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PulsuihrrTa-eblait Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstiaße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. M o h r i n P u l s n i tz Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Kamenz, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach H mptbiatl und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswaldc, Ohorn, Oberstem», Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niedcrlichtenau, Fricdersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klem-Dittmannsdorf Nummer II Donnerstag, den 14. Januar W2K 78 Jahrgang Amtlicher Teil. WertMwachssteuer Der 7. Nachtrag zur Gemeindesteuerordnung — mit Wirkung vom I, Oktober 1925 ab — ist von der Kreisyauptmannschafl Bautzen genehmigt worden und kann in der Stadt- steuereinnahmc cingesehen werden Pulsnitz, den 13. Januar 1926 Der Skddttat. MMIWW «litt All im „Pulsnitzer Tageblatt" sind von denkbar bestem Erfolg. Das Wichtigste Die Berliner Negierung hat in offizieller Form in Prag den Wunsch geäußert, daß die Handelsvertragsverhandlungen s mit der Tschechoslowakei in der zweiten Februarhälfte l mit Rücksicht auf die gleichzeitigen Wirtschaftsverhand- j lungen mit anderen Staaten in Berlin aufzunehmen. Wie das Oberbergamt mitteilt, sind am Dienstag abend auf der Zeche „Vereinigte Trappe" in Silschede durch eine Explosion unter Tage zwei Bergleute getötet und fünf zum Teil schwer verletzt worden. Wie in anderen Städten, so hat die französische Militär kontrollkommission auch in Frankfurt a. M. ihre Tätig- i keit eingestellt. Bei den Betriebsräten-Wahlen in der Provinz Ostpreußen behauptete sich die christliche Liste und die Liste der un politischen Gewerkschaften. Die sozialdemokratischen Sitze gingen bis über ein Drittel an die Kommunisten verloren. Der verurteilte Führer des Deutschtums in Südtirol Dr. Noldin wurde gestern in Freiheit gesetzt. Die Untersuchungshaft hatte 25 Tage gedauert. Die deutsche Golddiskontobank hat der Rentenbankkreditan stalt eine Vereinbarung angeboten, die dieser die Ge währung eines 3—5 sünsjährigen hypothekarischen Zwi schenkredits an die deutsche Landwirtschaft ermöglichen soll. Die Verhandlungen über die Bildung eines neuen österrei chischen Kabinetts sind gestern zum Abschluß gekommen. Die Demission und die Neuwahl der Regierung erfo'gen heute, die Regierungserklärung am Freitag im Nationalrat. Die Anklageschrift gegen die ungarischen Franksälscher ist fertiggestellt. In Rußland herrscht erneut strenge Kälte. Es wurden Temperaturen bis zu 40 Grad gemessen. Wie aus Wrlburton in Oklahoma gemeldet wird, sind bei einer Grubenexplosion über hundert Bergarbeiter in der Zeche eingeschlossen worden. Es besteht nur geringe Hoffnung, sie zu retten. Woher unsere Not? Alle Welt schimpft. Die Nerven der Hausfrauen find zerrüttet; der Arbeiter hungert; der Beamte leidet unter größten Entbehrungen; der Landwirt draußen und der Ge schäftsmann in der Stadt wissen nicht, wie sie die ungeheuer lichen Steuern aufbringen sollen; zahllose Angestellte sind „abgebaut" und liegen mit ihren Familien im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße. Man schimpft auf Staat und Stadt, auf die Behörden im allgemeinen und das Finanzamt im besonderen. Man schimpft auf den lieben Nächsten und auf dessen politische Partei. Es ist immer die andere, niemals die eigene Partei, die an allem Elend schuld ist. Der innere Hader ist auf den Höhepunkt gestiegen. Wer aber ist sich darüber klar, daß weder Staat noch Stadt, weder Regierung noch Behörden, weder Parteien noch Einzelpersonen frei sind in ihren Entschlüssen? Hinter den Kulissen zieht der wahre Herr aller deutschen Geschicke un sichtbare Fäden. Es ist der Generalagent für d'e Reparationen. Kein deutsches Parlament, kein Mi nister, kein Reichskanzler, kein Reichspräsident hat in Deutschland so viel zu sagen wie dies« schlichte angelsäch sische Gentleman. Niemand besitzt Po absolute Gewalten; nie- Dr. Luther bildet die Reichsregierung Ein Minderheitskabinett Berlin. Nachdem die Sozialdemokraten in ihrer Abemdsitzung vom Dienstag erklärt hatten, daß sie keine ge eignete Grundlage für die Regierung einer Großen Koa lition erblicken könnten und daher die Teilnahme an der Großen Koalition ablehnten, wurde« die Führer des Zen trums und der Demokraten, die Abgeordneten Fehren bach und Koch, vom Reichspräsident^: empfangen. Velde Herren machten dem Reichspräsidenten die Mitteilung, daß eine Möglichkeit zur Bildung einer Große» Koalition nicht bestehe. Daraufhin berief der Reichspräsident de» bisheri gen Reichskanzler vr. Luther und beauftragte ihn mit der Kabinettsbildung. vr. Luther hat den Auftrag erhalten, ein neutrales Kabinett der Mitte zu bilden, Las sowohl nach rechts wie nach links unabhängig ist, und Lie Führer des Zentrums und Ler Demokraten haben sich bereit erklärt, mit vr. Luther in Verhandlungen einzu- trten. vr. Luther hat auch sogleich mit den anderen für die Regierung in Frage kommenden Parteien Fühlung ge nommen. In bezug auf die Personenfrage können im § Augenblick nur Lie Vermutungen wiederholt werden, die ? bereits im Dezember bei der Erörterung einer Minderheits- i regierung auftauchtem Damals wurde erwartet, Laß sämt- ; liche jetzt noch im Amt befindlichen Minister ihre Porte- « feuilles behalten und daß die vorhandenen Lücken etwa in nenministeri um der demokratische Abg. Koch oder von Kardorff (D. Vp.), kür das Finanzministe rium der demokratische sächsische Finanzminister Di. Rein hold, für die Wirtschaft der Zentrumsabg. Lammers oder ein Volksparteiler und für die Justiz und die be setzten Gebiete der Zentrumsabg. Marx oder vr. Curtius (D. Dp.). Ob diese Kombinationen vom Dezember jetzt noch aufrechterhalten werden, muß jedoch den Plänen und den Verhandlungen des neuen Kanzlers über lassen bleiben. Die Demokraten für Teilnahme an der Regierung. — Die Wirtschaftspartei lehnt ab. Berlin, 13. Januar Die Demokratische Reichstags fraktion nahm am Mittwoch abend den Bericht des Partei vorsitzenden Koch über die Unterredung mit dem Reichs präsidenten entgegen. Die Fraktion stellte sich, wie wir erfahren, nach eingehender Debatte einmütig nuf den Stand punkt, daß sich die Demokraten an der Kabinettsbildung be teiligen müßten, da sie nicht so leicht wie die Sozialdemo kraten sich der Verantwortung entziehen dürfen. In der Fraktionssitzuvg wurde weiter eine klare Stellung der Re gierung Luther zur Fürstenabfindung gefordert und der Wunsch ausgesprochen, daß bei der programmatischen Er klärung der neuen Regierung die bekannten Kochschen Richt linien weitgehend berücksichtigt werden müßten. Wie wir weiter hören, sind am Mittwoch bei den Besprechungen Dr. Luthers mit den Parteiführern Personalsragen noch nicht berührt worden, da erst die grundsätzliche Bereitwilligkeit der Fraktionen herbeigeführt werden soll. Von der Wirtschaft lichen Vereinigung wurden die Abgeordneten Bredt und Drewitz vom Reichskanzler empfangen. Die Wirtschaftliche Vereinigung konnte, wie wir hören, einer Aufforderung, in das Kabinett einzutreten, wegen des Gesetzentwurfes über den Preisabbau, gegen den das Handwerk scharfen Wider spruch erhoben, keine Folge geben. Die Partei wird sich Lem neuen Kabinett gegenüber neutral und abwartend ver halten und sich die Entscheidung von Fall zu Fall Vorbe halten. Die für heute abend vorgesehene Fraktionsfitzung der Deutschen Volkspartei ist auf Donnerstag mittag ver schoben worden. mand kann so wie er Parlamenten, Ministern, Reichskanz lern, Reichspräsidenten ihre angeblich verfassungsmäßig ge währleisteten Rechte aus der Hand nehmen. Dreifach seine Gewalt. Er ist der Herr unserer verpfän deten Zölle und Steuern; er ist der Diktator über unsere Eisenbahnen; er ist der Gebieter über unsere Reichsbank, unsere Heldwirtschaft, unsere Industrie, unseren Handel, unsere Währung. Diesem Fronvogt verdankt es die Haus frau, daß sie für jedes Pfund Zucker 10,5 Pfennig Steuer an nufere Feinde zahlen muß. Ihm verdauten die Männer die teuren Zigaretten und das teure Dier; wenn die Repa ¬ rationszahlungen, wie sie es nach dem Niederbruch von In dustrie und Landwirtschaft müssen, zurückgehen, wird er da für sorgen, Laß die Hausfrau noch 5, 10, 15 Pfennig Steuern mehr für ihr Pfund Zucker an ihn zahlt. Er kann Maßnahmen verlangen, die nach seiner Mei nung nötig sind, Lie Einnahmen zu steigern und die Aus gaben zu mindern. Das heißt, er kann Herabsetzungen Ler Beamtengehälter notwendig machen und so in jedem Be amtenhaushalt den Gerichtsvollzieher der Entente spielen. Jedem Arbeiter kann er die letzte Ausflucht, die Erwevbs- losenfürsvrge, sperren; denn er kann der Regierung die