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A ^sür Pulsmtz, / Königsbrück, tiadebirg, Nadebnrg, Moritzburg und Umgrgcnd. Blatt Amts und des Stadtrathes -es Königl. Amtsgerichts Mutsnih Als Beiblätter: 1 . Jllustrirtes Lonntagsblatl (wöchentlich); 2 landwirthschattliche Beilage (monatlich). Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- AbonnementS - Preis Bierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annvnccn-BureauSvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Comp Druck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. MchtuudvierzigAex Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Ur. 86 24. Oktober 189« Sonnabend. Bekanntmachung. Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß den Unteroffizieren und Mannschaften dienstlich verboten ist: 1) jede Betheiligung an Vereinigungen, Versammlungen, Festlichkeiten. Geld'ammlungen, zu der nickt vorher besondere dienstliche Erlaubniß ertheilt ist, 2) jede Dritten erkennbar gemachte Bethätigung revolutionärer oder sozialdemokratischer Gesinnung, insbesondere durch entsprechende Ausrufe, Gesänge oder ähnliche Kund gebungen. 3) das Halten und die Verbreitung revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften sowie jede Einführung solcher Schriften in Kasernen und sonstige Dienstlokale. Ferner ist sämmtlichen Angehörigen des aktiven Heeres dienstlich befohlen, von jevew "zu ihrer Kenntniß gelangenden Vorhandensein revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften in Kasernen oder anderen Dienstlokalen sofort dienstliche Anzeige zu erstatten. Die Verbote und Befehle gelten auch für die zu Uebungen eingezogenen und für die zu Controlvcrsammlungen einberufenen Personen des Beurlaudtenstandes, welche gemäß 8 6 des Militär-Strafgesetzbuches und § 38 L I des Reichs-Militär gesetzes bis zum Ablauf des Tages der Wiederentlassung bezw. der Controlversammlung den Vorschriften des Militär-Strafgesetzbuchs unterstehen. Dresden, den 1. Oktober 1896. Kriegs-Mini st erium. von -er Planitz. Bekanntmachung, betreffend die Kontrolversammlungen der Mannschaften des Beurlaudtenstandes. Die diesjährigen Herbst-Kontrolversammlungen im Bezirke des Meldeamts Kamenz finden wie folgt statt: Mittwoch, den 4. November, Vorm. 8, 11 und Nachmittags 3 Uhr in Kamenz, Schützenhaus. Donnerstag, den 5. November, Vorm. 10 Uhr in Schwepnitz, Gasthof. Donnerstag, den 5. November, Nachmittags ^3 Uhr in Königsbrück, Schützenhaus. Freitag, den 6. November, Vorm. 8 und 10 Uhr in Pulsnitz, Schützenhaus. Freitag, den 6. November, Nachm. 1 Uhr in Großröhrsdorf, Mittelgasthof. Sonnabend, den 7. November, Vormittags 9 Uhr in Crostwitz, Gasthof von Wenke. Zur Hcrbsr-Konuolmlsammluug haben sich sämmiliche Dispositionsurlauber, Reservisten, die zur Disposition der Eisatzbehörden entlassenen Mannschaften, sowie die Halb- und zeitig Ganzinvaliden ,u stellen. Die Einberufung zu den Koutrolversam ulungen erfolgt durch öffentliche Aufforderung. Dies geschieht, indem in jeder Ortschaft Seiten des Gemeinveoorstandes in ortsüblicher Weise bekannt gemacht wird, zu welcher Kontrolversammlung die betreffenden Mannschaften zu erscheinen haben. Die Militärpapiere sind imtzubringen. Nichterscheinen wird bestraft. Bautzen, am 20. October 1896. Königliches Bezirks-Kommando. Hol^RsVstsigSBuug. Röhrsdorfer Revier. — Mittelgasthof in Großröhrsdorf. Mittwoch, Sei» 4. November 1896, Borm. 11 Uhr. 9 birk, 3 ficht., 5 lief. Stämme v. 12 bis 27 om Mittenst., 122 ficht, und 129 kief. Klötzer von 12—34 cm Ober-St., 120 ficht. Stangenklötzer von 8 bis 11 ow Ober-St. 50 „ Baumpfähle „ 5 „ 7 „ „ „ 28 rm wch. Brennscheite, 197'/z rw wch. Brennknüppel, 55 „ „ und 1 rw birk. Aeste und Stängel, Aufbereitet in den Abtheilungen 6, 7, 11, 15, 19, 22, 25, 26, 29, 32, 33, 35, 38, 39, 41. 59,8g Wllhdt. wch. Brennreisig. Kgl. Forstrentamt Dresden und Kgl. Revierverwaltung Röhrsdorf zu Kleinröhrsdors, am 19. Oktober 1896. In Stellvertretung: Harten. Schröder. Verbrechen gegen das Leben sind leider durchaus nichts Seltenes im Leben und Treiben unserer Großstädte. Selten verstreicht ein Monat, ohne daß die Chronik durch eine Blutthat bereichert würde. Gerade die letzteBlutthat in Berlin kann aberals besonders typisch gelten, denn in den Umständen, die dieses Verbrechen begleiten, vereinigt sich eine Menge oller jener Momente, denen man bei den weitaus meisten Vorfällen dieser Art zu begegnen pflegt. Die bisherigen Ermittlungen, vor Allem das Geständ- niß des einen der Betheiligten, lassen keinen Zweifel dar über auskommen, daß bloße Geldgier das Motiv der That war, daß man es also mit einem Raubmord zu thun hat. Die weitaus meisten Verbrecher gehören den niedrig- sten Volksschichten an, was es an sich erklärlich macht, daß ihr Hang nach unredlichem Erwerb angesichts ihrer kargen Einkünfte besonders stark ausgeprägt ist. Auch die in solcher Lebenssphäre weniger sorgfältige Erziehung bietet eine Er klärung, sowie ferner die Beobachtung, daß je mühevoller das Tagewerk eines Menschen ist, dieser um so leichter den Verführungen schlechter Elemente sein Ohr zu leihen geneigt sein wird. Aus diesen und ähnlichen Gründen erklärt es sich, daß in der Seele eines Menschen der Gedanke an ein Verbrechen Wurzel fassen kann, vorausgesetzt natürlich, daß die Veranlagung zum Bösen vorhanden ist. Vom Gedanken zur That ist aber immer noch ein Weiler Weg. Viele sührt ihre verbrecherische Neigung schritt weise dem Abgrund zu, das werden dann die gewohnheits mäßigen Diebe und Einbrecher. Energielosigkeit, Arbeits scheu, Vernügungs- und vor Allem Trunksucht geleiten den einmal Gefallenen von Stufe zu Stufe, bis dann der sittliche und Physische Marasmus den Elenden am Wege oder im Arbeitshause verkümmern läßt. Für die Unseligen aber, die den Sprung in die grundlose Tiefe wagen, wird man noch nach anderen Beweggründen suchen müssen. Lie skrupellose Gewaltthäligkeit, mit der ein solcher Verbrecher alle edleren Regungen in sich zum Schweigen bringt, ist lediglich denkbar bei einer absoluten Verachtung jeglicher Autorität. Mit den Mördern vergangener Zeiten darf man einen entmenschten Zeitgenossen nicht vergleichen wollen, weil unser sittliches Empfinden weit verfeinerter ist, und weil die Maßnahmen, die heutzutage die persön liche Sicherheit garantiren, die Wachsamkeit der Polizei und die planmäßige Handhabung der Gesetze, jede Ausführung eines Verbrechens erschweren und seine Entdeckung gewähr leisten. Ein Mensch nun, der sich leicht über alle solche Bedenken hinwegsetzt, muß unter ganz außergewöhnlichen Einwirkungen gestanden haben. Die Lösung des Rätsels ist in dem Materialismus unserer Zeit zu suchen, und die Verantwortung für solche Gräuel fällt allen Denen zur Last, die diesem Materialis mus bewußt oder unbewußt Vorschub leisten. Ein Trüm merfeld gestürzter Ideale, entthronter Autoritäten ist für breite Schichten heutzutage die Welt. Es war ja so kinder leicht, die Ideale und srommen Sinn zuj stürzen. Aber der Mensch kann nun einmal ohne seinen Glauben nicht glücklich sein. Große Massen schleppen sich unzufrieden durch ein glückloses Dasein, weil man ihnen genommen hat, woran sie die wunde Seele aufrichteten; nur wenige Starke sind sich selbst genug in der freudenannen Einsamkeit. Die furchtbaren Verbrechen aber sind die Folgeerscheinungen einer Entsittlichung der Massen, die für die Ideen jener falschen Propheten nicht reif sind. Oertttche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Bergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Wie nicht anders zu erwarten, war das am Mittwoch Abend in dem durch Blattpflanzen und den Büsten Sr. Maj. deS Königs und Babelsbergers reichge schmückten Saale des Hotel Grauer Wolf stattfindende Stif tungsfest des hiesigen Stenographen - Vereins sehr zahlreich besucht. Es wurde auch so viel des Interessanten geboten, daß es den Besuch dieser Veranstaltung lohnte. Außer den von der hiesigen Stadtkapelle sehr exact ausgesührten musikali schen Vorträgen waren es namentlich die nach einer An sprache des Vorstandes den Anwesenden von Mitgliedern des Vereins vorgesührten Uebungen im Schreiben der Stenographie, die Vergleichungsschreiben zwischen Current- schrist und Stenographie, die Zusammenstellung stenogra phischer Schriftzeichen zu Gesichtszügen und ganzer Köpfe und Anderes mehr, die die Aufmerksamkeit der anwesenden Gäste fesselten. Das später folgende Theaterstück, in Welchem sich die Darsteller der verschiedenen Personen durch ihr munteres flottes Spiel den Dank der Zuhörer