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pulstüherZa-eblait Frra,prccher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz Boktscheck-Konto Dresden 2138. Girs-Konto 146 — — — Srschei«» a» je»«m Werktas — — — Ul Falle höhe er Gewalt — Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Bcföidcrungsciorichlungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.6Ü «M bei freier Zustellung: bei Abholung wöchentlich 0.25 RM; durch die Poft monatlich 2.60 RM freibleibend s»«I»Ra»H Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, PulSnitz und V TO aaVAT> » T Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in RM: Die 42 mm breite Petttzeile (Moffe'sZcilenmeffer 14) RM0.25, in der Amtshauptmannschaft Kamenz RM 0.20. Amtliche Zeile RM 0.72 und RM 0160. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Satz 50Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KonkursfSllen gelangt der ^olle Recinungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis '/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Kamenz, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, «lbertftraße Nr. 3 Druck und Verlag von E. «.Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Nummer 360 Montag, den 27. Dezember 1926 78. Jahrgang Halbe Genugtuung Wo bleibt die Bestrafung Rouziers? Der Kaiser von Japan f — Keine Auflösung Borah an Deutschland — Die Liga für In den Kreisen des die Geschäfte führenden Kabinetts hat die Schnelligkeit des Pariser Begnadigungsaktes eine ge wisse Befriedigung ausgelöst. Man meint, daß unter Be rücksichtigung des hierbei notwendigen Zusammenwirkens so vieler beteiligter Pariser Stellen diese Schnelligkeit durchaus anzuerkennen sei. Allerdings sei dieses rasche Aus-der-Welt- schaffcn das wenigste gewesen, was man erwartet hätte. Recht unbefriedigt bleibt jedoch die Tatsache, daß der französische Leutnant Rouzier völlig frei aus- gche, ganz abgesehen davon, daß sowohl bei der französischen Negierung als auch bei der Rheinlandkommission schon vor der Verhandlung das ganze Verfahren als unzulässig be zeichnet und nach dem Urteil durch den Botschafter von Hoesch offiziell in Paris erklärt worden sei, daß die deutsche Regierung das ganze Landauer Verfahren nicht anerkennen könne. Man wird nun zunächst ab warten müssen, ob die französische Negierung durch eine o i s z i p l i n a r i s ch e Bestrafung Rouziers oie unserem Lande und Volke so notwendige Genugtuung geben werde. Der Kaiser von Japan gestorben. New Jork. Der Kaiser von Japan ist in seinem Palast Hayama gestorben. Er wurde im November 1889 zum Kron prinzen ernannt und folgte seinem Vater 1912 auf den Thron. Line schwere geistige Erkrankung des Kaisers machte im November 1921 die Einsetzung des Kronprinzen als Regenten nötig. Das deutsche Beileid zum Tode des Kaiser» von Japan Berlin, 26. Dezember. Anläßlich des Ablebens des Kaisers von Japan Hal gestern der Reichsminister des Auswärtigen Dr. Slrcsc- mann in Begleitung des Chefs des Protokolls LegationSrat Dr. Koester dem japanischen Botschafter in Berlin ein Beileidsbesuch abgestatlet. Im Auftrage des Reichspräsidenten hat Staatssekretär Dr Meißner und im Auftrage des Reichskanzlers Staatssekretär Dr. Puender dem Botschafter Kondulcnzvisiten abgestatlet Auch der zurzeit in Berlin weilende deutsche Botschafter in Tokio Dr. Solf sowie Staatssekretär v. Schubert haben ihr Beileid ausgesprochen Das Palais des Reichs präsidenten, des Reichskanzlers und des Außenministers hatten halbmast geflaggt. Der Reichspräsident hat an den neuen Kaiser von Japan ein Beileidstelegramm gerichtet. Keine Auflösung der Verbände. Die Verhandlungen niit der Botschafter- konferenz. Paris. Die Verhandlungen, die Botschafter von Hoesch und Geheimrat Foerster in letzter Zeit mit der Botschafterkonfcrcnz über gewisse Rcstpunkte des Ent waffnungsprogramms, nämlich Polizcifra gen, vor. übergehende Einstellungen in die Reichs wehr und Sportverbönde geführt hatten, haben zu folgendem Ergebnis geführt: i Die Polizcifrage ist durch einen Notenwechsel zwischen der - Botschafterkonferenz und Botschafter von Hoesch endgül- l tig geregelt worden. Die deutschen Polizeikräfte sind < darin auf insgesamt 140 000 Mann festgesetzt, davon i 105 000 staatliche Polizei und 35 000 Kommunal-Polizei. s Dabei hat aber die Botschafterkonferenz ausdrücklich aner- ! könnt, daß gewisse polizeiliche Hilfskräfte, die in der Note der Verbände — Weihnachtsgruß des Senators Menschenrechte gegen das Landauer Urteil von Boulogne noch in die Zähl der eigentlichen Polizeikräfte eingerechnet worden waren, nicht als solche anzusehen sind und daher zu der Zahl von 140 000 hinzukommen. Dazu ist zu bemerken, daß die Note von Boulogne die Zahl dieser Hilfskräfte auf 15 000 bemessen hatte. Es ergibt sich also eine Vermehrung der zugelassenen eigentlichen Polizeikräfte um 5000. Auch die Frage der Anrechnung der Polizei der Hansastädte bei der Verteilung von staatlicher und Kom munalpolizei ist in einer den deutschen Belangen Rechnung tragenden Weise gelöst. Ferner ist hinsichtlich der Ein- stellungs- und der Verbandsfrage ebenfalls volle Eini gung erzielt worden; der Austausch der im Entwurf bereits vorliegenden Noten wird voraussichtlich in der ersten Januarwoche stattfinden. In beiden Fragen hat sich die Vot- schasterkonferenz von den ihr von der deutschen Regierung mitgetcilten Maßnahmen, die sich im Rahmen des allgemeinen deutschen Rechtes halten, befriedigt erklärt. Insbesondere hat sie von der früher gestellttn Förderung einer Auflösung von Verbänden Abstand genommen und das Vertrauen aus gesprochen, daß, wenn sich etwa in Zukunft die getroffenen Maßnahmen nicht als ausreichend erweisen sollten, die deutsche Regierung selbst das Nötige veranlassen wird. WeihuachtSgruß des Senators Borah an Deutschland. New Aork. Der amerikanische Senator Borah sandte anläßlich des Wcihnachtsfestcs folgenden Gruß au das deutsche Volk: „Ich hoffe aufrichtig, daß Deutschlands Wachstum und Entwicklung unab lässig weitergehen. Und ich bin überzeugt, daß dies auch der Wunsch des amerikanischen Volkes ist. Das auffälligste moralische Vergehen im Versailler Vertrag ist die Aufbürdnng der Verant wortung für den Weltkrieg auf Deutschland allein. Ich hoffe, die Zeit ist nicht mehr fern, wo diese überaus unge rechte Anklage umge stoßen und ein für allemal verworfen wird. Die Liga für Menschenrechte gegen das Landauer Urteil Pari», 27. Dezember. Wie aus Metz gemeldet wird, wu-de am Sonnabend dort der Kongreß der Liga für Menschenrechte eröffnet, an dem auch demsche Delegierte tcilnahmen. Es wurde energischer Protest gegen das Urteil des Landauer Kriegsgerichts erhoben und eine Eutschlichung angcnomen, in der die Beseitigung derartiger Gerichte verlangt wird. Deutschland verlangt Aufhebnng der litauischen Ausweisttngsbrfehle. Nachdem die litauischen Ausweisungsbefehle^ an eine ganze Reihe Reichsdeutscher des Memelgebietes amtlich be stätigt worden sind, hat die Reichsregierung den deutsche» Gesäudten in Kowno angewiesen, sofort energischen Protest z« erheben und von der litauischen Regierung die Aus- Hebung der durch nichts gerechtfertigten Ausweisungsbefehle M verlange», Das Wichtigste Ler Bochumer Kriminalpolizei ist cs am Sonntag gelungen, die beiden Zuchthäusler zu verhaften, die am 1. Dezember aus dem Zentral- gcfängnis auSgebiochen waren, nachdem sie einen Strasanstaltsbe- amten erschlagen batten. DU im polnischen Kohlenbergbau beschäftigten Arbeiter haben den Schiedsspruch der Schlichtungskommission, der eine achlprozentige Lohnerhöhung vorsah, adgclehnt und der Regierung mitgeteilt, daß sie im Falle oer Nichtberücksichtigung ihrer Forderungen den Genc- ralstrcik im Kohlenbergbau proklamieren würden. Infolge dcs dichten Nebels rammte am Sonnabend, wie die Berliner Morgenblätter aus London melden, unweit von Portland der eng lische Dampfer Burutu die französische Barke Eugenie Schneider. Die Barke sank und nur 4 Mann der Besatzung konnten gerettet werden. Es muß damit gerechnet werden, daß die übrigen 24 er trunken sind. Die infolge Ler inneren Meinungsverschiedenheiten erwartete Spaltung der bulgarischen Bauernunion ist nunmehr erfolgt. Der linke Flü gel der Partei unter Führer Botcffs vertritt rein kommunistlsche Ideen. Die Weihnachtstage brachten Spanien eine bisher unbekannte Käste. In Madrid selbst wurden sechs Grad Kälte fcstgestellt. Der Zug verkehr erlitt durch heftige Schnecstürme starke Störungen. In der Provinz Santander drang ein Rudel hungriger Wölfe in die Dörfer ein. Mehrere Menschen sind erfroren. In dem in der Nähe von Treptow an dec Rega gelegenen Dorfe Arnsberg brach in einem Anwesen ein Großfcuer aus, das in kur- zcr Zeit sün! Gehöfte einöscherte Ausklang und Ausblick. Wieder einmal ist Weihnachten, dies deutsche Fest, dies Fest der Freude und der Einigkeit vorübergerauscht, ist gleich seinen ungezählten Vorläufern ins Meer der Ewig keit gesunken. Die Weihnachtsglocken sind verhallt, die Kerzen am Weihnachtsbaum sind heruntergebrannt, und die stille Behaglichkeit, die die Zusammengehörigen noch enger ver band, das beglückende Gefühl, das Eltern und Kinder, ^Schenkende und Beschenkte ganz und gar erfüllte — lang sam beginnt beides neuen Empfindungen Platz zu machen. Es ist die Zeit zwischen den Festen! Wahl eilt der Familienvater, eilen die Berufstätigen wieder an ihre Arbeitsstätte — in Werkstatt, Büro rind Kontor —, wohl heißt es wieder pünktlich zur Minute zur Stelle zu sein, doch mit der gespannten und gestrafften Aus- merksamkeit, wie sonst das ganze Jahr hindurch, vermag man sich noch nicht wieder den Anforderungen dcs Berufes hinzugeben. Zu sehr klingen noch im Herzen die Erinne rungen an die Weihnachtstage nach, zu sehr steht alles noch unter dem Eindruck dieses seligsten aller Feste. Und dann: »ach nur fünf Tagen winkt uns schon wieder ein neuer Lebensabschnitt, den wir gewohnt sind, festlich zu begehen. Es ist Neujahr! Zu sehr entspricht cs ja der Art der Menschheit, das vergangene Schwere zu vergeßen und nur Gutes, Günstiges und Freudiges vom neuen Jahre zu er- hoffen. Und so oft wir auch schon enttäuscht wurden, so oft wir schon wußten, daß auch im neuen Jahre mit Wasser gekocht wird und daß alles mit meist unerbittlicher Nüchtern- heit verläuft, so vergessen doch auch die nüchternsten der griesgrämigen Menschen beim Klang der Ncujahrsglocken das erlebte Bittere. Hier ist ein Zeitpunkt, da die Hoff nung, di« uns «in gütiges Geschick ins Herz senkte, ihre Triumph« feiert. Man sagt sich: „Vielleicht wird es besser im neuen Jahr, wir wollen's wenigstens hoffen." Möge diüfe Hoffnung dock) im Jahre 1927 nicht zu schanden werden! Wir Deutschen haM wahrhaftig eine Auffrischung, «inen aussichtsreichen Blick in die Ferne nötig! Jetzt wär« wirklich einmal eine Gelegenheit, dos; ein Sil berstr elfen sich am Horizont zeigt! Handelt es sich doch wkcht nur darum, daß Les Lebens Notdurft und Nahrung sichergestellk ist, — jeder mustdenksame Mensch muß erkennen, d«K sein Schicksal aufs engste mit den Geschicken des großen Vaterlandes verbunden ist. Acht lange Jahre erfreuen wir uns jetzt des sogenannten Huedeuszustandes! Wir wollen heute kein politisch Lied — jetzt wahrhaft ein garstig Lied — fingen —, aber das muß doch gesagt werden: gerade die letzten Tage haben uns er schreckend klargemacht, wie in Wahrheit cs um unser Vater land steht! Ächt Jahre lang ertragen wir am deutschesten Eer Ströme, am Rhein, die drückende Schmach der fremden Besatzung, immer hoffen wir auf Besserung, auf Sieg der Gedanken, die auf den/0Üblen Zusammenkünften — Genf, Locarno, Thoiry und wjMr Genf — zum Ausdruck kamen, — die Wirklichkeit spricht «ine andere Sprache! Lille stelzen wir unter dem frischen Eindruck des in Landa u 'ge fällten Urteils des französischen Kriegsgerichts, von dem Rouzier freigesprochen, die Deutschen dagegen mit Ge- sänanis bestraft wurden. Der alte Spruch: „Vae victis!" („Weh« den Besiegten") erwies sich als ewig wahr! Macht geht vor Recht. ! So fi«d trübe die Gedanken, die zwischen den Festen - iruser HerZ erfüllen, bitter aber ist es und niedcrdrückcnd, Loß irm«e Zwistigkeiten und Parteiungen das deutsche Volk «sie sa»on so ost in der Geschichte zerreißen! Wir begehen Weihnachten und Neujahr ohne eine Regierung; der Reichs präsident mußte die notwendigen Maßnahmen auf den Januar vertagen! Dunkel steht also das neue Jahr vor uns! Das aber wäre kein echter Deutscher, der die Flinte ins Korn würfe! Wir wollen kämpfen! Dem Tapferen bleibt zuletzt doch der Sieg! Des alten, herrlichen Liedes sei gedacht: „Dcs Jahres letzte Stunde Ertönt mit ernstem- Schlag, Trinkt Brüder in die Runde Und ruft ihm Segen nach! Zu jenen grauen Jahren Entfloh er, welch» waren, — Ls bracht« Freud' und Kummer vi«l Und führt uns uährr an das Ziel!" So fei es: Segen dem vergangenen Jahre nachgerufen — trotz allem! — und freudig vorausgeblickt! Dann sollen wir wohl ans Ziel gelangen! L. Mtttche «rö fl-M AWlegtnMn. Pulsuitz. (Neujahrs-Glückwunsch.) Den ver schiedensten Anregungen aus der Bürgerschaft nachkommend, soll auch trotz der Ungunst der Zeit der allgemeine Neu jahrs-Glückwunsch zum Besten der Gemeindediakome wieder veröffentlicht werden, und unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß dieser Weg der Beglückwünschung der billigste und allen Berpflichttmg.cn gercchtwerdende ist. — Es wird damit ge-