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für Pulsmtz, Läiügsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Umgegend. Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts Abonnements - Preis V-erteljöhrl. 1 M. 28 Ps. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: I. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. ^andwirthschastliche Beilage (monatlich). Zrrferate sind biS^Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige.! KefcHästsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauSvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Zu Wutsnih D uck und Verlag von E. L. Förster'- Erven in Pulsnitz. MchtundvinffBev Jahrgang, s°u°° Sonnabend. April 1896. Verordnung, die Gebühren für Erhebung der Einkommensteuer und Besorgung der übrigen den Gemeindebehörden bei der Einkommensteuer obliegenden Geschäfte in den Jahren 1896 und 1897 betreffend, vom 16. April 1896. Auf Grund von § 78, Absatz 2 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 wird für die Jahre 1896 und 1897 die Gebühr für Erhebung der Einkommensteuer bei einer Jst-Emnahme b>s zu 2000 auf 2 Prozent dieser Einnahme, bei einer Ist-Einnahme von über 2000 auf I,« Prozent dieser Einnahme, mindestens aber auf 40 sowie die Gebühr für die Besorgung der übrigen d.n Gemeindebehörden nach Maßgabe des Einkommensteuergesetzes und der dazu gehörigen Ausführungsbestimmungen obliegenden Geschäfte für die Gemeinden, denen die Anlegung der Kataster übertragen ist, auf 0,7z Prozent der Ist-Einnahme und für die übrigen Gemeinden auf 0,5 Prozent dieser Einnahme hiermit festgesetzt. Dresden, am 16. April 1896. Finanz-Mini st erium. Für den Minister: Or. Filler. Liebert. Bekannt m a ch u n g. Auf Grund ocs ersten Nachtrags zu dem Regulativ vom 7. Mai 1890, die Räumung der Dünger- und Jauchengruben betr., wird hiermit eingeschärft, daß nach Punkt 15, Abs. 2 die Grubenräumung und Abfuhr des Inhalts währenv des Sommers, v. i. vom 1. Mai bis 30. September nur bis früh 7 Uhr und Nachmittags von 6 Uhr an vorgenommen werden darf und daß Zuwiderhandlungen nach Punkt 18 mit Geldstrafe bis zu 150 oder entsprechender Haft bestraft werden. Pulsnitz, am 16. April 1896. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Bekannt mach « ng, die Bierdruckappatate betreffend. Nach einer Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 10. März d. I. hat dasselbe die weitere Verwendung von mit einem Bleimantel überzogenen Zinn rohr (sogen. Bleimantelrohr) bei den Rohrleitungen pneumatischer Rierdruckapparate verboten, weil sich die innere dünne Zinneinlage allmählich abblättert und hierdurch die Gefahr des Uebertragens von Bleitheilchen in das Bier gegeben ist. Es wird demzufolge die fernere Verwendung dieses Bleimantelrohres zu den Rohrleitungen pneumatischer Bierdruckapparate mit dem Bemerken verboten, daß die Rohrlei tungen dieser Apparate nur aus reinem Zinn oder Glas bestehen dürfen. Pulsnitz, am 22. April 1896. DerStadtrath. Schubert, Brgrmstr. Grundstücksve^fteigevung. Das zum Nachlaß der Hausbesitzerin Johanne Christiane verw. LeuthslP geb. Freudenberg in Lomnitz gehörige Hausgrundstück Nr. 90 des Brd.-Kat., Fol. 77 des Grund- und Hypothekenbuchs und Nr. 38, 331, 335, 629, 632, 742 des Flurbuchs für Lomnitz soll Freitag, Pen 1. Mai 1896, Vormittags 10 Uhr auf Antrag der Erben an Ort und Stelle freiwillig versteigert werden Das Grundstück ist ohne Berücksichtigung der Oblasten und ausschließlich Vieh, Schiff und Geschirr durch die Ortsgerichte auf 4250 Mk. geschätzt worden. Es enthält 1 Hektar 53,z Ar Fläche und ist mit 41,Steuereinheiten belegt. Die Versteigerungsbedingungen werden im Termin bekannt gegeben. Am Nachmittage desselben Tages kommt der bewegliche Nachlaß zur Versteigerung. Radeberg, den 21. April 1896. Königliches Amtsgericht. Beck. Die abermalige Wahl 0e. Lueger's zum Oberbürgermeister von Wien beschäftigt, wie wohl verständlich ist, nach wie vor die öffentliche Meinung nicht nur in Oesterreich. Zunächst wird zu der, natürlich abermals der kaiserlichen Bestätigung bedürfenden Wahl noch gemeldet: Auf die Frage des Regierungskommissars vr. v. Fr:e° beis, ob Or. Lueger die Wahl annehme, antwortete vr Lueger mit einer längeren Ausführung, in welcher er zunächst hervorhob, er sei nun zum vierten Male zum Bürgermeister gewählt. Bei zwei Wahlen habe die christ- liche Bevölkerung Wiens gezeigt, daß sie sich durch Be schimpfungen und Versprechungen nicht beirren lasse, und habe gesiegt, indem sie ihre Rechte mit der gesetzlichen Waffe dcS Stimmzettels vertheidigte. Den Willen des Volkes solle auch die Regierung achten, umso mehr, als sie selbst das Volk gleichsam zum Richter angerufen habe, dessen Urtheil die Folge ruhiger Ueberlegung und klarer Erkenntniß der Lage des christlichen Voltes sei. Nicht um Personenkult»- zu treiben, hätten seine Freunde für ihn gestimmt (Lachen rechts, Beifall links), sondern um dem Willen des Volkes zu entsprechen. Er nehme die Wahl nicht aus Ehrgeiz sondern in Erfüllung einer schweren Pflicht an. Er sei bereit gewesen, seine Person zum Opfer zu bringen, seine Freunde hätten dies indessen nicht an genommen, da sie erkannt hätten, daß ein Festhalten an seiner Person, gerade unter den jetzigen Verhältnissen mehr als je geboten sei. Die Wiener Bürgermeisterfrage sei nicht allein von rein örtlicher, sondern von weittragender wirthschaftlicher und politischer Bedeutung. Die zur Zeit in Ungarn herrschende Partei versuche ihre Machtsphäre Weiter aszudehnen und maße sich einen ungebührenden Einfluß auf die Verhältnisse Oesterreichs an. Dem müsse ruhig aber entschieden entgegengetreten werden. Die täg lichen Schmähungen der maßgebenden ungarischen Zeitungen gegen Wien, ließen die Tragweite der Wiener Bürger- meistersrage ermessen. Diese Frage sei kein Duell Badeni- Lueger, das wäre ein kleinlicher Standpunkt, vielmehr ein Theil des großen Kampfes um die Befreiung des christ lichen Volkes und um die Unabhängigkeit und Freiheit des Vaterlandes Oesterreich. In diesem Kampfe nicht einen Fuß breit zu weichen sei die Pflicht des deutschen christlichen Mannes, des guten Wieners, deS patriotischen Oesterreichers. Von diesem Standpunkte aus hätten ihn seine Freunde gewählt, er nehme die Wahl an. Seitens der Parteigenossen des Redners wurde die Rede mit dem lebhaftesten Beifall ausgenommen und der Redner wieder holt beglückwünscht. Beim Verlassen deS RathhauseS wurde Dr. Lueger von der versammelten Menge unter stürmischen Hochrufen umringt und zu seinem Wagen geleitet. ES ist keine Frage, die Wahl Lueger'S ist beachtlich, denn sie bedeutet nicht nur einen antisemitischen Sieg, sie ist der Protest der deutsch-nationalen Elemente des Donau kaiserstaates gegenüber den gegen dieselben gerichteten Ver gewaltigungsgelüsten des jüdisch-liberalen MagyarenthumS, daS die ciSleithanisch-germanische Hälfte deS Habsburgischen Reichs auch wirthschaftlich, in der sogenannten AuSgleichS- und anderen Fragen, zu majorisiren, ja auSzubeuten sucht. Voll und ganz ist daS zu unterschreiben, waS die König!. Sächs. Leipziger Zeitung in Sachen der Lueger-Wahl- Angelegenheit dem leitenden Blatte des Wiener Groß judenthums ins Stammbuch schreibt, da dieses Blatt, die „Neue Freie Presse", den Eindruck der Wiederwahl Lueger's zum Bürgermeister von Wien damit abschwächen zu können glaubt, daß eS sich über die hochtönenden Phrasen lustig macht, mit denen der Gewählte dem „Volke" von Wien jetzt seinen Dank abstattet. Der Grund der Bewegung, die sich in der abermaligen Wahl Luegers mit solcher an unsern österreichischen StammeSgenossen sonst ungewöhnlichen Nachhaltigkeit und Zähigkeit kundgiebt, liegt in Verhältnissen, die weit über die Reichshauptstatt hinaus wirken. Es sind nicht nur die Deutschen Wien i, auch nicht nur die Niederösterreichs, sondern es ist die ganze nicht - israelitische Bevölkerung diesseits der Leitha, die es als drückenden Uebelstand für die westliche Reichs hälfte empfindet, daß die Semiten in Cisleithanien, noch mehr aber durch ihre herrschende Stellung in Ungarn, die wirthschaftlichen und socialen Verhältnisse deS Gesammt- reich« in ungebührlicher Weise beeinflussen. Kaum irgendwo in Cisleithanien hat daher Lueger so viele und so erbitterte Feinde, wie in den Kreisen Ungarns. Daß diese ihren ganzen Einfluß ausgeboten haben und wieder aufbieten werden, um die Bestätigung Luegers zu verhindern, ist infolgedessen mehr als wahrscheinlich. DaS Wort von dem Zweikampf Ungarn- contra Lueger mag daher an Selbstüberhebung anklingen: etwas Wahres ist aber daran. Die wahnwitzigen Szenen allerdings, welche „Freunde" Lue gers diesen Winter im niederösterreichischen Landtage provocir- ten, schließen für jede wie immer geartete Regierung die Mög- lichkeit aus, solche Genossen an die Spitze eines Gemein wesens zu stellen. Diese Leute zuvörderst müßte Or. Lueger von seinen Rockschößchen abschütteln, wenn er die öffentliche Meinung in Deutschland davon überzeugen will, daß die Verwerthimg seines, wie man sagt, bedeutenden Verwaltungstalentes im Dienste der Stadt Wien im In- § teresse aller guten Freunde Oesterreichs liege.