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Blatt Amts und des StadLrathes des Aönigl. Amtsgerichts Abonnements - Preis Vierteljahr!. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: l Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. ^andwirthschaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Comp chchenL/E ^fiir Pulsnitz, «öiiigsbrück, «adeberg, «adeburg, Moritzburg mrd Umgegend. Mr---«- . smd brs Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Puszeile (oder deren Raum) DU- und a-d.u Mtundvirvzigflkv Aahrgsug. BE.E,»ch-, R-d-mm sust°« Sonnabend. 13. Juni 189« Oesterreich - Ungarn. Die ungarische Millenmumsfeier erreicht soeben mit der Einweihung des neuen Parlamenlshauses zu Pest ihren Höhepunkt. Volltönende Festworte galten bereits zur Ein leitung zu dieser Feier; vorläufig stehen solche Worte zu den Thatsachen aber noch im Widerspruch, da zur Zeit die Einigkeit zwischen den beiden Theilen der österreichisch- ungarischen Monarchie bekanntlich noch sehr zu wünschen übrig läßt. Die beiden Reichshälften stehen soeben vor der weitumstrittenen Erneuerung des Ausgleichs auf wirth- schaftlichem Gebiete und vor der Verlängerung des Grund gesetzes für weitere 10 Jahre, auf dem das Gesammtreich beruht. Es handelt sich vor Allem um die Feststellung der Summen, die jede Reichshälfte zur Bestreitung der gemeinsamen Ausgaben des Reiches auf;ubringen hat, so wie um die Erneuerung des Handelsbündnisses und um die Regelung der Stellung, welche die Reichsbank den beiden Regierungen gegenüber einnimmt. Der erheblichste und die größten Schwierigkeiten ver ursachende ist der erste der drei erwähnten Streitpunkte. Bisher betrug das Beitragsverhältuiß der Reichshälften zu den gemeinschaftlichen Lasten für Oesterreich 68,6, für Ungarn 31,4 Prccent. Ueber die Höhe dieser Quote hat man in Oesterreich schon lange geklagt, da man von der nicht unberechtigten Anschauung ausgeht, der industrielle Aufschwung Ungarns in den letzten zehn Jahren rechtfertige eine wesentliche Erhöhung jener Quote. Es ist von Seiten Oesteireichs der Vorschlag zur Güte gemacht worden, jene Vertheilung dahin ubzuändern, daß auf Oesterreich 56,84, auf Ungarn 43,16 Prozent kommen. Aber in Geldsachen hört auch jenseits der Leitha die Gemächlichkeit auf, und in Ungarn erhob sich bei jenem Vorschlag ein so gewaltiges Stöhnen, als ob schon die bisherige Quote den „Selbst kostenpreis" bedeute. Die Aussichten über eine Einigung sind fürs Erste noch außerordentlich schwach und trotz der hochgehenden Wogen dec Festesfreude ist die Stimmung eine sehr gespannte. In Ungarn besteht man mit zäher Hartnäckigkeit auf dem bisherigen Beitragsverhältniß, und besonders die Unabhängigkeits-Partei, welche in den letzten Jahren eine sichtliche Stärkung erfahren hat, möchte die finanzielle Frage am liebsten zu einer staatsrechtlichen machen, um bei dieser Gelegenheit die Auflösung des Staatenbundes in eine reine Personalunion durchzusetzen. Das aber nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird, gilt ganz be sonders von den leicht erregbaren Magyaren. In der That können diese für die Beibehaltung des bisherigen Beitragsveryältnisses irgendwie Plausible Gründe nicht an- führen. Schon bei den vorigen Ausgleichs-Verhandlungen ist seitens Oesterreichs auf den Aufschwung der ungarischen Industrie und die Hebung der Finanzen hingewiesen wor- den. Diese Besserung hat im letzten Jahrzehnt angehalten, und das Verlangen Oesterreichs nach einer Aenderung der Beitragsquote ist daher nicht als unberechtigt anzusehen. Man ist denn auch in Oesterreich über die ungarische „Querköpfigkeit" nach Kräften mißgestimmt, und diese Miß- stimmung macht sich in unzweideutiger und kräftiger Weise Luft. Da auf einen groben Klotz em grober Keil zu folgen pflegt, so wird dann von ungarischer Seite aus in nicht minder kräftiger Weise geantwortet. Diese Streitigkeiten und Reibereien bilden natürlich ein recht schlechtes Präludium zu der jetzigen Feier. Und es war eine nicht mißzuverstehende Mahnung, wenn bei der Eröffnung der Delegationen der Präsident der öfter- sterreichischen Delegation, Frhr. v. Chlumecky, jetzt nach drücklich betonte, daß die Aufgabe der Delegationen es sei, die Machtstellung des Gesammtreichs zu wahren. Die einzelnen Glieder der großen Völkerfamilie, welche dasselbe umfasse, seien für sich zumeist schwach; für ihr nationales Bestehen und ihre gedeihliche Entwickelung bedürften sie des Schutzes eines mächtigen, Achtung gebietenden Staats- wesens. Hoffentlich wird diese Mahnung von beiden Seiten berücksichtigt werden und aus der Festfreude der Mille- niumSfeier die Stimmung herauswachsen, welche der Er- Neuerung des Ausgleichs die Wege ebnet. Muß doch heute die eiserne politische Nolhwendigkeit die „feindlichen Brüder" lehren, daß es für sie ein kräftiges Dasein nur in der Ver- einigung giebt, daß Keiner ohne den Andern politisch und wirthschaftlich bestehen kann, daß sowohl Oesterreich als Ungarn von der Rangstufe, die sie in Europa einnehmen, tief heruntersteigen würden, wenn an die Stelle der gegen ¬ wärtigen Zusammengehörigkeit eine blasse und zusammen hanglose Personalunion treten würde. Wenn beide Theile diese Mahnungen und Wahrheiten beherzigen, dann wird an Stelle der jetzigen Spannung zwar nicht gleich eitel Freude und Brüderlichkeit treten, aber es wird doch leichter eine Basis für die Erledigung der schwebenden Streitigkeiten gefunden und ein erträglicheres Verhältniß zwischen den beiden Reichshälften ungebahnt werden. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Seit einigen Tagen hat in dem Men- zel'schen Gasthofe zu Pulsnitz M. S. die Otto Schmidt'sche Theatergesellschaft, die zu wiederholten Malen daselbst gastirte, ihren Musentempel wieder aufgeschlagen. Die bis jetzt stattgefundenen Vorstellungen waren leider nur spärlich besucht, obwohl nur gewählte Stücke, Neuheiten auf dem Gebiete der Theaterlitteratur gegeben wurden und ihre Aufführungen wirklich tadellose zu nennen waren. Im Anbetracht dessen, sowie daß sich die Direktion Mühe giebt, dem Publikum wirklich nur gediegene und ansprechende Stücke zu bieten, ist es recht zu wünschen, daß der Besuch der Vorstellungen sich zu Gunsten der Spielenden ge stalten möge. — Es wird neuerdings wieder zur Kenntniß des Pu blikums gebracht, daß alle Mineralsäuren, scharfe Laugen rc. nicht mehr in Trink- und Kochgefäßen (Gläser, Schüsseln, Tassen) oder solchen Flaschen und Krügen, die eine Ver wechselung befürchten lassen, abgegeben werden dürfen. Die Droguisten haben die Abgabe solcher Gifte in derartig verbotene Gefäße, in Wein-, Bier- oder Mineralwasser flaschen rc, zu verweigern unter Hinweis auf die erlassene Verordnung. — Daß die neue Bäckerei-Verordnung am 1. Juli in Kraft tritt, weiß man jetzt mit aller Sicherheit. Die selbe verlangt, in aller Kürze gesagt, folgendes: Die Ge hilfen dürfen nicht länger als 12 Stunden beschäftigt werden; zwischen je zwei Arbeitsschichten muß eine voll ständige Ruhe von mindestens 8 Stunden gewählt werden; die Moximalarbeitszeit der Lehrlinge soll im ersten Jahre 10 Stunden, vom zweiten Jahre ab 11 Stunden betragen. Dementsprechend erhöht sich für die Lehrlinge die Ruhe pause um zwei resp. eine Stunde. Vor den Festtagen und an zwanzig weiteren Tagen im Jahre, die der Är- beitgeber bestimmen kann, sind Ueberstunden gestattet, jedoch auch dann darf die ununterbrochene Ruhepause nicht unter acht Stunden herabgehen. Die zahlreichen Vor- stellungcn und Proteste verschiedener Bäckerei-Innungen gegen diese Bestimmungen sind vergeblich gewesen. — Mit dem 9. Juni ist die festgesetzte Schonzeit für Fische abgelausen, so daß jetzt wieder sämmtliche Fischsor ten in geschlossenen oder nicht geschlossenen Gewässern ge fangen werden dürfen. — Krebse, deren Schonzeit bereits mit Anfang Mai abgelaufen ist, befinden sich augenblick lich meist im Häutungsproceß. Sie sind währenddem nicht versandtfähig und deshalb zur Zeit fast gar nicht auf dem Markte zu haben. — Versichert die Ernte gegen Hagel! Die günstigen Ernteaussichten sind schon häufig in wenigen Augenblicken durch Hagelschlag vernichtet und damit die Hoffnungen der betreffenden Landwirthe zerstört worden. Die Zeit der Gefahr ist angebrochen, wie die Wetterschläge voriger Woche in den verschiedensten Gegenden des Vaterlandes und auch im südlichen Voigtlande bewiesen haben. Bedroht sind alle Gegenden ohne Ausnahme. Wer sich deshalb vor Verlust bewahren will, der versichere seine Ernte noch zu rechten Zeit! — An alle Gartenbesitzer ergeht jetzt die dringende Mahnung: Reinigt die Bäume und Sträucher von Raupen: Es ist jetzt die geeignetste Zeit dazu. Kamenz. Bei dem am 5. d. Mts. unter Leitung des Herrn Gendarmerie-Oberinspektor Major a. D. von Heygendorfs auf dem Schützenplatze in Bautzen abgehal- tenen diesjährigen Zielschießen der Gendarmerie der Amts- hauptmannschafien Bautzen und Kamenz erhielten aus der AmtShauptmaunschast Kamenz die Herren Gendarmen Fenrich - Großröhrsdorf den 1., Teichert - Pulsnitz den 2. und Türke-Kamenz den 3. Preis. Herr Gendarm Kluge- Elstra errang außerdem eine vom Herrn Adjutant im König'. Bezi.kskommando, von Heygendorfs, gestiftete Ehrenjcheibe. Kamenz, 9. Juni. Am 6. d. Mts. Nachmittags gegen 4 Uhr schlug der Blitz in eine Trockenschcune der dem Herrn Leo gehörigen Zigelei Brand-Cataster-Nr. 45 von Gottschdorf, wodurch sie nebst einem Anbaue bis auf die Umfassungsmauern niederbrannte. Viele Ziegelei- und Wirthschaftsgeräthe, welche jedoch versichert waren, sind mit verbrannt, nur die Wagen konnten ge rettet werden. — Zu derselben Zeit wurden das Pfarrhaus und ein anderes Wohnhaus in Schwepnitz von einem kalten Blitzschläge betroffen, welcher namentlich im Pfarr hause mehrfach Schaden anrichtete. Auch fuhr ein Blitz strahl in die elektrische Leitung der Schwepnitzer Glasfabrik und auch in mehrere Bäume. Radeberg. Am 9. Juli d. I. wird unsere Stadt Einquartirung erhalten und zwar vom 2. Feldartillerie- Regiment Nr. 28 aus Pirna. Es kommen zur Verquar- tierung 19 Officiere, 150 Untecosficiere und Mannschaften und 100 Pferde. — In Radeberg ging am Sonntag ein acht jähriger Knabe zufällig an einem dasigen Färbereietablisse ment vorüber, als der dort beschäftigte Maschinenführer S. einen Schuß aus einer Pistole abgab. Der Knabe wurde durch den Schuß derartig am Auge verletzt, daß sich seine sofortige Unterbringung in der Diakonissenanstalt zu Dresden nöthig machte. — Am Frohnleicbnamstage begaben sich zwei Gesellen des Wagenbauers Noack in Bautzen nach dem Mönchs- walde zur Procession und wurden Abends bei der Rückkehr von dem Gewitter überrascht. Der Blitz schlug zu der selben Zeit, als die beiden Brüder eine Eisenbahnbrücke der Bautzen - Wilthener Strecke passirten, auf das eiserne Geländer der Brücke und fuhr dem einen Gesellen in die Schläfe, während er den andern betäubte. Als der letztere sich wieder erholte, sah er, daß die Kleider seines Bruders brannten und fand denselben todt vor. Kötzschenbroda. Der Erdbeerenversandt von hiesigem Bahnhof gestaltet sich schon recht erfreulich; es werden täglich gegen 400 Kilogramm verschickt. Das Li ter kostet 1,50 bis 2 M. je nach Qualität. — In der Sitzung des Schöffengerichts zu Zittau am 6. Juni hatte sich ein dasiger Gastwirth wegen Bier- pantscherei zu verantworten. Ihm war zur Last gelegt, Pilsener Bier mit Zittauer Böhmisch und Kulmbacher mit Einfachen vermischt und als echt Pilsener beziehungs weise echt Kulmbacher verzapft und seinen Gästen vorgesetzt zu haben. Der Angeklagte gab die Fälschungen zu und wurde infolgedessen wegen Vergehens gegen das Nahrungs mittelgesetz zu einer Geldstrafe von 300 Mk. und in.die Kosten verurtheilt. Lommatzsch, 11. Juni. Der bisher im nahen Ziegenhain wohnhafte, als äußerst tüchtig weit und breit bekannte vr. moä. F. Haase siedelt in nächster Zeit nach Dresden über. Grimma, 8. Juni. Unter strömenden Regen traf gestern Vormittag der Landesausschuß der sächsischen Feuer wehren hier ein, um im Gasthof zum goldenen Löwen eine Sitzung abzuhalten, zu der die Mitglieder der hiesigen, für den 14. sächsischen Feuerwehrtag gebildeten Hauptaus schusses eingeladen worden waren. Es handelt sich um Meinungs-Austausch über die Festvorbereitungen und ent- giltige Festsetzung des Festprogrammes. Aus den Ver handlungen ist mitzutheilen, daß die Generaldirektion der Kgl. Staatsbahnen freie Rückfracht für Ausstellungsgegen- stände gewähren wird. Wegen der Fahrvergünstigung für Feuerwehrleute — erbeten ist u. a. 5 tägige Giltigkeitsdauer der Fahrkarten — wird noch Bescheid gegeben werden. Der Festzug wird einen Weg von »/< Stunde zurückzulegen haben und sich nach den Anfangsbuchstaben der 23 Ver bände und der verbandlosen Wehren von 2—X auf den nördlichen Promenaden aufstellen. Das Festprogramm steht nunmehr folgendermaßen fest: Freitag, 24. Juli: Abend 7 Uhr Sitzung des Landesausschusses. Sonnabend, den 25. Juli: Von früh an Empfang der Gäste an den Bahnhöfen, und Vertheilung der Wohnungskarten und Festzeichen imRathhause. Vormittags 10 Uhr, Eröffnung der Ausstellung. Nachmittag 4 Uhr Feuerwehrtag in der Aula der Bürgerschule. Abends 9 Uhr Kommers im Schützenhause. Sonntag, den 26. Juli: Früh 6 Uhr Weck ruf, 7 Uhr Exerzieren der Grimmaer Feuerwehr auf dem Nickolaiplatze, 11 Uhr Sturmangriff auf das Rathhaus. Nachmittags 4 Uhr Festzug, Von 5 Uhr an Konzert auf dem Festplatze (Schützenwiese.) Montag, den 27. Juli