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pulsmtzerDryeblaÄ Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach Hauptblatt und ölttste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtcnau, Friedersdors, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmanusdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Aibenstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohrin Pulsnitz Rammer 78 Dienstag, de» 3V Juni 1923 77. Jahrgang Amtlicher Teil. Ans Blatt 388 des Handelsregisters, die Firma Kurt Hentsch«! in Pulsnitz M. S. bür., ist heute eingetraaen worden: Die Handelsniederlassung ist nach Pulsnitz verlegt worden Amtsgericht Pulsnitz, am 24 Juni 1925 MMWW Hier m im „Pulsnitzer Tageblatt" sind von denkbar bestem Erfolg. Das Wichtigste. Am Sonntag nachmittag brach in Kreutzburg in Oberschlefien bei einem ProdutNenhändler am Marktplatz« eia Feuer aus. Von den sogenannten zwölf Apostel-Häusern find neun vollständig nirdrrgrbrannt. In den Flammen kamen eine Frau und zwei Kinder uw« Leben. Im Dorfe Nisa bei Hall» brach in der Nacht zum Sonntag Feuer au«. Dar Schulhaur mit dem ganzen Inventar brannte bis aus die Grundmauern nieder. Der im ersten Stock woh nende Lehrer konnte nur mit großer Mühr gerettet werden. Mit dem Flugzeug ist rin 27 Jahre alter Bankbeamter Hugo Gunnaer Olsson aus Stockholm durchgedrannt. Er entwendete seiner Bank 96000 Kronen und entfloh mit einem Flugzeug nach Deutschland. Das deutsche Derby, da» Sonntag aus der Bahn in Hamburg. Horn gelaufen wurde, brachte einen Uebcrraschungsfieg Das „blaue Band" gewann Roland unter Haynes in der Rekord, zeit von zwei Minuten 32,2 Sekunden. Am 9. Juli und dem darauffolgenden Tage wird der englische Kriegrmtnister Worthington Evans die englische Besatzung», armer am Rhrin inspizieren. Am 10. Juli wird er eine Parade aller Truppen, ausgenommen einige Bataillone, die sich zu weit von Köln befinden, abnehmen. Evans ist der 4. Kriegs- Minister, der die Kölner Garnison besucht. Der „Eoir" teilt mit, die sranzöfisch-englischen Vorbesprechungen über die Räumung des Ruhrgebietes seien jetzt zu Ende gejährt. Dar französische Kriegsministerium sei ermächtigt worden, die zur Räumung nötigen Maßnahmen zu beschließen. In der Bochumer Etappe werden jetzt täglich kleinere Trupps französischer Soldaten mit Bagage abtransportiert. Auch die französischen Mtlitärgeistlichcn schicken sich an, dar Ruhrgebiet zu verlassen. Tailauz hat aus Grund der Vollmachten, di» ihm durch das Parlamentsvotum übertragen wurden, gestern hundert Steuer ämter aufgehoben, die als unentbehrlich gelten. Das engltsch-rusfische Verhältnis hat sich infolge der bolschewistischen Agitation in Affen, dir sich gegen England besonders richtet, verschlechtert. In Marokko setzt Abd el Krim seine Angriffe gegen die sranzö- fische Front fort. Abd el Krim verfügt über 80 000 Mann gut ausgerüsteter Truppen. 0«We und (WW Angelegenheiten. Pulsnitz. (Vom Kirchturm.) Es wird viele interessieren, über die gegenwärtigen Arbeiten an unserem Kirchturm näheres zu erfahren. Die Arbeiten werden aus geführt von der Firma Gebrüder Winter, Schirgiswalde. Diese haben auch alle früheren Arbeiten an unserem Kirch turm gemacht. Der noch lebende Vater der Brüder war im Jahre 1868 zum ersten Mal als Lehrling auf unserem Turm. Zur Zeit muß das 1914 zum letzten Mal gestrichene grüne Turmdach — es besteht aus Blech — neu gestrichen werden. Bei Beginn dieser Arbeit hat sich herausgestellt, daß auch die Turmfahne und der Turmknopf teilweise zu erneuern, bez. neu zu vergolden sind. Seit 1886 sind beide Teile nicht mehr abgenommen worden. Die augenblicklich bei Herrn Schlossermeister Bruno Garten in Reparatur befind liche Wetterfahne ist 2,50 m lang und 52 cm hoch. Sie zeigt in kunstvoller schmiedceisener Ausführuitg das Bild eines Fisches, des Symboles Christi. Links vorn sind zu lesen die Namenszüge: lOvQ, oben: klckkvp, links unten die Zahl 1826; rechts hinten: lkvK, unten: die Zahl 1749. Es sind wohl Namenszüge der Patronatsherrschaften unserer Kirche: Maxen, Gersdorf und Posern. — Die Kugel hat einen Umfang von 2,15 m und ist'zirka 1 m hoch. Die in ihr geborgene Tonröhre ist noch nicht geöffnet. Ueber ihren Inhalt wird später berichtet werden. — Die Arbeiten werden bis zum Heimatfest recht zeitig beendet. — (Hat es am Siebenschläfer (27. Junis in Deutschland geregnet?) Es ist allbekannt, daß es recht viele abergläubische Menschen gibt, die mit Angst und Sorge dem Siebenschläfertage alljährlich entgegensehen. Denn: „Regnet es an diesem Tage, so regnet es 7 Wochen lang täglich". Da nun aber in diese 7 Wochen zumeist die Ernte fällt, so kann man sich wohl vorstellen, wie unangenehm 7 Wochen lang täglich auftretender Regen sein wird und wie voll bangen Sorgen diese ängstlichen Gemüter auf den Siebenschläfer schauen. Diesmal hat es nun am Sonnabend in einem Teile von Deutschland geregnet, meist allerdings nur etwas, an vielen Orten aber ist es trocken geblieben. Die Folge würde sein, daß die Orte mit Regen 7 Wochen lang täglich mindestens etwas Regen hätten, die aber, welche ohne Regen blieben, hätten 7 Wochen lang trockenes Wetter zu verzeichnen. Wer den verwickelten Verlauf der Wetter erscheinungen kennt, der weiß daß dies ein Unding und nicht möglich ist und sagt sich, daß die Siebenschläfer Regel, in soll aber nicht der dieser Weise aufgefaßt, ein Unfi hat aber eine gewisse Wahrheit Jede Bauernregel . So hat sicherlich nun die Sieben n?t, dieser Regen diese Regel die Bedeutung, d. schlüferzell ernstlicher uno anda gewöhnlich längere Zeit aNhäkEA Siebenschläfertag selbst, sondern die Zeit um den Tag herum, und nicht ein Zeitraum von 7 Wochen, sondern überhaupt eine etwas längere Zeit in Betracht kommen. — (Die Flaggenfragx ist der Schule.) In einer Dresdner Volksschule war ein Schulfest abzuhalten geplant, wofür aus Elternkrcisen beträchtliche Mittel gespen det worden waren. Um eine reibungslose Durchführung dieses Festes. zu .gewährleisten, beabsichtigte man, entweder gar keine Fahnen^ mitzuführen, oder nur die Fahnen in der sächsischen Landesfarbe bezw. in der Dresdner Stadtfarbe. Demgegenüber aber forderten Teile der Lehrer wie auch weltliche Elternratsmitglieder, überhaupt nur die schwarz-rot- goldene Fahne mitführen zu lassen, andernfalls sie sich an dem Schulfest nicht beteiligen würden. Infolge der darüber ausgebrochenen Streitigkeiten ist nunmehr das Schulfest über haupt in's Wasser gefallen und sind die Kinder um ihre Freude gebracht worden. Ein tiefschmerzliches Zeichen für unsere Zeit. — (Betretet keine fremden Gärten.) Aus Knautkleeberg wird berichtet: Am Donnerstagnachmittag woll ten vier Jungen im Alter von 12 und 13 Jahren auf ein Feld zum Kartoffelhacken gehen. Uuterwegs stiegen sie in einen Garten ein, dessen Besitzer Selbstschüsse ausgelegt hatte, was den Kindern nicht bekannt war. Plötzlich entlud sich ein Selbstschutz und verletzte drei Kinder so schwer, daß sie nach dem Krankenhaus eingeliefert werden wußten. Nur ein Junge blieb unverletzt — Der bedauerliche Vorfall sollte Kindern zur Warnung dienen, fremde Gärten zu betreten. -- (Die aus dem Verkehr gezogenen Bil lionenscheine und alten 50 R entenmarkscheine) werden nur noch bei der Reichsbank bis zum 5. Juli einge löst. Die Banken nehmen dieselben nur bis 30. Juni an. Später einlaufende Scheine verfallen und sind völlig wertlos. — (Das Abschneiden der Rosen.) Wenn man will Rosen abschneiden, so soll man dies mit langem Stiel tun, und zwar nicht nur, um dem modernen Geschmack nachzu kommen, sondern auch im Interesse der Rosen selbst. Nur einige wenige Sorten sind von diesem Schnitt auszuschließen, z. B. Marechal Niel, Gloire de Dijon. Durch den starken Rückschnitt wird das Wachstum stets von neuem angeregt, die einzelnen Triebe werden größer und stärker und die Kro nen locker. Dies macht die Rosen gesund, und die Folge davon ist, daß sich nur schöne, vollausgebildete Blumen ent wickeln. Dieser Schnitt setzt aber guten Boden, reichliche Düngung und richtige Pflege voraus. — (DerWohnungsmangelinSachsen.) Nach einer amtlichen Statistik wird die Zahl der fehlenden Woh nungen in Sachsen gegenwärtig auf rund 100000 geschätzt. Allein der dringende Wohnungsbedars stellt sich auf etwa 50000. Oberttchtena». (Volkszählung.) Bei der am 16. Jni stattgefundenen Volkszählung ergab die Zählung: 662 männliche, 720 weibliche, insgesamt 1382 Personen mit 240 bewohnten Wohnhäusern und 340 Haushaltungen. Außerdem ergab die Zählung 247 land- und forstwirtschaft liche Bogen und 163 Gewerbebogen. Im Jahre 1919 zählte man 1211 Personen, somit ist ein Zuwachs von 171 Per sonen zu verzeichnen. — (Christliche Eltern an den Reichspräsi denten.) Am 27. d. M. waren an die 3000 Väter und Mütter mittelst 4 Sonderdampfern von Dresden nach dem Wachberge gefahren zu einer schlichten Begrüßungsfeier für die neugewählten Elternräte, die zu einer spontanen Kund gebung für die christliche Schule sich auswuchs. Wünschen aus der Versammlung heraus entsprechend wurde unter großer Begeisterung einmütig nachstehende Kundgebung an den Reichspräsidenten Hindenburg zu übermitteln beschlossen: „Ter BczirtLVerbemd Dresden der christlichen ElternvsGdine und die christlichen Elternräte Dresdens und Umgebung senden dem Führer des Vaterlandes, dem Hort christlichen Glaubens und dem Hüter deutscher Ehre ehrerbietigen Hul digungsgruß. Das Grenzland Sachsen gelobt, in Not und Gefahr ebenso treu und fest zu stehen wie die Brüder am deutschen Rhein!" Kan e«z. (Vor der Meisterprüfungkommis sion) des Ähmiedehandwerks, bestehend aus den Herren Schmiedemeistern Richard Leichsenring aus Bautzen, Richard Heyne aus Bischofswerda, Schmiedeobermcister K. Franz Großmann, Kamenz und Berufsschulleiter Oberlehrer Lieber- nickel, Kamenz, legten folgende Herren: Nims-Skaska, Meh nert-Skaska, Heduschke - Lieske, Hentschel-Wiesa, Hoffmann- Krackau, Groß-Lüttichau, Müller-Lichtenberg, Böhme-Groß röhrsdorf, Kunath-Großröhrsdorf, Kühne-Schwosdorf, hier in Kamenz ihre Meisterprüfung für das Schmiedehandwerk mit sehr gutem Erfolge ab. Bei der Prüfung war auch das Gewerbekammermitglicd Herr Stadtrat Reißmann anwesend. Mit dem Wunsche, das Handwerk jederzeit hochzuhalten, die Kollegialität zu pflegen, den Innungen oder Vereinigungen beizutreten und auf angemessene Preise zu halten, wurde ihnen der Meisterbrief ausgehändigt. Möge den jungen Meistern eine segensreiche Tätigkeit beschieden sein. Dresden. (Große Mieterkundgebung.) Auf der Jlgen-Kampfbghn fanden sich am Sonntag vormittag etwa 7000 Mieter zu einer Gegenkundgebung gegenüber der Dresdner Hausbesitzertagung zusammen. Acht Redner hielten gleichzeitig Ansprachen, u. a. sprachen der Vorsitzende des Bundes Deutscher Mietervereine, I. Herrmann, sowie der Führer der Bodenreformerbewegung, Dr. Damaschke. Es wurde folgende Entschließung angenommen: Die Mieterschaft fordert, daß endlich der Artikel 155 der Reichsverfassung erfüllt werde, wonach der Mißbrauch mit deutschem Grund und Bohen zu verhüten und jedem Deutschen eine gesunde Wohnung und besonders den kinderreichen Familien eine Wohn- und Wirtschaftsheimstätte zu sichern ist. Sie verlangt die Erfüllung des den Kriegsteilnehmern gegebenen Ver sprechens auf ein vor Wucherhänden geschütztes Heim. Sie fordert die Verwirklichung des Artikel 155, der jedem Deut schen in seiner Wohnung eine unverletzliche Freistätte gewähr leistet. Deshalb verlangt die Mieterschaft ein Wohnrecht im Sinne des heutigen Mieterschutzes. Sie verwahrt sich mit größter Entschiedenheit grgen jede Lockerung dieses Schutzes, den sie in vollem Umfange auch für Handel und Gewerbe fordert. Der Ruf nach Lockerung entstammt nur der Sucht nach mühelosem Gewinn auf Kosten des schaffenden Volkes.' Der deutsche Hausbcsitz nennt den Mieterschutz eine Sinn widrigkeit und ein Verbrechen zum Schaden der Allgemein heit ; er will durch seine Kundgebung im Zirkus Regierungen und Parlamente mit allen Mitteln zwingen, das jetzige Wohnrecht wieder zu zertrümmern und die Mieterschaft er neut der Herrschaft des Hausbesitzes auszuliefern. Von den