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Nummer 123 7S. Jahrgang Sonnabend, den 28. Mai 1S27 Amtlicher Teil Bekanntmachung Die seitens des 'Stadtrates erlassenen Vorschriften für den Bau und die Einrich tung von Kraftfahrzeughallen und die Polizeiverordnung über äußere Luftleiter zum Rund funkempfang liegen bis einschließlich 15. Juni 1927 im hiesigen Baupolizeiamte zu jeder manns Einsichtnahme während der Dienststunden öffentlich aus. Pulsnitz, am 28. Mai 1927. Der Stadtrat — Baupolizeiamt mmigmen «Iler Art in dem „Pulsnitzer Tageblatt" find von denkbar bestem Erfolg. Deutsche Kulturgemeinschaft isse auf die D vr. Stresemann auf der Iahrestagung des deutschen Auslandsinstituts in Stuttgart. -Stuttgart. Anläßlich des zehnjährigen Bestehens des deutschen Auslandsinstituts in Stuttgart hielt Neichsaußen- minister Or. Stresemann eine Ansprache, in der er be- tonte, daß das deutsche Boll das Recht habe, sich moralisch ebenso frei zu fühlen wie irgendein anderes Volk dieser Erde. Einen wesentlichen Aktivposten für unsere Außenpolitik sehe er in dem Verbundensein der deutschen Kulturgemeinschaft auf der Erde, das nie so stark gewesen sei wie nach dem ver lorenen Krieg. Die ganze Welt habe das Empfinden, daß die Deutschen die Möglichkeit hätten, wieder groß zu werden. Nichts schade uns mehr in dieser Beziehung als Mangel an Geduld. Zu warnen sei vor einem tragischen Optimismus, der glaubt daß wir über den Berg seien, aber auch vor jedem Pessimismus, der glaube, es werde doch nichts, weil es nicht so schnell gehe. Ein politisches Moment liege in den drei großen Ge danken, die ein Sinnbild des Jahrhunderts werden können: Frieden nach außen, Freiheit nach innen und Selbstbestim mung aller. Lasse man den Völkern diese Entwicklung, dann werde im Ringen der Böller Deutschland nicht der schlechteste Teil sein. Russische Schiffe meiden englische Häfen. Riga. Berichten aus Moskau zufolge hat die russische Regierung ein Verbot für russische Schiffe er lassen, englische Häfen anzulaufen. Die Lage in China — Niederlage der Kan- tontruppen Berlin, 28. Mai. Nach Morgenblätrermeldungen be stätigt sich die Nachricht von einer schweren Niederlage der Kantontruppen in der Provinz Honan. Die achte Armee der Kantonesen soll dabei völlig aufgerieben worden sein. Borodin soll mit sieben anderen Russen am Freitag morgen sich aus Hankau auf das südliche Flußufer begeben haben. Es verlautet, daß zwischen der Hankauer Regierung und Tschangkaischek ein Einvverständnis erzielt worden fei. Inzwischen hat der Reichsbankpräsident, vr. Schacht, in Stralsund anläßlich der Einweihung des neuen Stralsunder Reichsbankgebäudes Veranlassung genommen, die Wirtschaftslage abermals zu streifen. Er betonte, daß daraus hingearbeitet werden müsse, die Reichsbank wieder zum Barometer der Wirtschaft zu machen, und ging dann wieder auf die Situation an den deutschen Dörfer über. Troß der voraufgegangenen starken Kurseinbrüche be- zeichnete er abermals die Börsenspekulation für ungesund und die Kurse für zu hoch, genau so wie vor ihm Herr v. Siemens in der Schweiz. Die Lage an der Börse ist zurzeit völlig ungeklärt; eine durchgreifende Besserung hat sich bisher nicht durchsetzen können, da vor allen Dingen die Situation am Geld- und Kapitalmarkt äußerst ernst ist. Wie der Reichsbankpräsident ausführte, ist die Rsichsbank durch die wilde Börsenspekulation ungefähr - Berlin. Der russische Botschafter in Ber- li«, Krestinski, sprach im Berliner Auswärtigen Amt vor, um den Wunsch seinerRegieruna zu übermitteln, daß die Reichsregierung angesichts des Abbruchs der Beziehungen zwischen der britischen Regierung und der Sowjetregierung die Deutsche Botschaft in London mit der Wahrnehmung der russischen Interesse", in England beauftragen möge. Die Reichsregierung hat diesem Wunsche entsprochen. Die Areos soll nach Berlin verlegt werden. Ein Antrag der russischen Botschaft in Berlin. - Berlin. Die russische Botschaft in Berlin hat beim Auswärtigen Amt offiziell den Anttag gestellt, daß den Mitgliedern der Londoner Arcos-Gesellschaft die Einreise erlaubnis nach Deutschland erteilt werde, damit die Arcos, die England mit der diplomatischen Vertretung binnen zehn Tagen verlassen muß, die Abwicklung ihrer englischen Ge- schäfte von Berlin aus vornehmen kann. Man hat in Berliner diplomatischen Kreisen den Ein druck, daß die Reichsregierung auf Grund des Berliner Der- träges die Einreiseerlaubnis erteilen wird, wenn auch unter der Voraussetzung, daß es sich nur um die Abwicklung der Geschäfte mit England handelt. Ein englisches Weißbuch Vor Beginn der Debatte war im Unterhause ein Weiß buch verteilt worden, das die Ueberschrift trägt: „Die feindselige Aktivität der Sowjetregierung und der Dritten Internationale gegen Großbritannien". Der erste Teil des Buches ist mit Papieren angefüllt, die der Polizei bei der Durchsuchung der „Arcos" in die Hände fielen, Und der zweite Teil ent- hält Dokumente, die auf andere Weise in den Besitz des Londoner Auswärtigen Amts geraten sind. Darunter be finden sich Briefe, in denen sich Vorschläge und Winke über Mittel und Wege zur Ver breitung d,er bolschewistischen Propadanda gegeben wurden. Die englische Not« dem russischen Geschäftsträger überreicht. Loudon. Die englische Rote über den Abbruch der Be ziehungen zu Rußland ist am Freitag dem russischen Ge schäftsträger Rosengolz zugestellt worden. In russischen Kreisen wurde erklärt, daß die Lage als sehr ernst zu be- zeichnen sei, daß aber im Augenblick noch keine weitere Aus kunft gegeben werde« könne. um eine Milliarde Reichsmark geschädigt worden, da sie im letzten Monat für eine Milliarde Devisen verloren habe, was sich auch in den Ausweisen der Reichsbank widerspiegelt. Die Effektenkäufer haben sich Geld vom Ausland beschafft, und zwar in Beträgen, die für eine normale Wirtschaft zu hoch sind. Lange Arbeit wird nötig sein, um das, was wir ver- loren haben, wieder zu erarbeiten. Die Verfassung des Geldmarktes gibt der Börse ernst haft zu denken. Für tägliches Geld besteht der Satz von 4A bis 6 Prozent rein nominell, und für erste Firmen liegt er bereits wesentlich darunter. Schlimm sieht es aber für Geld auf. lange Sicht aus. Man befürchtet, daß der Ultimo in dieser Beziehung noch größere Schwierigkeiten bringen wird, da ein Angebot überhaupt nicht vorhanden ist. Ter mingeld kostet im allgemeinen bis zu 88 Prozent, während man für Geld, das zur Verlängerung von Verpflichtungen Das Wichtigste Der japanische KriegSministe,hat eine besondere Vollmacht erhalten, nach der er sofort 2000 Mann von den in der Mandschurei stehenden japanischen Truppen nach Nordchina werfen kann, wenn japanisches Leben oder Eigentum ihm bedroht erscheint. Die Schiffahrt zwischen Leningrad und London ist bereits eingestellt worden Nach einer Meldung aus Moskau hat der Schiffahrlstrust die Schiffe aufgcfordert, alle englischen Häfen und Schiffe zu boy kottieren. Die deutsche Botschaft in London ist mit der Vertretung der russischen Interessen beauftragt worden. Mussolini hielt in der italienischen Kammer eine große Rede über die Aufgaben des Faschismus. Die „Arcos" wird zur Abwicklung ihrer Geschäfte wahrscheinlich nach Berlin verlegt. Nach 6 Jahren Aufenthalt in der Fremdenlegion kehrte der Arbeiter Aschcwssly nach Deutschland zurück. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist die britische Flagge auf dem Bot schaftsgebäude gestern eingezogen worden. Die Mitglieder der brtti. scheu Mission haben Moskau verlassen. Im Parlament der südafrikanischen Union erklärte Premierminister, General Hertzog, Südafrika werde im Augenblick keine Maßnahmen ergreifen, um auch seinerseits die Handelsbeziehungen mit Sowjet- rußland der bestehenden diplomatischen Vorrechte zu entkleiden. Die Jahrtausendfeier der Stadt Nordhausen wurde am Freitag mit einem Regrüßungsabend eingeleitet. Der nach Unterschlagung von 845 000 RM AmtSgeldern im Dez. 1926 geflüchtete Postmeister Kattwinkel ist in einem Hotel in Lyon ver- hastet worden Das AuSlieserungSverfahren ist bereits eingeleit. Wirtschaftliche Wochenschau. Bon unserm wirtschaftspolitischen Mitarbeiter. Eine Denftchrist des Reichsverbandes der deutschen Industrie über die Wirtschaftslage. — Reichsbankpräsident und Börse. — Zunehmende Schwierigkeiten am Geldmarkt. Der Reichsverband der deutschen Industrie hat aus An- "kaß seiner Präsidial- und Hauptausschußsttzung eine Denk- schrifi an den Reichswirtschastsminister gerichtet, die sich ein- gehend über die Gestaltung unserer Wirtschaftslage ausläßt. Darin wird ausgeführt, daß es unverkennbar sei, daß nahe zu auf allen Gebieten der deutschen Wirt- schäft eine Besserung eingesetzt hat, die einen lang- samen Aufstieg erhoffen läßt. Die trotz großer Schwierig keiten durchgssführten umfangreichen Maßnahmen der In dustrie aus produktionstechnischem und organisatorischem Gebiet haben neben einer Reihe äußerer Faktoren dazu bei- «tragen, die Verbesserung der Wirtschaftslage zu schaffen. Auf der anderen Seite kann man aber nur mit Besorgnis beobachten, daß diewirtschaftlicheLage Deutschlands in der öffentlichen Meinung und leider auch bei amtlichen Stellen starküberschätzt wird. Die Zahl der Produktionsstcitten, die wegen Mangels an Aufträgen still liegen oder nicht voll ausgenutzt werden können, ist nicht ge ring. Trotz Abnahme der Zahl der Arbeitslosen in den letz ten vier Wochen gibt es immer noch beinahe eine Million Menschen, die arbeitsfähig sind, in den Produkttonsprozeß aber nicht eingeschaltet werden können. Unsere Ausfuhr bleibt mengenmäßig noch sehr stark hinter der Vor kriegsausfuhr zurück, und die handelspolitische Lage hat sich eher ungünstiger gestaltet als verbessert. Die Ver hältnisse auf dem realen Kreditmarkt haben sich verschlechtert, und die Daweslasten nehmen planmäßig auch im nächsten Jahre noch zu, um vom 1. September 1928 ab sich in voller Höhe auszmvirken. Post und Eisenbahn wollen wegen der Lohnerhöhung und der Arbeitszeitregelung zu einer Erhöhung ihrer Tarife schreiten. Damit würden die Lasten der Betriebe vergrößert und die Kosten des End produktes weiter verteuert werden. Am Schluß des Schrei bens wendet sich der Reichsverband an den Reichswirt, schaftsminister mit der Bitte, seinen ganzen Einfluß dafür einzusetzen, daß Maßnahmen verhindert werden, die neuer dings die deutsche Wirtschaft Experimenten aussetzen, die nur dazu führen können, die Rentabilität der Betriebe dau ernd ernstlich zu gefährden, die Lebenshaltung der breiten Massen der Bevölkerung herabzusetzen und die Arbeitslosig keit zu vergrößern. M WA MW il MW M Al MmWMW UWW WM Die Reichsregierung entspricht dem Wunsche Rußland, Die Lage in China — Begnadigung der Leifcrder Attentäter Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Kamenz, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hanptblatt unt älteste Zetmng in Yen Ortschaften de« Pulsnitzer AmtSgerichtSbezirkS: Pulsnitz» Pulsniß M. G., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Riederlichten au, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klem-Dittmann-dors Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Rr. » Druck und Verlag von S. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz PulsmherFayeblatt Bezirksanzeiger Bank - Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsniß Anzeigen-Grundzahlen in RM: Die 42 mm breite Petitzeile (Moffe'SZeilenmeffer 14) RM 0.L5, in der Amtshauptmannschaft Kamenz RM 0L0. Amtliche Zeile RM 0.75 und RM 0.60. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Gatz SOft. Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengedühreo durch Klage oder in Sonkursfällen gelangt der --olle Recknungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis ft,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme I« Falle höherer Gewalt — Krieg. Streik oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebe- der Zeitung oder der BeförderungSetnrichtungen — hat der Bezieher keine« Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder ans Rück zahlung de» Bezugspreise». — Wöchentlich 0.65 RM bei freier Zustellung: bet Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend