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Pulsnitzer Wochenblatt lelegr.-^dr.: Wochenblatt Pulsnitz erscheint: Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. 5lmts des l^önigl. Amtsgerichts und des 5tadtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem laril. ertüllungsort ist Pulsnitz. Inserate für denselben lag sind bis vormittags IO Uhr aufzugeben. Die künk mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 Pf., Lokalpreis 10 pk. Neklams 25 Pf. Sei Wiederholungen Nabatt. Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich Mk. l.25 bei kreier Zustellung ins Saus, durch die Post bezogen Mk. 1.4t. Mit „Illustr. Sonnlagsblatt", „Landwirtschaft licher Beilage" und „§ür Saus und SerL". ML und Zeitung bvlatt §ernsprecher: Nr.l8. DezirKS-AnZEigSr Q Utlcrnik umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz m. s., Vollung, Srohröhrsdork, Sretnig, Sauswalds, Ohorn, Obersteina, Dieder- rliiUSUiUU iur Vtkll ktliusgtlt Ix UtBI tle), steina,Weitzbaci), Ober-u.Diedsrlichlsnau,§risdersdorf-1'hiemendorf, Mittelbach, OrohnaunLork, Lichtenberg, stlein-Ditimannsdork. Druck und Verlag von L. L. Sörstsr's Erben (Inh.: Z. XV. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Sismarckplatz Dr. 265. Verantwortlicher Nsdakteur: I. XV. Mohr in Pulsnitz. Ac. 81. Dienstag, den 7. Inti 1908. 60. Jahrgang. Aröeitsnachweis. Gesucht werden: I Unecht für Landwirtschaft xr. (5. Juli (908 (Lohn nach Uel ercinkunft) von Alfred pelz, INittelmühle Pulsnitz. 2 Unechte für Lanwirtschaft für sofort (dauernde Beschäftigung, Lohn nach Uebereinkunft) vom Rittergut Döbra. Aas Wichtigste vom Hage. Die Vermählung des Prinzen August Wilhelm, vierter Sohn des Kaiserpaares, mit der Prinzessin Ale xandria, findet Ende September statt. Gegen die Fahrten deutscher Luftschisfer nach Frank reich wird dort protestiert. Die Kosaken des Schahs haben trotz des Protestes des englischen Geschäftsträgers von neuem die eng lische Gesandtschaft in Teheran umstellt. Der Besuch des russischen Kaiserpaares in England soll in Cowes stattsinden. Die erste Hauptversammlung des Deutschen Städte tages fand gestern in München statt. Tie Denkschrift über die staatliche Pensionsoersicherung der Privat Angestellten wird, wie verlautet, in 8 Tagen erscheinen. Im Eulenburgprozeß erklärte der Angeklagte, sich der Person des Zeugen Riedel zu entsinnen, aber nie mals unsittliche Handlungen mit ihm vorgenommen zu haben. Bei einer Uebung des österreichischen 1 / 7. Infanterie- Regiments wurden auf den Kommandanten zwei scharfe Schüsse abgefeuert. Der Kollektivs 6rbsitsvsrtrag. Die schweren Schädigungen, welche nicht nur der Arbeitgeber und der Arbeiter, sondern auch der allgemeine Wohlstand unter dem nachteiligen Einflüsse der immer wieder auftretenden Lohnkämpfe, Arbeitseinstellungen und Aussperrungen in den gewerblichen Kreisen erleiden, müssen eigentlich dazu führen, daß man in allen be teiligten Kreisen daran denkt, diesen schweren Uebelstand mit seinen schlimmen wirtschaftlichen Folgen mindestens zu mildern. Es kann ja in den heutigen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen kein Mensch hoffen, daß zwischen Arbeitgeber und Arbeiter etwa ein ewiger Friede gesetzlich oder freiwillig durch Vertrag festgesetzt werden kann, aber man muß doch erwarten, daß die kämpfenoen Parteien, die Arbeitgeber wie die Arbeiter, endlich einmal einsehen, daß die übertriebenen Kämpfe eine Art Selbst mord in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht sind, und wenn auch weder die Streiks noch die Aussperrungen künftig unvermeidlich sein werden, so sollte man doch im gegenseitigen Interesse ganz energisch daraufhin arbeiten, die Lohnkämpfe abzukürzen, den giftigen Haß aus den Streitigkeiten zu befestigen und fachlich auf der Grund lage eines Schiedsgerichtsspruches sich über einen neuen Arbeitsvertrag verständigen. Die Erfüllung dieser Hoff nung liegt übrigens in den gewerblichen Kreisen Deutsch lands gar nicht so fern, denn der Friede, den vor wenigen Tagen die Vertreter des deutschen Baugewerbes geschlossen haben, trägt schon einige sehr kräftige Beweise dafür in sich, daß man auf Seiten der kämpfenden Parteien ein gesehen hat, daß die Kämpfe um den höheren Lohn gerade wegen des Kampfes um das Dasein für Unternehmer wie für Arbeiter ihre Grenzen haben müssen. So haben die Lohnkämpfe der Bauarbeiter mit den Bauunter nehmern in Berlin seiner Zeit zunächst zu einem An griffsstreike der Bauarbeiter geführt. Diesem Streike folgte aber dann die Aussperrung von etwa 31000 Bau arbeitern in Berlin. War nun dieser Zustand in seinen wirtschaftlichen Folgen schon für die beteiligten Arbeiter und ihre Familien wie auch für die Bauunternehmer im hohen Grade nachteilig, fo sind doch die wirklichen Schädigungen durch diesen großen Lohnkampf noch viel schlimmer gewesen und haben in Berlin Hunderttausenden von Menschen Schaden gebracht. Die einfache Logik dieser Tatsache beweist, daß es stets von den verderb lichsten Folgen ist, wenn die großen Lohnkämpfe bis auf Las äußerste ausgefochten werden. Die kämpfenden Par teien fügen sich nicht nur selbst den größten Schaden zu, sondern cs leidet darunter auch das allgemeine Wirt schaftsleben, und die nun entstandenen wirtschaftlichen Verluste wirken nun wiederum schädigend auf die be treffenden Gewerbe, in denen gestreikt wurde, zurück. Es ist daher mit großer Freude zu begrüßen, daß der Schiedsspruch, den die Unparteiischen in dem Lohnkampfe im deutschen Baugewerbe gefällt haben, eine ganze An zahl Streitpunkte entgiltig beseitigt hat und voraussicht lich zu einem längeren Frieden im Baugewerbe führen wird. Es hat sich bei diesen Verhandlungen aber auch herausgestellt, daß einige gesetzliche Reformen für das Verhältnis zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitern im hohen Grade notwendig erscheinen. Um die vielfach in der Arbeiterschaft recht leidenschaftlich und verwirrt hervorgebrachten Forderungen zur Beseitigung von Miß ständen und zur Erreichung besserer Löhne auf eine ge sunde Grundlage zu bringen, wird es notwendig sein, die Rechtsverhältnisse der Arbeiterschaft nicht nur durch Arbeiterkammern zu sichern, sondern auch den kollektiven Arbeitsvertrag gesetzlich zu klären, zu schützen und zu be grenzen. Es ist dies eine rein sachliche, soziale und wirtschaftliche Forderung, welche mit irgend einem poli tischen Parteiprogramm gar nichts zu tun hat. Es ist deshalb auch zu hoffen, daß nicht nur die Gewerkschaften, sondern auch die Arbeitgeberverbände in dieser Hinsicht dem Bundesrate und dem Reichstage ihre Wünsche mit dem nötigen Material versehen unterbreiten, und daß wir dadurch zu einer gesetzlichen Grundlage für den kollek tiven Arbeitsvertrag gelangen und damit den Lohn kämpfen ein gewisses Maß und Ziel setzen. OerMÄres unS SScdsisckss. Hulsnih. In der Kamenzer und Königsbrücker Gegend hat nunmehr der Roggenschnitt begonnen und die ersten Stoppelfelder mit ihren Kornpuppen bilden wieder eine Erscheinung des Jahreslaufes. — Die Anbringung von Briefkästen an den Ein gängen der Wohnungen zur Aufnahme der Postsendungen und Zeitungen für die Wohnungsinhaber hat sich bei dem stetig wachsenden Verkehr als so zweckmäßig erwiesen, daß das Publikum von der Einrichtung in weit größerem Umfange Gebrauch machen sollte, als bisher geschehen ist. Abgesehen davon, daß durch das Vorhandensein von Hausbriefkästen die Briefbestellung im eigensten Interesse des Publikums erheblich beschleunigt wird, bietet die Einrichtung den besonderen Vorteil, daß in den Fällen, in welchen der Empfänger abwesend oder in der augen blicklichen Entgegennahme der Postsendungen verhindert ist, die Sendungen nicht zum Postamte zurückgebracht zu werden brauchen, sondern durch Niederlegen in den Brief kasten schneller in die Hände der Empfänger gelangen, als wenn sie bei einem späteren Bestellgange nochmals durch den Briefträger überbracht werden. Außerdem wird den meisten Briefempfängern erwünscht sein, wenn die vom Briefträger abgegebenen Briefe und Postkarten nicht zuvor in die Hände des Dienstpersonals oder anderer Personen gelangen, wodurch leicht Anlaß zu Indiskretionen gegeben wird. Die Anbringung eines Hausbriefkastens sollte daher bei keiner Wohnung unterlassen und insbe sondere auch bei Aufführung von Neubauten von vorn herein in Betracht gezogen werden. Von den verschiedenen Arten der im Gebrauch befindlichen Hausbriefkasten haben sich in der Praxis am besten die in die Eingangstür zu den einzelnen Wohnungen eingelassenen Einwurfsspalten mit einem dahinter an der Innenseite der Tüe ange brachten verschließbaren Briefkasten bewährt. Es empfiehlt sich, diesen Einwurfsspalten eine solche Ausdehnung zu geben, daß von den bestellenden Boten auch stärkere Briefe und Drucksachen eingelegt werden können. — Wer in der letzten Woche den Abend- Himmel beobachtet hat, ist in Bewunderung versetzt worden durch die Farbenpracht, die seine Augen da ge schaut. Der kühnste Maler der Modernen wurde da in der Farbentönung übertroffen. In voriger Woche waren gegen Mitternacht auf die Dauer von etwa zehn Minuten von Norden ausgehende, vom dunklen Himmelsblau sich hell, scharf abgrenzende Strahlen wahrzunehmen. Am Montag abend, der besonders klar war, leuchtete der nördliche Himmel einige Grad über dem Horizont in zartestem Meergrün, darüber azurnes Blau, darunter schwefelgelbe und noch näher dem Horizonte zarte Wol- kenschichten von roter bis zu brauner Tönung. Am Mittwoch Abend erschien der nördliche Himmel durch seine gelbe und rote Farbenpracht wie in ein Flammen meer getaucht. Diese atmosphärischen Erscheinungen sind auch anderwärts beobachtet worden. Direktor Archenhold von der Treptow Sternwarte stellte fest, daß die beobachtete Helligkeit an die bekannte Dämmerungserscheinung vom Jahre 1883 erinnerte, die auf die Ausbrüche des Kraka tau« in der Sundastraße zurückzuführen war? Beobach tet wurden leuchtende Nachtwolken in ungefährlicher Höhe von 80 Kilometern über der Erdoberfläche mit auf fallend scharfen Umrissen, die sonst nicht zu bemerken waren. Offenbar liegt eine außerordentlich merkwürdige und charakteristische Erscheinung von besonders starker Intensität vor. Vielleicht hängt das Phänomen mit größeren Veränderungen auf der Sonnenoberfläche zu sammen, durch die in der Atmosphäre elektrische Entla dungen erfolgten. Bestimmteres konnte noch nicht festge stellt werden. Aus Königsberg in Preußen wird gemel det, daß die Erscheinung auch dort und an der ganzen Ostseeküste beobachtet worden ist. — Für den Monat Juni 1908 sind behufs Ver gütung des von den Gemeinden resp. Quartierwirten innerhalb der betreffenden Lieferungsverbände im Monat Juli 1908 an Militärpferde zur Verabreichung gelangen den Pferdefutters in den Hauptmarktorten der Lieferungs verbände des Regierungsbezirks Bautzen folgende Durch schnitte der höchsten Preise für Pserdefutter mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert festgesetzt worden: Hafer 100 Kilo. Zittau: 15 M 91 Pf. Bautzen: 15 „ 75 „ Kamenz: 15 „ 59 „ Löbau: 15 „ 54 „ Heu 100 Kilo. 7 M 56 Pf. 8 „ 40 „ 7 ., 35 „ 7 „ 88 „ Stroh 100 Kili. 6 M 30 Pf. 4 „ 86 „ 4 „ 72 „ 4 „ 89 „ — Die Fünfzigpsennigstücke der älteren Gepräge formen mit der Wertangabe „50 Pfennige" gelten vom 1. Oktober an nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel. Bis zum 30. September 1910 werden sie aber bei den Reichs- und Landeskassen noch in Zahlung genommen bezw. umgetauscht. Die Ersatzstückc tragen bekanntlich die Wertangabe ,Z/z Mark". ' — Beunruhigung ist, wie das „Vaterland ' schreibt durch eine Ministerialverfügung hervorgerusen worden, die die Sparkassen verpflichtet, 25 °/» ihrer Geldbestände in mündelsicheren Papieren anzulegen, wovon mindestens 8 °/o auf sächsische Staatspapiere entfallen fallen. Man kann nach dieser Richtung hin diesen Entschluß der Staatsregierung wohl verstehen. Gerade in der heutigen Zeit, wo so viel heimisches Geld in ausländischen Werten untergebracht ist, und der inländische Geldmarkt unter stetem Mangel seufzt, sollte die Bevölkerung eines Landes mehr als je dazu angeregt werden, zunächst die vater ländischen Finanzen bessern zu Helsen. Daß dies geschieht, wenn die betreffenden Staatspapiere mehr gekauft werden, ist wohl zweifellos. Die andere Frage aber ist die, ob nicht die betreffenden gemeinnützigen Institute durch diesen Zwang oft in die Lage gebracht werden können, bedeutende Kursverluste zu erleiden. In der Tat haben sich deshalb bereits eine große Anzahl von Sparkassen verwaltungen mit einer Petition an den Landtag ge wandt, um die Aufhebung jener Verfügung zu erlangen. Die Deputation hat sich bereits eingehend mit dieser Pe tition beschäftigt und mit 9 gegen 7 Stimmen beschlossen, der Regierung zur Erwägung zu geben, ihre Verordnung zurückzuziehcn. ES dürfte infolgedessen im Herbst über diesen Punkt in der Zweiten Kammer zu ziemlich er regten Debatten kommen. — Preiserhöhung für Zeitungsdruck papier. Das deutsche Druckpapier-Syndikar in Berlin steht sich veranlaßr, eine allgemeine Erhöhung der Syn- dikatspreise eintreten zu lassen. Begründer wirk diese Maßnahme einmal mit den gesteigerten Löhnen und der Verteuerung des Holzstoffes, sowie der Kohlen, anderer seits mit der starken Nachfrage nach Druckpapier vom Ausland. Die Preiserhöhung, die für die Schlüsse für 1909 in Geltung kommst ist je nach der Bedarssmenge