Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer Wochenblatt 0mts Les l^Önigl. Amtsgerichts und Les StaLtrates zu Pulsnitz und Zeitung M-Matt 1elegr.-5tLr.: Wochenblatt Pulsnitz Inserate kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Vie fünf mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 pk., Lokalpreis t 0 pk. Neklams 25 Pf. Sei Wiederholungen Nabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. §arn,prechsr: Nr. 18. LszirKS-NnZSigSr Erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. Mit »INustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschatt- licher Vellage" und „§ür vaus und verd". Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich Mk. 1.25 bei freier Zustellung ins vaus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. Verantwortlicher Nsdakteur: W. Mohr in Pulsnitz. 6mtc;blatt kiiv Xori umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz m. s., Vollung, Srotzröhrsdorf, vretnig, vauswalde, Ohorn, Obersteina, Dieder- flllttDvtUkk »Ui kNIIliög^i lU/iSvi.)ii stsina,Wsitzbach, Ober-u.viedsrlichtsnau,§riedersdorf-T'hismendork, Mittelbach, Srotznaundork, Lichtenberg, Msin-Vittmannsdorf. Druck und Verlag von b. L. Förster'3 Erben sinh.: 's. W. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Vismarckplatz vr.265. Ar. 134 Sonnaöend, dm 7. Aovemßer 1908. 60. Jahrgang. Durch das Gesetz vom 5. Juni 1906 (Reichs-Gesetzblatt S. 730) ist das Gesetz, betreffend die Ausgabe von Reichskassenscheinen, vom 30. April 1874 (Reichs-Gesetz blatt S. 40) dahin geändert worden, daß die Nsicbskassenscksino nur noch in Abschnitten zu 10 und zu S M ausgeferngt werden dürfen. Daraus erwächst die Not wendigkeit, die in Abschnitten zu 50 und zu 20 M ausgegebencn Reichskassenscheine einzuziehen. Um die Einziehung der Reichskassenscheine zu 50 und zu 20 M und den Umtausch der alten Reichskassenscheine zu 5 M vorzubereiten, werden sämtliche Staatskassen, unerwartet der nach Z 2 des oben bezeichneten Gesetzes vom 5. Juni 1906 vom Bundesrate für die Einziehung von Reichskaffenscheinen noch zu erlassenden erforderlichen Vorschriften, angewiesen, die bei ihnen eingehenden Reichskassenscheine dieser Art nicht wieder auszugeben. Diejenigen Staatskassen, an deren Sitz oder in deren Nähe sich eine Reichsban stelle befindet, haben die eingegangenen Reichskassenscheine an diese Stelle gegen Bar ersatz abzuliefern, insoweit sie nicht zu Uebertragungen aus das Reichsbank-Girokonto der Finanzhauptkasse verwendet werden können. Von den übrigen Staatskassen haben 1) diejenigen, die nicht unmittelbare Ueberschüsse an die Finanzhauptkasse einliefern, solche Reichskassenscheine bei einer unmittelbar an die Finanzhauptkasse ab liefernde Kasse gegen anderes Geld umzutauschen, 2) diejenigen, die unmittelbare Ueberschüsse an die Finanzhauptkasse einliefern, sich diesem Umtausche zu unterziehen und die sich bei ihnen ansammelnden Reichs kassen scheine zu den Einlieferungen an die Finanzhauptkasse zu verwenden. Dresden, den 28. Oktober 1908. SämtliÄds Ministerien. Das Wichtigste. Der Vorschlag, der Reichstag solle dem Kaiser eine Adreffe wegen des Kaiser c Interviews übersenden, ist gescheitert. Hofprediger Stöcker hat sein Reichstagsmandat nieder gelegt. „Zeppelin hat heute gegen 9 Uhr mit dem deut schen Kronprinzen und Gras Zeppelin an Bord eine Fahrt unternommen. Kaiser Wilhelm soll Wilbur Wright eingeladen haben, seine Versuche in Berlin fortzusetzen. Ein von Amoy nach Tungau gehender Dampfer ist gesunken; 200 Personen sind ertrunken. Die innere Situation Oesterreichs hat sich derart ver schlimmert, daß der Rücktritt des Gesamtministe riums Beck unmittelbar bevorsteht. Der Dramatiker Ernst Hardt ist nach einer Berliner Meldung mit dem Schillerpreis gekrönt werden. Die Spannung zwischen Deutschland und Frankreich wegen des Casablanca-Zwischenfalles ist beseitigt; die Verhandlungen werden von beiden Mächten entgegenkommend weitergeführt. veutscklanv und SrcrnkrEicv. Es ist sehr auffällig gewesen, daß aus Frankreich während des fatalen Zwischenfalles, den die Veröffentlich ung des bekannten Artikels in der englischen Zeitschrift „Daily Telegraph" in der ganzen politischen Welt her vorgerufen hat, Stimmen laut geworden sind, welche be haupteten, daß Frankreich schon im Jahre 1904, und ge rade unter dem Minister Delcasse eine Annäherung an Deutschland gesucht, aber keine Gegenliebe gefunden habe. Diese Nachricht läßt sich allerdings jetzt schwer auf ihre Richtigkeit prüfen, zumal ja in der Zwischenzeit Frank reich und Deutschland wegen der marokkanischen Wirren wiederholt schwere Differenzen hatten und selbst jetzt noch bezüglich Marokkos sich in einer gewissen Verstimmung befinden. Es muß aber erwähnt werden, daß eine An zahl französischer Zeitungen, welche der Regierung nahe stehen, die Dinge in Deutschland keineswegs nur mit Schadenfreude betrachten, sondern wegen eines möglichen Kanzlerwechsels und Ministerwechsels in Berlin die Sorge hegen, daß dadurch die internationale Lage in Europa und zumal auch die orientalische Frage verschlimmert werden könnte. Es wird in der Pariser Presse direkt die Befürchtung ausgesprochen, daß Deutschland infolge der bekannten Vorgänge seine Ruhe verlieren und leiden schaftlich werden könnte. Man fürchtet in Paris sogar daß sich Europa in zwei feindliche Lager teilen könne', wenn Deutschland nicht mit aller Macht seine vermittelnde Rolle weiterspiele. Frankreich könne dann natürlicher weise nichts anderes tun, als fest zu seinen Verbündeten zu halten. Inzwischen verfolge aber Frankreich unter seinem Minister des Auswärtigen, Herrn Pichon, nach 'vie vor ehrlich die Politik der Versöhnung aller Gegen- sätze. Diese Kundgebungen in Paris sind von großer Wich- tigkeit, denn sie beweisen, daß Frankreich trotz seiner Bünd nisse mit Rußland und England an einer Friedenspolitik festhalten will und kein leitender Staatsmann in Paris auch Petersburg und London daran denkt, die Bundmspolitik zu einer Angriffspolitik auf Deutschland und dessen Verbündete zu gestalten. Daraus ergibt sich eigentlich folgerichtig, daß jetzt für Deutschland die Zeit gekommen ist, seine Beziehungen zu Frankreich zu ver bessern. Es wurde früher immer behauptet, daß es Frank reich sei, welches eine freundschaftliche Gestaltung der po litischen Beziehungen mit Deutschland verhindere. Nach den letzten Kundgebungen in Paris scheinen aber die Dinge jetzt doch anders zu liegen. Es ist im hohen Grade ärgerlich, daß in Deutschland in dieser Situation ein Kanzlerwechsel droht, aber eine Besserung der Bezieh ungen zwischen Deutschland und Frankreich ist für beide Nachbarstaaten in politischer, wirtschaftlicher und finan zieller Hinsicht so enorm wichtig, daß sie ungekümmert um die Aergernisse, die wir jetzt in Deuischland zu über winden haben, erstrebt werden sollte. Eine wirklich freund schaftliche Annäherung zwischen Frankreich und Deutsch land wäre ja geradezu eine Erlösung von dem Alp des Rüstungsfiebers, unter welchem die Finanzen aller Staa ten schwer leiden. Deutschland könnte auch ruhig dieser Aussöhnungspolitik zuliebe Frankreich manche Konzession in Afrika machen, denn es muß ja als ausgeschlossen gel ten, daß Deutschland, abgesehen von dem Schutze seiner Handeisinrecessen, in Nordasrika Gebictserwerbungen ins Auge fassen kann. Freilich verstehen sich die französischen Politiker auch auf den Flirt, und man muß schließlich abwarlen, wie die offiziöse Presse in Deutschland die ver söhnlichen Wünsche der französischen Zeitungen beurteilt und beantwortet. OErMBrss unQ Sücbsrscdss. Pulsnitz. Es ist ein schönes, wahrhaft christliches und wahrhaft menschliches Wort, das viel mißdeutet und mißbrauchte Wort „Toleranz." Der kommende Sonntag, der 8. November, erinnert uns an jenen edlen Fürsten Preußens, der es zum ersten Male in größerem Maßstab übte: denn an diesem Tage 1685 erließ der große Kur fürst Friedrich Wilhelm jenes berühmte Edikt, durch das er den wegen ihres Glaubens aus Frankreich geflüchteten Protestanten Aufnahme in seinen Staaten verhieß, eine Vergünstigung, von der binnen kürzester Frist nicht weni ger als 15000 Flüchtlinge dankbar Gebrauch machten. Die Toleranz ist etwas andres als jene praktische Lebens weisheit, die nach dem klugen Satze handelt: „Leben und leben lassen." Denn dieser bezieht sich auf weltliche, materielle Interessen. Toleranz aber liegt auf religiösem Gebiete und hat keinerlei materielle Beziehungen zur Vor aussetzung. Sie besteht darin, daß man jeden seines Glaubens leben und sterben läßt, ohne ihm aus diesem Grunde irgendwie zu nahe zu treten. Der große Preu ßenkönig Friedrich II. zog nur die Konsequenz aus dem Vorgehen seiner Ahnen, wenn er erklärte, daß in seinen Staaten „jeder nach seiner Fasson selig werden könne." Diese Toleranz ist in der Gegenwart um so notwendiger, je mehr in den modernen Staaten infolge der Freizügig keit und des geistigen Verkehrs der verschiedenen Religions bekenntnisse durcheinandergewürfelt sind. Die religiöse Ueberzeugung des andern muß mir stets ein unantast bares Heiligtum sein. Andererseits muß ich meinerseits alles vermeiden, wodurch ich den andern in seinen reli giösen Gefühlen zu nahe treten könnte. Spott und Hohn in allen religiösen Dingen — und wären diese für mich auch noch so absurd — verrät stets mangelnde Bildung, Gefühlsroheit. — Weißt du denn, ob nicht grade das was dir lächerlich scheint, dem andern Gegenstand tiefster Ehrfurcht ist? Und schließlich: wer kann denn von sich sagen, daß er allein die rechte Wertschätzung der Religion besitze? Im Grunde sind wir noch alle Kinder eines himmlischen Vaters, verschieden veranlagt zwar und ver schieden geartet, aber doch eins in dem Streben, zu Ehren desselben hier glücklich und einst selig zu werden. Hier kommt es nicht auf das Kleid an, sondern auch auf das Herz, das in seiner Brust schlägt. Und unter der rauhesten und gröbsten Außenseite verbirgt sich ost der edelste Kern. Pulsnitz. An die heute, Sonnabend, »/z9 Uhr abends im Gasthof zum HerrnhauS stattstndende General versammlung der hiesigen Ortskrankenkasse sei hierdurch erinnert. Die außergewöhnlich wichtige Tagesordnung erfordert das Erscheinen eines jeden Vertreters, besonders aber auch vo« Seiten der Arbeitgeber, die bisher durch nur schwachen Besuch der Versammlungen das nötige Interesse nicht gezeigt haben. — Wahlrechts-Petitionen. Die Mittelstands- Vereinigung im Königreich Sachsen bereitet in der Wahl- rechtsfroge Massenpetitionen an den Landtag vor, welche in diesen Tagen allen mittelständischen Korporationen zur Unterzeichnung zugehen werden. (R. v.) Elstra. Eine hiesige alte Einrichtung wird dem nächst ihrem Ende entgegengehen, indem die hiesige Brauerei vorige Woche an die Brauerei-Aktiengesellschaft Großröhrsdorf verkauft worde.n ist. Diesen Beschluß hat der Brauvorstand und -Ausschuß bezüglich eines bereits früher gestellten Antrages auf Verkauf der Brauerei ge faßt und es ist mit Sicherheit die volle Zustimmung der gesamten Braugenossenschaft zu erwarten. Die Uebergabe wird Neujahr 1909 erfolgen. Dresden. Die langwierige Angelegenheit des König Georg-Denkmals ist dadurch einen Schritt vorwärts ge kommen, daß Professor Wrba seinen abgeänderten Ent wurf des Denkmals an das Komitee abgeliefert hat Be kanntlich waren Professor Wrba-Dresden und Professor Seffner-Leipzig seitens des Komitees zu einer nochmali gen engeren Konkurrenz aufgesordert worden, wobei der voni Stadtbaurat Erlwein und Professor Wrba vorge- schlagene Platz für das Denkmal links vom Ausgange der neuen Augustusbrücke vorgeschrieben worden war. Dresden, 6. November. Heute früh wurde hier 5 Uhr 36 Minuten ein Erdstoß — Richtung West nach Ost verspürt. Die Gegenstände in den Zimmern zitterten, die Bilder wurden seitwärts verschoben. Dresden. Der in der Dresdner Galerie angestellte Aufseher Drinelt hatte als Beamter beim Billelverkauf mehrfache Veruntreuungen begangen und die Staatsan waltschaft hatte bereits gegen ihn das Ermittelungsver fahren eingeleitet. Aus Furcht vor der ihn erwartenden Strafe machte D. seinem Leben ein Ende, indem er, nach dem er sich von seiner Familie entfernt hatte, aus freiem Felde sich eine Kugel durch den Kopf schoß. Dresden. Die für die 14. Sächsische Psertuzucht- Lotterie (Ziehung am 8. Dezember) Lose a 1 Mark, an gekauften ostpreußischen Pferde wurden am 31. Oktober, anläßlich des letzten diesjährigen Renntages vor der Haupt-Tribüne vorgeführt. Es hatten sich hierzu zahl reiche Interessenten eingefunden, welche die Tiere mit Aufmerksamkeit musterten um eventuell nach der Verlosung von den glücklichen Gewinnern Ankäufe zu machen. Auch die sonst noch für die Lotterie angekauften Industrie- gegenstände wurden eingehend besichtigt, fand doch Jeder mann für seinen eigenen Bedarf eine Reihe ebenso ge schmackvoller wie nützlicher GebrauchSgeqenstände, zum Teil von hohem Werte, wie goldene und silberne Taschen uhren, Reisekoffer usw. — Seit Jahren schon sind die Lose lange vor der Ziehung der Lotterie vergriffen und ist demnach ein rechtzeitiges Besorgen derselben nur an zuraten. Alles Weitere gibt das heutige Inserat dieser Zeitung bekannt.