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Blatt Amts und des StadLraLhes des Königs. Amtsgerichts Wutsnrh Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Abonnements - Preis Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. ^andwirthschaitliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. KescHäftsstelren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow.Groß- röhrsdorf. Annoncen-BureauS von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank' Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. A Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. l sind bis Dienstag und Freitag D uck und ^ag^v^^^ Förster's Erben MchtNUdVieUzigSSV UahrgaNg. ^antwortlicher Sonnabend. Der englisch - amerikanische Coustict wegen Venezuela. Am Ende des Jahres 1895) ist zwischen England und den Bereinigten Staaten ein scharfer Conflict wegen Englands Grenzstreitigkeiten mit der südamerikamschen Republik Venezuela ausgebrochen. Der Präsident der Vereinigten Staaten, Grower Cleveland, hat sogar mächtig in die Kriegstrompete geblasen und der englischen Regie rung eine Art Ultimatum, eine letzte Aufforderung gestellt, ihren Streit mit Venezuela einem Schiedsgerichte zu unter breiten und sich diesem Spruche zu unterwerfen, sonst wollen die Vereinigten Staaten mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln den Angriff Englands auf die ameri kanischen Rechte und Interessen zurückweisen. Es läßt sich nach der Lage der Dinge schwer jagen, ob der Präsi dent Cleveland wirklich diesen Streit so ernst nimmt, oder ob darin nur ein geschicktes Wahlmanöver zu erblicken ist, welches den Demokraten zu neuem Ansehen in den Vereinigten Staaten verhelfen soll, nachdem sie sich den Republikanern gegenüber in den inneren Angelegenheiten des Landes wiederholt Blößen gegeben haben, und bei den bevorstehenden Wahlen Gefahr laufen, die Regierungs gewalt zu verlieren. Um einigermaßen beurtheilen zu können, ob diese Angelegenheit wie ein Sturm im Wasser- glafe oder wie ein zum Kriege treibender Conflicc endigen Wird, muß man sich den Streitfall und die angeblich dabei in Frage kommenden Rechte und Interessen der Vereinigten Staaten von Nordamerika etwas näher angesehen haben. Der Grenzstreit Englands mit der südamerikanischen Republik Venezuela spielt schon längere Zeit. England ist als Besitzer von Britisch - Guayana der Grenznachdar der Republik Venezuela und verlange von dieser einen Länderstrich zurück, den Venezuela angeblich unrechtmäßig in Besitz genommen hat. Da nun Venezuela, wahrschein lich in Folge nordamerikanischer Aufstachelungen, die Herausgabe des betreffenden Grenzgebietes an England verweigert, so hat die englische Regierung der Regierung von Venezuela erklärt, sie werde mit Gewalt von dem Grenzgebiete Besitz ergreifen, falls Venezuela nicht bald dasselbe freiwillig zurückgäbe. Diese Drohung bezeichnet nun plötzlich der Präsident der Vereinigten Staaten als eine grobe Verletzung der in Amerika als StaatSgrundsatz geltenden „Monroe-Doctrin", welche der frühere Präsident der Vereinigten Staaten James Monroe, welcher 1817 und 1820 zum Präsidenten gewählt worden ist, ausge sprochen hat und wonach sich kein nichtamerikanischer Staal in die Angelegenheiten eines amerikanischen Staates ein mischen darf. Nun hat ja diese „Monroe-Doctrin" offen bar e nen durchaus berechtigten Sinn, wenn es gilt, sremde Eroberer aus Amerika zucückzuweisen, aber die vom Präsi denten Cleveland ausgestellte Forderung, daß sich England in seinem Streite mit Venezuela unbedingt einem von Nordamerika bestellten Schiedssprüche zu unterwerfen habe, ist offenbar eine echt amerikanische Dreistigkeit, denn auf diese Weise würden alle Streitigkeiten, welche eine euro päische Macht mit einem südamerikanischen Staate hat, der Vormundschaft Nordamerikas unterstellt. Venezuela steht doch nicht unter dem nordamerikanischen Staatsrechte und die „Monroe-Doctrin" ist doch überhaupt kein von den Großmächten aneikannles internationales Recht, son dern nur eine von Nordamerika Europa gegenüber gestellte Forderung und Machtsrage. Die der englischen Regierung nahestehenden Zeitungen bezeichnen daher auch die For- derung des Präsidenten Cleveland als anmaßend wie die Forderungen der Napoleone einst waren und erklären, daß England diese Forderung nur ablehnen und sich nicht selbst erniedrigen könne. Seltsamer Weise hat aber auch der Präsident Cleveland von der Bedrohung der amerika nischen Nationalehre durch England gesprochen, wenn es seine Ungerechtigkeit gegen Venezuela durchsetze, und so hat dieser Streitfall doch einen sehr ernsten Hintergrund, zumal wenn die öffentliche Meinung m Nordamerika sich leidenschaftlich für die Forderung Cleveland's erklären sollte. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Durch die Kgl. Kreishauptmannschaft Bautzen ist nunmehr ein Verzeichniß derjenigen angeblich zur Heilung oder Verhütung von Krankheit dienenden Nr-. 2. Mitte! welche von ihr als Geheimmittel angesehen werden,! und deren öffentliche Ankündigung strafbar.! ist,? zusamenge-H stellt worden, jedoch ist dieses Verzeichniß noch nicht er-^ schöpfend, sondern die König!. Amtshauptmannschaft ist' verpflichtet, auch andere Ankündigungen zu bestrafen, wenn sie zu der Ueberzeugung gelangt, daß es sich um ein Ge heimmittel handelt. Unter den zur Zeit verbotenen An kündigungen befinden sich die von: Brandt's Schweizer pillen, Lück's Gesundheitskräuter-Honig und Kräuterthee, Hubert Ullrich's Kräuterwein, Jßleib's Katarrhpastillen, Kaiser's Brustcaramellen und Pfeffermünzcaramellen, Lenz's Mechtenpomade gegen Hautausschläge, Richters Pain-Expel- ler, Schettler's Fenchelbonia. Or. Spranger's Heilsalbe gegen Wundeü^Mingelhardt-Glöckner's Wund- und Heil- Pflaster, Mariazeller Tropfen, Weine insoweit Ankündi gungen derselben den-Zusatz „für Schwächliche, Blutarme Bleichsüchiige" rc. enthalten; außerdem noch 20 andere Mittel und dergl. — Auf eine Eingabe Berliner Fleischermeister hat der Reichskanzler geantwortet, daß auf Arbeiten, die nament lich in der heißen Jahreszeit unverzüglich vorgenommen werden müssen, um ein Verderben der Waare zu verhüten, die Bestimmung des H 105o der Gewerbeordnung über die Sonntagsruhe keine Anwendung finde. Ein Schlächter, meister hat demnach das Recht, wenn seine Waare sonst dem Verderben ausgesetzt wäre, Arbeiten auch an Sonn- und Feiertagen außerhalb der freigegebenen Zeit von den Gesellen vornehmen zu lassen. Ebenso können an Sonn- und Feiertagen zwischen 12 und 2 Uhr Arbeiten in der Werk statt ausgeführt werden, die für das Handelsgewerbe, also für das Ladengeschäft, unbedingt erforderlich sind. — Schulentschuldigungszettel sind nach einem neueren Urtheil des Reichsgerichts als Urkunden anzusehen. Die Angabe einer falschen Thatsache m einem solchen Schreiben, z. B. die unwahre Mittheilung, daß das Kind krank sei, >st als Urkundenfälschung anzusehen, welche mit Gefängniß bestraft wird. — Von Interesse ist folgende Gerichtsverhandlung vor dem Landgericht Bautzen -. Der Gutsbesitzer Theodor Hermann Richter in Lückendorf Vertrauensmann der sozialdemokratischen Partei, ließ am 8. September d. I., eines Sonntags, durch seine beiden schulpflichtigen Töchter in Lückendorf, Oybin und Hayn sozialistische Flugblätter für die Landtagswahl in fast sämtliche Haushaltungen dieser Orte ohne Ansehen der Person und unverlangt austragen. Durch den, Richtern bekannten aufreizenden und beleidigen- den Inhalt dieser Flugblätter wurden die Bewohner jener Ortschaften, bez. ein Theil derselben empfindlich belästigt und in ihrer sonntäglichen Stimmung gestört. Wegen sonach verübten groben Unfugs hatte das Kgl. Schöffen gericht zu Zittau Richtern eine Geldstrafe von 20 Mk. auferlegt, bei welcher es ungeachtet der Berufung des An geklagten verblieb. Bautzen. Einen sehr „feinen" Concurs machte der hiesige mosaische Schuhwaarenhändler Hermann Frisch doch wurde er unter dem Verdachte betrügerischen Banke- rotts einstweilen in Nummer Sicher untergebracht. — Das hiesige „Hotel Laue" ist für den Preis von 120000 Mk. in den Besitz der Reichspoüverwaltung übergegangen. Dieselbe beabsichtigt nach Abbruch desselben an dieser Stelle ein neues Reichspostgebäude zu errichten. — Auf dem diesmaligen Dresdner Gesindemarkt, der am Neujahrstage in Helbig's Etablissement bereits kurz nach 12 Uhr Mrüags beendet war, sind nur sehr wenig Abschlüsse erzielt worden, da die Mehrzahl der Dienstsuchenden für landwirthschaftliche Arbeiten überhaupt unbesähigt war. An Jahrel-löhnen wurden außer voll ständiger freier Station von 150 M. an aufwärts bewilligt. Dresden. Aus Anlaß der Jubelfeier der Errichtung des Deutschen Reiches wird auch eine Armenspeisung aus öffentlichen Mitteln veranstaltet. Der Festgottesdienst wird für die Altstadt in der Kceuzkirche, für die Neustadt in der Dreikönigskirche abgehalten. Die königlichen und städtischen Behörden werden nach freier Entschließung dem Gottesdienste in der einen oder der anderen Kirche bei- wohnen. Abends findet der große Fackelzug statt, an den sich in verschiedenen großen Etablissements Festkommerse anschließen. Dresden. Bekanntlich finden alljährlich im Riesen gebirge Hörnerschlittenfahrten statt, wozu sich stets auch aus Sachsen zahlreiche Sportlustige dort einfinden. Da 4. Januar 1886. auch in unserer Gebirgswelt sich gute Gelegenheit für solche Belustigungen bietet, geht der Gebirgsverein für die Sächs. Schweiz mit der Absicht um, auch in unseren Bergen Hörnerschlittenfahrten einzurichten, und zwar sind zu diesem Zwecke der Große und der Kleine Winterberg in's Auge gefaßt worden. Die Freunde von Hörnerschlittenfahrten werden diese Nachricht willkommen heißen. Dresden. In der am 10. Januar, Nachmittags 4 Uhr in der deutschen Schänke zu den „Drei Raben" — Dresden-A., Marienstraße, stattfindenden Versammlung der Oekonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen wird Herr Baumeister Reuß - Breslau einen Vortrag über das Thema: „Wie baut der Landwirth zeitgemäß und billig" halten. Es ist sehr zu wünschen, daß dieser Vortrag seitens der interessirten Kreise einen recht zahlreichen Zu spruch finden möge. Losch Witz. Der Verkehr auf der Drahtseilbahn ülertr'fft alle Erwartungen; er war an den letzten Feier tagen äußerst lebhaft. Am Sonntag z. B. wurden eben falls wieder 2600 Personen befördert. Alle Restaurants des Hochplateaus waren infolgedessen außerordentlich belebt. Meißen, 27. Dezember. Der Besitzer der „Geipel burg" in Meißen kündigte für die Feiertage die Inbetrieb setzung einer Gästebedienungmaschine an. Gewiß hat sich mancher vorher den Kopf darüber zerbrochen, wie diese „neueste Erungenschaft der Technik" beschaffen sein möge, und während der Feiertage hat man wohl auch reichlich die Neugier zu befriedigen gesucht. Wer dazu nicht Ge legenheit gehabt hat schreibt das dortige Tageblatt, dem wollen wir das Rätsel lösen. Die technische Neuheit ist ebenso genial erdacht als ausgeführt. Man denke sich eine eiserne Schiene in Form einer langgestreckten Ellipse horizontal auf eisernen Stützen ruhend und also in zwei Bahnen den ganzen Löwensaal der Länge nach durchmessend. Auf dieser Schiene, die sich ungefähr 2'/z bis 3 Meter über den Fußboden befindet, werden hängend eiferne Stühle durch je ein hintereinander angeordnetes Räderpaar mittelst motorischer Kraft fortbewegt. Die Verwerthung der An lagen hat man sich nun so gedacht, daß in diesen rollenden Stühlen die Kellnerinnen Platz nehmen und von ihnen aus, da die Bahn ja direkt am Buffet und ebenso an den Tischen vorüberführt, die Gäste bedienen sollten. Bei der Probe stellte sich jedoch heraus, daß die Idee, oder viel mehr die Stützen der Anlage zu hoch gedacht sind. Es machte den Kellnerinnen Schwierigkeiten, von ihren erhöhten und obendrein schwankenden Sitz aus ihre Thätigkeit aus zuüben. Man hat sich deshalb während der Feiertage damit begnügt, die „Drathgondeln" dem Vergnügen der Gäste insofern dienstbar zu machen, als es in deren Be lieben gestellt wurde, die Pausen zwischen den einzelnen „Ganzen" und „Schnitts" mit einer Partie auf dieser originellsten aller Drahtseilbahnen auszufüllen. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. In einer allerhöchsten Ordre des Kaisers an den Reichskanzler wird der Entschluß Sr. Majestät bekannt gegeben, am 18. Januar 1896 zur Er innerung an die vor 25 Jahren erfolgte Neubegründung des Deutschen Reiches eine Feierlichkeit im hiesigen könig lichen Schlosse zu veranstalten, welche Vormittags 10^ Uhr im Weißen Saale in den bei besonders feierlichen Reichslagseröffuungen üblichen Fö mlichkeiten, insbesondere unter Benutzung der Reichstagsinsignien stattfinden soll. Der Kaiser wird bei dieser Feierlichkeit eine Botschaft ver lesen. Am Abend des 18. Januar wird ein Bankett folgen, zu welchem die Bevollmächtigten zum Bundesrathe, die Mitglieder des Reichstages, sowie alle diejenigen eingeladen werden sollen, welche in jener großen Zeit dem Bundes- rathe und den, Reichstage angehört haben, oder sonst bei der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches in hervor ragender Weise betheiligt gewesen sind und sich gegenwärtig noch am Leben befinden. Wie die kaiserliche Ordre be stimmt, soll der Feierlichkeit ein Gottesdienst in der Schloß kapelle, wo Generalsuperintendent Faber die Predigt halten wird, und in der Hedrrigskirche voraus gehen. — Eine Erhöhung der Marschration um 1000 Kilo gramm täglich ist im neuen Militär-Etat vorgesehen. Das Bedürfniß nach einer Erhöhung der Heuration tritt bei den gesteigerten Anforderungen an das Pferdematerial infolge der Winterübungen, Dauerritte rc. immer dringender