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Pulsnitzer MckendlaN Ielegr.-5ldr.: Wochenblatt Pulsnitz L erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. 5lmts Les l^onigl. Amtsgerichts und Les StaLtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Inserate für denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben, vis fünf mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 pk., Lokalpreis 10 pk. Neklams 25 Pf. Sei Wiederholungen Nabatt. und Zeitung M-Vlatt §ernsprecher: Nr. 18. vSZirKs-ftNZeigSr Mit „Illustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft licher veilage" und „§ür 6aus und IZerd". Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins Saus, durch die poft bezogen Mk. 1.41. Xe»»» Nlllcrnitt umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdork, Vretnig, Sauswalde, Ohorn, Oberfteina, NisLer- riilltPUiUll lut Ov!t lr l!lI5gt.tlU^lpp^)ll 14 ^/Ulv.llg, steina, Weitzbach, Ober-u.visdsrüchtenau,§riedersdorf-1'hismenüork, Mittelbach, Srotznaundork, Lichtenberg, klein-vittmannsdork. Druck und Verlag von L. L. Försters Erven (Inh.: I. W. Mohr). Expedition: Pulsnitz, vismarckplatz Dr. 265. Verantwortlicher Redakteur: l IV. Mohr in Pulsnitz. A'. 124. vonnersiag, den 15. Gktoöer 1908. 60. Jahrgang. Die auf das 2. Halbjahr 1908, am 30. September fällige» Amts-M Gememdelidglibm find Wellens Lis M A. SLtobtl dieses Jahres wochentags in der Zeit von vormittags 8-^ Uhr an die hiesige Stadtsteuereinnahme abzuführen. PulS nitz, am 15. Oktober W08. / vor Stadtrat. Or. Michael, Bürgermeister. Mittag, den 19. MM 1M: VieMflit in Bischossmer-a. Dtschm. Dis Ntchtigjle vom Tuge. Der regierende Bürgermeister von Lübeck Dr. Schoen ist infolge eines Schlaganfalls, 66 Jahre alt, gestorben. Der deutsche Gesandte, Prinz von Ratibor, ist nach Belgrad zurückgekehrt. Zwischen dem König von Serbien und seinem Sohne, dem Kronprinzen Georg sind ernste Differenzen ausgebrochen. Fürst Bülow konferierte gestern mit auswärtigen Bot schaftern über die politische Lage. Der österreichische Thronfolger wird in Vertretung des Kaiser dem König von Italien einen offiziellen Besuch abstatten. Die in der Königsgrube.Eingeschlossenen sind bis auf zwei gerettet, die ihren Tod fanden. Auf Martinique wird ein neuer Ausbruch des Mont Pelee befürchtet. polMscbe Unklarheiten und V^idsrfpracbs. Die ganze Welt hat sicher in den letzten Tagen gern davon Notiz genommen, daß inbezug auf die orientalischen Streitfragen in allen Hauptstädten und zumal auch in Konstantinopel, Sofia und Belgrad eine ruhigere Auf fassung der Lage Platz gegriffen hat, und daß die Kriegs hetzereien ihren Hitzegrad eingebüßt haben. Die ganze politische Lage ist also friedlicher geworden, aber trotzdem ist der politische Horizont bezüglich des Orients doch noch mit schwarzen Wolken bedeckt, denn die Konferenz der Großmächte, welche die Streitfragen friedlich regeln und den doppelten Vertragsbruch sanktionieren soll, scheint noch keinen Schritt vorwärts gekommen zu sein. Ferner kann darüber kein Zweifel bestehen, daß die Türkei und Bulgarien auf der einen Seite, und Oesterreich und Ser bien auf der anderen sich im Stillen auch für den Kriegs fall gerüstet haben. Sollen doch alle österreichischen Re servisten, welche sich im Auslande befinden, eine Gestellungs ordre erhalten haben, und nicht nur in Konstantinopel und Sofia, sondern selbst in Belgrad, sind Kredite zu Rüstungszwecken bewilligt. Wenn man nun auch diese bedrohlichen Anzeichen nur für einen bestimmten schlim men Fall in Betracht ziehen kann, so ist es doch in hohem Grade bedauerlich für die friedliche diplomatische Aktion in der OrientkrisiS, daß die Behauptungen, welche der österreichische Minister des Auswärtigen, Freiherr von Aehrenthal vor der österreichischen Delegation aufstellte, und nach welchen sich Oesterreich im Einvernehmen mit Deutschland, Italien und Rußland bezüglich seiner Schritte für Bosnien und die Herzegowina befinde, nicht oder doch nicht ganz der Wahrheit zu entsprechen scheinen, denn aus Petersburg kommen sehr deutliche Proteste gegen diese Behauptungen des österreichischen Ministers und auch dw deutsche und italienische Regierung haben es deutlich wissen lassen, daß sie nicht vorher ihre Zu stimmung zu einem Schritte der österreichischen Orient- politik gegeben haben, den sie nicht hätten billigen kön nen. Nun arbeiten aber offenbar alle Diplomaten zu mal auch diejenigen Rußlands und Englands, an einer Verwirklichung der Konserenzidee, um eben durch diese die Frage der Unabhängigkeitserklärung Bulgariens und der Ausdehnung der Souveränität des Kaisers von Oester reich aus Bosnien und die Herzegowina friedlich zu regeln. Logischer, richtiger und vor allen Dingen auch vorsichti ger wäre es nun wohl gewesen, wenn Oesterreich und Bulgarien vor den entscheidungsvollen Schritten ihre Anliegen an eine Konferenz der Großmächte und der Tür kei gebracht hätten. Aber man muß auch unbedingt zu geben, daß dann vielleicht eine solche Konferenz nie zu stande gekommen wäre, indem schon vorher die meisten Großmächte einfach abgelehnt hätten, über die Revision des Berliner Vertrages zu verhandeln. So ist aber ein fach dadurch, daß eben eine neue kritische Lage durch die bekannten Schritte Oesterreichs und Bulgariens geschaffen wurde, auch die zwingende Notwendigkeit entstanden, eine Konferenz der Großmächte einzuberufcn. Diese Konferenz hat ja auch viele Fragen zu erledigen und man braucht sich nicht wundern, daß sich die Verhandlungen darüber in die Länge ziehen, denn man will dadurch offenbar den Zündstoff und die Differenzen vermindern. Neben der UnabhängigkeitSerklärung Bulgariens und der Besitz ergreifung Bosniens und der Herzegowina durch Oester reich soll nämlich angeblich auf der Konferenz auch die kretische Frage, dann die Ansprüche Serbiens aüf den Sandschak Novibazar und die Befreiung Montenegros von österreichischer Vormundschaft, ferner die Dardanellen frage für Rußland und schließlich die Regelung des Orientbahnstreites auf das Programm der Konferenz kom men. Nun, das wäre ja genug Arbeit, um die hohe Diplomatie ein halbes oder vielleicht auch ein ganzes Jahr zu beschäftigen. OsrtUckss unO SScbsisckss. Pulsnitz. Wie wird das Wetter am Sonntag sein? Wir sind nun bereits bis fast zur Mitte des Oktobers gelangt und noch immer hält das schöne Herbstwetter an. Wohl wird das meist in O. bis SO. aufhaltende „Hoch" häufig von Depressionen im NW. und NO. bedroht; diese sind aber meist nicht im Stande, den hohen Druck zurückzudrängen; selbst tiefen Störungen, wie solche in letzter Zeit bei Island tagen, hat derselbe widerstanden, ja er hat diese sogar bis nach dem Ozean zurückgedrängt. Es besteht deshalb ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit, daß auch am Sonntag noch das schöne Herb st weiter andauert. Na, wenn's der Fall, wir wollcn's gern ertragen. Pulsniff. Die Staats- und Gemeindeabgaben sind spätestens bis zum 21. Oktober bei der hiesigen Stadt steuereinnahme zu entrichten. Wer sich nicht der mit Kosten verbundenen Mahnung aussetzen will, versäume diesen Termin nicht. — St. Gallustag ist morgen. Der 16. Oktober ist ein bedeutungsvoller Wetterprophezeiher. Der morgige Tag kann uns noch einige schöne Tage in Aussicht stellen, aber auch den Beginn der winterlichen Zeit bedeuten. So sagt eine alte Wetterregel: „Am St. Gallustag den Nachsommer man erwarten mag", und eine andere: „St. Gallen läßt den Schnee fallen." Regen am morgigen Tage läßt Regen bei Weihnachten erwarten, ja, verkün det sogar für daS nächste Jahr einen nassen Sommer. Der 16. Oktober gilt auch als der Tag, an dem das Vieh nicht mehr auf die Weite zu lassen, sondern im Stalle zu behalten ist. Die Obsternte muß nun beendet sein, denn ein alter Bauernspruch sagt: „Auf St. Gallen tag muß jeder Apfel in seinen Sack." Mit dem mor gigen Tage pflegen uns auch unsere letzten Zugvögel zu verlassen. „St. Galle sind die Vögel alle", so lautet ein bekannter Spruch. Vom heiligen Gallus, dessen Gedenk tag der 16. Oktober ist, wird berichtet, daß er im Jahre S95 von Britannien aus nach dem Festlande kam, um die christliche Lehre zu verbreiten. Im Steinlachtale be gründete er eine Einsiedelei, aus der das bekannte Kloster St. Gallen wuchs. Um das Jahr 645 starb er. — nn. Die vom 17. bis 19. Oktober hier in den Räumen des „Bürgergartens" vom Bezirksobstbauverein Bautzen aus Anlaß seines 30jährigen Bestehens zu ver anstaltende Obstousstellung wird sich, zufolge der einge laufenen Anmeldungen, größter Reichhaltigkeit erfreuen. Sonntag, den 18. Oktober, vorm. ^12 Uhr, findet, wie schon angedeutet, im Saale des Hotels „Zum weißen Roß" in Bautzen die allgemeine Versammlung des Lan desobstbauvereins für das Königreich Sachsen statt, bei der Herr Oekonomierat Garcke-Zeitz über ein zeitgemäßes Thema: „Der Obstbau in der Landwirtschaft" referieren wird. Weiter hat aus Anlaß dieser festlichen Veranstal tungen die Obst- und Gartenbauschule zu Bautzen zum Besuche ihrer Muster-Anlagen eingeladen. All diese Ver anstaltungen, die zur Hebung unseres heimischen Obst baues von größtem Interesse sind, seien eines recht zahl reichen Besuches empfohlen. — So angenehm die jetzige schöne Witterung ist, so birgt sie doch auch einen Nachteil in sich; in der Land wirtschaft ist dringend Regen erwünscht. Nachdem der Sommer kühl aber nicht naß war, ist ein Herbst einge zogen ohne Regen. Schon seit Wochen lechzen die Flu ren nach Regen, statt dessen eine Wärme fast wie in den Hundstagen; 20 Grad Celsius und mehr im Schatten Anfang Oktober Die Folge ist ein ungenügender Fut terwuchs für diesen Herbst und schlechte Aussichten ausS kommende Jahr; die Kleefelder stehen schlecht; durch die Trockenheit ist das Wachstum der Feldkamillen begünstigt. Die Futterrüben geben mindere Erträge. Die Saaten sind nur unter Anwendung großer Gespannarbeiten möglich und die zur Erde gebrachten Saatkörner gehen nicht oder nur schlecht auf Wenn nicht bald ausgiebiger Regen eintritt, kann und muß dieser so schöne Herbst für die Bevölkerung zum Schaden gereichen, zumal die Dürre auch über die Nachbarländer sich erstreckt. Oberlichtenau. Nächsten Sonntag, den 18. Ok tober, von 8 Uhr abends ab soll in Schreiers Gasthof wiederum für unsre Gemeinde ein Familienabend abge halten werden. Es wird an demselben Herr Missionar Wittich vom Bismarck-Archipel (Deutsch-Neuguinea) über seine Erlebnisse berichten und auch die mitgebrachten Waffen usw. vorzeigen. Der Missionar wird bereits nachmittags in einem Kindergottesdienste zu den Kindern reden. Der Ertrag einer zu veranstaltenden Kollekte soll je zur Hälfte der Leipziger Mission und dem Missionar Wittich für seine Missionszwecke zufallen. — Nach der gestern in der Wahlgesetzdeputation der II. Ständekammer beschlossenen Neueinteilung der Wahlkreise umsaßt der neue 9. Wahlkreis die Städte Bischofswerda, Kamenz, Königsbrück, Pulsnitz, Rade berg und Radeburg, sowie die Ortschaften Bretnig und Großröhrsdorf, während der bisherige 7. ländliche Kreis — neu io. Wahlkreis —, welchen im Landtage Herr Geometer Rentsch-Kamenz vertritt, die Ortschaften Bret nig, Friedersdorf, Großnaundorf, Großröhrsdorf, Nieder- lichtenau, Niedersteina, Obersteina und Oberlichtenau verliert. Der vom Herrn Gutsbesitzer Kockel-Crostwitz vertretene bisherige 8. ländliche Kreis — neu 11. Wahl kreis — erhält die vorgenannten Orte, mit Ausnahme von Bretnig und Großröhrsdorf, und die Stadt Elstra zugeschlagen, verliert jedoch sämtliche Ortschaften des Amtsgerichtsbezirkes Königsbrück. Groffröhrsdorf. Am Sonnabend, den 10.Oktober, feierten Herr Privatus Friedrich Gotthold Koch und Frau Karoline Wilhelmine geb. Senf in Nr. 148 in geistiger und körperlicher Rüstigkeit die goldene Hochzeit. Auf ihr Ansuchen erfolgte im Hause die Einsegnung durch Herrn Pastor Krause, auch widmete dem Jubelpaare un ter Ausdruck seiner Wünsche das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium eine Ehrenbibel, die bei der Einseg nung überreicht wird. Möge dem greisen Paare noch manches Jahr gemeinsamen Lebens beschieden sein! Dresden, 13. Oktober. Die Wahlrechtsdeputation der 2. Kammer hielt heute eine mehrstündige Sitzung ab. Nach längeren Beratungen wurden schließlich die Wahlkreise 1 bis 96 in der Hauptsache nach den Abände-