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pulsnHerIayeblait Bezirksanzeiger — — — «rsch«i»t a« §«»«« M«,»ta, — — — Lm Falle höherer Gewalt — Sriea. Streik oder sonstiger irgend welcher Störung de« Beiriede» der Zeitung oder der Beförd.nmg»eiurtchtungen — hat »er Be»ieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück- »ahlung de» Bezugspreise». — Wöchentlich O.SS SM bei freier Zustellung ; bet Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 NM freibleibend —Bank. Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz uiid Commerz, und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in SiM: Vie 42 m« breite Petitzeile (Moffe'SZeilenmcffer 14) RM 0.28, in der AmtShauptmannschast Kan enz RM 0.20. Amtliche Zeile RM0.75 und RM0.60. Reklame NM 0.60. Tabellarischer Satz 50»/. Aufschlag. — Rei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebübren durch Klage oder in KonkurSföllen gelangt der ovlle Reitnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bi» */,10 Uhr vormittag« eingehende Anzeigen finden am gleichen Tag« Aufnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Kamenz, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Grotznaundors und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Haupwlatt uni älteste Zeitung in den Ortschaften de» Pul«nttzrr Amt-gerichtSbeztrk»: Pul-nitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bremio, HauSwalde, Oyorn, Oderfietna, Niedernetna, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdorf, Lhiemendors, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, K rir.Dittmannrdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße N». 8 Druck und Verlag von S. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 128 Das Wichtigste Die russischen Vertreter sind aus London abgereist. Das Zentrum wird voraussichtlich Dr. Wirt nicht aus der Partei auS- schließen. In Mainz ist eine Werbezentrale ausgehoben worden, die für die Fremdenlegion warb. Durch die Wirbelsturmkatustrophe im EmSgebiet sind mehr als 20 Per sonen schwer verletzt worden. Nach Meldungen aus Newyork wurden an der Küste von New Jersey drei Erderschütterungen verspürt, die sich bis 60 Meilen in das Innere des Landes erstreckten. An vielen Orten stürzten die Schornsteine ein und im Asbury Park gingen FelSmaffen auf die darunter liegenden Gebäude nieder. Auf Wunsch des Deutschen Beamtenbundes fand gestern nachmittag eine Aussprache des Vorsitzenden und einiger Vorstandsmitglieder des Deutschen Beamtenbundes mit dem Grafen Westarp als dem Vorsitzenden der Deutschnationalen Volkspartei im Reichstage statt. Nach Mitteilung des Statistischen Reichsamtes wurden im Mai d. I. durch den Reichsanzer 464 neue Konkurse — ohne die wegen Masse- Mangels abgel hnten Anträge auf Konkurseröffnung — und 128 angeordnete Geschäftsausfichten bekannt gegeben. Die entsprechenden Zahlen für den Vormonat stellen sich auf 421 bezw 123. Unter dem Vorsitz des Prinzen Carl hielt das Schwedische Rote Kreuz am Mittwoch seine Jahrestagung in der schwedischen Hauptstadt ab. Es umfaßt gegenwärtig etwa 78000 Mitglieder und seine Aktiva belaufen sich auf rund 11 Millionen Kronen. Nach einer Berliner Morgenblätte-meldung aus Newyork beabsichtigt der Fli-ger Chamberlain in den nächsten Tagen einen Ozeanflug mit Berlin al« Ziel anzntreten. MW md fWsche Angelegenßeittn Schützenfeste Die Zeit der Schützenfeste ist nahe. In Stadt und Dorf, überall in deutschen Landen werden die Schützenvereine und -gilben wieder ihre frohen Feste feiern. Ein frischer, fröhlicher Zug geht durch die Reihen der Schützrn, die hier alljährlich im kameradschaftlichen Beieinander die Probe ab legen, ob Auge und Hand noch klar und ruhig sind. Schützenfest, es ist eine alte deutsche Sitte, die Jahrhunderte überdauert hat und sich weiter erhalten wird, solange noch die Freude am Büchsenschießen vorhanden ist. Schützenfest, das hat einen frohen Klang und einen ganz besonderen intimen Reiz in den kleineren Städten, wo ein jeder den anderen kennt und sogar mit dem König auf dem Duzfuß steht. Wieviele unserer Leser werden vielleicht ihre schönsten Jugenderinnerungen mit einem solchen Schützen fest verknüpfen, wo die Bewohner aus Stadt und Land bei strahlendem Sonnenschein mit hinausziehen auf den Schützen platz. Ein Volksfest im wahrsten Sinne des Wortes mit Zucker- und Würfelbuden, warmen Würstchen und Blechmusik, die abends zum Tanz aufspielt. Trotz Charlestone und Fox trott, die auch hier ihren Einzug gehalten haben, haben all diese Schützenfeste ihre eigene Romantik bis auf den heutigen Tag, wenn sich auch Sitten und Gebräuche im Lauf der Jahrhunderte etwas geändert haben mögen. Und welcher Jubel, wenn abends der König im Triumphzug durch das festlich geschmückte Städtchen nach dem Markt geleitet wird. Schützenfest, das hat einen eigenen Klang. Ich wünschte manchem vom Großstadtleben gehetzten Menschen, er könnte einmal ein richtiges deutsches Schützenfest mitmachen in seiner ganzen jauchzenden Freude und dem ihm eigenen Stim mungszauber. Manches liebe Mal habe ich auch an glutenden Spätsommertagen im Schatten einer Dorflinde gesessen und dem verhallendem Schuß gelauscht da draußen am Schießstand, während es still war im Dorfe, nur Bienen um die Linde summten und Enten und Gänse sich im Dorfteich badeten. Schützenfest, das sind Tage mit Hellen, blanken Augen und lachender Freude im Herzen! Pulsnitz. lTurmblasen und -singen.) Die alte schöne Sitte des Turmblasen und -singen vor den Feier tagen, wie es in vielen großen und kleinen Städten üblich ist, soll nun auch bei uns eingeführt werden. Dieses Be streben ist dankbar zu begrüßen und wird bei Groß und Klein freudig ausgenommen werden. Pulsuitz. lPfingstsingen.) Der Männergesang verein „Liederkranz" Pulsnitz M. S. hält auch dieses Jahr bei günstigem Wetter ein Pfingstsingcn ab und zwar am Freitag, den S. Juni 1827 7». Jahrgang Die Russen aus London «bereift Rosengolz bleibt einige Tage in Berlin Offene Regierungskrise in Sachsen — Sturmlansen gegen das Kabinett Poincaree — Die Schutzbundtagung in Regensburg Die Pläne der Sowjetunion — Woroschilow lobt die rote Armee London. Der russische Geschäftsträger in London, Rosengolz, ist mit einem Teile seines Stabes aus Lon don abgereist. Das übrige Botschaftspersonal hat ebenfalls London verlassen, ebenso der Vorsitzende der Handelsdelegation und sein Stab. Rosengolz wird sich auf seiner Heimreise fünf Tage in Berlin aufhalten. Frankreich erklärt sich neutral. Besuch des französischen Geschäftsträgers in Moskau bei Litwinow. Der französische Geschäftsträger in Moskau hat dem steil vertret. Außenkommissar Litwinow einen Besuch abgestattet. Gr soll im Auftrage der französischen Regierun g erklärt haben, daß die französische Regierung im russisch-engli schen Konflikt Neutralität bewahren werde. Die französische Regierung habe der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die Sowjetregierung Maßnahmen treffen werde, um die russisch,»französischen Beziehungen nicht zu verschlechtern. Diese Erklärung wird russischerseits dahin ansqelegt, daß die Verhandlungen Tschitscherins i» Paris doch von einem gewissen Erfolg begleitet ge wesen seien. Der türkische Botschafter in Moskau besuchte ebenfalls Litwinow und gab der Sowjetregirrung von dem Abschluß des türkisch-jugoslawischen Vertrages Kenntnis. Tschitscherin will seinen Aufenthalt in Deutschland verlängern. Auch Litwinow will nach Deutschland kommen. Riga. Wie aus Moskau gemeldet wird, soll der rus sische Außenkommissar Tschitscherin angeblich wegen Krankheit seinen Aufenthalt in Deutschland verlängern. Wie aus gutunterrichteter Quelle mitgeteilt wird, soll die Verlänge rung des Aufenthalts Tschitscherins politischeGründe haben, und zwar soll Tschitscherin den Augenblick abwarten wollen, in dem die Ergebnisse der Iunitagung des Dölker- bundrates feststehen. In amtlichen russischen Kreisen wird mitgeteilt, daß Lit winow in der nächsten Zeit nach Deutschland kommen werde, um dort seinen Urlaub zu verbringen. Die Sowjets beschuldigen England der konterrevolutionären Spionage. -s Moskau. In der Versammlung des Moskauer Son ' nahm der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare Rylo Stellung zu dem englisch-russischen Bruch und erklärte, daß England keinerlei Beweise habe, daß die Sowjetregierung ihre Verpflichtung verletzt hätte. Dagegen sei erwiesen, daß die englische Spionagetätigkeit um Rußland sehr rege gewesen sei, und daß Eng land außerdem eine konterrevolutionäre Spionage besonders in der Ukraine und Transkaukasien getrieben habe. Obwohl die Sowjetregierung unwiderlegbare Beweise in Händen habe, habe sie keinen Alarm geschlagen und keinen Grund gesucht, die diplomatischen Beziehungen mit England abzubrechen. Umfangreiche Bestellungen für die Rote Armee km Ausland. - Riga. Die Sowjetregierung steht zurzeit in Verhand- lungen mit ausländischen Regierungen über die Unter- bringung von Bestellungen für die Rote Armee im Gesamt beträge von acht bis zehn Millionen Rubel. Die Flugzeugfirma Fokker hat Aufträge für neun Personenflug zeuge erhalten, die in Moskau zusammengesetzt werden sollen. Ferner sucht die Sowjetreglerung Bestellungen für acht Unter seeboote unterzubringen. Die Reise des Kriegskommiffars Woroschilow nach der polnischen Grenz« ist aufgeschoben worden. Der Kriegs kommissar beruft dieser Tage eine Konferenz sämt licher Oberbefehlshaber der Roten Arme« nach Moskau «in. Sturmlaufen gegen das Kabinett Poinear6. Paris. In Pariser parlamentarischen Kreisen sieht man mit gewisser Unruhe den nächsten Kammertagungen ent- gegen, denen man entscheidende Bedeutung für das Kabinett PoincarL beimißt. Auf der Rechten spricht man von einer Offensive gegen die Regierung und einer anti- ministeriellen Verschwörung. Man kündigt einen Angriff der Linken gegen das Kabinett bei der Beratung des Zünd holz-Gesetzentwurfes an. Es wird angenommen, daß bei dessen Scheitern dann eine neue Ausfallstellung in der Frage der Angleichung der Beamtenpensionen an die Aufbesserung der Beamtengehälter eingenommen werden soll. Der Ra- dikalsozialist Bouyssou wird trotz aller Bemühungen, auch seiner Freunde, die Absicht nicht aufgeben, die Beratung des von ihm eingereichten Gesetzesvorschlages am nächsten Diens tag zu verlangen. Dieser Antrag dürfte eine längere Dis kussion Hervorrufen, und man versichert in den Wandelgän- gen, daß Ministerpräsident Poincars die Forderung Bouyssous durch das Stellen der Vertrauensfrage abzu schlagen gedenke. In parlamentarischen Kreisen ist man ferner der An sicht, daß die Linke sich auch bei dem Scheitern eines zweiten Vorstoßes nicht zufriedengeben werde, und daß dann wahr- cheinlich die Fortsetzung der Beratung über den neuen ranzösischen Zolltarif neue Gefahren für >as Kabinett PoincarS bringen werde. Die Schutzbundtagung in Regensburg. Regensburg. Gelegentlich der Tagung des Deutschen Schutzbundes berichtete u. a. Rektor Matras von der Hauptleitung des deutschen Schulvereins Südmark über die Minderheiten der Tschechen und Slowenen in Oesterreich. Der Redner wies darauf hin, daß der ungemein starken Stoßkraft der Tschechen und Slowenen in Oesterreich ein fester Abwehrwille entgegengestellt werden müsse. Die Deutschen mühten wieder alle Berufe ergreifen, und um des Volksganzen willen genügsam sein. Der Zusammenschluß mit dem Reich sei ein Gebot der Notwendigkeit, Der Vorsitzende des Reichsbundes der Kinderreichen, Hans Konrad, sprach über „Die Selbsthilfe der Eltern im Rahmen der bevölkerungspolitischen Schutzarbeit". Er wies darauf hin, daß unsere vom Materialismus und Egoismus beherrschte Zeit die Forderungen der Wirtschaft höher als die der Familie und des Volkes stelle, statt umgekehrt. Fol gen davon sind der Zerfall der Familien und das Anwachsen der Fürsorge. Damit die Familie ihre schweren sittlichen Aufgaben erfüllen kann, wird die wirtschaftliche Sicherung auf gesetzlicher Grundlage erstrebt. Als Hauptmaßnahmen hierfür sind u. a. zu nennen: Berücksichtigung des Familienstandes bei der Be soldung der Beamten und Angestellten durch Ausbau der Kinderzulagen und Staffelung des Woh- nungsgeldzuschusses; Einführung einer Elternschaftsversicherung; Berücksichtigung des Familienstandes bei allen Steuer arten; Beschaffung von ArbeitfürFamilienväter, Devorrechtung der Familienväter unter gleichwertigen Bewerbern bei Vergebung von Arbeit, Anstellungen und Beförderungen; Förderung des Wohnungsbaues durch Mittel der öffentlichen Hand; Maßnahmen zum Schutze kinderreicher Familien bei Aufhebung der Wohnungszwanaswirtschaft Fahrpreisermäßigungen nach dem Muster der französischen Eisenbahnen, um dadurch Be suche der Familienangehörigen in Stadt und Land zu erleichtern und den Familiensinn zu schützen und zu er halten, Schulgeldermäßigungen u. a. Das Mitglied des Geschäftsführenden Frauenausschusses des Deutschen Schutzbundes, Frau Ludwine von Broecker, sprach sodann über „Die Weckung des Familiensinnes in der bevölkerungspolitischen SchutzaÄeit". Sie wies in ihrer Red« vor allem auf die Bedeutung des Muttertages hin. Die Pläne der Sowjetunion Riga, 2. Juni. Aus Moskau wird gemeldet, daß das politische Büro in verschiedenen Beschlüssen über die gegen wärtige politische Lage zum Ausdruck gebracht habe, das kein weiterer Schritt gegen England unternomen werden solle. Man erwartet von Großbritanien vorderhand völlige Genug tuung. Ferner sollen Maßnahmen zum Abschluß von Han delsverträgen mit Frankreich ergriffen werden und die Aner-