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Pulsnitzer Mckenblatt und Zeitung flmts des l^Önigl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabellarischer Latz nach be sonderem larik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Telegr.-^dr.: Wochenblatt Pulsnitz Inserats für denselben lag sind bis vormittags lO Uhr aufzugeben, vis fünf mal gespaltene Zeile oder deren Naum l 2 Pf-, Lokalpreis l 0 pk. Nsklams 25 Pf. Sei Wiederholungen Rabatt. §ernsprecher: Nr. 18. Bezirks-Anzeiger Erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. Mit „INustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft licher Beilage" und „§ür Saus und Serd". Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich Mk. 1.25 bei freier Zustellung ins Saus, Lurch die Post bezogen Mk. 1.41. 60. Jahrgang- Sonnaöend, dm §4. Aovemßer 1908. 137. N>i!c-raitr umfassend die Ortschattsn: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srohröhrsdork, Bretnig, Sauswalde, Ohorn, Oberstsina, Dieder- "UUPOiUll ! Ub Ovo. >l III ISgO t Iv steina,Weitzbach,Ober-u.DisLerIichtenau,§riedersdor?-'I'hiemsndork,Mittelbach,Srotznaundorf,Lichtenberg,Mein-Dittmannsdork. Druck und Verlag von E. L. Sörstsr's Erben (lnh.: Z. ZV. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr.265. Verantwortlicher Bedakteur: Z. VV. Mohr in Pulsnitz. Das Wichtigste. Fürst Bülow wird am Montag in Kiel dem Kaiser Vortrag halten. Im Befinden des Fürsten Eulenburg soll, wie ver lautet, eine nicht unwesentliche Besserung einge treten sein. Nach einer Münchener Meldung haben in der Sitzung des BundesratSausschnsses für auswärtige Ange legenheiten die Bundesregierungen Bedenken gegen das Kaiserinterview im „Daily Telegraph" er hoben. Wie der „Eclair" meldet, trägt man sich in Pariser aeronautischen Kreisen mit der Absicht, die Regie rung um die Ermächtigung zur Veranstaltung ei ner Lotterie zu ersuchen, deren auf fünf Millionen veranschlagtes Erträgnis dazu dienen soll, Frank reich mit einer Luftschiff-Flotte auszustatten. Im Disziplinarverfahren gegen Bürgermeister l>. Schü cking-Husum wurde auf 500 M Geldstrafe erkannt. In der holländischen Presse wird ein politischer Brief wechsel Kaiser Wilhelms mit der Königin Wilhel mina aus der Zeit des Burenkrieges und des rus sisch-japanischen Krieges veröffentlicht. Im englischen Unterhaus erklärte Minister Asquith, die Regierung werde den Zwei-Mächte-Standard in dem Sinne aufrecht erhalten, daß die englische Flotte den Flotten der beiden nächststärksten Staa ten stets nm 10 Prozent überlegen sein müsse. Vis Grisis Säuert fort. Es ist unnütz, alles das zu wiederholen, was im deut schen Reichstage 2 Tage lang über die Veröffentlichung des Kaiser-Interviews im „Daily Telegraph" und über die daraus entstandene politische Krisis in Deutschland ge redet worden ist, denn im großen und ganzen haben diese zweitägigen Debatten im Reichstage nur zu einer allgemeinen Enttäuschung geführt. Die Enttäuschung ist darüber sehr groß, daßjweoer der Reichskanzler genügende Bürgschaften gegen die Wiederholung solcher Vorfälle ge geben hat, noch daß sie der Reichstag einmütig gefordert hat. Wenn nun das aber in der gegenwärtigen Situa tion nicht erreichbar erschien, so hätte man doch wenig stens erwarten müssen, daß der Reichskanzler so viel bei dem Kaiser vermocht hätte, daß eine kaiserliche Botschaft an den Reichstag gelangt wäre in welcher der Kaiser mit eigenen Worten zu der ganzen Krists diejenige Stel lung eingenommen hätte, welche alle Vaterlandssreunde wünschen. Die Stellung des Reichskanzlers Fürsten Bü low ist deshalb nach den Interpellationen im Reichstage in der heiklen Frage keineswegs gebessert, sondern die Krisis dauert fort und hat nur eine andere Form ange nommen. Es besteht daher auch in vielen Kreisen des Reichstages und der Landtage der deutschen Bundesstaa ten die Meinung, daß der Reichskanzler doch noch zurück treten werde. Tatsächlich hat er auch sehr scharfe Urteile über seine Haltung und auch über die Leistungen des ganzen Auswärtigen Amtes in den letzten Tagen über sich ergehen lassen niüssen, und wenn in einer früheren Session des Reichstages solche scharfe Kritiken an der Tätigkeit des Reichskanzlers und feiner Stellvertreter geübt worden wären, so wäre er wahrscheinlich keine drei Tage mehr Reichskanzlers geblieben. Es muß ja zugegeben werden, daß die innere und äußere Lage des deutschen Reiches jetzt eine sehr schwierige ist, und daß man, weil der Reichskanzler Fürst Bülow nun einmal die Fäden der Verhandlungen in den Händen hält, auch wünschen möchte, daß er wenigstens die Geschäfte noch einige Zeit führe. Aber die Schwierigkeiten wachsen auch über Nacht immer wieder für die Stellung des Reichskanzlers, denn die allgemeine Verurteilung der Art und Weise, wie in den höchsten Spitzen des Deutsches Reichs, also von dem Kaiser und vom Reichskanzler, die Politik erwiesermaßen zwiespältig und nicht einheitlich geführt worden ist, i^allen politischen Kreisen des deutschen Volkes Aehen zieht weitere Kreise, ohne daß eine rechte /osuyg aus dieser ärgerlichen Situation von der Selle kommen jetzt von englischer Seite Stimmen, welche be haupten, daß der Reichskanzler über das Kaiser-Interview und seinen Inhalt doch nicht ganz die Wahrheit gesagt habe. So protestiert die englische Zeitung „Daily Tele graph", welche doch das Interview zuerst veröffentlichte, gegen die Behauptung des Fürsten Bülow, daß sie das Interview des Kaisers veröffentlicht habe. Der „Daily Telegraph" behauptet vielmehr, daß er vor der Veröffent lichung des Interviews alle Schritte unternommen hätte, um sich darüber Sicherheit zu verschaffen, daß die Ver öffentlichung des Interviews im Einverständnisse mit den Wünschen des Deutschen Kaisers stattfinde, und daß der ganze Inhalt des Interviews die wohlüberlegte Absicht des deutschen Kaisers enthalte. Vor seiner Veröffent lichung wäre sogar das betreffende Schriftstück noch ein mal im Auswärtigen Amte Deutschlands gewesen und hätte sogar noch einmal eine Nachprüfung erfahren, wäre auch dem Kaiser vorgelegt worden und mit der offiziellen Imprimatur, d. h. Druckreife, zurückgekommen. Man sieht daraus auch wiederum deutlich, daß sich nach den Interpellationen im Reichstage weder die Lage für den Reichskanzler Fürsten Bülow, noch für unsere allgemeine Politik irgendwie gebessert hat, und man muß immer noch erwarten, daß eine Tat der Erlösung aus diesem ärgerlichen Dilemma erfolgt. OErMckss unD SDcksiMss. Pulsnitz. Im Hauptgottesdienst des vergangenen Sonntag wurde Herr Predigtamtskandidat Halank aus Walddorf zum Geistlichen der evang.-luth. Landeskirche ordi niert und in fein Amt als Hilfs geistlicher her Parochie Puls nitz eingewiesen Mit dieser feierlichen Handlung war Herr Pfarrer Schulze vom Landeskonsistorium beauftragt. Der Ordination ging eine ergreifende, von Herzen und zu Herzen gehende Ansprache voraus, der der Text: Hesekiel 3, 4 und 5 zugrunde lag, und auf den Ordinierenden wie auf die zahlreich versammelte Gemeindeeinm tiefen Eindruck hinter lassen mußte. Die Ordination erfolgte unter Assistenz der Herren Geistlichen?. Resch-Pulsnitz und ?. Kränkel-Bretnig. Pulsnitz. Den 22. Sonntag nach Trinitatis be gehen wir morgen. Mitten im November befinden wir uns nun. Der November ist das EingangStor zum Winter. Graue Nebelschleier umwallen Feld und Flur, das Geraschel des fahlen Laubes liefert den Totensang zu der düsteren Novemberstimmung und der Sturmwind braust das Lied vom Sterben und Vergehen. „Alles Entstehende kommt mit seinem Todesurteil aus die Welt." Wenn je ein Dichterwort feinem Inhalte und feiner Be deutung nach wahr gewesen ist und immerdar wahr sein wird, so ist es dieses Jeder Winter zerstört die schönen, Luftigen Gebilde unserer Fluren. Zahlreiche Familien und ganze Geschlechter von Tieren sind bis auf die letzten Reste derselben vergangen, und selbst ganze Völkerschaften, weltbeherrschende Nationen ziehen an uns vorüber wie Bilder eines Schattenspiels, und alles, alles, was uns hier unten umgibt, wird von dem Strome der Zeit fort- gerissen und eilt unaufhaltsam seinem Endzustände der Auslösung und Zerstörung entgegen. Unser Wohnort ist mit dem Staube und mit den Ruinen von Pflanzen und Tieren der Vorwelt bedeckt, und es wird eine Zeit kom men, wo man über die Pyramiden, über die Hauptstädte Europas wie jetzt über Babylon und Karthago, über Pompeji und Troja htngehen wird. Allen Dingen dieser Erde ist eben nur eine oft sehr kurze Periode ihres Da seins angewiesen, nach welcher sie alle verschwinden und, wenigstens in dieser Gestalt, nicht mehr wiederkommen. Von diesem Gesetze der Natur, dessen zerstörende Wir kungen uns von allen Seiten in der Nähe umgeben, sind auch die „ewigen" Sterne, unsere Sonne mit samt ihren Planeten und deren Trabanten nicht ausgenommen. Auch die ewigen Sterne werden dereinst erlöschen, und von ihnen wird dort oben, wie von den Denkmälern der Vor zeit hier unten keine Spur mehr sein. Auch diese Blu men des Himmels werden verblühen und abfallen wie welke Blätter, mit denen jährlich im Spätherbst die Winde spielen, und dieselbe Welle, die sie so lange ge tragen hat, wird sie dereinst auch herabziehen in die Tiefe des Weltenmeeres, in den Abgrund der ewigen Nacht, um einem neuen Tage Platz zu machen, wie eben, solange die Erde in ihrer heutigen Form besteht, auf einen jeden unserer irdischen Winter folgt und folgen muß ein neuer Frühling. — Das Königliche Finanzministerium erläßt eine Bekanntmachung, betreffend das Schneeauswerfen auf den Straßen. Auf Grund des verabschiedeten Staatshaus haltsetats für die Finanzperiode 1908/09 sind die bishe rigen Bestimmungen dahin abgeändert worden, daß künf tig bis auf weiteres für das Schneeauswersen auf Staats straßen und nicht staatlichen Poststraßen jedem Arbeiter ohne Unterschied, ob sich derselbe freiwillig stellt oder auf Verlangen der Straßenbaubeamten von den hierzu ver pflichteten Gemeinden gestellt wird, 12^ Pf. für jede Arbeitsstunde aus Staatsmitteln zu vergüten ist. Die gesetzliche Verbindlichkeit der Gemeinden, auf Verlangen der Behörde die nötige Mannschaft zum Schneeauswerfen unweigerlich zu stellen, besteht unverändert fort. — 14. Völkerschlachtdenkmal-Lotterie. Am 3. Zieh- ungstage wurden an größeren Gewinnen gezogen: Nr. 185 305 mit 1000 M, Nr. 111541 und 187 234 mit 500 M, Nr. 166 644, 96 922, 29 336 und 10 799 mit je 300 M, Nr. 184 544, 5479 und 44 341 mit je 200 M, Nr. 103 430, 18 160, 107671, 176 316, 20 800, 185 927, 132 076, 170 037, 54 886 und 147 213 mit je 100 M. (Ohne Gewähr.) — Am 4. Ziehungstage wurden an größeren Ge winnen gezogen (ohne Gewähr!): Nr 197 279 mit 200 M, Nr. 44498 mit 100 M, Nr. 127 027 mit 200 M, Nr. 167 863 mit 100 M, Nr.17O387 mit 100 M, Nr. 159 900 mit 100 M, Nr. 60343 mit 100 M, Nr. 187 270 mit 100 M, Nr. 137 546 mit 100 M, Nr. 175181 mit 200 Mark, Nr. 126 220 mit 100 M, Nr. 171656 mit 5000 Mark, M. 35 813 mit 200 M, Nr. 58873 mit 200 M, Nr. 19 301 mit 100 M, Nr. 103 202 mit 200 M, Nr. 38 048 mit 100 M, Nr. 38 046 mit 10 000 M, Nr. 192 606 mit 100 M, Nr 149 525 mit 300 M, Nr. 128 408 mit 200 M, Nr. 123 360 mit 300 M, Nr. 81265 mit 200 M. — Unsere Landwirte betrachten nicht ohne Bangen ihre Felder. Der Saatensiand ist unerfreulich. Daran trägt die wochenlange Dürre einen großen Teil der Schuld. Seit dem 3. September hatten wir keinen Regen mehr gehabt. Die ausgestreute Saat konnte in dem trocknen Erdreich nur schlecht keimen und nur langsam aufgehen, blieb infolgedessen auch in ihrer Entwickelung zurück. Die schwächliche junge Saat wurde dann ohne Ueber- gang, und ohne daß sie zuvor eine schützende Schneedecke erhalten hatte, von strenger Kälte heimgesucht. Das Thermometer sank nachts stellenweise bis zu 10 Grad Reaumur unter Null. Die Wirkungen konnten nicht auSbleiben und sind nicht ausgeblieben, Wer die Ge treidefelder beobachtet, dem entgeht es nicht, daß der Frost unter der jungen Saat in diesem Herbste besonders großen Schaden angerichtet hat, und daß im Frühjahr Umpflügungen und Neusaaten in größerem Umfange werden vorgcnommen werden müssen, als es in Durch schnittsjahren notwendig ist. Die lohnenden Gewinn aussichten sind dahin. Aber nicht nur das, es schwindet auch die Hoffnung, daß die Brotpreise, die etwas herab gegangen waren, ihren niedrigeren Stand auf längere Dauer werden behaupten können. Die Kalamität in der Industrie dauert aber fort. Die Zahl der Arbeitslosen mehrt sich von Tag zu Tag. Ueberall, namentlich aber in den Großstädten und den Jndustriebezirken, werden Klagen laut. Und zu alledem erscheint die Befürchtung nicht unbegründet, daß wir einen ausnahmsweise langen und strengen Winter bekommen werden. <Vbersteina. Der Geflügel- und Kaninchenzüchter- verein zu Obersteina hält in den Tagen vom 25.-27. De zember d. I. seine erste allgemeine Ausstellung in dem besonders geeigneten, Hellen Saale des „Gasthofes zur goldenen Krone" in Obersteina ab. Der Verein ist erst kurze Zeit gegründet worden und besteht aus Mitgliedern, welche sich erst der Zucht widmen wollen; so ist zu hoffen, daß ein gutes Geschäft betreffs des Verkaufs in Aussicht steht. — Für die Prämiierung sind bewährte Preisrichter gewonnen. Mit der Ausstellung ist gleichzeitig eine Ver losung verbunden, zu welcher 1650 Lose zu 50 Pfg. ver ausgabt werden. Der Verein ist bereits schon im Besitze neuer Käfige (Hentschels Patent), somit ist einem Unter- bringen der Tiere aufs beste gesorgt. Ehrenpreise sind sehr zahlreich von Mitgliedern und Gönnern des Vereins gestiftet und bietet der Verein alles auf, um die Aus stellung zu einer gelungenen zu gestalten. Aarnen;. In der am Mittwoch stattgefundcnen Generalversammlung der Elstraer Braugenossenschaft ist in wohlverstandenem Interesse seitens des VontandeS und Verwaltungsrates für die Braukommun zu Kamenz die Brauerei von Elstra für den Preis von 21000 M (bei 20 310 M Brandkaffe) erworben worden. Der Zu-