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Tabellarischer Satz 50 "/„ Ausschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KoEursfällen gelangt der ovlle Recknungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis 'H10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Kamenz, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberfieina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr inPulSnitz NNMMer 222 Donnerstag, den 23. September IS28 78. Jahrgang plll8Nil2Kf KSNll s. 6. m b. I-i. ?ul8Qit2 und Otiorn Mir» Ssrsinlsgsn LU ZSiLUIS ^uskükrunA sömtlictier ZonÜAescüätte ru kulantesten kecttn^unAen. — 8ack§emäfis keratunZ kostenfrei Dommkk-r- unl! ^ivat-ksnk Hklisnssssllseksfl A. WemW Mies »MI W Der Neichsaußenminister vor dem Kabinettsrat — Eine Rede Dr. Breitscheids in Genf Briand stellt weitere französische Verhandlungen in Aussicht — Ausbreitung der Typhusepidemie Mit dem Erfolge zufrieden - Genf. vr, Stresemann empfing vor seiner Abreise aus Genf die internationale Presse, um ihr einige Erklärungen abzugeben. Das Wichtigste Finanzminister Tu. Reinhold besuchte am Mittwoch den spanischen Außenminister Danguas. Er drückte in seiner längeren Unterredung Deutschlands Bedauern über Spaniens Austritt aus dem Völker bund aus. Von zuständiger Stelle wird mitgeteilt: Ministerialdirektor Dr. Krohne sprach sich gestern einem Pressevertreter gegenüber über den Stand der Typhusepidemie in Hannover aus. Er erklärte u. a., daß es sich in den nächsten Tagen erkennen lassen werde, ob der Höhepunkt der Epidemie überschritten sei. Vorgestern verhandelte Ministerial direktor Dr. Krohne mit dem Regierungspräsidenten, dem Ober bürgermeister von Hannover und verschiedenen Kreisärzten. Ein Lastauto, auf dem sich zehn Frauen befanden, wurde von einem Zug am Bahnübergang bei llnter-Oewisheim erfaßt Bei dem Unfall wurden zwei Frauen getötet und drei schwer verletzt. Der Wagenführer soll das Signal des Zuges überhört haben. Im Bezuk Teplitz sind über 50 Typhusfälle gemeldet worden. Ministerpräsident PoincarS wird heute bei einem Bankett der Kriegs invaliden und Kriegsteilnehmer eine große politische Rede halten, in der er u. a. auch auf die Besprechungen Briands mit dem Reichs- anßenminister Dr. Stresemann eingehen wird. In der „British Gazette" wurde gestern ein englisch königliches Dekret veröffentlicht, durch das der Ausnahmezustand wegen des andauern den Konfliktes im Kohlenbergbau um einen weiteren Monat ver längert wird Für die Verhandlungen im Unterhaus am kommen den Montag erwartet man heftige Angriffe gegen die Regierung. In Moskau verlautet, daß das Handelskommiffariat beschlossen hat, den russischen Handelsvertreter in Berlin Begge von seinem Posten ab zuberufen Wie die Berliner Morgenblätter aus Asuncion melden, beträgt dre Zahl der Toten in der Stadt Encarnacion infolge der Wirbelsturm tatastrophe 500 Das Achtuhrabendblatt gibt eine amerikanische Aqenturmeldung wieder, wonach in Miami unter den Ueberlebenden der Sturmkatastrophe eine Typhusepidcmie ausgebrochen ist. Das Hauptquartier des Roten Kreuzes in Washington hat sofort 20000 Dosen Impfstoff mit Flugzeugen dorthin gesandt Oer italienisch-rumänische Kreundschastsvertrag. Seit den Tagen von Locarno schießen die Sicherheits-, Neutralitäts- und Freundschaftsverträge in Europa wie die Pilze aus dem Boden. Kreuz und quer durch den ganzen Erdteil werden diese Verträge angekündigt, und dann in Genf feierlich niedergelegt. Ob alle diese Verträge am Ende eine ebenso große Bedeutung haben, wenn der unerbittliche Ernst fall in Erscheinung tritt, sei dahin gestellt. Das wirkliche Ruhebedürfnis Ler Völker lassen es zunächst erstmal vorteil haft erscheinen, durch Verträge eine friedliche Atmosphäre zu schaffen, um die Kriegswunden zu heilen, darüber hinaus, wenn es möglich ist, wirtschaftliche Vorteile zu erlangen. Auch der Vertrag zwischen Rumänien und Italien ist nach diesen Gesichtspunkten zu beurteilen, f Rumänien ist durch den Weltkrieg auf Kosten Oesterreich- l Ungarns, Bulgariens und Rußlands doppelt so groß ge worden. Die beiden ersteren scheiden durch ihre Ohnmacht als Gegner in absehbarer Zeit aus. Aber Lurch die Angliede-' rung Bessarabiens hat es sich Rußland zu einem unversöhn lichen Gegner gemacht. Die Gefahr eines russischen Einbruchs in Bessarabien, wo es jetzt wieder erstarkt ist, drückt mehr denn je auf das Prestige Rumäniens und die daraus entstehende Unsicherheit wirkt zweifellos auf Wirtschaft und Finanzen zurück. Die Mißwirtschaft der alten Regierung der Liberalen unter den Gebrüdern Bratianu, den Kriegshetzern von 1916, führten Las Land zum Ruin. Die neue Regierung Averescus trat eine b^» Erbschaft an. Verträge mit Frankreich, Polen sollten Sicherheit geben, brachten aber kein Geld. Ave- LescuspersönlicherFreundschaftmitMusso- lini gelang es, bald nach seinen! Regierungsantritt, eine 200-Millionen-Lire-Anleihe von Italien zu bekommen, die allerdings mit 140 Millionen Lire zum Kauf von Kriegs- material in Italien verblieb. Fraglich muß es aber bleiben, vr. Stresemann sagte, er und die gesamte deutsche Dele gation seien von ihrem Genfer Aufenthalt vollständig befriedigt. Das zeige, daß nicht nur die Mehrheit des Parlaments, sondern auch die große Mehrheit des deutschen Volkes für seine Politik eintrete. Der Optimismus, so erklärte vr. Stresemann, der bei ihm seit Locarno vorhanden war, habe standgehalten. Die Art, wie Deutschland in den Völkerbund ausgenommen wor den war, könne bei ihm nur die größte Befriedigung Hervor rufen. Wir haben, fuhr Ov. Stresemann fort, es abgelehnt, innerhalb des Völkerbunds zwischen deutschfreundlichen und deutschfeindlichen Staaten einen Unterschied zu machen. Ich erkenne an, daß jede Nation im Rahmen Europas Las Recht hat, seine eigenen Interessen zu vertreten. Ich muß betonen, daß ich mich hier überzeugen konnte, daß innerhalb des Völker bundes der Sinn für eine sachliche Zusammenarbeit stark ent wickelt ist. Zum Schluß seiner Erklärungen wandte sich vr. Strese mann gegen die falsche Auslegung seiner Rede in der deutschen Kolonie in Genf. Er betonte bei dieser Gelegenheit, daß seine Verhandlungen mit Briand sich nur aus die deutsch-französi schen Beziehungen bezogen hätten, und das war der Zweck dieser Verhandlungen, die aber keinesfalls über den Rahmen dieser deutsch-französischen Verhandlungen hinausgegangen waren. Genf. Stresemann führte bei seiner Abschiedsrede in Genf den Pressevertretern gegenüber noch folgendes aus: Ich muß jedoch noch Gelegenheit nehmen, zu einigen Gerüchten Stellung zu nehmen, die gerade in Ihrem Kreise sich geltend gemacht haben sollen in bezug auf eine An sprache, die ich vor der deutschen Kolonie gehalten habe. Ich bitte, es mir nicht übelzunehmen, wenn ich in diesem Zusammenhänge sage: Ich glaube, daß es keine großen Sen sationen mehr in Genf gibt, wenn man diese Ansprache zu einer Sensation macht. Ich habe in Erwiderung der Be grüßungsansprache des Vorsitzenden der deutschen Kolonie darauf hingewiesen, daß wir in Genf einen großen Schritt vorwärts gekommen sind. Ich habe diesen großen Fortschritt darin gesehen, daß in den Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland nicht mehr verhandelt würde über die Ziffer von Be satzungstruppen oder die Verminderung dieser Besatzung, um irgendeine Ziffer, sondern über die ganze Frage der Rheinlandräumung und weiter über die Frage der Rück kehr des Saargebietes zu Deutschland... Ich habe da mit keine Indiskretionen begangen, da mir Havasmeldun- gen über den französischen Ministerrat vorliegen, in denen ganz offen von diesen Fragen gesprochen wurde, und ich habe im Zusammenhang mit der Regelung der Saarfrage gesprochen von dem Selbstbestimmungsrecht der Völker, damit die voraussichtlich stattfindende Abstimmung im Saargebiet über seine Rückkehr zu Deutschland andeutend. Aber wenn Sie glauben, daß dort Europa verteilt worden ist und irgendeine Neuregelung beschlossen worden ist, dann, bitte, überschätzen Sie den Umfang nicht, den diese Diskussionen gehabt haben. Ich glaube, wir alle können uns vom Geiste des Völker bundes aus der Fortschritte freuen, die die Verständigung § der Nattonen gemacht hat seit dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund, und ich freue mich besonders des Fort schritts, den die Besserung der Beziehungen zwischen Frank reich und Deutschland macht, weil ich darin den Kern sehe der großen Frage der europäischen Verständigung. Der Reichsanßenmimster vor dem Kabinettsrat. Der Reichsaußenminister vr. Stresemann ist am Donnerstag nachmittag in Berlin eingetrofsen. Freitag vor mittag wird das Reichskabinett zusammentreten und von Stresemann Bericht erholen und darüber schlüssig werden, ob es Stresemanns Vereinbarungen mit Briand billigt. Da das französische Kabinett sich für Fortsetzung der Debatte entschieden hat, ist anzunehmen, daß schon in den ersten Oktobertagen französische Sachverständige nach Berlin ent sandt werden. > Der französische Beschluß hat in Berliner politischen Kreisen einen günstigen Eindruck gemacht. Die weiteren Ver handlungen gelten lediglich der Frage der Verwirklichung und technischen Durchführung der in Thoiry im Prinzip festgelegten Vereinbarungen. Die Parlamentarier sagen Dr. Stresemann Unterstützung zu. Eine Rede vr. Breitscheids in Genf. Genf. Bei einem von den parlamentarischen Mit gliedern der deutschen Delegatton veranstalteten geselligen Beisammensein mit den übrigen Delegattonsmitgliedern und einem kleineren Kreis von Gästen hielt der Abg. vr. Breit scheid eine Rede über die Zusammenarbeit zwischen den parlamentarischen Mitgliedern und der Delegattonsführung, vr. Breitscheid verglich dabei den gegenwärtigen Augenblick mit demjenigen des Einlaufens des Schiffes in den in der Ferne sichtbaren Hafen. Die Meinungsverschieden heiten der Parteien über das anzusteuernde Ziel seien nach Ueberwindung der Stürme und Schwierigkeiten, denen das ganze Schiff ausgesetzt war, beseitigt, und nur das gemein- same Ziel stehe allen vor Augen. „Wir hoffen, dem Ziele näher gekommen z« sein und da mit auch dem Willen unseres Auftraggebers — das ist das deutsche Volk — entsprochen zu haben!" Dieses Ziel in seiner letzten Formulierung sei die Sicherung des europäischen Frie dens, eines Friedens, in dem ein gleichberechtigtes Deutsch land neben den anderen Mächten stehe. Mit der Resultante der von Hans aus verschiedenen Meinungen seien alle ein verstanden, und er fühle sich veranlaßt, dem Reichsminister des Aeußern den Dank der parlamentarischen Delegattons» Mitglieder für die vertrauensvolle Zusammenarbeit auszu sprechen. Die Rede vr. Breitscheids klang in dem Wunsch aus,, daß vr. Stresemann auf diesem Wege weitergehen möge. Er, Breitscheid, glaube, ihm versichern zu können, daß die in Gens vertretenen Parteien ihn auf diesem Wege, unbeschadet der sonstigen parteimäßigen Scheidung, begleiten und unter stützen würden. Briand stellt weitere deutsch-französische Verhandlungen in Aussicht. - Paris. Der französische Außenminister BrianL ex-