlich. Die Deutschnationale Volkspartei regiere nicht ohne oder gegen die Arbeiter, sondern mit der Arbeiter schaft. Reichstagsabgeordneter Oberfohren ging auf die praktischen Fragen der tSeuernöte des selbständigen Mittel standes ein. Seine Kritik gipfelte in dem Satz: Die öffent lichen Verwaltungen sollen nicht wirischaften, sondern ver walten. Er wies nach, wie schon dadurch, daß bei allen Ar beiten der öffentlichen Hand die Spesen der Steuer fortfielen, eine solche Bevorzugung vorhanden sei, daß niemand kon kurrenzfähig bleibe. Unter brausendem Beifall der Versamm lung rief er aus: Wenn der deutsche Mittelstand dieses Vor recht der Steuerlosigkeit wie der Fiskus hat, wird er mit jedem konkurrieren können, selbst im Schlaf. Der Vorsitzende des Landbundes, Graf Kalckreuth, stellte fest, daß er dem bisherigen Ergebnis des Reichspartei tages zustimme. Hart, ohne jede Ausschmückung, stellte er die einzelnen Punkte zusammen: 1. Die Grenzziehung im Osten ist geschichtlich und politisch unsinnig und wirtschaftlich unmöglich. 2. Von geborgtem Gelde kann auf die Dauer weder der Staat noch der einzelne leben. 3. Die größte wirtschaftliche und sittliche Kraft Deutfchlands ruht in der deutschen Ackerscholle. Sie muß im Sinne des Vaterlandes verwaltet wevden. Der polnische Schulierror in Ostoberschlesien. Diede utschenPrüflingebestehendieSprach- prüfungmeistensnicht. Kattowitz. Die polnische Presse berichtet über das Er- aebnis der Schulprüfuugen durch den Schweizer Schulsach mann Mau- er in den Kreisen Nybnik und Ple». Da nach sollen die Prüfungen für die deutsche Minder- heitsehrungünstig ausgefallen sein. In vielen Orten soll nicht ein Kind die Prüfung bestanden haben, so daß a l l e Kinder der polnischen Schule sugeführt wur de«. In Ober-Wildsa hätten nur zwei von 23 Prüf- fingen die Sprachprüfung bestanden. Eine Nachprüfung der Richtigkeit dieser Meldung der polnischen Presse ist vorläufig nicht möglich. Obgleich 51 Eltern in Koschentin, Kreis Lublimtz, ihre Kinder für die deutsche Minderheitsschule angemeldet hatten, bleibt diese noch immer geschlossen. Der Schulstreck dauert nun schon fast einen Monat. Da die Eltem sich weigern, ihre Kinder nach der polnischen Schule zu schicken, gingen in den letzten Tagen mehrere Polizeibeamte von Haus zu Haus, um die Eltern r ihrer Weigerung abzubringen. Teilweise wurde sogar gedi die Kinder mit Ketten gefesselt unter Polizei^ ung in die Schule zu bringen. Hierbei fielen auch Drohungen, daß man die Kinder in eme Zwangserziehungsanstalt bringen und die Eltern aus dem polnischen Staatsgebiet ausweisen werde. Dr. Köhler über die Besoldungsvorlage. Die Vorschläge des Ministers angenommen. Berlin. Zu Beginn der Beratungen -es Haushalts ausschusses des Reichstages am 22. September ergriff Reichsfinanzminister vr. Köhler das Wort zu folgenden Ausführungen: Der Reichstag habe im Juli d. I. beschlossen, daß, wenn die Vorlage der Neuregelung der Beamtenbesoldung vor dem 1. Oktober d. I. nicht mehr verabschiedet werden könne, der Hauptausschuß über eine Ermächtigung zu Ab schlagszahlungen zum 1. Oktober d. I. Beschluß fassen werde. Inzwischen sei die Vorlage mit den Ländern verhandelt worden. Er hoffe, spätestens am Montag die Vorlage dem Reichsrat übermitteln zu können. Sie sei in grundsätzlichem Einvernehmen mit Preußen fertiggestellt worden. Die in der Oeffentlichkeit aufgestellte Behauptung, er, der Minister, habe sich mit der Ab schaffung der Kinderzulage beschäftigt, sei eine Unwahrheit. In der Oeffentlichkeit scheine die Tatsache ver schwunden zu sein, daß die Beamten drei Jahre lang mit ihren Bezügen auf der Stelle treten mußten, wahrend um sie herum Preis- und Lohnerhöhungen stattfanden. Ks sei ihm gelungen, sein 'Versprechen einzulösen, die Beämten- besoldungserhöhung ohne eine Erhöhung der Reichs st euer durchzuHühren. Bei der Ausgestaltung der Vorlage habe er nicht bloß auf die Reichsfinanzen Rücksicht genommen, sondern vor allem auch aufdieLänderund Gemeinden. Dem Verlangen nach einer Abänderung des Finanzausgleiches könne aber nicht entsprochen werden. Er hoffe, daß die Ueberweifungs st euern höhere Be träge ergeben würden, als man angenommen habe. Eine Erhöhung der Realsteuern in Ländern und Gemeinden aus Anlaß der Uebernahme der Reichsbesoldungsordnung auf Länder und Gemeinden würde außerordentlich un erwünschte Rückwirkungen ergeben. Was die Besoldungsordnung selbst angehe, so bestehe die Hauptänderung darin, daß das System oer Schlüsselung abgeschafft und dafür die automati sche Ausrückung in die Anfangs- wie in die Auf- rückungsstufe getreten sei. Das System der Verzahnung sei grundsätzlich beibehalten worden. Die Frauenzulage sei in die Grundgehälter hincingearbeitet worden. Da keine Veranlassung vorliege, den Ledigen auch diese Frauenzulags zu gewähren, sei versucht worden, sie von den unverheirateten Beamten an anderer Stelle wieder hereinzubekommen. Das System der Kinderzulage sei beiüehalten, aber vereinfacht. Sie betrage allgemein 20 Mark monatlich. Ferngelegen habe der Regierung, wie in den Zeitungen be hauptet morden sei, etwa für die Offiziere besondere Vorteile herauszuholen. Ich bitte Sie, so erklärte der Mi-