Volltext Seite (XML)
VulsmtzerFayeblait Fernsprecher 18. Tel-Adr.: Tageblatt Pulsnitz (ostsHeck-Konto Dresden 2138. Giro Konto 146 — _ — Erscheint an jedem Werktag — — — Im Falle höherer Gewalt — Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Besördcrungseinrichtungen — hat Ler Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück» zahlunq des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 RM bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend Id RI ÜI 4 4 Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und R» V RRTT» Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in Reichsmark: Die sechsmal gespaltene Petitzeile Moffe's Zeilenmesser 14) RM 0.25, in der Amtshauptmannschaft Kamenz RM 0.20. Amtliche Zeile RM 0.75 und RM 0.60. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Satz 50 Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkurssällen gelangt der volle Rechnungsbettag unter :: :: :: :: :: Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung :: :: :: :: :: Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbczirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niederstem«, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Diltmanusdors Geschäftsstelle: Pulsnitz, Alkertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohrin Pulsnitz Nummer 1v« Montag, de» 27. Juli 1825 77. Jahrgang selbst steuerte, unternommen. Beim Umlenken stürzte der Wagen einen Abhang hinunter, überschlug sich und begrub Direktor Christ unter sich, der auf der Stelle tot war. Die Mitinsassin lag neben dem Wagen, sie hat schwere innere Verletzungen davongetragen und wurde in das Stadtkranken haus Marienberg gebracht. Wittichenau. (Eine fatale Verwechselung.) 3>/i Uhr morgens. Alles liegt im Städtchen noch in tiefem Schlummer. Nur einer wacht. Lautlos durchwandert er die Straßen, späht eifrig umher, ob sich nicht verdächtiges Gnsindel umhertreibt oder gar der „Rote Hahn" auf den Dächern kräht. Plötzlich stellt er auf dem Marktplatze seine Wanderung ein. Im Osten ein verdächtiger Schein, ganz bestimmt, es ist wieder einmal „eingeheitzt" worden. Die Pflicht ruft. Kräftig schlägt seine Faust ans Fenster des Glöckners. „Steht doch mal auf, in Spohla brennt's", tönte es an desfeu Ohr. Rasch aus dem Bett, notdürftig bekleidet, den Schlüsselbund in der Hand, ging der aus dem tiefen Schlaf gerufene Mann die 100 Steinstufen zu der Gloüenstube empor. Seine Hände umfassen schon den Glocken strang, noch einmal Umschau gehalten in die Ferne. — — Dem Wächter auf dem Kirchplatz schlugen bald die Worte ans Ohr: „Johann, da hast du mich nicht erst brauchen zu wecken, das Feuer ist ja nur das — Morgenrot." Das Wichtigste. Wie die Montagspost meldet, find im Lause des Sonntags beim Baden in den Pewäffern in der Umgegend Berlins 7 Personen ertrunken. Wie die Montagspost aus Stettin meldet, wurde die Mahl- und Schneidemühle Hohenbrllck bei Sepenitz in Pommern durch ein Großfeuer vernichtet, «roße Vorräte an Holz, sowie 300 Zent ner Weizenmehl und WO Zentner Roggenmehl Verbrannten. Wie die Montagspost aus New Pork meldet, wird das Flett- nersche Rotorschiff „Buckau" in amerikanischen Zeitungen zum Berkaus angeboren. Painleve hat erklärt, die französische Regierung habe Keine Kennt nis von den Friedensoorscklägen Abd el Krims. Nur durch Zeitungsmeldungen sei die Regierung unterrichtet worden, wäh rend amtlich noch keine Fühlungnahme bestehe. Aus Madrid wird gemeldet, daß es dort schneit. Die Temperatur ist so gefallen, daß alle Darstellungen im Freien unmöglich ge worden find. Die Kaffeehaustrrraffen find leer, und man hat bereits die Pelze wieder heroorgrholt. Sniliche md (Wiche Angelegenheiten. — (Waldfrevel in der Dresdner Heide.) Seit längerer Zeit schädigen gewissenlose Menschen den Birken bestand der Dresdner Heide dadurch schwer, daß sie die Stämme anbohren, um den Säst der Birken abzuzapfen. Hunderte von Birken sind schon diesem Frevel zum Opfer gefallen und täglich werden weitere kräftige Stämme der Vernichtung durch Anbohren ausgeliefert. Das Forstpersonal und die Gendarmerie sind angewiesen, scharf gegen diese Waldverwüster vorzugehen. Dresden. (Eine Folge der steigenden Löhne.) Der Deutsche Jndustrieschutzverband, Sitz Dresden, schreibt: Die Gefahr, daß Deutschland einer neuen Inflation entgegen- geht, ist in erschreckende Nähe gerückt. Eine notwendige Folge der weiter steigenden Löhne ist, daß auch die Preise aller Bedarfsartikel mehr und mehr anziehen. Die Folgen sind unabsehbar. Die Gründe der schon wieder beginnenden Geldentwertung, aber auch die Mittel und Wege, mit denen in letzter Stunde noch der Gefahr begegnet werden kann, zeigt ein Vortrag des Herrn Generaldirektor Grützner, Ge schäftsführer deZ Deutschen Jndustrieschutzverbandes, Sitz Dres den, über „Die Notwendigkeit des Abbaues der Arbeitsge setzgebung", der in der Nummer 87 der „Mitteilung des Deutschen Judustriefchutzverbandes", Dresden, A„ Bürgerwiese 24,11. abgedruckt ist. Einzelnummern werden, soweit vor rätig, auch an Nichtmitglieder abgegeben. Dresden. (VerhaftungeinesKasseninspek- tors.) Wegen Unterschlagungen in Höhe von 35000 RM wurde der beim Krankenhaus in Dresden-Friedrichstadt an gestellte Kasseninspektor Johannes Tittmann festgeuommen und der Staatsanwaltschaft zugeführt. — 82. (Ein scheußlicher Skandal im Dresd ner Krematorium. Die Leichenschändung als Gewerbe.) Seit einiger Zeit schon gingen in der Um gebung des der Stadt Dresden gehörigen Krematoriums in Tolkewitz Gerüchte über Vorkommnisse bei der Leichenver brennung in dem Krematorium, die so haarsträubend waren, daß sie einfach unglaublich erschienen. Man erzählte Einzel heiten scheußlicher Art, die darauf schließen ließen, daß von einzelnen Bediensteten des Krematoriums die Leichenschän dung geradezu als sehr einträgliches Nebengewerbe betrieben wurde. Die zur Verbrennung cingelieferten Leichen wurden Nicht nur planmäßig ihrer Schmucksachen beraubt, ihnen wurden auch die Goldplompen aus den Zähnen gebrochen. Die Habgier der Leichenräuber ging schließ- hch noch so weit, daß sie sich auch an minderwertigen Ge genständen vergriffen. Kleidungsstücke, und wenn es Auch nur schlichte Totenhemden waren, wurden den Zeichen abgenommen. Von den Angehörigen bezahlte Ver - Arennungssärge wurden nicht mit in den Ofen ge schoben, sondern mehrfach weiterverkauft. Wiederholt sollen auch mehrereLeichen auf einmalverbrannt Und die Asche dann einfach geteilt worden sein. Nun gellt sich heraus, daß alle diese entsetzlichen Scheußlichkeiten tatsächlich vorgekommen sind. Das wurde, wie der „Säch- stsche Zeitungsdienst" mitteilt, auf eine Anfrage an amt- ncher Polizei st ekle bestätigt. Auf diese Anfrage hin wurde angekündigt, daß am Montag ein amtlicher Bericht über diesen Skandal, der begreiflicherweise unge heures Aufsehen erregen muß, herausgegeben werden soll. Der Bericht wird hoffentlich auch Aufklärung darüber brin gen, wie lange diese geradezu schauderhaften Zustände in dem Krematorium schon bestanden haben und wer schuld daran ist, daß so Entsetzliches überhaupt vor sich gehen konnte. Dezernent des städtischen Bestattungsamtes, dem das Krema torium unterstellt ist, ist der sozialdemokratische Stadtrat "Kirchhof, der nach der Revolution eine zeitiang sächsischer Kriegsminister war. Als Hehler kommen einige ostjüdische Zuwanderer in Frage, die während der Inflationszeit unter Entfaltung einer Bombenreklame als Edelmetall- und Edel steinaustäufer in Dresden tätig waren und damals schon den beklagenswertesten Opfern der Inflation für schlechtes Geld ihre letzten Wertstücke abnahmen. Ueber alle diese grauen haften Vorgänge wird noch mehr zu sagen sein, wenn erst der für Montag angekündigte amtliche Bericht erschienen sein wird. Meißen. (Gutes Weins ahr.) Die herrschende große Hitze kommt besonders dem Wein zugute, da der Be hang der Stöcke allgemein ein sehr reichlicher ist, so erhoffen die Winzer einen sehr guten Herbst, denn die heiße Julisonne tut den fchon weit entwickelten Trauben sehr wohl und „kocht" den Saft der Beeren, so daß alle Aussicht vorhanden ist, einen Jahrgang zu erhalten, der in den Annalen der Wein bauern mit goldenen Lettern verzeichnet sein wird. Oederan. (Zur Bürgermeisterwahl.) Die Stadtverordneten der bürgerlichen Fraktion haben der Stadt verwaltung folgendes Schreiben gesandt: „Am Montag, den 20. Juli, fand in der öffentlichen Stadtverordnetensitzung die Wahl des Bürgermeisters statt. Regierungsassessor Dr. Oehmig wurde ordnungsgemäß mit 11 von 21 Stimmen gewählt. Die Stadtverordneten her SPD. und KPD. haben beschlossen, Einspruch gegen die Wahl zu erheben. In dieser Angelegen heit hat nunmehr die vorgesetzte Behörde zu entscheiden. Aus diesem Grunde lehnen wir es ab, an weiteren Stadtverordneten sitzungen, die sich mit der Gültigkeit der Wahl befassen, leitzunehmen." — Zu der Angelegenheit veröffentlicht jetzt das „Oederaner Tageblatt" folgende interessanten Darstellungen, die geeignet sind, eine-Aufklärung zu geben: „Wie unserer Bürgerschaft bereits bekannt ist, holten unsere Stadtverord neten auch persönlich Auskünfte über die Bürgermeister- Kandidaten ein. So reisten auch vier Herren nach Eisenach, um über Lindemann sich zu erkundigen. Zuerst sprach man einen Lagerhalter der Konsum-Verkaufsstelle, der die Herren nach dem Volkshaus verwies und dort Verbindung mit anderen schaffte. Dort äußerte sich der Kommunist R., er hätte eigentlich Ursache, Lindemann wegzuloben, weil er ver schiedentlich Differenzen mit ihm gehabt habe. Doch er bleibe bei der Wahrheit. L. sei ein wandelbarer Mensch. Früher sei er Syndikalist und Anarchist gewesen, dann wurde er Kommunist. Im Auftrag der Kommunistischen Partei sollte er ein Haus in Erfurt kaufen. Es bot sich ein geeignetes Objekt und L. beauftragte einen Freund, ihm das Haus vor der Nase wegzukaufen, und sobald er die Konzession für die darin befindliche Gastwirtschaft habe, solle er Lindemann für diese Gefälligkeit 16 000 M auszahlen. Dieser Freund war jedoch nicht wasserdicht und verriet diese Sache der kommu nistischen Parteileitung. Aus diesem Grund mußte L. die Mitgliedschaft bei der KPD. aufgeben und wandte sich der USPD. zu. Aber auch hier war sein Bleiben nicht von längerer Dauer und er erwarb sich dann das Mitgliedsbuch der SPD. Der betreffende Kommunist R. sagte dann, daß sich L. auch noch anders einstelle, wenn er einen persönlichen Vorteil davon habe. Ein der hiesigen KPD. angehörender Stadtverordneter sagte hierauf: „Ich weiß nun genug, für mich und meine Partei kommt Lindemann nicht in Frage. Wir können ihm nie unsere Stimme geben." Der Stadt- verordneten-Vorsteher und der stellvertretende Bürgermeister von Eisenach empfahlen L. so, daß es eine Fort-Empfehlung sei. Diesen Eindruck hatten unsere Stadtverordneten." Lhemnitz. (Kraftwagenunfall.) Der Direktor der Dresdner Bank, Filiale Chemnitz, Franz Christ, ver- ! unglückte am Donnerstag abend in der Nähe von Marienberg tödlich. Er hatte nach Geschäftsschluß mit einer älteren ' Chemnitzer Dame eine kurze Fahrt mit seinem Auto, daß er ! 1. allMÄM öeUMm lMMMtas in LelM Im Herbst dieses Jahres werden sich in Leipzig alle Deutschen, die für ihr Vaterland Wehr und Waffen getragen haben, zusammensinden zu einer Gedenkfeier für die Toten des Weltkrieges und zu feierlichem Gelöbnis, alle Kraft zum friedlichen Wiederaufbau des deutschen Vaterlandes einzu- setzeu. Der erste allgemeine deutsche Reichskriegertag soll eine Kundgebung werden, durch die die Vergangenheit mit der Gegenwart und der Zukunft verbunden wird. Sie soll dazu beitragen, dem Geist kleinmütiger Verzagtheit entgcgen- zuwirken, das Gefühl und das Verständnis für die deutsche Schicksalsgemeinschaft zu stärken und zu festigen die Herzen zu -erheben und den kraftbewüßten Willen zu stählen unter der Losung: „Das Reich muß uns doch bleiben." Könnte es für diese Feier eine würdigere Stelle geben, als die Stätte, - wo sich das mächtige Völkerschlachtdenkmal in die Lüfte reckt, wo vor mehr als 100 Jahren Tausende und Abertausende deutscher Männer und Jünglinge freudig ihr Blut zur Be freiung des deutschen Vaterlandes dahingegeben haben? Die Leitung der ganzen festlichen Veranstaltung liegt in den Händen des Sächsischen MilitärvereinsbundeT ins besondere des Bezirks Leipzig. Sein Aufruf an die ehema ligen deutschen Krieger zur Teilnahme an dem Feste hat bereits in allen Teilen des deutschen Vaterlandes, namentlich in den Kreisen der Kriegerverbände, lebhaften Widerhall ge funden. Verbürgt doch in der Tat die Festordnung in hohem Maße eine eindrucksvolle Feier. Für Sonnabend, den 17. Oktober sind außer den Empfängen der auswärtigen Teilnehmer vorgesehen: Die Ueberführung der Fahnen nach der Wandelhalle des Neuen Rathauses, eine Aufführung des Festspieles „Heldenehrung" von Otto Riebicke, sowie deutsche Abende in verschiedenen Sälen und Hallen. Am Sonntag, den 18. Oktober, dem Gedenktage der Völkerschlacht, findet früh 6 Uhr Weckruf statt. Im folgen Festgottesdienste in allen Kirchen der Stadt, ein großer Festzug der Teilnehmer nach dem Völkerschlachtdenkmal, eine Gedächtnisfeier zu Ehren der Gefallenen am Fuße dieses Denkmals, turnerische und gesangliche Darbietungen auf dem Ausstellungsgelände, eine Wiederholung der Aufführung des Festspieles „Heldenehrung" und schließlich Abschiedsfeiern, die mit dem Zapfenstreich be schlossen werden sollen. Für Montag, den 19. Oktober sind vorgesehen Führungen durch die Stadt, Wanderungen über die Schlachtfelder von 1813, Fahrten nach dem Kyffhäuser, der Rudelsburg und der Wartburg. An der Vorbereitung dieses „Ersten deutschen Reichskriegertages wird in Leipzig schon umsichtig gearbeitet. Ueber Einzelheiten erteilt nähere Auskunft die Geschäftsstelle, des „Ersten deutschen Reichs kriegertages in Leipzig.