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Erscheint: Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Mit „Jllustr. Sonnlagsblalr", „Landwirtschaft- icher Beilage" und „Für Haus und Herd". Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich 1.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen 1.26. Amts- WK Blatt des Königl. Amtsgerichts und des SLadtrates zu Pulsuitz. Inserate für denselben Tag find bis vormittags 10 Uhr aufzugcben. Die fünf mal gespaltene Zeile oder deren Raum 12 Pf. Lokalpreis 10 Pf. Reklame 25 H.. Bei Wiederholungen Rabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungs-Ort ist Pulsnitz. Waläarir umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Nieder- fUr t>^ti llfttvOI-HQI ^plttvttrt), steina, Weißbach, Ober-u. Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. L. Förster's Erben (Inh.: H. w. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur H. w. Mohr in Pulsnitz. Nr. 14. Sonnabend, den 1. Aebruar 1908. 60. Jahrgang. Das Wichtigste vom Tage. Ein kaiserlicher Erlaß verkündet den Dank des Kaisers für die Teilnahme an seinem Geburtsfeste. Der Herzog von Cumberland ist seit 10 Tagen er krankt. Er leidet an einem Luitröhrcnkatarrh und Blasenleiden. Mehrere Spezialärzte sind von Wien aus an das Krankenlagerlager in Gmunden be rufen worden. Die „Hamburger Nachrichten" wenden sich scharf gegen die französische Annahme, als habe Frankreich in Marokko das Mandat, die Europäer zu schützen; das sei Sache des einzelnen Vaterlandes eines jeden. Ter englische Minister Burns kündigt die Einführung einer staatlichen Alterspension von I Pfund monat lich an I Million Arbeiter an. . Ter französische Botschafter in Petersburg, Mr. Bom- pard, wird verdächtigt, Sympathien für die rus sische Revolutionspartei an den Tag gelegt zu haben. In Gibraltar wurde ein Anarchist verhaftet, welcher verdächtigt wird, ein Attentat auf das spanische Königspaar geplant zu haben. Der Zustand der Zarin, die an Halluzinationen leidet, erweckt die schwersten Besorgnisse. Zwischen Budapest und Orsowa wurde ein Eisenbahn zug von Räubern ausgeplündert. OertNcdss unO SS<Dsiscbss. Pulsnitz. Eine lustige Sängerschar, die Victoria- Sänger, gaben gestern Abend im Schützenhaus wieder einmal ein Gastspiel und erzielten hier, wie überall, wo sie auftraten, durchschlagenden Erfolg. Die gesanglichen Darbietungen der aus 7 geschulten und eingesungenen Herren bestehenden Gesellschaft waren großartig und übten ihre Wirkung aus. Weiter verfügt die Gesellschaft über vortreffliche Humoristen, sodaß man bei den Soloszenen: „Salon-Humor" und „ä Gemietsmensch" nicht aus dem Lachen herauskam. Herr Sascha v. Günther ist in seinen Damenrollen wohl kaum zu übertreffen; mancher Besucher mußte sich erst durch einen Blick aufs Programm über zeugen, ob er wirklich ein Mann war. Große Heiterkeit riefen die Gesamtspiele: „Ein Stündchen Strohwitwer" und „Die lustige Witwe" hervor. Der Saal war voll besetzt und amüsierte sich das Publikum aufs beste. Lichtenberg, 31. Januar. Herr Ernst Leberecht Schöne, Gutsauszügler und Kirchenvorsteher hier, und dessen Ehefrau Karoline Wilhelmine, geb. Eisold, konnten heute in voller Rüstigkeit ihr goldenes Ehejubiläum feiern. Hierbei wurde ihnen im Auftrage des Evangelisch- Lutherischen Landeskonsistoriums eine prächtige Ehrenbibel unter feierlicher Ansprache seitens des Ortspfarrers über reicht. Möge dem Jubelpaare ein ungetrübter Lebens abend beschicken sein! — Der Schluß der Jagdsaison ist mit Ende Januar eingetreten, da vom 1. Februar an in Sachsen die meisten Sorten Haar- und Federwild gesetzlichen Schutz genießen. Es dürfen vom 1. Februar ab nicht iuehr geschossen werden: Hasen, Rehböcke, Fasanen (außer halb der Fasanerien), Schnepfen, Hähne von Auer-, Birk- und Haselmild, Wachteln und Bekassinen. Bis zum 1- März dagegen dürfen noch die Krammetsvögel, sowie Edel- und Damhirsch geschossen werden. Wildenten bleiben noch bis zum 15. März jagdbar. Auch im be nachbarten Preußen beginnt mit dem 1. Februar die Schonzeit für weibliches Rot- und Damwild, für Auer-, Birk- und 3^s"^bennen, Haselwild und Wachteln, in Oesterreich für Rehböcke, Hasen, Rebhühner und alle Drosselarten. j — Die Kartenbriefe verschwinden immer mehr und mehr aus dem jetzigen Gebrauch. In den ersten 3ahre nach ihrer Einführung wurden noch 8 Millionen Stück abgesetzt, im Jahre 1906 waren es nur noch 2'/« Millionen Stück. Von jeder der 151660 Postanstalten und Verkaufsstellen im Deutschen Reiche sind demnach durchschnittlich jährlich nur 15 Kartenbriefe losgeschlagen worden. Es wurden an jeder Stelle nur alle drei bis vier Wochen ein Kartenbrief verlangt. Wenn feine Ab schaffung auch noch nicht definitiv beschlossen ist, so wird sich mit der Zeit dies von selbst ergeben, sofern nicht das Publikum sich mehr dieses ehemals für so notwendig er achteten Verkehrsmittels bedient. — Bevölkerungsdichtigkeit in der Amts- hauptmannschast Kamenz. Die Bevölkerungs- dichtigkeit ist bekanntlich im ganzen Deutschen Reiche (abgesehen natürlich von den freien Städten Hamburg, Lübeck und Bremen) nirgends so stark als im Königreich Sachsen. Während in ganz Deutschland durchschnittlich auf einem Quadratkilometer 112 Einwohner leben, müssen sich bei uns 300 Bewohner mit dem gleichen Raum be gnügen. Welche Differenz in der Bevölkerungsdichngkeit besteht, möge man daraus ersehen, daß im Großherzog tum Mecklenburg-Strehlitz nur 35 Menschen aus dem Quadratkilometer wohnen. Von den einzelnen Amts hauptmannschaften des Königsreichs hat die dichteste Be völkerung Chemnitz, wo auf den Quadratkilometer 403 Menschen kommen. Am dünnsten ist die Bevölkerung in der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde gesät, denn dort wohnen auf genannter Fläche nur 85,48 Bewohner. In der Amtshauptmannschaft Kamenz, die eine Fläche von 695 Quadratkilometern umfaßr, wohnen auf einem solchen 104 Menschen. — V. Veteranenreise nach Frankreich. Die V. Beteranenreise nach Paris — Orleans—Le Mans — Se dan— Nancy — Belfort zum Besuche der Schlachtfelder vom Feldzug 1870/71 findet vom 7. bis 21. Mai ds. Js. statt und sind Kameraden und Kampfgenossen zur Be teiligung an derselben herzlichst cingeladen. Besucht werden außer einem sechstägigen Aufenthalt in Paris folgende Schlachtfelder: Artenay, Poupry, Lumeau, Beau- villiers, CHLieau-Goury, Loigny, Villepion, Ormes, Coul- miers, Leaugency, Villechaumont, Cravant, Beaumont, die Schlachtfelder um Le Mans, Bellevue, Donchery, La Croix Piot, Frenois, Bazeilles, Lamoncelle, Daigny, Givonne, Jlly, Floing, die Schlachtfelder an der Lisaine, Montbeliard, Hericourt. Nähere Auskunft darüber, sowie genaue Prospekte sind gegen Einsendung einer 10 Pfg.- Marke zu beziehen durch die Zentralstelle für Veteranen reisen nach Frankreich, München, Dachauerstraße 4. — Die Königl. Generaldirektion der Sächs. Staatseisenbahnen gibt sämtlichen Stationen und Bahnmeistereien bekannt, die ihnen unterstellten, mit der Bedienung von Wegeschranken betrauten Bediensteten fortgesetzt anzuhalten, diese Schranken rechtzeitig zu schließen und nach Vorübersahrt eines Zuges erst dann wieder zu öffnen, wenn sie sich zuvor überzeugt haben, daß auf einem der andern Gleise nicht noch ein weiterer Zug herannaht. Diese letztere Maßnahme seitens der Schrankenwärter ist auch dann zu beachten, wenn ein Zug auf einem andern Gleise nicht angekündigt ist. Ursache dieser neuerlich erweiterten Verordnung sind wiederholte Geschirrunfälle auf Wegeübergängen, hervor gerufen durch das zu späte Schließen oder vorzeitige Oeffnen der Schranken. — OK. Meisterkursus in Königsbrück. In der Zeit von Ende April bis Juli 1908 findet in Königsbrück ein Meisterkursus statt, in welchem die einfache Buch führung, Kalkulieren, gewerbliches Rechnen, gewerblicher Briefverkehr, sowie die Abfassung amtlicher Schreiben gelehrt werden soll und in dem den Teilnehmern das Notwendigste aus der Gewerbeordnung, aus der Arbeiter versicherungsgesetzgebung, dem Wechselrecht und anderen gewerblichen Fächern vorgetragen werden wird. Der Kursus erfüllt somit schon lange gehegte Wünsche, wes halb allen Handwerkern die Beteiligung angeraten werden kann, seien es Mitglieder von Meisterprüsungskommissionen und Gesellenprüfungsausschüssen, seien es überhaupt ältere Handwerker, die schon lange im praktischen Leben tätig sind und denen hier einmal Gelegenheit geboten ist, in kurzer Zeit sich mit den neuen Gewerbegesetzen usw. näher bekannt zu machen, seien es junge Handwerker, die sich erst selbständig gemacht haben und denen eine umfassende Uebersicht über die neuen Anforderungen, die an das Handwerk gestellt werden, recht erwünscht sein wird, seien es strebsame Handwerksgesellen, die die Errichtung eines eigenen Geschäftes im Auge haben oder seien es sonstige Gewerbetreibenden. Der Unterricht soll in den Abend stunden, die noch festgelegt werden müssen, erteilt werden. Die Leitung des Kursus liegt in den Händen des Herrn Schuldirektor Kind in Königsbrück, bei dem auch die An meldungen zum Kursus bereits jetzt bewirkt werden können. Die verhältnismäßig sehr geringe Gebühr von 6 Mk. für jeden Teilnehmer ist bei der Anmeldung mit zu hinterlegen. — Vom 1. Februar ab werden im inneren deutschen Verkehr sogenannte Fensterbriefe, das sind Briefe, bei denen die Aufschrift nich auf dem Umschläge, sondern auf der Briefeinlage angebracht ist und durch einen Teil des Umschlags hindurchscheint, versuchsweise zugelassen. Voraussetzung ist, daß der durchscheinende Teil des Umschlags keinen störenden Glanz zeigt, die Anbringung einer leicht und gut haftenden Schrift ge stattet, einen festen Bestandteil des Umschlags bildet also nicht eingeklebt und ferner so angebracht ist, daß die Ad resse des Briefes, wie bei den übrigen Briefen, parallel zu den Langseiten des Umschlags verläuft. Bischofswerda. Vaterländische Festspiele. Der Besuch dieser patriotischen Veranstaltungen mehrt sich von Tag zu Tag. Die Mittwoch-Nachmittagvorstellung war auch von vielen Erwachsenen besucht, denen entweder der Tag gelegener ist oder die ungünstigen Heimweg haben würden bei Benutzung später Abendzüge. Ein hoher Gast hatte auch Einkehr gehalten mit Familie, nämlich Se. Durchlaucht Prinz Sizzo von Schwarzburg- Rudolstadt auf Schloß Großharthau. Er sprach sich außerordentlich zufrieden über alles aus, stellte auch einen zweiten Besuch für nächste Woche bestimmt in Aussicht, um auch die zweite Abteilung der Darsteller aller sprechen den Rollen kennen zu lernen. Besonders interessierte die hohe Familie die große Aufmerksamkeit und die oft laut schallende Heiterkeit von ca. 800 Kindern aus der Stadt und Umgegend, die von ihren Herren Lehrern klassenweise herbeigeführt worden waren. Den strahlenden Augen sah man das große Interesse an, das das Gesehene und Ge hörte in ihnen erweckte und lebhaft dürfte die Aussprache auf dem oft weiten Heimwege gewesen sein. Möchten noch recht viele ihrem Beispiel folgen. Bautzen. Sitzung der I. Strafkammer des Königl. Landgerichts. In geheimer Sitzung wurde gegen den verheirateten Tapezierergehilfen Paul Erwin Kunath aus Großröhrsdorf wegen Sittlichkeitsverbrechens verhan delt. Er hatte am 30. Dezember 1907 an der 13jährigen Flora Ott in Großröhrsdorf sich unsittlich vergangen. Kunath erhielt 8 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehr verlust. 3 Wochen gelten als verbüßt. Bautzen, 31. Januar. Wie das Garnisonkom mando heute mitteilt, sind nach einer gestern abend ein gegangenen Mitteilung der Bakterioloogischen Station in Dresden in dem zur Untersuchung nach dort gesand ten Material aus der Leiche des am Sonntag verstorbe nen Soldaten Wilhelm der 7. Kompagnie des hiesigen Infanterie-Regiments Nr. 103 ebenfalls Genickstarr - Er reger gefunden worden. Im Befinden des an epidemi scher Genickstarre erkrankten Soldaten Leuschner ist eine wesentliche Besserung eingetreten, die übrigen neun zur Beobachtung im Lazarett untergebrachten Soldaten sind sämtlich gesund, abgesehen von etwas Katarrh. Dresden. König Friedrich August hat sein reges Interesse für die Journalisten- und Schriftstellerwelt auch anläßlich des gestern Freitag stattgefundenen Presseballes „Im Märchenland" zu erkennen gegeben. Exzellenz v. Crie- gern mußte ausführlichen Bericht über die Veranstaltung erstatten, worauf dem Arbeitsausschuß die Mitteilung zu gegangen ist, daß der König die gesamte Festdekoration des städtischen Ausstellungspalastes vor der Eröffnung des Balles, also am 31. Januar, in Augenschein nehmen werde. Außerdem hat der König auch einen Hauptge winn für die Tombola gestiftet. Die Teilnahme des Kö nigs war der Hoftrauer wegen nicht möglich. Dresden. Die angebliche Gräfin Stürza hat sich als eine raffinierte Hochstaplerin entpuppt, die 1867 in Günz in Ungarn geboren ist und Irma Freyler heißt. Daß sie eine geborene Freyler ist, gibt sie zu, behauptet aber mit dem ungarischen Grafen Stürza verheiratet zu sein. Gegenwärtig beschäftigt sich die Polizei noch eifrig mit dem Vorleben der Beschuldigten, die vor einigen Jahren wegen vieler Schwindeleien in Oedenburg (Un garn) zu 3 Jahren Kerker verurteilt worden sein soll. Im Gefängnis verfaßte sie einen Roman, betitelt „Ich", der im Buchhandel erschien und ihren Lebenslauf schildert. Die Beschuldigte nannte sich auch Irma Tihang, ihr Paß lautet jedoch auf Freyler. Aus Wien ist jetzt die Mit teilung eingtroffen, daß sie mit dem Grafen Sturz« nicht verheiratet sei; daß sie mit ihm ein Verhältnis gehabt