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Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach Hanptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgsrichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weihbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdors, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Nummer 87 Freitag, den 1«. In» 1923 77. Jahrgang '"M7 Amtlicher Teil. Wahl der Vertreter der Mitglieder der landwirtschaftlichen Bernfsge- »offenschast in die Genoffenschafts-Versammlung. Gemäß Anordnung des Säcksischen Landosverficherungsamles findet die Wahl für den Bezirk der Amtohauptmannschast Kamenz einichlirtzlich der Städte Kamenz und Pulsnitz Donnerstag, den 23. Juli 1925, vormittags 9—12 Uhr statt und zwar; — II. Mr die Wahlabteilung Pulsnitz, umfassend die Orte des Amtsgerichtsbezirk» Pulsnitz einschlietzlich der Stadt Pulsnitz im Rathaus iu Pulsnitz, oberes Vereinszimmer unter Leitung des Herrn Landwirte» Wilhelm Adolf Zinke in Pulsnitz M. S. Nr. 32 als Wahlvorsteher. Die Stimmberechtigten werden hierdurch aufgesordert, innerhalb der Wahlzeit zur Wahl zu erscheinen. Hierbei ist folgendes zu beachten: Die Unternehmer der land und sorstmirtschaitlschen Betriebe, mit Ausnahme der Gärt nerei' und der Friedhofsbetriebe, wöd'en für jede Amtshauptmannschaft einen Vertreter und einen Ersatzmann in die Genvsscnschostsoeisammlung Die Gemeinden, denen Lie Befug nisse der unteren Verwaltungsbehörden voll öberiragen sind <8 ISO der Gemeindeordnung) werden dabei dem Wahlbezirke der Awtshaupimonniwaft zugetetlt Die Wahlberechtigung und Wählbarkeit der Genossenschaftsmitglieder, mit Aus nahme der Gärtner, setzt die Bewirtscha tuag einer mindestens 3 Kn grotzen Fläche voraus. Die Beschäftigung mindestens eines Ä oetters 4t nicht Erfordernis. Ein Betriebsunternehmer kann, wenn er in mehreren Wahlbezirken (Amtshauptmann- schäften) selbständige land- und forstwirtschaftliche Betriebe besitzt, das Stimmrecht für jeden Be zirk besonders ausüben. Besitzen Betriebsunternehmer oder ihre gesetzlichen Vertreter nicht die bürgerlichen Ehren rechte, so haben sie kein Stimmrecht. Wählbar find nur volljährige Deutsche. Nicht wählbar ist: 1. Wer infolge sirasgerichtlicher Verurteilung die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter verloren hat oder wegen eines Verbrechens oder Vergehens, das den Verlust dieser Fähigkeit zur Folge haben kann, verfolgt wird, falls gegen ihn das Hauptoerfahren eröffnet ist, 2. wer infolge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über sein Vermögen beschränkt ist. Der Wahlvorsteher ist befugt, bei der Wahlhandlung die Wahlberechtigung der Wähler zu prüfen, weshalb es sich emvstehlt, Ausweise hierüber (Besitzstandsoerzeichnts, Ausweis über seine Person, Grundsteuerquittung oder ähnliche Urkunden) mitzubringen und vorzulcgen. Ge» lingt dem Wähler der Ausweis nicht, so kann ihn der Wahlletter von der Wahl zurückweisen. Die Wahl erfolgt durch Stimmzettel. Auf dem Stimmzettel ist die Person des zu Wählenden so zu bezeichnen, daß über ihn kein Zweifel übrig bleibt. Stimmzettel, die dieser Vorschrift nicht entsprechen oder mehr Namen, als den der zu wählenden Person, oder den Namen nicht wählbarer Personen enthalten, find ungültig. Der Vertreter und sein Ersatzmann werden gemeinsam auf ein und demselben Stimm- zettel gewählt. Wer als Vertreter und wer als Ersatzmann gewählt werden soll, ist aus dem Stimmzettel nicht anzugeben. Als Vertreter sür die Genoffenschastsoersammlung ist gewählt, wer im Bezirke die meisten der abgegebenen, gültigen Stimmen, als Ersatzmann, wer di« nächsthöchste Stimmenzahl erhalten hat. Vereinigen zwei Personen aus fich die gleiche Stimmenzahl, so entscheidet das Los. Amtshauptmannschaft Kamenz, Derstcherungsamt, am 9. Juli 1925. Das Wichtigste. Der sächsische Landtag hat am Mittwoch veil linkssozialistischen Antrag auf Auflösung des Landtages in namentlicher Abstimmung mit 49 gegen 38 Stimmen abgelehnt und sich dann bis zum 3. No vember vertagt. Der Steuerausschuß des Reichstags hat eine Eimäßigung der Umsatz steuer auf 1,25 Prozent beschlossen. Der Reichsrat stimmte in gestriger Sitzung einer Reihe von kleinen Vorlagen zu, ferner auch dem Gesetzentwurf über Aenderungen der Invalidenversicherung. Zur Wiederkehr des Verfassungstages wird vom Reichsbanner für den 8. und 9. August eine große republikanische Kundgebung vorbereitet, die in Halle stattfinden soll. Am 7. Juli haben die Unternehmer der sächsischen Weißglasindustrie rund 7000 Arbeiter wegen Lohndifferenzen ausgesperrt. In der Umgegend von Landsberg an der Warthe hat in der vorigen Woche die Getreideernte mit dem Schnitt der Wintergerste begonnen. Die englischen Exporteure beschloßen, infolge des fortdauernden Franken- sturzcs und Lirerückgangcs alle Versendungen für französische und englische Rechnung nur noch in Psundwährung zu effektuieren. Nach dem Bericht des schwedischen statistischen Zentralbüros hatte das Königreich Schweden 1924 eine Bevölkerung von 6V36118 Seelen. Die Zahl der Auswanderer betrug 10 671 gegen 29238 im Vorjahre. Die Lage in Marrokko wird für die Franzosen täglich ungünstiger, da immer mehr Eingeborenenstämme, die bisher sranzosentrcu waren, zu Abd el Krim übergehen. Der Mailänder „Secolo" meldet aus Rom: In den letzten Tagen sei eine abschließende Einigung in deutsch italienischen Handelsvertrags- Verhandlungen erfolgt. — Dasselbe Blatt meldet, daß am 1. Ok tober die deutsche Sprache in den Mittelschulen ddr erlösten Ge bieten nicht mehr Lehrgcaenstand ist. UnWe und sWW Ängelkgenheilen. Pulsnitz. (Kirchgemcindcblatt.) In den näch sten Tagen wird durch die Konfirmanden die zweite Nummer unseres Kirchgemeindeblattes „Unsere Kirche" in die Häuser und Familien gegeben werden. Sie ist auf die Feier unseres Heimatfestes eingestellt und bringt mancherlei Inte ressantes aus Vergangenheit und Gegenwart der Geschichte unseres Gotteshauses. Das Blatt sei darum der Aufmerk samkeit unserer Gemeindeglieder sonderlich empfohlen. — (Einkommensteuervorauszahlungen der Lohn- und Gehaltsempfänger, der freien Be rufe usw.) Nach ß 21 des Steuerüberleitungsgesetzes wer den bei Einkommen der in Artikel I ZH 7 — 9 der 2. Steuer- Notverordnung und Z 20 Absatz 2 und 3 des Steuerüberlei tungsgesetzes bezeichneten Art (Einkommen aus Grundbesitz, freien Berufen, Arbeit, Kapitalvermögen und sonstiges Ein kommen) — ß 11 des Einkommensteuergesetzes — Voraus zahlungen auf die Einkommensteuer in der Weise erhoben, daß bis zu einem Einkommen von 2000 NM vierteljährlich Vorauszahlungen nach Höhe von 10«/, abzüglich der Er mäßigungen nach dem Familienstand und für weitere 1000 RM vierteljährlich Vorauszahlungen in Höhe von vollen 10«/, v. H. ohne Berücksichtigung des Familienstandes zu leisten sind. Es hätte also z. B. ein verheirateter Rechtsanwalt mit zwei minderjährigen Kindern an Vorauszahlungen zu leisten: 2) bei einem vierteljährlichen Ueberschuß der Einkünfte über die Werbungskosten von 2000 RM 7 v. H. von 2000 — 200 1800 (Abzug gemäß § 21 Zif ¬ fer 2 des Steuerüberleitungsgesetzes) 126 RM; b) bei einem Ueberschuß von 2500 RM vierteljährlich von 2500 — 200 (Abzug 8 21 Ziffer 2 des Steuerüber leitungsgesetzes) ---- 2300 NM, von der ersten 2000 RM 7 v. H. 140 RM und von 300 NM 10 v. H. 30 NM; demnach zusammen 170 RM. Demgegenüber ist zur leichteren Berechnung der Vorauszah lung in dem dem Reichsrate zur Entschließung vorliegenden Entwürfe der Durchführungsbestimmungen zum Steuerüber- lcitungsgesetze die Grenze, bis zu der 10 v. H. abzüglich der Ermäßigungen nach dem Familienstande an Vorauszah lungen zu entrichten sind, auf die vollen 3000 RM viertel jährlich ausgedehnt worden. Der Restbetrag ist erst nach Veranlagung zu zahlen. Es hat demnach z. B. der vorbe zeichnete Rechtsanwalt bei einem vierteljährlichen Ueberschuß von 2500 RM nur 7 v. H. von 2500 — 200 - 2300 RM, also 161 RM, als Vorauszahlung zu entrichten, während der Rest von 9 NM (170 — 161 RM) bis zur Zustellung des Steuerbescheides gestundet wird. — (Zur Nachahmung empfohlen.) Infolge der scheinbar nicht auszurottenden Unsitte weiter Kreise, Kirschkerne achtlos auf die Straße zu werfen und dadurch andere Passanten ernstlich zu gefährden, hat die Polizeiver waltung zu Plauen i. V. die Verfügung erlassen, daß jeder der auf frischer Tat ertappt wird, auf der Stelle eine Geld buße von einer Mark zu erlegen hat. Da auch Beamte in Zivil mit der Durchführung der Verordnung betraut sind, gelang es schon in zahlreichen Fällen, die Geldstrafen einzu ziehen. Hoffentlich wird dadurch eine Beseitigung des Un fugs erreicht. Großnaundorf. (Neuer Pfarrer.) Nachdem am vergangenen Sonntag der letzte der drei vom Landeskonsi storium für das erledigte Pfarramt vorgeschlagenen Herren Gastpredigt gehalten hat, wurde dieser, der Hilfsgeistliche Rau aus Kipsdorf, vom Kirchenvorstand einstimmig gewählt. Bretnig. (Volkszählung.) Die nach dem Staude vom 16. Juni 1925 vorgeuommene Volkszählung hat in der Gemeinde Bretnig ergeben: 1262 männliche, 1426 weibliche, mithin 2688 Personen. An Haushaltungslisten sind 758, Land- und Forstwirtschaftsbogen 238 und Gewerbebogen 452 ausgegeben worden. Die im Jahre 1919 vorgenommene Volkszählung ergab für Bretnig: 1136 männliche, 1361 weibliche, zusammen 2497 Personen und 698 Haushaltungen. Hauswalde. (Volkszählung.) Nach dem vorläufigen Ergebnis der Volkszählung wurden hier in 228 Wohnhäusern und 342 Haushaltungen 571 männliche und 672 weibliche, insgesamt 1243 Personen gezählt. Bischofswerda. (Die Feier des 125jährigen Bestehens) beging am Dienstag das älteste Industrieun ternehmen der Stadt, die Feintuchfabrik F. G. Herrmann 8- Sohn. Im Hofe des Hauptgebäudes der Fabrik fand vor mittags eine schlichte Feier statt. Dresden, 9. Juli. (Flucht des Kommunisten Böttcher.) Der kommunistische Landtagsabgeordnete Böttcher ist am Dienstag auf Beschluß seiner Fraktion eilends geflüch tet, da er bei der von den Kommunisten befürchten Land tagsauflösung (für die sie allerdings selbst stimmten, ja sie sogar beantragten!) seine sofortige Verhaftung wegen verschie dene Dinge zu gewärtigen hatte. Die Sorgen der KPD. haben sich allerdings als unbegründet herausgestellt, denn es wird gar nicht aufgelößt, aber für das gute Wissen der KPD. ist diese Flucht immerhin bezeichnend. — (Wiedersehensfeter ehemaligerKriegs- gefangener in Döbeln.) Alte Leidensgefährten fanden fiL in Döbeln zu einer frohen Wiedersehensseicr zusammen, mehr als 2000 an der Zahl. Und die Stadt Döbeln hieb ste durch reichen Flaggenschmuck willkommen. Der Gau Mittel- deutschland der Reichsocreinigung ehemaliger Kriegsgefangener hielt in Döbeln seinen Gautag ab, und in Verbindung damit veranstaltete die Ortsgruppe Döbeln diese Wiedersehensfeier. Während die auswärtigen Teilnehmer an der Gautagung im Ratskeller teilnahmcn, zogen im Laufe des Nachmittags ehe malige Leidensgcnoffen in drei Zügen mit Muftk der Bataillons- Kapelle in die Feftstadt ein. Auch die mit Pefserkuchenherzen geschmückte Ortsgruppe Pulsnitz war unter den Tausenden zu sehen. Nach Begrüßung der Ortsgruppenoertreter durch deu Vorsitzenden, Herrn Naumann, war die Gautagung eröffnet worden. Der Gauoorsitzende, Herr Paul Herrmann, Dresden, erstattete den Geschäfts- und Kassenbericht. Der Gau besteht aus 38 Ortsgruppen mit 2862 Mitgliedern im Freistaat und Provinz Sachsen, sowie in Thüringen. Da die Beiträge sür ein halbes Jahr nur auf S Pfennig festgesetzt waren, ist zurzeit - kein Kafsendestand vorhanden. Es wurde beschlossen, den Gau- beitrag aus 5 Pfennig pro Vierteljahr zu erhöhen. Ein Antrag der Ortsgruppe Dresden, den Namen in .Heimatgau Sachsen" umzuändern, da fich ein Gau Thüringen und ein Saalegau gebildet haben, wurde abgelehnt. Auch ein Antrag der Orts gruppe Dresden-N., durch Veröffentlichung in der Tagespreise fich gegen Bemerkungen des ehemaligen deutschen Kronprinzen über Kriegsgefangene zu wehren, wurde abgelehnt, obwohl man fich mit der Erklärung des Kronprinzen in dem Bundes- und Gau-Mitteilungsblatt nicht für befriedigt erklärt. Ein Antrag, dahin zu wirken, daß den Kameraden in Beamtenstellungen die Jahre der Gefangenschaft auf die Penfionszeit mit angerechnet werden, erledigte fich, da diese» in Sachsen bereits geschieht