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Pulsnitzer MckendlaN Telegr.-Hdr.: Wochenblatt Pulsnitz erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. Kints des l^önigl. Amtsgerichts und des 5tadtrates zu Pulsnitz Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugsben. Dis künk mal gespaltene Zeile oder deren Daum 12 Pf., Lokalpreis t 0 pk. Neklams 25 Pf. Sei Wiederholungen Rabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem larik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. §ernsprecher: Nr. 18. VSZlrKs-5lNZSigSr ML 7/ und Zeitung M'vlatl Mit „Illustr. Sonntagsblatt", „LanLwirtschaki- licher Beilage" und „§ür Saus und Berd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. l.25 bei kreier Zustellung ins Saus, durch dis Post bezogen Mk. 1.41. . sün umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdork, Bretnig, Bauswalds, Ohorn, Obersteina, Dieder- »»11t »SV tu t t i Al - t11t tDgOl. IS VLH l t I> ^/UlOllll), steina, Wsitzbach, 0ber-u. Disdsrlichtsnau, §risüsrsdorf-lhismendorf, Mittelbach, Srotznaundorf, Lichtenberg, ^lsin-Dittmannsdork. Druck und Verlag von C. L. §örstsr's Erben (Inh.: I. XV. Mohr). Expedition: Pulsnitz, IZismarckplatz Dr. 265. Verantwortlicher Dsdakteur: Z. XV. Mohr in Pulsnitz. Ac. 148. Donnerstag, den 10. Dezember 1908. 60. Jahrgang. Aas Wichtigste. Die Erste Kammer nahm im weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung noch den Gesetzentwurf über die Fürsorge-Erziehung an. Nach einem Befehl des Admirals Lord Beresford must zu Weihnachten die Hälfte der Schiffe der Kanal flotte voll bemannt bleiben. Das deutsch-österreichische Abkommen über den gegen seitigen gewerblichen Rechtsschutz wurde am Mitt woch vom Reichstag in dritter Lesung debattelos genehmigt. (Siehe Reichstag.) Der den Arbeiterinnen betreffende Teil der Gewerbe- ordnungsnovelle wurde am Mittwoch vom Reichs tag in dritter Lesung nahezu einstimmig ange- nommen. Siehe Reichstag. Böhmische und mährische Firmen haben aus Anlaß des Auftretens der Deutschen in Prag ihre Ge schäftsverbindungen mit süddeutschen Exporthäusern abgebrochen. Als Schiedsrichter in der Casablanca-Fraae hat die deutsche Regierung den Wirklichen Geheimen Lega- lionsrat und Justiziar im Auswärtigen Amte Dr. Kriege und den italienischen Staatsrat Fusi- nalo gewählt. Tie Regierung von Venezuela beschloß, auf das erste eine drohende Haltung einnehmende holländische Kriegsschiff zu feuern. Das von Teheran nach Täbris gesandte Kosaken-Ex- peditionskorps ist vor den Toren von Täbris von aufständischen Persern überfallen worden. veutscdlanvs SriedenspoMik und Vis >VeMags. Im Widerspruche mit seinen Kundgebungen vom 11. November, wo mit schwierigen Verwickelungen ans dem auswärtigen Gebiete gerechnet würde, hat der Reichs kanzler Fürst Bülow am 7. Dezember im Reichstage eine durchaus friedliche Rede gehalten, und nicht nur die Frie denspolitik Deutschlands, sondern auch die friedliche Ge staltung der ganzen Weltlage gelobt. Danach ist die Gefahr im Orient im Schwinden, Deutschland steht Seite an Seite mit Oesterreich, hat aber trotzdem keine Spitze in seiner Politik gegenüber der Türkei oder gegenüber Rußland. Italien wird nach der Erklärung des Reichs kanzlers auch nach wie vor mit Deutschland und Oeste reich verbündet bleiben und unsere Beziehungen zu Frank reich und England haben sich trotz mancher Schwierig keiten in der marokkanischen Affäre und den orientalischen Angelegenheiten auch freundlicher gestaltet. Es herrscht also gegenwäriig d r Friedensengel in der Welt, zumal sich auch Nordamerika und Japan über den Großen Ozean hinweg die Friedenshände gereicht haben. Darüber wird man sich in Deutschland und wohl auch in der ganzen Welt freuen, und nicht nur wegen des bevorstehenden Weihnachtsfestes, welches voraussichtlich diesmal die christ lichen Völker im Einklänge mit der Friedensbotschaft finden wird. Trotz dieser Freude merken aber die tiefer denkenden Patrioten in Deutschland, daß die an sich lo benswerte deutsche Friedenspolitik uns doch in eine ge wisse leere Schüssel gebracht hat, denn vom Standpunkte der praktischen Interessen hat Deutschland auf dem aus wärtigen Gebiete in den letzten Jahren trotz feiner wie derholt erklärten Friedenspolitik weder politische noch wirtschaftliche, noch moralische Eroberungen gemacht, und wir meinen deshalb, daß der politische Einfluß Deutsch lands auf dem auswärtigen Gebiete ganz bedeutend ge sunken ist, und daß vielmehr dazu gehört, als die nach- givi^e Friedenspolitik, um für Deutschland den Ein fluß auf der Welt wiederzugewinnen, aus den es aus Grund seiner anerkannten kulturellen Leistungen und nach der Größe sei-er militärischen Machtstellung Anspruch hat. Der Rückgan: des politischen Einflusses Deutschlands wird dadurch besten bewiesen, daß wir in den letzten Jahren sehen mußten, daß sich nicht nur ganz neue po litische Gruppierungen bildeten, an demn Deutschland flicht beteiligt war, sondern daß auch vieDs, was z. B. Deutschland in Marokko und in Kleinchen rstrebte, nicht entfernt erreicht worden ist. Man könnte nun sagen, daß, wenn Deutschlands ausgesprochene Friedenspolitik den Erfolg gehabt hat, die ganze Weltlage friedlicher zu gestalten, Deutschland doch großes für sich und für seine Stellung gegenüber dem Auslande erreicht habe. Eine nachgibige Friedenspolitik schützt aber für kein Land die Wahrnehmung seiner wichtigen Interessen, und wir müssen auch sehen, daß da? ganze Ausland, zumal England und Frankreich und auch unser Bundesgenosse Oesterreich nicht ausgenommen, frische und fröhliche Jnteressenpolitik trei ben, und daß natürlicherweise die auswärtigen Mächte für die schönen friedlichen Augen Deutschlands ein freund liches Kompliment immer bereit haben, sonst aber natür lich nichts! Und die wahre Größe Deutschlands wird auf diese Weise nicht gefördert, man braucht die politische Periode der letzten zwanzig Jahre nur mit der Aera Bismarcks zu vergleichen, und man wird dann den gro ßen Unterschied zwischen Deutschlands Stellung auf dem auswärtigen Gebiete von einst und jetzt schon wahrneh men. Natürlicherweise wünschen wir in Deutschland keine Vormachtpolitik im Sinne der französischen Kaiser zu treiben, aber wir wollen auch nicht in die Ecke und in die Enge gedrückt werden. Es ist ja auch eine Tatsache, daß die auswärtige Politik Deutschlands auch schon von den Ereignissen überrascht worden ist, was unter Bismarck so leicht nicht vorgekommen wäre. Trotz mancher Befrie digungen über die Kundgebungen des Reichskanzlers bleibt daher doch der Wunsch bestehen, daß Deutschland eine zielbewußtere Jnteressenpolitik zur Hebung seines Ansehens und ferner ganzen Stellung gegenüber dem Auslande treiben möge.- Osrtttckss unO Säcbsisckss. Pulsnitz, Wiewird d a s W e t t e r a m S o n n - tag sein? Es ist jetzt eine ganz verkehrte Welt! In Italien, selbst in südlicheren Teilen, wie Florenz und Rom, herrschte gestern Vormittag Frost, im Südosten Europas sogar strenge Kälte (Belgrad —8», Hermann stadt — 16» Celsius). Das ganze nördliche Europa, das ein Anrecht auf richtige Winterwitterung hätte und wo Haparanda vor einigen Tagen auch tatsächlich noch —2S« C. verzeichnete, hat ziemlich warmcS Wetter, Chri- stiansund ^-9, Hasparanda —1, Petersburg 4- 2° C. Der Süden und Südosten steht unter Einfluß des jetzt dort befindlichen, von Nordwesten her zugewanderten „Hoch", während das übrige Europa unter der Herrschaft eines ausgedehnten, tiefen Depressionsgebietes über Nordwest- Europa eine weitverbreitete südwestliche Luftströmung hat, die uns milde und feuchte, ozenanische Lust zuführt. Da dieser Störung, gestern mit 725 mm Tiefe, bei Island lagernd, bald neue folgen werden, so ist auch für den „silbernen" Geschäftssonntag noch kein winterliches Weih- nachtswetter, sondern ziemlich milde, wechselnd bewölkte, windige Witterung mit eiwas Regen zu erwarten Pulsnitz. Der Dieb, welcher in der Nacht zum 3. d. Mts. aus der Werkstatt des Schmiedemeisters Kunath in Großröhrsdorf ein Fahrrad und am 4. d. Mts. aus der Werkstatt des Schmtedemeisters Opitz in Pulsnitz einen starken Schraubenzieher (Franzose) gestohlen hat, ist am 8. d. Mts. von dem hier stationierten Gendarm' in bichger Rittergutsflur verhaftet und an das König liche Amtsgericht zu Pulsnitz abgeliefert worden. Der Täter ist ein 27 Jahre alter Schmiedegeselle namens Methner aus Schlesien. « Pulsnitz M. S. Am Sonnabend s-M hier di Ergänzungswahl des Gemeinderats statt. Von 129 machten 91 von ihrem Stimmrecht Gebrauch. Gewällt wurden: Ernst Adam mit 47, Mißbach mit 41 Stimmen. Weiter erhielten Morche 39 und Günther 36 Stimmen. — Nach einer uns von der Oberpostdirektion zu gegangenen Mitteilung kann die Postbeförderung vom Festlande nach den Nordseeinseln Amrum, Föhr, Sylt, Pellworm, Nordstrand und Röm beim Eintritt strengen Frostes meist nur durch Elsöoote aufrecht erhalten werden. Da bei dieser Beförderungsweise die Päckereien gegen die Unbill der Witterung nicht immer gehörig geschützt werden können, ist es erforderlich, daß diese Sendungen in der bezeichneten Zeit ganz besonders dauerhaft und sorgfältig vcrpackt werden. Auch empfiehlt es sich, in der Zeit, wahrend welcher die Schiffahrt im Wattenmeer durch Eis gestört wird, von der Versendung leicht ver derblicher Gegenstände nach den genannten Inseln Ab stand zu nehmen, da die Pakeie u. U. längere Zeit bei den Postanstalten in den Abgangshäfen des Festlandes lagern müssen. — Gedenket der hungernden Vögel! Unsere Vo gelwelt, die auch im Winter bei uns aushält, findet nun nicht mehr die für die Erhaltung notwendige Nahrung Pflicht eines jeden Menschen ist, ihnen solche zu bieten denn unter den hier bei uns im Winter ausharrenden, finden fich viele, die dem Menschen, besonders dem Gar tenfreunde von großem Nutzen sind. So sind die zier lichen flinken Meisen beste Jnsektenvertilger. Namentlich dieser sollte sich jeder Gartenbesitzer und Obstzüchter wäh rend des Winters liebevoll annehmen, ihnen Nahrung reichen. Bei Schnee und starkem Frost geschieht dies am besten durch Aufhängen von Knochen mit Fleischresten, Speckschwarten oder mit Schmalz oder Talg gefüllten, halben Nußschalen an Sträuchern und Bäumen, wo die Katzen nicht dazu kommen können. Aber auch der übri gen Vögel vergesset nicht. — Das Ministerium des Innern hat an die Ge-- werbekammern solgende bemerkenswerte Aufforderug erlassen: „Das Ministerium des Innern hält es für wünschenswert, daß dem Kleingewerbe, besonders auf dem Lande und in kleineren Städten, belehrende gewerbliche Vorträge dargeboten werden. Diese könnten etwa Be sprechungen über Antriebs- und Arbeitsmaschinen, wenn möglich unter Vorzeiguug dieser Maschinen und anderer Arbeitsbehelfe oder bildlicher Darstellungen, sowie Ma terialienkunde, Kalkulation, Buchführung u a. umfasfen. Es ist erforderlich, daß die Vorträge von geeigneten, mit der Praxis vertrauten Fachmännern, Gewerbelehrern u. a. gehalten werden und sich auf ein bestimmtes Fachgebiet und einen nicht zu großen Bezirk beschränken. Ver gütungen an die Vortragenden aus Staatsmitteln können in Aussicht gestellt werden. Das Ministerium des Innern sieht einer gutachtlichen Aussprache hierüber, wenn mög lich bestimmten Vorschlägen geeigneter Personen und solcher Orte, an denen Vorträge erwünscht oder ange bracht sein würden, bis 30. Dezember d. I. entgegen." Die Gemerbekammer hat die Innungen aufgefordert, Wünsche und Vorschläge an sie gelangen zu lassen. Lichtenberg. Das unter den Militärkapellen eine bessere Stelle einnehmende Trompeterkorps des Feldar- tillerie-Regiwents Nr. 28 gibt nächsten Sonntag im Saale des Gasthofs zum Schwan, hier, ein großes Konzert, das unter der Leitung des Königlichen Musikdirigenten Herrn E. Philipp steht. Nebenbei sei bemerkt, daß Herr Philipp am 1. Oktober n. I. sein 50. Dienstjahr antritt und der längstgediente Soldat der sächsischen Armee ist. Das Konzert verdient einen recht zahlreichen Besuch. Bretnig. Das Schlagen der Straßensteine auf der Pulsnitz-Ohorn-Bretniger Straße in der Flur Bretnig soll Dienstag, den 15. d. M., abends 7 Uhr, im Gasthaus zur Rose hier nach vorher bekannt gegebenen Bedingungen nur an hiesige Bewohner vergeben werden. Kamen;, 6. Dezember. Das bei Bernsdorf ge legene Braunkohlenbergwerk Saxonia beruft eine außer ordentliche Generalversammlung ein, in der über die Veräußerung der Grube Saxonia beschlossen werden soll. Vc: Abnahme des Vorstandsantrages würde die Aktien- gesellschaff in Liquidation eintreten. Königs brück, 9. Dez Bei der am 1. Dezember d. I vorgenommenen beschränkten Viehzählung wurden in Königsbrück aufgezc'chnet: 381 Pferde, 70 Rinder, 134 Schweine, 4 Schafe 100 Ziegen. Königsbrück. Bei der a n Montag hier s>tt- gefundenen Ergänzungswahl der Stadtverordneten be ziehungsweise Ersatzmänner üblen von 359 stimmberech tigten Bürgern 290 ihr Stimmrecht aus. Gewählt wurden die bisherigen beiden ansässigen Stadtverord neten Herr Spediteur Hinzer (203 Stimmen) und Herr Töpfer Block (100 Stimmen); ferner der bisherige un- anjässige Stadtverordnete Herr Amtsgerichtssekretär Hedrich (180 Stimmen). Zwei ansässige bürgerliche Kandidaten, die Herren Huhle und Lütge, kämpften um das Mandat des bisherigen sozialdemokratischen Stadtverordneten Herrn Block, erreichten aber leider nur je 91 beziehungs weise 92 Stimmen. Die Wogen der Wahlagitation gingen sehr hoch und entgleisten bedauerlicher Weise am Schluffe in persönlichen Angriffen, die sicherlich für manchen noch ci.c n bM-rlichen Nachgeschmack haben können.