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Pulsnitzer Wochenblatt des ^önigl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabellarischer Latz nach be sonderem parst. Erfüllungsort ist Pulsnitz. 1elegr.-5ldr.: Wochenblatt Pulsnitz Inserate kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben, vis künk mal gespaltene Zeile oder deren Naum l2 pk., Lokalpreis l v pk. Reklame 25 pk. Bei Wiederholungen Nabatt. und Zeitung Matt Fernsprecher: Nr. 18. iZeZirKS-flNZelger 6m1s- WI Amtsblatt d?n 6mtc;avricht5t)6^irk Oulönitz umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz m. s., Vollung, Srohröhrsdork, lZrstnig, Bausrvalde, Ohorn, Obersteina, DieLer- r»NltVUlUU I<^» rzllttpgv.l lU^l 0 ... steina,Wslhbach,Obsr-u.vieLsrlichtsnau,§riedersdork-rhiemenüorf,Mittelbach,Lrotznaundork,Lichtenberg,Mein-Vittmannsdork. vruck und Verlag von E. L. Sörstsr's Crden (Inh.^>.W. Mohr). Expedition: Pulsnik, IZismarckpIatz Nr. 2S5. Verantrvorüicher Nedakteur: I. W. Mohr in Pulsnitz. Erscheint: Dienstag, Donnerstag ».Sonnabend. Mit »lllustr. Sonnlagsblatt", „Landwirtschaft licher Beilage" und „§ür Saus und Berd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. l.25 bei kreier Zustellung ins Saus, durch die Post bezogen Mk. l.4l. Donnerstag, den 22. Aktoker 1908. Ke 127. KO. Jahrgang. Es wird hiermit bekannt gegeben, daß gemäß Z <9 des Einkommensteuergesetzes und Z 21 der hiesigen Anlagenordnung das mit Kosten verbundene MahnMWren Dtschm. Der Stadtrat. vr. Michael, Bürgermeister. gegen die säumigen Beitragspflichtigen begonnen hat. Pulsnitz, den 22. Oktober 1908. Vos Wichtigste »m Sage. Bei dem Taifun in Kwang-tun kamen über 2700 Menschen ums Leben. Heute vollendet die Kaiserin ihr 50. Lebensjahr, auch findet die Vermählung des Prinzen August Wilhelm mit der Prinzessin Alexandra von Schles wig-Holstein statt. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Gegenüber der sichtbaren Uneinigkeit der Mächte in der Konferenz frage ist man jetzt auf türkischer Seite bemüht, die Angelegenheit möglichst selbst zu regeln. Da mit ist die Friedenszuversicht gesteigert. Die freisinnige Fraktion des preußischen Abgeordneten hauses hat einen Antrag auf Einführung des all gemeinen, gleichen, direkten Wahlrechts mit ge heimer Stimmenabgabe eingebracht. Tie gegen den Redakteur der „Berliner Morgenpost" wegen Beleidigung des Fräulein Olga Molitor ausgesprochene Gefängnisstrafe von 9 Monaten ist vom Kaiser in eine Geldstrafe von 3000 Mark umgewandelt worden. In Brambach im oberen Vogtland wurde gestern nachmittag ein Erdbeben verspürt. Für eine Nachricht über den Verbleib des verscholle nen Leutnants Foertsch vom Ballon „Hergesell" hat der Vater des Verschollenen eine Belohnung von 3000 Mark ausgesetzt. Zur voppelksisr im vsutscksn ^aissrbause. An diesem Donnerstag, den 22. Oktober, findet im deutschen Kaiserhause eine Familienfestlichkeit besonderer Art statt, eine Feier, an welcher dos preußische und deutsche Volk in weiten Kreisen den herzlichsten und innig sten Anteil nimmt. Am genannten Tage vollendet die Kaiserin Auguste Viktoria ihr fünfzigstes Lebensjahr, und erfolgt zugleich die Vermählung des Prinzen August Wilhelm, des vierten Sohnes des Kaiserpaares, mit der Prinzessin Viktoria Alexandra von Schleswig-Holstein- Sonderburg-Glücksburg. Längst hat sich die edle Gemah lin Kaiser Wilhelms des Zweiten die Herzen ihres Volkes erobert, durch ihre unermüdliche Tätigkeit auf dem Ge biete der christlichen Nächstenliebe und der sozialen Für sorge für alle diejenigen, denen das Schicksal härtere Lasten auferlegte, als der Mehrzahl der Menfchen. Volle zwanzig Jahre ziert sie bereits neben ihrem hohen Ge mahl den deutschen Kaiser- und den preußischen Königs thron, aber niemals hat Auguste Viktoria auch nur ver sucht, diese ihre hervorragende Stellung dazu auszunutzen, in den Fragen der Politik irgend eine Rolle zu spielen, wie dies andere Frauen aus dem Throne vor ihr so oft getan haben. In ihrem gesunden Sinne wählte sie sich vielmehr das Arbeitsfeld, auf welchem sich die Frau und zumal die Fürstin die meisten Lorbeeren zu erringen ver mag, eben das der christlichen Mildtätigkeit und der nie rastenden Sorgfalt für alle jene, die in besonderem Maße mühselig und beladen die irdische Pilgerbahn durchwan deln müssen. Nach dieser Richtung hin hat die Kaiserin und Königin Auguste Viktoria stets und immerdar eine bewundernswerte Tätigkeit und Arbeitsfreudigkeit ent faltet, sie stellte sowohl namhafte Mittel zur Verfügung und griff außerdem auch jederzeit persönlich ein, um diese ihre hochherzigen Gesinnungen zur Geltung zu bringen, wie tausende von Fällen beweisen. Dieses gesegnete Wirken der hohen Frau hat denn auch die verdiente Würdigung in weiten Schichten der Nation gesunden und ihr deren unbegrenzte Liebe und Hochachtung erworben. Zudem ist ja die Kaiserin dos Muster einer sorglichen Hausfrau in jeder Beziehung, ebenso einer ausgezeichneten Gattin und Mutter, und auch darum begleitet das deutsche und preußische Volk den Ehrentag seiner Kaiserin und Königin mit den lebhaftesten Sympathien. Auch der Vermählung des Prinzen August Wilhelm trägt man in Deutschland allenthalben herzliches Inte resse entgegen. Der Prinz führt jetzt durch seine Ver heiratung seinen kaiserlichen Eltern die dritte Schwieger tochter zu, die wie die Kaiserin selber, ebenfalls dem ehe maligen schleswig-holsteinischen Herrscherhause entstammt und eine Cousine ihres künftigen hohen Gatten ist. Aus gezeichnet durch persönlichen Liebreiz, ein frisches Wesen, ein frohes Naturell und gediegenen Charakter- und Her zenseigenschaften wird es der jungen Prinzessin ebenfalls sehr bald gelingen, sich die Zuneigung weiter Volkskreise zu gewinnen, wie dies schon bei der Kronprinzessin und der Prinzessin Eitel Friedrich der Fall ist. Ihr künftiger Gemahl aber hat sich vor allem durch seine energische wissenschaftliche Betätigung bei der deutschen Nation in Respekt gesetzt, indem er sich nach fleißigen Studien den Doktorhut der Rechte an der Universität Straßburg mit Ehren erwarb. Auch Prinz August Wilhelm ist eine frische, liebenswürdige Erscheinung und kann ebenfalls schon eine immer wachsende Popularität verzeichnen, wie sie von seinen älteren Brüdern namentlich Kronprinz Wilhelm schon längst besitzt. Man blickt in unserem Volte auch deshalb freudig auf die Verbindung dieses Kaisersohnes mit der anmutigen Prinzessin aus dem Hause Schleswig-Holstein, weil beide ihre Ehe aus reiner gegenseitiger Herzensneigung schließen, was bekanntlich bei Ehebündnissen in fürstlichen Kreisen durchaus nicht immer der Fall ist. Jedenfalls spricht das deutsche und preußische Volk anläßlich der Doppelfeier des 22. Oktober der Kaiserin Auguste Viktoria wie dem jungen hochfürst lichen Brautpaare im Geiste seine tiefgefühltesten, auf richtigsten Glückwünsche aus. Möge auch das neubegin nende Lebensjahr der edlen Frau auf Deutschlands Kai serthrone ein gesegnetes sein, möge dem Prinzen und der Prinzessin August Wilhelm nur immer ein glücklicher Stern in ihrer Ehe leuchten! OErMedss unO Säcbsisckss. Pulsnitz, 22. Oktober. Gestern vormittag 11 Uhr fand im Sitzungssaale des Rathauses die Verpflichtung der nach Z 17 der revidierten Städteordnung zum Er werbe des Bürgerrechts berechtigten bezw. verpflichteten Gemeindemitglieder durch Herrn Bürgermeister vr. Mi chael und im Beisein des Ratskollegiums statt. Diese Verpflichtung fand in der Weise statt, daß die 31 Anwe senden sämtlich Herrn Bürgermeister vr. Michael mittels Handschlages angelobten, die ihnen als Bürger obliegen den Pflichten treu zu erfüllen, der Obrigkeit gehorsam zu sein und der Stadt Bestes nach Kräften zu fördern. Pulsnitz. Als Hilfsgeistltcher für die Parochie Pulsnitz ist vom Landeskonsistorium Herr Predigtamts kandidat Halank aus Walddorf (Oberlausitz) bestimmt worden. Seine Ordination und Einweisung wird am 8. November in hiesiger Kirche erfolgen. Pulsnitz. Am Sonntag, den 1. November, wird in unsrer Stadt das Jahressest des Kamenzer Bezirks vereins für innere Mission gefeiert. Dasfelbe wird be stehen in einem nachmittags ft-Z Uhr beginnenden Fest- gotteSdienst mit Predigt des Herrn Pfarrer Heiße-Dresden und in einer Nachverjammlung im Saale des Hotels „Grauer Wolf" (Beginn »/zS Uhr). Ansprachen werden halten die Herren Pastor lic. tkeol. Dr. Gehring-Dresden über: „Christliche Kinderpflege" und Pastor Resch-Puls nitz: „Was dürfen wir von der inneren Mission hoffen?" Die Veranstaltung sei auch hierdurch regster Teilnahme empfohlen. Pulsnitz. Dem Bahnwärter Krauß ist von Sr. Maj. dem König das Ehrenkreuz verliehen worden. Pulsnitz. Wie wird das Wetter am Sonn tag sein? Die Gegensätze berühren sich! Während wir noch in der vergangenen Woche wirkliche Sommertempe raturen zu verzeichnen hatten, ist ganz außerordentlich schnell derartig Abkühlung eingetreten, daß für die Jah reszeit ziemlich ungewöhnliche Fröste aufgetreten sind, so sank in der Nacht zum Dienstag die Kälte bis auf 5 und 6 Grad und teilweise sogar noch tiefer, teilweise zeigten sich deshalb schon etwas gefrorene Fensterscheiben und vergnügt reiben sich die Kohlenhändler die Hände, bedenk lich aber steht so mancher Familienvater da, der Heizen müßte und möchte dem aber Geld und Kohlen fehlen. — Gestrenge Herren regieren nicht lange; noch herrscht zwar das im Osten lagernde „Hoch" und dürfte es auch noch bis heute Donnerstag. Ganz allmähl'ch macht aber eine über dem Ozean befindliche Depression Fortschritte ost wärts, sodaß in einigen Tagen ein Wetterumschlag be vorsteht und für Sonntag ziemlich mildes, wech selnd bewölktes Wetter und vielfach etwas Regen zu erwarten ist. — Der erste Frost war in den letzten Nächten zu verzeichnen. In den Gärten ist mancher Schaden ange richtet worden. Die Abkühlung hat der Ostwind gebracht. Aus Rußland wird über 6 Grad Kälte gemeldet. Das konnten wir auch schon bei uns in Pulsnitz haben. — Wer bezahlt die Annoncen? In einem Fach blatte wird die Frage untersucht, ob die allgemein ge hörte Behauptung, die Kundschaft eines inserierenden Geschäftsmannes müsse direkt die Kosten der Anzeigen bezahlen, zutreffend ist. Das Blatt nimmt folgendes Beispiel an. In einer Stadt wohnen zwei Firmen namens A. und B, die je ein Ladengeschäft von gleicher Größe besitzen und die ferner dieselben Waren zu an nähernd gleichen Preisen verkaufen. Beide Firmen haben die gleichen Unkosten (Ladenmiete, Abgaben, Gehälter, Beleuchtung). Bei beiden beziffert sich der Umsatz auf 100000 Mark, die Unkosten auf 20000 Mark. Um ihre Unkosten zu decken, müssen beide Firmen also 20 v. H. vom Umsatz verdienen. Die Firma A. inseriert nicht, wohl aber die Firma B. Letztere erzielte infolge ihrer In serate einen doppelten Umsatz, dagegen bleiben die all gemeinen Unkosten so ziemlich die gleichen, höchstens daß die Gehälter eine Steigerung erfahren, weil das bedie nende Personal des lebhaftern Geschäftes wegen vermehrt werden muß. Rechnen wir nun die Steigerung der Un kosten von B. mit 2 v. H., die gesamten Unkosten also mit 24 000 Mark, so betragen bei ihm die gesamten Un kosten 12 v. H. des Umsatzes 200000 Mark. Die Firma A. dagegen muß, wie oben dargetan ist, dieses Verhält nis auf 20 v. H. bemessen. Die Firma B. hat also einen Spielraum von 8 v. H. gegenüber A., womit sie ihren Jnseratenetat mehr als reichlich decken kann; außerdem kann B. infolge des gehobenen und schnelleren Umsatzes wegen günstige Einkaufsgelegenheiten besser ausnutzen und sogar noch etwas wohlfeier als A. verkaufen. Wer bezahlt nun in Wahrheit die Jnseratspesen? Die Kundschaft nicht, denn sie kauft bei B. ebenso billig wie bei A., ja sogar billiger, aber auch B. nicht, denn er verdient bei dem vergrößerten Umsatz mehr als A. Um es kurz zu sagen: die Jnseratspesen decken sich aus der vermehrten Produktivität der sonstigen Unkosten oder — da dies ein Paradoxon ist — aus dem prozentualen Sinken der sonstigen Unkosten. Wenn die Ladenmiete 2000 Mark beträgt, so macht das bei A. 2 v. H., bei B. dagegen nur 1 v. H. des Umsatzes aus. Aus die gleiche Weise ermäßigen sich prozentual die anderen Spesen. Die Inserate werden also vom Hauswirt vom Personal und von der Gasanstalt resp. dem Elektrizitätswerk be zahlt. Außerdem bezahlt sie auch der Konkurrent A., denn der vergrößerte Umsatz von B. geht auf A.s Kosten. Es ist also grundsätzlich falsch, die Jnsertionskosten als „Ausgaben" zu bezeichnen. Im Gegenteil, sie gleichen einer Sparbüchse.